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"Der Standard" in Österreich

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Seelöwe » So 15. Dez 2019, 21:56

Aria hat geschrieben:....Ich kann Pessimisten nicht verstehen, die im Wandel statt einer Chance stets etwas Negatives sehen.

Aria, volle Zustimmung.
Die Entkopplung von Arbeitsleistung und Lebensunterhalt, also das bedingungslose Grundeinkommen, wäre vielleicht so eine Chance.
Ok, ich höre schon die Aufschreie...
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Tim007 » So 15. Dez 2019, 22:39

Du hörst die Aufschreie zurecht.
Das alles muss finanziert werden.

Im Übrigen ist es natürich zutreffend, dass Veränderungen eine Chance bieten können. Menschen, die stets destruktiv agieren, sind für Problemlösungen ungeeignet.

Aber das ist ein anderes Thema.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Eule » Mo 16. Dez 2019, 00:02

@ Aria
Wenn ich von einem gesellschaftlichen Wandel spreche, also von der arbeitsorientierten zu einer neuen Gesellschaftsform, dann ist damit kein Pessimismus verbunden. Es ist vielmehr die Aufforderung, sich Gedanken darüber zu machen, wie diese neue Gesellschaft organisiert und philosophisch begleitet werden kann und muss, damit die Menschen, die ihr Selbstwertgefühl nicht über einen ordentlichen Arbeitsprozess definieren können, weil ihnen ein derartiger nicht mehr angeboten werden kann, sich nicht unnütz und wertlos empfinden.

Ich weiß, dass dieser mein Gedankengang in einer Zeit, in der uns in Deutschland Facharbeitskräfte fehlen und die Arbeitslosigkeit sich abbaut und wir scheinbar bald wieder den Zustand der Vollbeschäftigung erreichen könnten, absurd erscheint. Wenn wir jedoch gleichzeitig hören und lesen, dass viele Großfirmen planen, 10.000 Stellen und mehr sozialverträglich abzubauen, dann beunruhigt uns dieses jetzt. Das Wort "sozialverträglich" scheint uns sehr zu beruhigen. Aber viele erkennen nicht, dass diese zig 10.000 abgebauten Arbeitsstellen uns morgen nicht mehr zur Verfügung stehen. Der nachrückenden Generationen stehen diese Arbeitsplätze somit nicht mehr zur Verfügung und was machen wir mit den Menschen, denen so kein Arbeitsplatz mehr angeboten werden kann, weil diese ja abgebaut wurde?

Hier ist also nicht Pessimismus gefordert, auch nicht die Beruhigung, dass dieser Zustand uns nicht oder nicht mehr ereilen wird. Hier ist Kreativität gefordert, neue Wege zu denken und zu finden, weil wir den gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt, wie wir die Würde des einzelnen Menschen, unabhängig davon, ob er in einem ordentlichen Arbeitsverhältnis steht oder nicht, erhalten und stärken können. Zweckoptimismus, wir haben es ja bislang immer geschafft, mit den Anforderungen der Jetztzeit zurecht zu kommen, hilft hier nicht weiter, weil das Anforderungsprofil der kommenden Zeit eine völlig andere sein wird. Wir müssen uns jetzt gedanklich auf diese neuen Herausforderungen vorbereiten und diese diskutieren, um die verschiedensten Wahrnehmungen dieser Veränderungen zu erfassen, zu dokumentieren, systematisieren und dann eine Vorstellung zur Lösung für diese neue Gesellschaft zu finden.

Wir sollten uns die Worte von Oswald von Bell-Breuning zu Herzen nehmen, die dieser kurz vor seinem Tod formulierte: "Unsere Gesellschaft wandelt sich von der arbeitsorientierten zur Freizeitgesellschaft. Nur was das ist, weiß ich nicht!" Mit dem Wort "Freizeitgesellschaft" meinte er zweifelsohne nicht die Trallala-Gesellschaft vieler Urlaubsangebote.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Eule » Mo 16. Dez 2019, 00:12

@ Seelöwe
Bezüglich der Frage der Entlohnung für diese neue Gesellschaft ist der Gedanke des bedingungslosen Grundeinkommens richtig. Da gehört sie nach meiner Meinung hin. Aber dieses BGE ist kein Ersatz für die Sozialhilfe oder Hartz VI. Der Gedanke des BGE muss also erweitert werden und mit dem Lohnsystem verbunden werden.


