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Baggersee Hirschau (Tübingen)

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Baggersee Hirschau (Tübingen)

Beitrag von Badefreund » Mi 20. Feb 2019, 19:00

Hallo zusammen,

im Tübinger Ortsteil Hirschau gibt es einen ehemaligen Baggersee, an dem an vielen Stellen nackt gebadet wird. Es ist ein schöner, mittlerweile recht natürlicher, kleiner See, an dem es viele kleinere Liegemöglichkeiten, viele Bäume und Sträucher und einen schönen Weg drumherum gibt. Es gibt aktuell keine offizielle Beschilderung bzgl. des Nacktbadens, aber es ist bisher nie ein größeres Problem gewesen. Es gibt an dem See keinerlei Einrichtungen wie Einkaufsmöglichkeiten oder Toiletten.
Ich bin im letzten Jahr gerne dort gewesen, u.a., da der See in angenehmer Fahrradreichweite von mir liegt (ca. 20 km Entfernung idyllisch am Neckar entlang).

Es gibt jetzt einige Diskussionen, ob es dort nun ausgewiesene FKK-, bzw. CO-Zonen geben soll, da sich doch manch einer von den Nackten gestört fühlt. Hier ist ein Artikel aus dem Schwäbischen Tagblatt, der die Situation ganz gut zusammenfasst:

https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Tex ... 92395.html

Ich bin gespannt, wie es dort weitergeht, und was sich 2019 ändert.

 
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Re: Baggersee Hirschau (Tübingen)

Beitrag von NackeDuDaDei » Mi 13. Mär 2019, 18:31

Traurige Geschichte. Der Hirschauer See war nach meinem Empfinden jahrzehntelang der schönste und naturnaheste in der Region. Dann kam Boris Palmer und hat das Naturschutzgebiet zerstören lassen. Eine bis zu sieben Meter breite Gasse wurde in den Baum- und Gehölzbestand gerodet, Großbäume gefällt und verstümmelt und ein bis zu drei Meter breiter Schotterweg rundherum angelegt. Etwa alle 50 m wurde eine 50 m breite Schneise vom Weg bis zum See komplett gerodet und in einen Sturzacker verwandelt. An zwei Halbinseln wurden mehrere hundert Quadratmeter Schilf weggebaggert. An einer Stelle wurde sämtliches Gehölz, das brütende Vögel vom Weg trennte, gerodet und Schilder "Vogelschutzgebiet" aufgestellt.

Dafür kann die erlebnisorientierte Dorfjugend nun mit ihren Mopeds direkt ans Wasser fahren und feiern. Das tut sie auch ausgiebig, unter Zurücklassung sämtlicher Abfälle, nebst gelegentlichem Abhacken oder Anbrennen der Bäume und Büsche im Umfeld.

Also alles so, wie die Stadt es wollte.

Der Zeitungsartikel ist typisch sowohl für die Bevölkerung als auch für Kleinjournalisten im ländlichen Raum, wo das Spießertum sehr ausgeprägt ist. Dazu kommt noch die räumliche Nähe zum Pietcong (Calw) und zum Bistum Rottenburg. Schlimmer geht es nicht mehr.

Ich stelle mir gerade vor, Hirschau läge als einziges Dorf am Bodensee und die Bewohner würden sich anmaßen, darüber entscheiden zu wollen, wer auf welche Weise "ihren" See nutzen darf. Nackte, Schwule und Heteros schonmal gar nicht. Nur der anständige Bürger im Sonntagsstaat nach dem Gottesdienst, dabei noch in einem Traktätle lesend.

So wie es ein festgeschriebenes Zugangsrecht zum Wald gibt, müßte das endlich auch mal für die Seen eingeführt werden. Es kann nicht sein, daß ein popeliger Anglerverein von 20, 30 Leuten einen ganzen See für sich alleine bekommt. Auch dann nicht, wenn er dafür eine symbolische "Pacht" im Gegenwert von einigen Freibaddauerkarten bezahlt.

Früher lebte dort ein Kuckuck, es lag niemals Müll herum und man konnte auf lauschigen Pfaden nackt um den ganzen See herumlaufen, ohne sich plötzlich in einer "Innenstadtsituation" Auge in Auge mit 20 Angezogenen, die noch nichteinmal Badeklamotten dabei haben, wiederzufinden oder von Mopeds und Motorrädern umgefahren zu werden.

Der See hat verglichen mit Kfurt, Aileswasensee und einigen kleineren die beste Wasserqualität, oft kristallklar bis in einige Meter Tiefe. Aber er hat auch exzessives Wachstum des Tausendblatts (?), womit er oft nicht mehr durchschwimmbar wird. Für die Stadt natürlich undenkbar, da mal ein paar Mark in die Hand zu nehmen und das Zeug abzufischen (nichtmal am Kfurter See, wo in der Saison wohl mehr als 100000 Euro Parkgebühren kassiert werden.) Ich nehme an, der Entzug der Biomasse würde dem See sogar guttun. Eigentlich leiden alle Seen an Überdüngung, zu hohem Pflanzen- und Algenwachstum und damit zum Umkippen und zur Verlandung.

