Campingliesel hat geschrieben:Das Meeresrauschen, Sonne und Wind interessiert die Einheimischen dort selten so wie uns. Wer immer da lebt, sieht das völlig anders. Für uns ist das was Besonderes. Die Einheimischen haben genug damit zu tun, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen und keine Zeit für einfach nur mal Sonnen und Baden. Sie meiden das sogar meistens. Oder höchstens mal als Sonntagsausflug. Aber dann gehen sie auch an Plätze, wo keine Touristen sind.
Woher willst Du denn das wissen, wenn Du, wie zuvor zu lesen war, lieber mit dem Zelt in näher gelegene Urlaubsregionen fährst?
Die Aussage ist jedenfalls in Bezug auf die Kanaren vollkommen falsch! Die Einheimischen nutzen sehr viel ihre Freizeit, mehr als ich das von hier in Deutschland kenne. Die machen nicht nur ihre Wochenend-Ausflüge an die typischen Rastplätze im Inselinneren aller der Inseln, auf denen die Kinder und Jugendlichen sich dann zu Ballspielen treffen, sondern die gehen oder fahren auch zahlreich zu Feierabend an den Strand, zum Teil auch mit dem Bus. Die Zeit, die sie verbringen, um sich um den Lebensunterhalt zu sorgen, lässt ihnen dafür ausreichend Zeit am Abend. Wenn man zum Beispiel an den riesig großen Strand "Playa de las Teresitas" auf Teneriffa im Nordosten von St. Cruz geht, stellt man fest, dass der täglich gut besucht und am Wochenende überfüllt ist, aber kaum Touristen da sind. In der Woche kommen regelmäßig nach 17:00 noch eine Menge Leute aus der Stadt hin. Aber auch auf den CO-Strand Playa de la Tejita kommen oft nach Feierabend noch Einheimische aus der Umgebung nach ihrer Arbeit. Das sind zum Teil Gruppen, die auf dem großen flachen Gelände hinter dem Strand Ball spielen und gelegentlich auch kleinere Gruppen von Einheimischen, die die Möglichkeit des nackten Badens genießen. Am Wochenende sind auch auf diesem Strand recht viele Einheimische.
Ähnlich hatte ich es an einigen Stränden auf GC kennengelernt. Außerdem stellt man fest, wenn man mit Einheimischen Kontakt hat, dass recht viele die für Einheimische sehr günstigen Flug- und Fährverbindungen zwischen den Inseln häufig nutzen. Auch von Fuerteventura kommen Einheimische nach Teneriffa und Gran Canaria, so wie man hier mal schnell in die übernächste größere Stadt fährt, um etwas bestimmtes zu suchen oder jemanden zu besuchen. Und wovon können sie sich das leisten? Über 30% der Menschen vom Tourismus, über den sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Ansonsten kommen die Einnahmen aus der Landwirtschaft und landes-internem Handel. Die Gesamt-Arbeitslosenquote über alle Kanaren-Inseln war im Jahr 2017 bei 25% (lokal gelesene Wirtschaftsberichte). Das ist viel, aber im europäisch-internationalen Vergleich aus südeuropäischen Regionen nicht besonders herausragend.
Auch in den mehr ländlichen Gastwirtschaften und denen an der Küste abseits vom Touristenrummel trifft man auch Einheimische neben Touristen, die dort essen gehen. Und die Touristen (wo wir waren, waren die Gastwirtschaften auch in der Nebensaison immer sehr gut besetzt) lassen ja auch dort einiges an Geld zurück.
Campingliesel hat geschrieben:Wenn man bedenkt, daß den 2,1 Mio Einwohnern 13.1 Mio Touristen jährl gegenüber stehen, ist das natürlich was ganz anderes, als wenn in einem fest etablierten deutschen Urlaubsgebiet mal ein paar Mio Urlauber kommen.
Die durchschnittliche Besuchsdauer liegt bei 2 Wochen und die Nutzung der Unterkünfte auf den Kanaren beträgt 52 Wochen im Jahr. Teilt man nun 13,1 Mio durch 52 und multipliziert mit 2, kommt man auf tatsächlich im Schnitt anwesende 0,5 Mio Touristen gegenüber 2,1 Mio Einwohnern, also etwa 1/4 der Zahl der Einheimischen. Das sind viel weniger, als zu Silvester und Ostern in einem typischen Österreichischen Urlaubsort.
Der Film hat keinesfalls die Realität gezeigt, sondern einen Ausschnitt der schlecht laufenden Dinge, insbesondere der AI-Billighotels. Da wo wir Urlaub machen, haben sowohl das Hauspersonal, als auch die Gärtner und die Reinigungskräfte einen Lohn, von dem sie leben können, und das sind Einheimische. Nur an der Rezeption ist internationales Personal wegen der vielen erwarteten Sprachen.
Es ist daher aus meiner Sicht ein ganz spezielles Problem einiger Billig-Reiseveranstalter, bei denen die Gäste auch kaum etwas anderes von den Inseln mitbekommen, als die vom Hotel angebotenen Gruppenausflüge, das eigene (im Vergleich zu einheimischen Gaststätten schlechte) Hotelessen und den Hotelpool. Aber das ist doch nicht das Ziel der Naturisten oder Nudisten auf den Kanaren, oder gibt es auf Fuerteventura solche Massenhotels in der Nähe von Nacktbade-geeigneten Stränden? (Da kenne ich mich zu wenig aus).
Es ist sicher richtig, dass über Mindestlohn-Regelungen auch da Änderungen erforderlich sind, denn die billig-Urlaubsangebote dürfen nicht zu sozialen Nachteilen der in solchen Hotels beschäftigten Mitarbeiter führen. Aber da findet man auch noch viele andere Urlaubsländer, in denen es solche billig-Massenangebote gibt. Es ist auch ein Problem (wie auch in unseren Großstädten), wenn Wohnungen dauerhaft über airbnb an Urlauber zur Vermietung angeboten werden, statt nur bei eigener Abwesenheit um die eigene Reise mit zu finanzieren. Diese Dauervermietung nimmt Wohnraum weg, aber nicht die Existenz von Appartementanlagen, die nie als normaler Wohnraum konzipiert waren.