Hans H. hat geschrieben:@Tim: Das Wort "Geschwurbel" gebe ich Dir zurück und auch die "heiße Luft". Das ist nicht der Stil einer sachlichen Diskussion.
An einer sachlichen Diskussion war Tim007 noch nie interessiert, wenn dabei die christliche Religion betroffen ist. Er sieht einfach nicht ein, dass diese Religion in Deutschland vom Mittelalter an bis in die 1950er Jahren hinein bestimmend in Sachen Moral war.
Lediglich evangelische Kirche in Deutschland reagierte und reagiert etwas flexibler auf Veränderungen des Zeitgeistes, während die katholische Kirche ein einziges Mal einigermaßen auf der Höhe der Zeit war: Zu Zeit des zweiten Vatikanum in den 1960er Jahren. Aber der Schwung aus dieser Zeit war mit dem Antritt des polnischen Papstes dahin: Sein Vierteljahrhundert war ein einziges Bremsmanöver, das sich mit seinen 2 Nachfolgern fortsetzte bzw. fortsetzt.
Als Konsequenz daraus laufen der Kirche die Gläubigen weg, und diejenigen, die bleiben, hören nicht mehr auf sie. Denn mit dem Bekanntwerden des jahrzehntelangen sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche und seiner mangelhaften Aufarbeitung (verschweigen, verzögern, Akten als geheim deklarieren, etc.) hat diese Kirche jedes Recht verloren, ihren Gläubigen zu sagen, was sich moralisch gehört und was nicht.
Hans H. hat geschrieben:Aber hier ging es ja um frühere Einflüsse, die auf die Geschichte der FKK sicher einen Einfluss hatten und die größere Ausbreitung in den 1920er bis 1930er Jahren ausgebremst hatten. Da dann noch nach dem Krieg die Adenauer-Ära hinzu kam mit neuer politisch gewollter Prüderie (und da war die Kirche mit beteiligt!), ging die Entwicklung in den 1960er Jahren wieder so klein los (fast von Null, von den wenigen getragen, die sich noch an frühere Zeiten erinnert haben).
Das sehe ich auch so. Aber andere, siehe Tim007 und Eule, sind anderer Meinung, deswegen ist es gut, dass diese Diskussion geführt wird.
Ich habe diesen Thread eröffnet, weil ich gesehen habe, dass die Vorbehalte gegen die FKK immer noch die gleichen sind wie jene in den 1920er Jahren. Um die Diskussion wieder auf den eigentlich von mir gewünschten Pfad zurückzubringen, zitiere ich den ersten Beitrag noch einmal:
Aria hat geschrieben:Ein Fundstück aus dem FKK-Museum:
Zitat aus Licht-Land (Offizielles Organ der Liga für freie Lebensgestaltung - Illustrierte Blätter für Körperkultur und Lebenserneuerung) vom 1. März 1928 (drittes Bild):
Für einen Christen, der der Freikörperbewegung angehört, ist es tief schmerzlich, immer wieder zu erleben, wie die Kirchen und kirchlichen Vereine unsere Bestrebungen bekämpfen, angeblich aus gründen christlicher Sittlichkeit. Man darf daran nicht gleichgültig vorübergehen; handelt es doch nicht bloß darum, dass solche, die allen Grund haben, sich ihres nackten Körpers zu schämen, nun einen plausiblen Vorwand gefunden haben, unsere Bestrebungen zu schmähen, – das kann uns ganz kühl lassen –, der Jammer ist der, dass viele, besonders junge Leute, die sich nach sittlicher Reinheit sehnen und sie in unserer Bewegung finden könnten, durch die ganz unverständlichen Autoritäten sich abhalten lassen, zu uns zu kommen. Es ist wohl nicht böser Wille, aber doch Gedankenlosigkeit und Weltfremdheit, die uns in Artikeln kirchlichen Zeitschriften entgegentritt, wenn man dort einerseits Prostitution, zweifelhafte Nachtlokale, schlechte Filme, Schundliteratur, andererseits Frauenmoden, Bubikopf, Turnbekleidung und – o Schrecken aller Spießer – Nacktkultur in einem Atem nennt und als Zeichen sittlichen Verfalls wertet.An diesem Zitat sind 2 Aussagen bemerkenswert:
1. Wer nicht „schön“ sei, hätte allen Grund, sich seines/ihres nackten Körpers zu schämen – Stichwort Schönheitswahn.
2. Jugend würde abgehalten, FKK-Bewegung beizutreten, indem man sie in die Nähe von zweifelhaften Dingen rücke – Stichwort Sexualisierung.
Und das sind so ziemlich genau die Dinge, die auch heute genannt werden, wenn man der Frage nachgeht, warum FKK von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt wird; es hat sich also in diesem Punkt seit mindestens 90 Jahren nichts geändert.
Die Frage ist also, woher kommt es, dass sich die FKK gesellschaftspolitisch immer noch dort befindet, wo sie vor 100 Jahren war, obwohl der einstige Spiritus Rector der Gegner der FKK nicht mehr viel zu sagen hat.
Meine Antwort darauf: Erst seit 20-30 Jahren haben die Kirchen auf dem moralischen Gebiet nicht mehr viel zu sagen in diesem Land. Diese Zeit ist zu kurz, um auszulöschen, was dem Volk in den Jahrhunderten zuvor in Sachen Schamhaftigkeit und Sittlichkeit eingepflanzt worden ist.