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Fuerteventura im November

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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Sanne89 » Mi 7. Mär 2018, 22:16

Ich habe den Bericht leider nicht gesehen, bin aber gerade auf den Kanaren und schäme mich nicht dafür. Ich kaufe hier Eier von kanarischen freilaufenden Hühner, ich kaufe Obst von den Kanaren, ich fahre mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ich fahre Taxi, ich gehe in Restaurants. Am Ende glaube ich nicht, dass mein Aufenthalt hier von Nachteil für die Einheimischen ist!? Die Wohnung in der ich gerade lebe ist ebenfalls von einer Einheimischen (die gerade in Portugal ist - Airbnb). Also dieses alles über einen Kamm scheren finde ich schwierig. Klar, Massentoursimus ist schwierig. Aber ein "ich würde mich schämen" kann ich akut nicht nachvollziehen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass mein Aufenthalt hier sich eher positiv als negativ auf die Lebensbedingung Einheimischer auswirkt. Dass Einheimische "überhaupt nichts vom Toursimus haben" klingt für mich sehr komisch. Nach meiner Beobachtung stammt Obst und Fleisch hier nahezu zu 100% von Einheimischen, Einheimische Arbeiten im Supermarkt, Einheimische fahren Bus und Taxi, Einheimische putzen sogar unsere Wohnung. Also "überhaupt nichts" klingt da komich.

 
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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Campingliesel » Mi 7. Mär 2018, 22:30

Du kannst die Sendung sicher noch mal über die Mediathek am PC anschauen
Sicher haben einige der Einheimischen auch einigermaßen gute Jobs in Hotels, aber der größte Teil der Leute ist arm und arbeitslos und viele wohnungslos.

Das, was die Urlauber sehen, ist nicht die Realität

Die SEndung hieß: "Die Kanaren - Insel der Arbeitslosen"

Wenn du schon dort bist, kannst du dich ja mal mit Einheimischen unterhalten. Gehe mal in Stadtteile, wo es keine Touristen gibt, hinter die "Kulissen". Frage mal ein Zimmermädchen oder einen Taxifahrer, wo er wohnt.

 
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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Sanne89 » Mi 7. Mär 2018, 23:35

Das kann ich schon gut nachvollziehen, aber was wäre denn ohne die Touristen anders/besser? Es gibt hier wenig bis keine Rohstoffe, die Handelswege sind schwierig und natürlich belastet das alles die globale Wettbewerbssituation. Nicht umsonst die die Kanaren in Europa eine ausgewiesene Sonderwirtschafftszone, d. h. sie sind gegenüber naherzu allen europäsichen Staaten steuerlich besser gestellt - eben weil die Wettbewerssituation so schwierig ist.

Ich finde es aber zu kurz gedacht, dass nun den Touristen anlasten zu wollen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es ohne Tourismus hier noch deutlich schlechter bestellt wäre. Wer mal mit dem Bus über die Insel fährt sieht auch sehr schön, dass die Dörfer, kaum dass man die touristisch erschlossenen Gebiete verlässt, komplett verwahrlost und oft nahezu verlassen sind. Der Tourismus ist aus meiner Sicht für viele Menschen der letzte Strohhalm, der ein Leben hier überhaupt nicht ermöglicht. Natürlich gibt es hier viel Armut und schlechte soziale Verhältnisse (~30% Arbeitslosigkeit!?) - aber das liegt nicht am Tourismus, sondern an den globalen Wettbewerbsnachteilen. Würde nun auch nocht der Tourismus eingestellt, dann würden die Kanaren aus meiner Sicht garantiert komplett kollabieren.

