von BOeinNackter » Sa 27. Aug 2022, 14:10
In meinem Beitrag habe ich wohl einen Teil eines Satzes ausgelassen. Ich versuche es noch einmal.
Unter dem ersten Link fand ich, dass ein Herr Weller meinte, dass jüngere Menschen heute schamhafter, sensibeler und grenzachtender mit Nacktheit umgingen. Vorher gab es einen Link zu der Studie, aus der diese Sicht begründet sein soll.
in der Studie geht es um sexuelle Grenzverletzungen und sexuelle Gewalt. Dort lobt er die bessere Aufgeklärtheit und Reflektiertheit junger Menschen, die durch offenere Gesprächsmöglichkeiten eine höhere Resilienz gegen Grenzverletzung, Mißbrauch und die Folgen bewirke.
Hier liegt der Bezug zum Mißbrauch sehr nahe.
Positiv an seinen Aussagen finde ich, dass er die Widerstandskräfte durch mehr Offenheit und Aufklärung gestärkt sieht. Negativ ist die Darstellung, dass die Zurückhaltung, nackt zu sein, grenzachtender sei. Das impliziert, nackt vor anderen zu sein, riskiere fahrlässig, die Grenzen anderer ungebührlich zu verletzen.
Ich habe Zweifel daran, dass all diese jungen Leute wirklich so offen über ihre Sexualität und ihre guten und negativen Erfahrungen reden können. Auch im Sexualkundeunterricht wird immer mehr Zurückhaltung geübt, obwohl es schon immer eher um Fragen der Fortpflanzung, der Empfängnisverhütung und der Vermeidung von Krankheiten ging. Dazu ist jetzt noch die Einhaltung von Grenzen getreten, um den, heute mehr beachteten, Mißbrauch zu verhüten. Anständige, bedeckende Kleidung wurde immer gern als probates Mittel empfohlen.
Traditionell sind es die männlichen Familienoberhäupter, die für den Schutz von Frau und Kindern, besonders Töchtern zuständig sind. Immer noch tun sich Männer gern mit den diesbezüglichen Leistungen hervor und viele Frauen sind stolz auf sie. Dieser Schutz führte schon immer zu Einschränkungen für die Beschützten und macht sie manchmal sogar zu Opfern von TäterInnen, die die Autoritätsgläubigkeit und die Scham wegen Grenzverletzungen nutzen.
Es gab viele Versuche gegen das Patriarchat. Zum Teil war der Verzicht auf bedeckende Kleidung so eine Idee. Bald gab es aber Väter und Vereinsvorsitzende, die Nacktheit zu einer Regel mit zahlreichen Ausführungsbestimmungen machten. Es fehlen noch viele Einsichten und Ideen, um mit solchen Widersprüchen besser klar zu kommen.
Leider wurde von naturistischer Seite wenig zu einer Entwicklung einer positiven, persönlichen Sexualität und das Selbstbewußtsein, damit seine eigenen Wege finden zu dürfen, geleistet. Sicher dürfen wir unsere gesellschaftliche Realität nicht ausser Acht lassen. Es ist aber ein Fehler, unsere Sexualität zuerst und vor allem mit Bedrohungen oder Verfehlungen zu verbinden.
Wir sollten lernen, unseren ganzen Körper, auch unsere Sexualität, mit Stolz und Hochachtung zu betrachten. Wir alle, nicht nur Kinder, brauchen Menschen, denen wir vertrauen können, die nicht bewerten, maßregeln und begrenzen sondern Hilfe zum eigenen Leben leisten, auch für mehr Resilienz.