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"Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehungen

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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Maleonu » Mo 24. Jun 2019, 10:12

Na ja, aber wenn man mal die Statements in diesem Artikel durchsieht, dann ist es doch bei den meisten so, dass sie mit ihrem Partner auch außerhalb von Sex-Situationen unbefangen nackt sein können und dies auch praktizieren. Nur bei zweien ist es nicht so (davon einer ohne Partnerschaftserfahrung), aber einer von denen wird sinngemäß in der Überschrift zitert.

Für die hier geäußerten Thesen ist der Artikel also eher kein Nachweis.

 
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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Eule » Mo 24. Jun 2019, 20:35

Aria
Eule hat geschrieben:
Aber es gibt eben Menschen, die haben die Nacktheit als solches so fest mit der Sexualität verbunden, so dass ihnen der Schritt zur Erkenntnis, dass die Nacktheit als solches das Natürlichste der Welt ist, verbaut ist. Für mich ein Symptom, wie weit wir uns aus der Natürlichkeit als solches heraus gelöst haben und die Natürlichkeit als solches zu instrumentalisieren versuchen.
Du vergisst: Mindestens die letzten 2000 Jahre war die Nacktheit mit der Sexualität verbunden, also haben wir schon damals so gedacht wie heute.
Ich weiß jetzt nicht, woher du dir die Gewissheit für diese deine Aussage nimmst. Ich für mich könnte nicht so argumentieren.

Ich berichtete dir ja schon einmal von der Ausstellung des LWL-Landesmuseums, Stiftung Kloster Dahlheim aus dem Jahre 2015 (Katalog ISBN 978-3-87023-379-2) die 7 Todsünden, 1.700 Jahre Kulturgeschichte zwischen Tugend und Laster. Auf den Seiten 32 ff dieses Katalogs wird aufgeführt, dass der Lasterkanon in den Mönchsgemeinden in der ägyptischen Wüste im 4. Jahrhundert n. Chr. entstand und dann im 5. Jahundert n. Chr. erst in Europa eingeführt wurde. In diesem Lasterkatalog wurde nicht die Nacktheit als solches angeprangert, sondern die Wollust. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Wollust (die Sexualität) mit der Nacktheit verbunden. In der offiziellen kath. Lehre war die Nacktheit als solches kein Problem und somit keiner Erwähnung wert, mit nur einer ausnähme. In dieser Ausnahme ging und geht es um die Linderung der wirtschaftlichen Not, die ja mit der Sexualität als solches nichts am Hut hat. Ja, ich kenne die Bücher aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, in dem eifrige Pastöre den jungen Mädchen rieten, Sägemehl in die Badewanne zu gießen, damit sie beim Anblick ihres unbekleideten Körpers nicht in Versuchung geraten könnten. Ich nehme es dir wirklich ab, dass du in deiner kirchlich konservativen bayrischen dörflich/kleinstädtischen Erziehung eine derartige religiöse Unterweisung erhalten haben könntest oder gar hattest. Bei uns hier, ich wuchs in einem protestantisch geprägten Umland auf, wurde ein derartiger Blödsinn nicht verkündet und gelehrt.

So wie ich dir deine Lehrerfahrung individuell zugestehe und akzeptiere, so muss ich deiner generellen Aussage mit Nachdruck widersprechen. In der kath. Kirche insgesamt hat es diese feste Verbindung zwischen der Nacktheit als solches und der Sexualität nicht gegeben. Partiell, also in kath, geprägten Ländern, kann es zu diesem Fehlschluss durchaus gekommen sein und ist es auch. Aber eben nur partiell.

 
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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Eule » Mo 24. Jun 2019, 20:59

@ Area
Ich sehe gerade, ich habe auf eine sehr wichtige Aussage von Dir nicht reagiert. Dieses will ich jetzt hier nachholen.
Also ist das, was du als Herausgelöstsein aus der Natürlichkeit nennst, der Normalzustand.
Hier setzt du irrtümlich zwei unterschiedliche Begriffe gleicht, nämlich natürlich und normal. Natürlich ist ein Zustand nur dann, wenn sich dieser Zustand aus der Natur selbst ergibt. Also ohne eine äußere Beeinflussung. Normal ist der Zustand nur dann, wenn dieser Zustand einer Norm entspricht. Diese Norm kann sich aus der Natur ableiten, muss es aber nicht. Diese Normierung kann durch eine erklärte Aussage oder Bestimmung erfolgen, muss also nicht unbedingt schriftlich fixiert sein. Sie kann vor langer Zeit festgelegt worden sein und entspricht also einer gängigen Übung, wobei durchaus Variationen auftreten könnten.