Ein "ausgewiesener FKK-Bereich" ist nichts anderes als ein Nacktbade- und -aufenthaltsverbot für den Rest des Sees, siehe die entsprechenden Polizeiverordnungen am Aileswasensee. Wo übrigens das unerlaubte Nacktsein bußgeldbewehrt ist, während der bekleidete Aufenthalt im FKK-Bereich noch nicht einmal untersagt ist. Vermutlich wird man den Nacktbadebereich direkt an den Durchgangsweg legen, um den Aufenthalt so unangenehm wie möglich zu machen. Auch dabei kann man sich am Aileswasensee orientieren, wo der Fußweg direkt durch den FKK-Bereich führt und auf der anderen Seite die Bundesstraße direkt anliegt. Beides natürlich ohne jeglichen Sichtschutz.

 
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Re: Baggersee Hirschau (Tübingen)

Beitrag von NackeDuDaDei » Sa 1. Jun 2019, 18:34

Von einer Interessengruppe Hirschauer See habe ich dieses Protokoll einer Besprechung im dortigen Rathaus gefunden.

https://baggersee-hirschau-aktuell.de/2 ... esprechung

Offizielles Thema "Nacktbaden".

Wenn ich mir das so durchlese, besonders in Kombination mit der Sicht der Berichterstatterin, komme ich zu dem Schluß, daß es dort überhaupt nicht um FKK oder kein FKK geht. Sondern um die Durchdringung des gesamten öffentlichen Raums durch die Staatsmacht. Und darum, daß viele Spießbürger genau dies wünschen.

"Als Frau, die immer alleine zum Schwimmen kommt, finde ich Patouillen zu Pferde nicht schlecht. Je eine Frau und ein Mann, hoch zu Ross, gemütlich trabend, im Dienstgewand… ehrlich, ich fand das im letzten Jahr klasse, denke ich still in mich hinein."

Ich möchte an einem Badesee überhaupt keine Polizei, außer wenn ich sie in einem Notfall gerufen habe. Und selbst wenn jemand anderes die Polizei braucht, möchte ich davon unbehelligt bleiben. Das hat in Hirschau wie an jedem anderen ähnlichen Badesee auch jahrzehntelang funktioniert. Fusion läßt grüßen (ein vollkommen friedliches Festivalten im Osten, auf dem die Polizei dieses Jahr ohne Anlaß mit Wasserwerfern und Hunderten gepanzerten und schwerbewaffneten Beamten einrücken wollte. https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... -kommentar)

Also letztlich ist FKK einfach ein Hebel für das berühmte "teile und herrsche". Und der Staat duldet keine Freiräume mehr. Ob an einem Badesee oder bei einer Musikveranstaltung. Den Alten gefällts noch aus Gewohnheit, und die Jungen störts nicht, ebenfalls aus Gewohnheit. Und die dazwischen sterben aus.

 
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Re: Baggersee Hirschau (Tübingen)

Beitrag von Badefreund » Sa 8. Jun 2019, 16:41

Am See in Hirschau wurden nun tatsächlich neue Schilder aufgestellt. Diese unterscheiden nun zwischen Bereichen, in denen das Baden und der Aufenthalt nur noch mit Badebekleidung erlaubt sind und Bereichen, in denen das Baden und der Aufenthalt mit und ohne Badebekleidung erlaubt sind. D.h.: Angezogene dürfen nach wie vor alles, Nackte dürfen sich nur noch in einem kleinen Teil des Sees aufhalten.

Die Bereiche sind so eingeteilt, wie auf der Karte im von NackeDuDaDei zitierten Link dargestellt:
NackeDuDaDei hat geschrieben:https://baggersee-hirschau-aktuell.de/2014-05-26-11-45-35/aktuelles/nacktbaden-ergebnis-einer-besprechung

In der Praxis ändert das nicht viel. In der Theorie ist es natürlich eine Einschränkung. Außerhalb der nun für Nackte freigegebenen Bereiche hielten sich vorher auch nur wenige Nackte auf. Evtl. sorgt es sogar dafür, dass es weniger Menschen gibt, die sich über die Nackten aufregen, da sie nun immerhin schwarz auf weiß sehen, dass das Nacktsein dort explizit erlaubt ist.
Eine Ausnahme bildet der Bereich zwischen den beiden FKK-Zonen. Hier war bisher vor allem Treffpunkt für nackte Männer, die sich dort im Gebüsch trafen. In diesem Bereich ist kein FKK mehr erlaubt. Beim gestrigen Besuch am See, waren dort aber weiterhin einige Nackte. Ändern wird sich das also nur, wenn es auch kontrolliert wird.


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