von NackeDuDaDei » Mi 13. Mär 2019, 19:31
Traurige Geschichte. Der Hirschauer See war nach meinem Empfinden jahrzehntelang der schönste und naturnaheste in der Region. Dann kam Boris Palmer und hat das Naturschutzgebiet zerstören lassen. Eine bis zu sieben Meter breite Gasse wurde in den Baum- und Gehölzbestand gerodet, Großbäume gefällt und verstümmelt und ein bis zu drei Meter breiter Schotterweg rundherum angelegt. Etwa alle 50 m wurde eine 50 m breite Schneise vom Weg bis zum See komplett gerodet und in einen Sturzacker verwandelt. An zwei Halbinseln wurden mehrere hundert Quadratmeter Schilf weggebaggert. An einer Stelle wurde sämtliches Gehölz, das brütende Vögel vom Weg trennte, gerodet und Schilder "Vogelschutzgebiet" aufgestellt.
Dafür kann die erlebnisorientierte Dorfjugend nun mit ihren Mopeds direkt ans Wasser fahren und feiern. Das tut sie auch ausgiebig, unter Zurücklassung sämtlicher Abfälle, nebst gelegentlichem Abhacken oder Anbrennen der Bäume und Büsche im Umfeld.
Also alles so, wie die Stadt es wollte.
Der Zeitungsartikel ist typisch sowohl für die Bevölkerung als auch für Kleinjournalisten im ländlichen Raum, wo das Spießertum sehr ausgeprägt ist. Dazu kommt noch die räumliche Nähe zum Pietcong (Calw) und zum Bistum Rottenburg. Schlimmer geht es nicht mehr.
Ich stelle mir gerade vor, Hirschau läge als einziges Dorf am Bodensee und die Bewohner würden sich anmaßen, darüber entscheiden zu wollen, wer auf welche Weise "ihren" See nutzen darf. Nackte, Schwule und Heteros schonmal gar nicht. Nur der anständige Bürger im Sonntagsstaat nach dem Gottesdienst, dabei noch in einem Traktätle lesend.
So wie es ein festgeschriebenes Zugangsrecht zum Wald gibt, müßte das endlich auch mal für die Seen eingeführt werden. Es kann nicht sein, daß ein popeliger Anglerverein von 20, 30 Leuten einen ganzen See für sich alleine bekommt. Auch dann nicht, wenn er dafür eine symbolische "Pacht" im Gegenwert von einigen Freibaddauerkarten bezahlt.
Früher lebte dort ein Kuckuck, es lag niemals Müll herum und man konnte auf lauschigen Pfaden nackt um den ganzen See herumlaufen, ohne sich plötzlich in einer "Innenstadtsituation" Auge in Auge mit 20 Angezogenen, die noch nichteinmal Badeklamotten dabei haben, wiederzufinden oder von Mopeds und Motorrädern umgefahren zu werden.
Der See hat verglichen mit Kfurt, Aileswasensee und einigen kleineren die beste Wasserqualität, oft kristallklar bis in einige Meter Tiefe. Aber er hat auch exzessives Wachstum des Tausendblatts (?), womit er oft nicht mehr durchschwimmbar wird. Für die Stadt natürlich undenkbar, da mal ein paar Mark in die Hand zu nehmen und das Zeug abzufischen (nichtmal am Kfurter See, wo in der Saison wohl mehr als 100000 Euro Parkgebühren kassiert werden.) Ich nehme an, der Entzug der Biomasse würde dem See sogar guttun. Eigentlich leiden alle Seen an Überdüngung, zu hohem Pflanzen- und Algenwachstum und damit zum Umkippen und zur Verlandung.
Ein "ausgewiesener FKK-Bereich" ist nichts anderes als ein Nacktbade- und -aufenthaltsverbot für den Rest des Sees, siehe die entsprechenden Polizeiverordnungen am Aileswasensee. Wo übrigens das unerlaubte Nacktsein bußgeldbewehrt ist, während der bekleidete Aufenthalt im FKK-Bereich noch nicht einmal untersagt ist. Vermutlich wird man den Nacktbadebereich direkt an den Durchgangsweg legen, um den Aufenthalt so unangenehm wie möglich zu machen. Auch dabei kann man sich am Aileswasensee orientieren, wo der Fußweg direkt durch den FKK-Bereich führt und auf der anderen Seite die Bundesstraße direkt anliegt. Beides natürlich ohne jeglichen Sichtschutz.