Es sollte sich vielleicht eher schämen, wer den Einheimsichen hier aus Prinzip fernbleibt und deren Lebensverhältnisse mit voller Absicht am unterne Limit belässt anstatt den regionalen Konsum zu befeuern :P

 
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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Missunde » Do 8. Mär 2018, 01:06

Fahrt mal in den Ort nach Vecindario.
Vor 30 Jahren war Vecindario ein recht kleines Straßendorf mit eine alten Kirche,
die Tomaten-Plantagen hinter der ersten Häuserreihe waren fast alle verfallen, ebenso die Häuser, keine aktive Landwirtschaft mehr,
nur wenige kleine Läden mit sehr wenig Umsatz und minimalen Angebot.
Außerdem extrem viele Arbeitslose und viele sehr arme Familien. Kaum Perspektiven für junge Leute!

Ich war im Laufe der 30 Jahre alle 2 bis 3 Jahre in dem Ort, um die Entwicklung zu beobachten.
Vecindario ist im Laufe der Jahre stark gewachsen, ist inzwischen eine richtig lebendige Stadt mit ca. 15.000 Einwohnern.
Ein Großteil der Einwohner arbeitet in der Nachbargemeinde Maspalomas im Tourismus-Gewerbe.
Es gibt in Vecindario viele moderne Reihenhäuser, aber auch viele Wohnblöcke mit Sozialwohnungen.
Die Arbeitslosen auf den Straßen wurden im Laufe der Jahre immer weniger.
Es gibt inzwischen ein modernes Rasthaus, Kino, Museum, Theater, 2 Kulturzentren, mehrere Sportkomplexe, eine Messehalle und anderen Freizeiteinrichtungen für die Bevölkerung, aber kaum Hotels.
Inzwischen gibt es auch eine große Fußgängerzone und mehrere größere Einkaufzentren, die an die Konsumtempel
aus den 60-ziger Jahren des 20 Jh. (in den alten Bundesländer) bzw. aus den 90-ziger Jahren (in den neue Bundesländern)
erinnern.
Touristen gibt es in Vecindario bis heute übrigens nur extrem wenige, die Konsumenten sind fast alle Einheimische.

Mein Fazit:
Die Gemeinde Santa Lucia de Tirajana, zu der die Stadt Vecindario gehört, zählt nicht zu den reichen Gemeinden auf den Kanaren,
aber es geht der Bevölkerung jetzt besser als in vielen Kleinstädten im Osten Deutschlands.
Insofern hart der Massentourismus auch was Gutes, indem den mehr Wohlstand in den umliegenden Gemeinden schafft.

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Re:

Beitrag von Phragmites » Do 8. Mär 2018, 08:10

Campingliesel hat geschrieben: Frage mal ein Zimmermädchen oder einen Taxifahrer, wo er wohnt.

nirgends wohnen die, die sind doch wohnungslos

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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Bummler » Do 8. Mär 2018, 10:48

Campingliesel hat geschrieben:
Das, was die Urlauber sehen, ist nicht die Realität



Ein Satz wie in Stein gemeißelt. Warum fallen mir solche Sätze nicht ein?
Allerdings, wenn man ihn mal so durch das Gehirn streifen lässt, dann kommt unweigerlich die Frage:

Wollen denn Urlauber die Realität sehen? Außer Campingliesel.

Klar, verstehe ich, in der Wüste zelten ist ein bisschen schwierig, wie soll ich den Hering festbekommen, im Sand hält er nicht und in den Fels geht er nicht. Und dann nur Wüste und Meer, mehr nicht, wo soll der Blick halt finden?

Eigentlich "hat" diese Insel gar nichts, außer gutem Wetter und endlose Strände.
Bis dann der Mensch (böse) aus kommerziellen Interessen (ganz böse) Traumwelten errichtet hat.
Traumwelten die schöner sind als die Realität. Traumwelten in die Menschen aus ihrer eigenen Realität temporär flüchten können, aus Sauwetter, aus Terminen, aus Zwängen und Nöten. Und speziell am Strand aus den Klamotten.

Ist das verwerflich? Ist das den Menschen vorzuwerfen?

Ich werde die Antwort nicht geben, ist ja eh die abgelatschte Leier vom System, die niemand mehr hören kann.

