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Geschichte der FKK

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von hajo » Do 4. Nov 2021, 15:41

CHICO hat geschrieben:Die Geschichte der FKK / des Nacktseins im öffentlichen Raum kann mich nur unter dem Aspekt „Lernen für die Zukunft“ interessieren.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat geschrieben:Wir lernen aus der Geschichte, dass wir überhaupt nichts lernen.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Aria » Do 4. Nov 2021, 15:54

Hans H. hat geschrieben:@Tim: Das Wort "Geschwurbel" gebe ich Dir zurück und auch die "heiße Luft". Das ist nicht der Stil einer sachlichen Diskussion.
An einer sachlichen Diskussion war Tim007 noch nie interessiert, wenn dabei die christliche Religion betroffen ist. Er sieht einfach nicht ein, dass diese Religion in Deutschland vom Mittelalter an bis in die 1950er Jahren hinein bestimmend in Sachen Moral war.

Lediglich evangelische Kirche in Deutschland reagierte und reagiert etwas flexibler auf Veränderungen des Zeitgeistes, während die katholische Kirche ein einziges Mal einigermaßen auf der Höhe der Zeit war: Zu Zeit des zweiten Vatikanum in den 1960er Jahren. Aber der Schwung aus dieser Zeit war mit dem Antritt des polnischen Papstes dahin: Sein Vierteljahrhundert war ein einziges Bremsmanöver, das sich mit seinen 2 Nachfolgern fortsetzte bzw. fortsetzt.

Als Konsequenz daraus laufen der Kirche die Gläubigen weg, und diejenigen, die bleiben, hören nicht mehr auf sie. Denn mit dem Bekanntwerden des jahrzehntelangen sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche und seiner mangelhaften Aufarbeitung (verschweigen, verzögern, Akten als geheim deklarieren, etc.) hat diese Kirche jedes Recht verloren, ihren Gläubigen zu sagen, was sich moralisch gehört und was nicht.

Hans H. hat geschrieben:Aber hier ging es ja um frühere Einflüsse, die auf die Geschichte der FKK sicher einen Einfluss hatten und die größere Ausbreitung in den 1920er bis 1930er Jahren ausgebremst hatten. Da dann noch nach dem Krieg die Adenauer-Ära hinzu kam mit neuer politisch gewollter Prüderie (und da war die Kirche mit beteiligt!), ging die Entwicklung in den 1960er Jahren wieder so klein los (fast von Null, von den wenigen getragen, die sich noch an frühere Zeiten erinnert haben).
Das sehe ich auch so. Aber andere, siehe Tim007 und Eule, sind anderer Meinung, deswegen ist es gut, dass diese Diskussion geführt wird.

Ich habe diesen Thread eröffnet, weil ich gesehen habe, dass die Vorbehalte gegen die FKK immer noch die gleichen sind wie jene in den 1920er Jahren. Um die Diskussion wieder auf den eigentlich von mir gewünschten Pfad zurückzubringen, zitiere ich den ersten Beitrag noch einmal:
Aria hat geschrieben:Ein Fundstück aus dem FKK-Museum: Zitat aus Licht-Land (Offizielles Organ der Liga für freie Lebensgestaltung - Illustrierte Blätter für Körperkultur und Lebenserneuerung) vom 1. März 1928 (drittes Bild):

Für einen Christen, der der Freikörperbewegung angehört, ist es tief schmerzlich, immer wieder zu erleben, wie die Kirchen und kirchlichen Vereine unsere Bestrebungen bekämpfen, angeblich aus gründen christlicher Sittlichkeit. Man darf daran nicht gleichgültig vorübergehen; handelt es doch nicht bloß darum, dass solche, die allen Grund haben, sich ihres nackten Körpers zu schämen, nun einen plausiblen Vorwand gefunden haben, unsere Bestrebungen zu schmähen, – das kann uns ganz kühl lassen –, der Jammer ist der, dass viele, besonders junge Leute, die sich nach sittlicher Reinheit sehnen und sie in unserer Bewegung finden könnten, durch die ganz unverständlichen Autoritäten sich abhalten lassen, zu uns zu kommen. Es ist wohl nicht böser Wille, aber doch Gedankenlosigkeit und Weltfremdheit, die uns in Artikeln kirchlichen Zeitschriften entgegentritt, wenn man dort einerseits Prostitution, zweifelhafte Nachtlokale, schlechte Filme, Schundliteratur, andererseits Frauenmoden, Bubikopf, Turnbekleidung und – o Schrecken aller Spießer – Nacktkultur in einem Atem nennt und als Zeichen sittlichen Verfalls wertet.

