Re: Nackt vs Relegion
Verfasst: Mi 23. Jan 2019, 18:49
s. kantianer oder frage einen theologen deines vertrauens. aufgrund der erfahrung hier halte ich eine diskussion mit dir über religiöse themen für zeitverschwendung.
Dieser deiner Aussage kann ich nicht folgen. Bei beiden von dir genannten Personen kann ich nicht sehen, wo diese sich eine idealisierte Welt herbei wünschten. Für mich standen beide mit ihren Füßen voll in der Realität.Kant und Jesus haben nichts als hehre Worte produziert, weil sie sich eine heile Welt herbeiwünschten, die niemals existierte.
Dieser Spruch gilt auch in der modernen Psychologie. Wie kannst du einem etwas geben, was du selbst nicht hast?Nehmen wir als Beispiel „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Dieser Spruch funktioniert gut nur für Menschen, die sich selbst lieben.
Diese Menschen sind sich selbst und den anderen Menschen gegenüber nicht ehrlich. Diese Haltung und Meinung produziert eine sehr gefährliche indirekte Art von Selbstgefälligkeit.Aber es gibt auch Menschen, die sich selbst nicht lieben (dürfen), ja die Selbstliebe geradezu ablehnen (sollen).
Ja Aria, dieses zeigt eben die erzkonservative bayrisch dörfliche religiöse Erziehung, die du über dich hast ergehen lassen müssen. Auch wenn du in einer Kleinstadt groß geworden bist, ändert dieses nichts an meiner Aussage.Das in Klammern Geschriebene gilt für religiöse Institutionen, die nur die Liebe zu Gott als echt und wahr ansehen und dies von ihrem Personal auch fordern.
Eine Aussage, bei der ich mit dir voll und ganz einig gehe.Eine unmögliche Forderung, die zu vielen Katastrophen führte und führt.
Diese Aussage halte ich für einen Trugschluss. Der von dir hier als Beispiel genutzte Ausspruch ist eine Aufforderung an einen jeden von uns, durch eine Änderung der eigenen Einstellung und Sichtweise diese Welt, in der wir leben, lebenswerter zu machen. Es geht hier nicht um ein Ideal. Die Liebe kennt durchaus Konflikte, Streit und dergleichen. Nur müssen und sollen diese fair und in gegenseitiger Achtung ausgetragen und ausgefochten werden.In einer idealen Welt ohne Mord und Totschlag könnte der obige Spruch funktionieren, aber da wäre er überflüssig, weil in einer schon idealen Welt keinen Bedarf dafür gäbe.
Eule hat geschrieben:Hier sollte Aria gesagt werden, warum man ihre Meinung, die ihr doch so als richtig beigebracht wurde, nicht beitreten kann und will. Nur ein herunterputzen hilft da nicht weiter.
Tim007 hat geschrieben:Spannend auch Kantianers Zitat: "Verlange von deinem Nächsten nur das, was du selbst bereit bist zu geben."
guenni hat geschrieben:
aber irgendwann sollte eigenständiges, differenziertes denken einsetzen, ...
Ja, das habe ich gesehen und so erkannt. Nur halte ich die Aussage von Aria, so widersprüchlich oder unzutreffend sie auch sein mag, nicht unbedingt für unüberlegt. Für mich wird oftmals ihre sehr erzkonservative Erziehung sichtbar. Denn das, was Aria sagt, höre ich auch von anderen Menschen, die eine ähnliche Erziehung genossen haben. Ich kann Arias Argumentation aus diesem Blickwinkel heraus durchaus verstehen, auch wenn ich hier eine völlig andere Meinung habe. Mein Anliegen ist es, Aria nicht unbebdingt Unreife, mangelnde Denkarbeit oder dergleichen vorzuwerfen, wenn sie aus dem Wissen und Empfinden ihrer Erziehung heraus agiert. Ja, ruhig widersprechen und darauf hinweisen, wie man die entsprechende Problemlage sieht.Ich glaube, ich habe hinreichend belegt, dass Arias Ausführungen, nun ja, "problematisch" sind.
Und unüberlegt.
Gerade was die "heile Welt" und die Nächstenliebe anbelangt.
Aber genau mit diesem Satz sprichst du Aria ein eigenständiges, differenziertes Denken ab. Du solltest bedenken, dass es hier weniger um rationales Denken geht als vielmehr um ein Empfinden. Und eine Änderung im Empfinden dauert nun mal seine Zeit. Schau dir mal den ersten Beitrag von Aria an, in dem sie mich persönlich angriff. Und heute, da kann sie mit mir eine kontroverse Diskussion führen. Es ist doch eine tolle Entwicklung, die Aria da hinter sich gebracht hat. Stützen wir sie doch in diesem "Befreiungsprozess".aber irgendwann sollte eigenständiges, differenziertes denken einsetzen, das ich aria nicht absprechen möchte.
Hier unterliegst du einem weit verbreitetem Irrtum. Die Nächstenliebe verlangt nicht, dass dein Gegenüber dir das Gleiche gibt, was du ihm gibst. Es verlangt oder besser erwartet, dass einjeder Mensch das gibt, was ihm möglich ist.Was ist daran spannend?Tim007 hat geschrieben:
Spannend auch Kantianers Zitat: "Verlange von deinem Nächsten nur das, was du selbst bereit bist zu geben."
Ich finde es falsch.
Schon allein deswegen, weil ich oftmals in der Lage bin mehr zu geben, als was ich von meinem Nächsten verlangen könnte.
Wenn du deinen Feind liebst, dann relativierst oder billigst du nicht sein Handeln, sofern dieses dir oder anderen gegenüber feindlich motiviert ist. Die Liebe kennt Konflikte und Grenzen. Sie erwartet uns verlangt nur, dass du deinen Feind so behandelst, wie du von ihm behandelt werden willst. Also mit Respekt. Die Liebe kaschiert keine Gegensätze, sie versteift sich jedoch nicht auf diese.Genauso das mit den Feinden. Die verschwinden weder wenn ich sie liebe, noch wenn ich kein Bild von ihnen habe. Die existieren einfach und verschwinden auch nicht, wenn ich sie negiere oder ihre Feindschaft toleriere. Das ist so ein Spruch, der das Tun von Feinden relativiert und billigt.
Es genügt, dass du ihm gegenüber freundlich und zuvorkommend bist. Dann kann er sich entkrampfen.Ich sollte also auch kein Bild von den radikalen Textilen haben. Das brauche ich auch nicht, die sehe ich jeden Tag real rumlaufen mit verbissenem Gesicht.
Ja, es gibt Widersprüche und Brüche in unserer Gesellschaft. Sind diese wirklich unauflöslich?Das sind so hilflose Sprüche von Leuten, denen klar ist, dass es in unserer heutigen bunten Gesellschaft unauflösbare Widersprüche gibt und die diese existierenden Widersprüche aufgrund von Engstirnigkeit nicht akzeptieren.
Sehr treffend und gut formuliert.Die Feindesliebe ... ist das die einzige Möglichkeit, um etwa die Gewaltspirale zu unterbrechen.