Deine Aussage, dass das, was ich als ein herausgelöst-Sein aus der Natürlichkeit nenne von vielen Menschen als einen Normalzustand empfunden wird, ist eine Bekräftigung meiner Aussage und kein Widerspruch. Das Normalverständnis vieler Menschen heute entspricht in vielen Teilen nicht mehr der Natürlichkeit des Menschen. Diese Trennung vom Normalverständnis des modernen Menschen von seiner Natürlichkeit mache ich mitverantwortlich für den Werteverfall unserer Gesellschaft.

 
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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Eule » Mo 24. Jun 2019, 21:01

Wenn man sich die Überschrift dieses Threads ansieht, so verwundert es mich, dass die Begrenzung der Sexualität auf eine körperliches Handeln, eben dem Sex, beschränkt wird und diese Einengung des Begriffes der Sexualität hier auf keinen Widerspruch stößt.

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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Aria » Mi 26. Jun 2019, 00:39

Eule hat geschrieben:In der offiziellen kath. Lehre war die Nacktheit als solches kein Problem und somit keiner Erwähnung wert, mit nur einer ausnähme. In dieser Ausnahme ging und geht es um die Linderung der wirtschaftlichen Not, die ja mit der Sexualität als solches nichts am Hut hat.
Wenn das wahr wäre, dann hätte die katholische Kirche auch Jesus Christus mal nackt darstellen lassen können. Aber sie hat es nicht getan: Er trägt immer mindestens einen Lendenschurz – hier ein paar Beispiele: http://www.gym-hartberg.ac.at/schule/im ... _Kunst.pdf

 

Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von hajo » Mi 3. Jul 2019, 22:17

Aria hat geschrieben:Wenn das wahr wäre, dann hätte die katholische Kirche auch Jesus Christus mal nackt darstellen lassen können. Aber sie hat es nicht getan: Er trägt immer mindestens einen Lendenschurz...

Vor allem, da in allen 4 Evangelien zu lesen ist, dass seine Kleider nach der Kreuzigung verlost wurden. Bei Johannes sind sogar explizit die Unterkleider erwähnt.

 
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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Tim007 » Mi 3. Jul 2019, 22:25

DAS ist der Beweis.

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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Bummler » Do 4. Jul 2019, 07:27

Wofür?

 
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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Eule » Fr 5. Jul 2019, 02:38

@ Aria
Das Jesus nicht nackt dargestellt wird, hat etwas mit der Verehrung dieser Person zu tun. Denn bei der Darstellung von Jesus geht es nicht um die Darstellung der Körperlichkeit sondern um die bildliche Übertragung seiner Botschaft bzw. Leides.

In der europäischen Kunst wird die Darstellung des weiblichen Aktes ohne Kennzeichen der weiblichen Genitalorgane bzw. Schambehaarung dargestellt. Trotzdem wird dieser weibliche Akt nicht als unvollständig oder moralisch zensiert betrachtet.


@ Bummler
Deine Frage will ich hier nur kurz beantworten. Die Erwähnung der Kleidung des gekreuzigten Jesus erfolgt nur mit einem Kleidungsstück, dem Untergewand. Dieses ist ein Bezug auf eine Textstelle im Alten Testament.

@ alle
Wir sollten jetzt unseren Exkurs in die Theologie hiermit beenden und uns wieder dem Thema des Threads zuwenden.

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Re: "Intimer als Sex": Menschen über Nacktsein in Beziehunge

Beitrag von Bummler » Fr 5. Jul 2019, 13:02

Eule hat geschrieben:@ Bummler
Deine Frage will ich hier nur kurz beantworten. Die Erwähnung der Kleidung des gekreuzigten Jesus erfolgt nur mit einem Kleidungsstück, dem Untergewand. Dieses ist ein Bezug auf eine Textstelle im Alten Testament.


Nun wissen wir, dass Nacktheit früher eine Demütigung war. Warum sollten also die Kreuziger von Jesus auf diese verzichten?

Karin Koller hat geschrieben:In meinem Buch steht, die Kreuzigung wurde von den Römern als demütigendste Strafe vorgesehen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Gekreuzigten nackt waren. Gregor von Tour erzählte, wie nach Fertigstellung eines Gemäldes, auf dem ein nackter Jesus dargestellt war, der Bischof träumte, Jesus würde ihm befehlen, den nackten Körper zu bedecken.
Viel später aber wurde der Gekreuzigte auch nackt dargestellt, auch noch von Michelangelo. Nach dem Konzil von Trento galt Nacktheit in sakralen Darstellungen als unschicklich und einigen Figuren Michelangelos mussten Höschen gemalt werden.

https://karinkoller.wordpress.com/2014/ ... twas-wahr/


Ich zitiere das auch nur deshalb, damit man sehen kann, wieso tatsächlich Nacktheit intimer als Sex sein kann, nämlich dann, wenn man eine Demütigung nicht erwarten braucht.

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