@ Tim
Die Frage der Finanzierung muss natürlich gründlich erörtert werden. Hier werden sich sicherlich unterschiedliche Modelle entwickeln und wir werden dann sehen, welches sich als das tragende Modell herausstellen wird. Jedoch sollten wir die Frage der Finanzierung nicht an den Anfang stellen, sondern erst zum Schluss behandeln, wenn wir Klarheit darüber haben, wie es lang gehen könnte oder sollte. Jetzt ist die Frage nach der Finanzierung nur ein beliebtes Totschlagargument, um jegliche Diskussion abzuwürgen.

 
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Tim007 » Mo 16. Dez 2019, 10:19

Eule hat geschrieben:Jetzt ist die Frage nach der Finanzierung nur ein beliebtes Totschlagargument, um jegliche Diskussion abzuwürgen.


Nein. Die Finanzierbarkeit ist das entscheidende Argument.
Irgendwoher muss das Geld kommen. Und es bedarf keiner überbordenden Phantasie, um sich vorstellen zu können, wer letztlich wieder "bluten" soll.

Das Argument, alle wollten in Wirklichkeit arbeiten, geht an der Realität vorbei. Ich erlebe das jeden Tag. Zumindest ich will nicht in einem Nanny-Staat leben.

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Seelöwe » Mo 16. Dez 2019, 10:41

Die Finanzierung ist doch eigentlich ganz einfach: Wenn die Industrie 4.0 es schafft, dass Waren und auch viele Dienstleistungen ganz ohne den Einsatz von Arbeit geschaffen werden können, und wir alle Geld für diese Waren und Dienstleistungen bezahlen, steht uns (wem sonst?) dieses Geld wieder als Einkommen zur Verfügung, oder? Alles andere wäre Umverteilung von fast allen an einige wenige...
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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Bummler » Mo 16. Dez 2019, 10:55

Eule hat geschrieben:Dieser gesellschaftliche Umbruch wird bezeichnet mit der EDV-isierung unserer Gesellschaft oder klarer mit Industrie 3.0.


Naja, die Sache ist widersprüchlich. Natürlich gibt es die Digitalisierung und wenn man sich die digitalen Konzerne anguckt, dann sieht man mit welcher Macht diese Digitalisierung "passiert". Es entspricht dem Wesen unseres Wirtschaftssystems, dass erstmal alles erlaubt ist, was nicht verboten ist, ohne Rücksicht auf irgendwelche Folgen. Das war früher auch schon so wie Aria anmerkte und letztendlich wird die Politik in Form des fürsorgenden Staates (-> Tim007!) dann dafür sorgen, dass überbordende Not gelindert wird, da uns sonst unser politisches System um die Ohren fliegt.

Das hat seinerzeit sogar Bismarck erkannt und flugs Sozialsysteme installiert, damit die Sozis nicht die Monarchie abschaffen. Nun gut, die Monarchie ging trotzdem drauf, aber man sollte mit Blick in die Geschichte nicht davon sprechen das etwas unmöglich wäre, so wie heutzutage das BGE. Denn auch damals war ja sicherlich das Geld nicht in hülle und fülle da, aber wenn man etwas will, dann findet man auch den Weg dahin.

Aber zurück zur Digitalisierung. Ich muss dabei immer an meinen eigenen Berufsweg denken, weil diese Digitalisierung mich ja fortwährend begleitet hat. Während es zu Beginn meines Studiums noch darum ging, ob man für statische Berechnungen einen Taschenrechner benötigen würde (und das fast 40 Jahre nach Konrad Zuse), war mein Berufseinstieg von der Einführung der ersten (sündhaft teuren) Personalcomputer begleitet. Jung und dynamisch wie ich war, hatte ich natürlich mit Supercalc (so ein Vorläufer von Excel) alsbald alle meine Formeln auf Diskette und konnte lustig Statiken rechnen, praktisch auf Knopfdruck. Das mit CAD/CAM hat dann nicht so einfach geklappt, aber spätestens mit dem 486-er gingen FEM-Berechnungen und damit die Post ab, seitdem gab es Statiken per Handrechnungen praktisch nicht mehr. Die älteren Kollegen retteten sich verzweifelt in die Rente und unsereiner gab den Ton an.