An diesem Zitat sind 2 Aussagen bemerkenswert:

1. Wer nicht „schön“ sei, hätte allen Grund, sich seines/ihres nackten Körpers zu schämen – Stichwort Schönheitswahn.
2. Jugend würde abgehalten, FKK-Bewegung beizutreten, indem man sie in die Nähe von zweifelhaften Dingen rücke – Stichwort Sexualisierung.

Und das sind so ziemlich genau die Dinge, die auch heute genannt werden, wenn man der Frage nachgeht, warum FKK von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt wird; es hat sich also in diesem Punkt seit mindestens 90 Jahren nichts geändert.
Die Frage ist also, woher kommt es, dass sich die FKK gesellschaftspolitisch immer noch dort befindet, wo sie vor 100 Jahren war, obwohl der einstige Spiritus Rector der Gegner der FKK nicht mehr viel zu sagen hat.

Meine Antwort darauf: Erst seit 20-30 Jahren haben die Kirchen auf dem moralischen Gebiet nicht mehr viel zu sagen in diesem Land. Diese Zeit ist zu kurz, um auszulöschen, was dem Volk in den Jahrhunderten zuvor in Sachen Schamhaftigkeit und Sittlichkeit eingepflanzt worden ist.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Hans H. » Do 4. Nov 2021, 16:07

@CHICO: Deiner Aussage stimme ich voll zu. Die Zitate von Aria waren hier in diesem Zusammenhang interessant und können durchaus zum Verständnis für gewisse Entwicklungen über die Zeit beitragen (wenn man die Zitate auch liest und nicht von vornherein stur ablehnt, wie teilweise hier geschehen). Aber aus meiner Sicht ist das Thema ausdiskutiert und die verschiedenen Standpunkte sind bekannt. Da Aria den Thread eröffnet hat, sollten wir beachten, dass sie nicht wünscht, jetzt das Thema im Thread zu dem von Dir geschriebenen zu wechseln. Ob sie selbst noch mehr zum Thema hat, werden wir dann sehen. Wer einen passenden Startbeitrag im Kopf hat, kann natürlich einen neuen Thread eröffnen, wie sie vorgeschlagen hat.

@tytoalba: Diese Kritik von Hegel war sicher auch von ihm nicht absolut gemeint, sondern so, dass es leider zu viele Fälle gibt, bei denen man sieht, dass aus der Geschichte nichts gelernt wurde. Aber für das vergangene Jahrhundert sehe ich doch einige Entwicklungen, bei denen man schon sieht, dass aus der Geschichte gelernt wurde.

Nachtrag - Beitrag von Aria erst nach Abschicken gesehen:
Aria hat geschrieben:Meine Antwort darauf: Erst seit 20-30 Jahren haben die Kirchen auf dem moralischen Gebiet nicht mehr viel zu sagen in diesem Land. Diese Zeit ist zu kurz, um auszulöschen, was dem Volk in den Jahrhunderten zuvor in Sachen Schamhaftigkeit und Sittlichkeit eingepflanzt worden ist.
Das sehe ich auch so. Ein Wandel in solchen Dingen benötigt mindestens die Lebens-Dauer einer ganzen Generation (Nicht Abstand der Generationen, sondern wirklich Lebensdauer!).

