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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » So 25. Jan 2015, 13:27

Tim007 hat geschrieben:
Früher wurde die Liberalisierung nur von den sog. Konservativen behindert. Heute geht diese Strömung von allen Parteien aus. Besonders extrem treten neben den Grünen ("Gängelungspartei") die sog. "Linken" in Erscheinung. Von den rechten Parteien kennt man das bereits. Der Liberalismus hat es also nicht leicht.



Ja warum denn wohl? Weil die wirtschaftliche Liberalisierung nicht zum Wohlstand der Nationen führte, sondern zu Krisen, Armut und einer unermesslich reichen Schicht. Diese pausenlose Liberalisierung mit der Privatisierung von staatlichen Gütern hat zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Prozess geführt, der von beruflicher Unsicherheit und Sozialabbau geprägt ist.

Da braucht man sich doch nicht zu wundern, dass liberale Ideen keine Fuß mehr auf den Boden kriegen.

Abgesehen davon habe ich einen interessanten Bildband von Michelangelo in die Hand bekommen.

Das interessante im Zusammenhang mit diesem Thread ist, dass Michelangelo in seinen frühen Werken insbesondere Männer nackt dargestellt hat, während in späten Werken das Genital immer durch allerlei Tücher u.ä. bedeckt wurde.
Mir ist noch nicht klar, ob das eine persönliche Entwicklung war, oder eine gesellschaftliche.


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... angelo.jpg

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... ale_31.jpg

Ich finde das interessant.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » So 25. Jan 2015, 14:42

Bummler hat geschrieben:Das interessante im Zusammenhang mit diesem Thread ist, dass Michelangelo in seinen frühen Werken insbesondere Männer nackt dargestellt hat, während in späten Werken das Genital immer durch allerlei Tücher u.ä. bedeckt wurde.
Mir ist noch nicht klar, ob das eine persönliche Entwicklung war, oder eine gesellschaftliche.
Es war eine gesellschaftliche Entwicklung. Allerdings hatte Michelangelo es abgelehnt, im Nachhinein die Nackten des Jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle, aus der auch Dein Beispiel stammt, zu übermalen. Er hatte sie damals in einem Klima der Liberalität gemalt, der Papst, inzwischen hieß der Paul III., war zufrieden, ein paar konservative Geistliche natürlich nicht.

Noch nicht einmal 20 Jahre und paar Päpste später änderte sich die Stimmung, die Konservative hatten die Macht wieder übernommen. So berief der Papst Pius IV. den Maler Daniele da Volterra, die Geschlechtsteile zu übermalen, was dieser auch tat: seitdem trägt er den Beinamen: Hosenmaler. :D

Die Restaurierung in den Jahren 1982-1994 konnte seine Übermalungen nicht immer entfernen – Zitat aus Wikipedia:
Die Nacktheit der Heiligen konnte jedoch nicht wiederhergestellt werden, da Volterra die entsprechenden Stellen abgeschlagen und auf frischen Putz neu freskiert hatte.
Vor Dir verlinktes Bild zeigt also nicht das von Michelangelo gemalte Originalbild, sondern das übermalte.

Man sieht, dieses hin und her zwischen Konservatismus und Liberalismus ist keine Besonderheit unserer Zeit.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » So 25. Jan 2015, 14:51

Bummler hat geschrieben:

Ja warum denn wohl? Weil die wirtschaftliche Liberalisierung nicht zum Wohlstand der Nationen führte, ...


Während die Planwirtschaft zur Verarmung und letztlich zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führte.

Arias Hinweis auf Michelangelo ist natürlich zutreffend.
Michelangelo war mW homosexuell. Und Künstler. Kaum anzunehmen, dass er diese Partien freiwillig ausgespart hat.

