Limbachs Nackt-Läufer

[Zett]

Bin wieder mal in der Zeitung:

Limbachs Nackt-Läufer: »Freie Presse« Ausgabe »Chemnitz«, online seit 13.02.24 abends, gedruckte Ausgabe: Do, 15.02.24

https://www.freiepresse.de/chemnitz/lim ... el13247706

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[Zett]

Interessant die Aussage: "Laut dem Limbacher Ordnungsamt gab es immer wieder Hinweise von Bürgern, welche in Abstimmung mit der Polizei jedoch nicht als Ordnungswidrigkeit gewertet wurden. 'Der Herr geht relativ verantwortungsvoll mit dem Nackt-Laufen um', heißt es aus dem Amt."

[CHICO]

Sehr schön, dass Sie in der Öffentlichkeit – Presse – erleben, dass es die sozialverträgliche / sozialadäquate Nacktheit i. ö. Raum tatsächlich gibt. Nacktheit ist eben nicht verboten, sondern erlaubt. Und: Wenn etwas erlaubt ist, muss es nicht überall zu jeder Zeit oder in jeder Form erlaubt sein. Es bleibt aber erlaubt!

[CHICO]

Der Bericht von Zett über seine Nacktläufe und die Aufmerksamkeit und die Einschätzung, die er damit bei Bürgern, Polizei und dem Amt gefunden hat, ist eine sehr schöne Gelegenheit, die von mir wiederholt formulierte „sozialverträgliche / soziadäquate Nacktheit i. ö. Raum“ noch einmal zu erläutern.

Sozialverträglich, weil die Bürger, die die Nacktheit von Zett realisiert haben, es aus moralischer Sicht verträglich bzw. zu tolerieren empfunden betrachten.

Sozialadäquat, weil seitens des zuständigen Amts (ein Amt hat kein Moralempfinden zu haben) unter ethischen Gesichtspunkten – wie Ethik in Deutschland orientiert an den relevanten Normen zu verstehen ist – kein Anlass der Adäquatheit zur Ethik wegen zum Eingreifen gegeben war.

[Zett]

Das "sozialverträgliche und sozialadäquate Nacktheit" ist im Prinzip richtig. Man kann es aber auch etwas einfacher ausdrücken: kultivierte Nacktheit, also u.a. an Verhaltensregeln gebundene Nacktheit, kurz Nacktkultur.

[CHICO]

Um „Verhaltensregeln gebundene Nacktheit“ deutlich zu machen, erscheint mir „sozialverträglich / sozialadäquat“ eben deutlicher. „Verhaltensregeln“ wirft Fragen nach den Regeln auf. Aber den „besten“ Begriff zu finden bleibt schwierig.

[Eule]

Man kann sich in der Erfindung neuer Begriffe so verlieben, dass man den Blick auf die Realität und das allgemeine Verständnis verliert. Nur wem dient dieses?

[Zett]

Um „Verhaltensregeln gebundene Nacktheit“ deutlich zu machen, erscheint mir „sozialverträglich / sozialadäquat“ eben deutlicher. „Verhaltensregeln“ wirft Fragen nach den Regeln auf. Aber den „besten“ Begriff zu finden bleibt schwierig.

Die Frage nach den Regeln ist einfach beantwortet: Es sind die Regeln des Anstandes, die man trotz - oder besonders - bei der Nacktheit im Freien bewahren sollte.

[CHICO]

@ Zett schreibt:
„Die Frage nach den Regeln ist einfach beantwortet: Es sind die Regeln des Anstandes,…“

Damit werde ich nie einig gehen, wenn jemand unter diesem Begriff – „Anstand“ - mein z. B. nacktes Wandern hier im Wald beurteilen will und ich mich daran halten sollte. Anstand gehört in die Kategorie MORAL und Moral gibt keine verbindlichen Handlungsweisen für alle her. Es gibt eben keine einheitliche Moral oder Sitte für die in Deutschland lebenden Menschen – nicht nur hinsichtlich der Einstellung zur Nacktheit i. ö. Raum. Auch die ggf. überwiegende Moralvorstellung zur Nacktheit kann nicht für mich verbindlich sein. „Das ist bei mir so Sitte (Fledermaus)“ muss eben nicht bei allen anderen auch Sitte oder Moral sein. Und das Sittengesetz ist nur noch eine alte Chimäre.

Die Einschätzung von Nacktheit i. ö. Raum wird von den sehr unterschiedlichen Moralvorstellungen der verschiedensten Gruppierung allein hier in Deutschland sehr unterschiedlich gesehen. Damit ist dann auch klar, dass man nackt Spazierend im Wald – auch in Limbach - auf Personen treffen kann, die sich dazu sehr zustimmend oder tolerant zeigen; aber eben auch andere Menschen, die glauben, solches Nacktsein verstoße massiv gegen den Anstand, den diese Personen fordern. Sie haben offensichtlich bei Ihrem letzten, berichteten Laufen nur den zustimmenden Personenkreis getroffen.

Sozialverträglich sehe ich also die Situation beim Treffen von Nackten und Bekleideten nur, wenn die Bekleideten das Nacktsein für angemessen halten oder mindestens bereit sind, es zu tolerieren (eigentlich ist aber Toleranz in diesen Fällen Pflicht). Insoweit reicht mir die über MORAL definierte sozialverträgliche Nacktheit nicht aus.

Sie sollte auch sozialadäquat verstanden und nur in dieser Form gelebt sein. Also den Vorstellungen der normativen Ethik gerecht werden. Und Ethik als Reflektionstheorie der Moral bietet dann die für mich entscheidende Orientierungsmöglichkeit, ob die praktizierte Nacktheit angemessen ist. Ob Nacktheit im Wald beim Spazieren oder Baden am See grundsätzlich erlaubt ist und nicht abhängig von Moralvorstellungen anderer ist. Und so sehe ich es!

Selbstverständlich ist auch Nacktheit i. ö. Raum vorstellbar, die in einer bestimmten Gruppe sozial akzeptiert wird, aber ethisch gesehen inakzeptabel ist.

Also: „Verhaltensregeln“ beim Nacktsein i. ö. Raum hole ich mir nicht über Anstand oder Moral. Und wenn ich die Sozialadäquatheit sehe, vertrete ich auch ganz offiziell mein einschlägiges Verhalten; auch wenn andere das für inakzeptabel oder sogar verboten halten; denn dann bin ich wieder beim Art. 2 GG als Norm der Ethik.

An Eule gerichtet sei geschrieben, dass hier keine neuen Begriffe gesucht und gefunden werden. Es wird nur versucht, Verhaltensweisen zu beschreiben, zu erklären und zu bewerten. Was hier geschrieben ist ersetzt nicht die Begriffe Nudismus, Naturismus oder auch Freikörperkultur, sondern zeigt auf, wie diese gelebt werden sollten.

[Zett]

Unter »Regeln des Anstandes« meine ich natürlich, einfache Nacktheit ausgeklammert. Ich meine, gerade wenn man nackt ist, sollte man die (anderen) Regeln des Anstandes besonders berücksichtigen. Das heißt z.B. das man Entgegenkommenden ins Gesicht schaut, bei Blickkontakt freundlich (nicht übertrieben grinsend) grüßt, ein Grüßen unterlässt, wenn der Entgegenkommende Blickkontakt vermeidet, ein Erschrecken vermeidet, beim Überholen beizeiten räuspert oder sich anders bemerktbar macht, Orte, an denen mit Menschenansammlungen zu rechnen ist, meidet usw.