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Eule » Fr 5. Nov 2021, 01:26

@ Aria
Sorry, ich will jetzt hier nicht noch weiter vom Thema abschweifen und nun die Frage des Schwangerschaftsabbruches innerhalb der kath. Kirche diskutieren. Nur soviel sei zu diesem Thema gesagt, das, was du da sagst ist nicht falsch. Aber dieses bedeutet nicht, dass dieses deswegen richtig ist. Man kann nicht nur mit plakativen Überschriften argumentieren und dann glauben, damit der Wahrheit nahe gekommen zu sein. Ich kann nur sagen und damit will ich es bewenden lassen, deine Aussage, deine Darstellung ist nicht korrekt und vermittelt darum einen falschen Eindruck.


@ Hans H.
Es gibt auch in der ev. Kirche in Deutschland sehr prüde Kreise. Jedoch ist die ev. Kirche in Deutschland in der Tat freizügiger als die kath. Amtskirche.

Die Frage der Verhütung hat mit der Geschichte der FKK nun mal nichts zu tun. Das Beispiel geht fehl, weil es hierzu keinen Bezug zwischen der Geschichte der FKK und der Enzyklika „Humanae vitae“ aus dem Jahre 1968 gibt. Bevor ich mich jetzt wegen der äußerst oberflächlichen Diskussion aufregen muss, lassen wir es lieber sein.

@ Aria
Der Schwung des II. Vatikanums war mit dem Tod von Papst Johannes XXIII schon abgeflaut. Paul VI war schon ein Bremser.

Ich muss jetzt mal ausholen, auch wenn ich es nicht gerne tue. Also, ich stamme aus einer großbürgerlichen kath. Familie aus dem Rheinland. Meine Tante war die erste Frau in Deutschland, auch die Theologie studiert hat. Ihr Theologiestudium endete mit dem Zeitpunkt, als die Männer ins Priesterseminar wechselten. Als Frau konnte sie da natürlich nicht hin. Diese meine Tante ist 1901 geboren worden und aus vielen Gesprächen mit ihr weiß ich, wie die Situation der kath. Kirche in den 20-ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war. Ich konnte sogar die Predigtbücher aus dieser Epoche lesen. Somit weiß ich, was damals gesagt und gemeint wurde.

Mir ist es aber ebenso bekannt, dass sich in dieser Zeit eine theologische Gegenbewegung entwickelte, die zwar nicht von Kloster Maria Laach ausging, dort aber ein wichtiger Kristallisationspunkt lag. Dort wurden Lösungen erörtert und probiert, die später im II. Vatikanum beschlossen wurden. Dir ist es sicherlich bekannt, dass der Abt eines Benediktinerklosters den Rang eines Bischofs hat.

Wenn sich nun ein Katholik darüber beschwert, es bedauert oder sich durch den Beschluss der kath. Bischofskonferenz in seiner Entscheidung, einem FKK-Verein beizutreten behindert fühlt, so ist dieses durchaus stimmig. Was jedoch nicht stimmig ist, und darauf kommt es an, dieser Beschluss stellt keine Lehrmeinung der kath. Kirche dar.

Bayern ist ein kath. geprägtes Land, obgleich Franken protestantisch geprägt ist. Frag doch bitte mal beim Landesverband Bayern des DFK nach, wann sich die FKK-Vereine in Bayern gegründet haben und ob es hier eine signifikante Unterscheidung zwischen diesen beiden konfessionell unterschiedlich geprägten Landesteilen ergibt. Hier brauchst du also keine Rückschlüsse zu ziehen oder eine Meinung darstellen. Hier kannst du objektive Fakten liefern. Mach es.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Eule » Fr 5. Nov 2021, 01:36

@ Hanbs H.
Sorry, ich hatte deinen letzten Beitrag übersehen. Die kath. Amtskirche hatte ihre Deutungshoheit schon vor 1968 verloren. Und 1968 ist länger als 20-30 Jahre her. Ich habe wirklich den Eindruck, dass bezüglich der kath. Amtskirche hier mehr gemeint als gewusst wird.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Fr 5. Nov 2021, 05:25

Wir fassen das Ergebnis der Diskussion zusammen:

1.
"Schamhaftigkeit und Sittsamkeit" sind für Aria, ohne sich mit Differenzierungen aufzuhalten, verwerflich.