Aber eines muss ich noch loswerden. Das sieht jemand einen Film, von den Dritten zu einem sozialen Thema, keine Frage, so was ist löblich.
Nur dann anschließend unreflektiert und ohne zu überlegen auf Leuten herumzuhacken die für diese Zustände nichts können,
da scheint mir dann doch die Qualität des Filmchens oder die des Konsumenten zweifelhaft.

Ich habe seinerzeit erlebt, wie auf Fuerteventura "all inclusive" eingeschlagen hat, diese Form der Abkopplung der Hotels von der örtlichen Gastronomie und das hat uns sehr weh getan. Erleben zu müssen wie die ganzen kleinen Kneipen mit ihren teilweise traditionellen Angeboten chancenlos untergingen. Das war die Realität und sie war alles andere als schön.

Wer ist schuld?

Für mich war Fuerteventura das ideale Urlaubsziel, nicht nur im November. Sternenstunden waren, wenn wir den endlosen Strand von Jandia aus nackt losgewandert sind und uns an den kleine Strandbuden mit Sangria, Cerveza, Knoblauchfisch und Papas Arrugadas mit Mojo-Sauce gelabt haben. Das vergisst du dein Leben lang nicht.

 
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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Campingliesel » Do 8. Mär 2018, 11:53

Das war nicht irgendein Filmchen, sondern ein Film, der die Realität aus der Sicht der Einheimischen zeigte. Natürlich können die Urlauber nichts dafür, sondern in diesem Fall die spanische Wirtschaft, die nicht in der Lage ist, ein soziales System zu schaffen, damit auch die Einheimischen von dem Geldfluß der Urlauber etwas profitieren. Aber es geht auch um die Hausbesitzer, die lieber an die gut zahlenden Touristen vermieten als an die Einheimischen, die häufig keine bezahlbare Wohnung mehr bekommen und in Slumsbarracken leben müssen oder sogar nur als Obdachlose.
Hättest mal den Film lieber anschauen sollen als darüber zu schimpfen.

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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Bummler » Do 8. Mär 2018, 12:32

Ok, mach ich das:
http://www.ardmediathek.de/tv/betrifft- ... d=50617880

Herrliche Bilder, da geht einem das Herz auf, also von den Inseln und der Natur, nicht bei den Slums.
Ansonsten bestätigt der Film bei mir nur ein Vorurteil: Vom Tourismus allein kann eine Region nicht leben.
Allerdings habe ich ihn nicht komplett gesehen, muss ich noch nacholen, die Bilder sind genial.

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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von riedfritz » Do 8. Mär 2018, 16:29

Bummler hat geschrieben:Vom Tourismus allein kann eine Region nicht leben.
Das mag richtig sein, wobei natürlich auch die Frage erlaubt sein muß: Wovon haben die Menschen vorher gelebt, und warum sind schon seit vielen Jahrzehnten die Bewohner ausgewandert und nur die Alten übriggeblieben. Dies betrifft auch den gesamten Mittelmeerraum.

Viele Grüße,

Fritz

 
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Re: Fuerteventura im November

Beitrag von Campingliesel » Do 8. Mär 2018, 22:49

riedfritz hat geschrieben:
Bummler hat geschrieben:Vom Tourismus allein kann eine Region nicht leben.
Das mag richtig sein, wobei natürlich auch die Frage erlaubt sein muß: Wovon haben die Menschen vorher gelebt, und warum sind schon seit vielen Jahrzehnten die Bewohner ausgewandert und nur die Alten übriggeblieben. Dies betrifft auch den gesamten Mittelmeerraum.

Viele Grüße,

Fritz


Früher haben die Leute entweder vom Fischfang oder Landwirtschaft gelebt, genauso wie das einfache Volk überall.
Ausgewandert oder in die Städte gezogen sind sie wie überall, weil sie da mehr Geld zu verdienen gehofft haben.

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