Nun aber bin ich selber alt und plötzlich, schau an, finde ich auch nicht mehr alles sinnvoll, was so digitalisiert wird. Jetzt wird allerorten BIM eingeführt und ich bin ganz sicher da nicht bei. Wenn das verbindlich wird, also statische Berechnungen am Gebäudemodell, dann gehe ich in Rente.

Witzig dabei, meine Tochter z.B. reagiert genervt, wenn ich an der Digitalisierung rum meckere. Klar sie arbeitet ja an solch Innovationen für die Deutsche Bank und freut sich über die Möglichkeiten, die sich da auftun, schon aus dem Grunde, weil die traditionellen Plätze alle belegt sind. So wird ganz logisch, die neue Generation den Umbruch voran treiben. Ob das Sinn hat oder nicht ist zweitrangig.

Das man sich bei solchen Technologien auch mal vertun kann, wie z.B. bei den Überschall-Passagier-Flugzeugen, wird ausgeblendet. Oder wie nervig sowas sein kann, wie die ganzen Elektro-Roller, auch. Das ist jetzt neu oder "in", also passiert es auch.

Da kann man gar nichts dagegen machen.

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Bummler » Mo 16. Dez 2019, 10:58

Tim007 hat geschrieben:Das Argument, alle wollten in Wirklichkeit arbeiten, geht an der Realität vorbei.


Das stimmt. Deshalb müssen sie auch zur Arbeit gezwungen werden.

 

Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von RolandCH » Mo 16. Dez 2019, 11:30

Jetzt habe ich doch tatsächlich gemeint, ich befände mich hier in einem FKK-Forum..... Ja, wenn ich die ersten Beiträge lese, ging es eigentlich auch um FKK und die Nacktheit in der Familie... :roll:

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Re: "Der Standard" in Österreich

Beitrag von Aria » Mo 16. Dez 2019, 11:36

Bummler hat geschrieben:Es entspricht dem Wesen unseres Wirtschaftssystems, dass erstmal alles erlaubt ist, was nicht verboten ist, ohne Rücksicht auf irgendwelche Folgen.
Dass alles erlaubt ist, was nicht verboten, ist der Kern der Freiheit. Der umgekehrte Fall, dass alles, was nicht explizit erlaubt, automatisch verboten sei, ist das genaue Gegenteil – in so einem System kann es kaum Fortschritt geben.

Bummler hat geschrieben:Jung und dynamisch wie ich war, hatte ich natürlich mit Supercalc (so ein Vorläufer von Excel) alsbald alle meine Formeln auf Diskette und konnte lustig Statiken rechnen, praktisch auf Knopfdruck. Das mit CAD/CAM hat dann nicht so einfach geklappt, aber spätestens mit dem 486-er gingen FEM-Berechnungen und damit die Post ab, seitdem gab es Statiken per Handrechnungen praktisch nicht mehr. Die älteren Kollegen retteten sich verzweifelt in die Rente und unsereiner gab den Ton an.

Nun aber bin ich selber alt und plötzlich, schau an, finde ich auch nicht mehr alles sinnvoll, was so digitalisiert wird. Jetzt wird allerorten BIM eingeführt und ich bin ganz sicher da nicht bei. Wenn das verbindlich wird, also statische Berechnungen am Gebäudemodell, dann gehe ich in Rente.
Hier hast du sehr schön gezeigt, dass einem lebenslangen Lernen natürliche (Alters-)Grenzen gesetzt sind, die zu überwinden nur wenigen gelingt.

Bummler hat geschrieben:Das man sich bei solchen Technologien auch mal vertun kann, wie z.B. bei den Überschall-Passagier-Flugzeugen, wird ausgeblendet.
Das wird nicht ausgeblendet, sondern daraus gelernt. Nur wer nichts Neues versucht bzw. nichts tut, kann auch keine Fehler machen.

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