2.
Schuld daran ist "die" Kirche.

3.
Seit 30 Jahren (oder seit 50 Jahren -1968-) ist der Einfluss der religiösen Spaßbremsen dahin. Ein Schrei der Befreiung geht durch die Massen. Auch wenn der verderbliche Einfluss "der" bösen Kirche nachhallt, kann sich der Mensch endlich frei entfalten. Ein Grund dafür, warum die Freikörperkultur seither einen unbeschreiblichen Höhenflug erlebt.

Die Stringenz dieser Argumentation ist verblüffend.
Ein Sündenbock ist gefunden worden.
Die Geschichte der FKK haben wir gemeinsam aufgearbeitet.
Und alles ist gut.

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Fr 5. Nov 2021, 07:03

@ Tim007: Es ist anmaßend zu schreiben: “Wir fassen… „. Ich gehöre bei einem solchen Text nicht zu „Wir“. Wer sich zu „Wir“ zählen will, sollte realisieren, was er gelesen hat.

Die Stringenz dieser Argumentation ist verblüffend naiv oder auch einfältig oder auch nur beleidigend!

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Tim007 » Fr 5. Nov 2021, 09:45

Wer sich getroffen fühlt, mag entsprechend empfinden.
Gerade von Dir hatte ich erwartet, zwischen den Zeilen lesen zu können.

 

Re: Geschichte der FKK

Beitrag von CHICO » Fr 5. Nov 2021, 10:37

Ironie hatte ich nicht erwartet. In solchen Fällen sollte tatsächlich das Ironiezeichen - Fragezeichen verkehrt - gesetzt werden.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Campingliesel » Fr 5. Nov 2021, 10:55

@ Aria:

1. Wer nicht „schön“ sei, hätte allen Grund, sich seines/ihres nackten Körpers zu schämen – Stichwort Schönheitswahn.
2. Jugend würde abgehalten, FKK-Bewegung beizutreten, indem man sie in die Nähe von zweifelhaften Dingen rücke – Stichwort Sexualisierung.

Und das sind so ziemlich genau die Dinge, die auch heute genannt werden, wenn man der Frage nachgeht, warum FKK von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt wird; es hat sich also in diesem Punkt seit mindestens 90 Jahren nichts geändert.


Hier liegst du gründlich falsch.
Punkt 1 und 2 betrifft erst spürbar die letzten 30 Jahre. Vorher gab es diese Gründe nicht, wenn jemand die FKK ablehnte. Da haben die Leute, die die FKK kennengelernt haben, auf welchem Weg auch immer, begriffen, daß das keine Rolle spielt, ebenso gab es genug Jugendliche, die auch keine Probleme mit der FKK hatten, weil auch sie wußten, daß FKK keinen Bezug zur Sexualität hat.

Wenigstens hast Du jetzt mal verstanden, daß die Jugend seit 30 Jahren eben aus diesem Grund meistens von der FKK abgehalten wurden und heute immer noch werden. Da hat sich eben leider sehr viel geändert.

Daß sich die Mehrgesellschaft schon immer gegen die FKK gestellt hat, stimmt zwar, aber man kann nicht sagen, daß sich seit ihrem Bestehen nichts geändert hat. Es war schon unterschiedlich in den so grundverschiedenen Zeitepochen. Und während der 60 - 80er Jahre gab es ja einen absoluten FKK-Boom. Auch wenn natürlich immer noch nicht die Mehrheit der gesamten Gesellschaft FKK machte, aber immerhin besonders in der DDR ein sehr großer Teil. Von der FKK in der BRD wird zwar nicht soviel geredet, aber es gab sie trotzdem, denn sehr viele sind eben in F oder Yu oder A vor allem im Urlaub auf FKK-Plätzen gewesen. Die Leute, die in den Vereinen und auf ein paar öffentlichen Stränden waren, fielen der Mehrheitsgesellschaft in der BRD selbst dagegen nicht so stark auf.

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