Man sieht.
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » So 25. Jan 2015, 15:23

Ich möchte der Reihe der Symptome für den gesellschaftlichen Wandel ein weiteres hinzu fügen - Camingliesel hat im Thread Pareos tragen in Fkk-Bereichen ? Folgendes geschrieben:
Campingliesel hat geschrieben:Ich habe mich nur sehr gewundert, als ich 2002 wieder das 1. mal seit langer Zeit (also 20 Jahre später) auf Koversada war, und gesehen habe, daß einige Leute neuerdings zum Sport etwas angezogen haben oder im Supermarkt es nicht mehr erwünscht war, nackig einzukaufen. Ein Nachbar zog sich auch ein Sporthemd und -hose an, nur weil er mal ne Runde über den riesigen Platz joggen wollte. Ich fragte mich ernsthaft, WOZU? Früher wäre niemand auf solche Ideen gekommen.
Es ist also unüblich geworden, in einem Supermarkt auf dem FKK-Gelände nackt einzukaufen. Oder auf dem Gelände nackt Sport zu treiben.

Um dem Standardspruch „Jetzt gibt es Handys, mit denen man fotografieren kann, deswegen laufen Leute ungern nackt herum!“ zu begegnen: 2002 gab es diese Dinge kaum, und wenn doch, lieferten sie miserable Qualität. Auch das Internet war erst im Entstehen und zudem langsam. Außerdem ist anzunehmen, dass das von Campingliesel Geschilderte nicht just in dem Jahr begann, in dem sie da war, sondern schon ein paar Jahre früher Usus war.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » So 25. Jan 2015, 15:57

Tim007 hat geschrieben:Man sieht. Alles kommt und geht. Auch die Freizügigkeit.
Das sehe ich auch so. Zum Glück kommen nach den schlechten Zeiten auch immer wieder gute. Noch besser wäre es aber, wenn sich manche Trends etwas schneller abwechseln könnten.

Denn nistet sich ein bestimmter Trend erstmal ein (sei es Konservatismus, Biedermeier, Totalitarismus wie auch Kommunismus samt Planwirtschaft), kann es schon mal sein, dass er sich festsetzt und lange Jahre, wenn nicht eine Generation und länger ausharrt.

Natürlich verschwindet er auch wieder irgendwann. Aber ich muss sagen, dass es mich zumindest schon hart treffen würde, wenn im weiteren Verlauf meines Lebens eine neue schillerne Ära des Konservatismus (wie zur Zeit in Russland und anderswo) anbräche. Genau das ist zur Zeit der Traum zu vieler Menschen auch in Deutschland (siehe Pegida).

Dass wir das als solches hier in diesem Thread schon mal ansprechen und ein wenig dokumentieren (wobei sich über die Objektivität unserer verschiedenen Wahrnehmung diskutieren lässt), ist ein konstruktiver Schritt. Dadurch können wir uns und anderen aktuelle Entwicklungen bewusst machen und sicherstellen, dass wir nicht von einer neuen reaktionären Welle überrollt werden, ohne dass wir so richtig merken, was uns geschieht. Dafür ist es notwendig, stets ein gewisses Gegengewicht und ein geschärftes demokratisches Bewusstsein aufrechtzuerhalten.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » So 25. Jan 2015, 19:15

Bummler hat geschrieben:Weil die wirtschaftliche Liberalisierung nicht zum Wohlstand der Nationen führte, sondern zu Krisen, Armut und einer unermesslich reichen Schicht. Diese pausenlose Liberalisierung mit der Privatisierung von staatlichen Gütern hat zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Prozess geführt, der von beruflicher Unsicherheit und Sozialabbau geprägt ist.

Es ist schon zum Schiessen, wie Du die Entwicklung der liberalen Wirtschaftsformen dem Kommunismus und der Planwirtschaft gegenüberstellst. Hat der Kommunismus irgendwo auf der Welt durch eigenes Verdienstin irgendeiner Weise gegenüber freiheitlicheren Wirtschaftsideologien an Boden gewonnen? Meinst Du die ehemals kommunistischen Länder des Ostblocks hätten sich ohne Hilfen aus den freiheitlichen Ländern, die zu Lasten derer eigenen Wirtschaftskraft gingen, so entwickelt?

Woher nimmst Du die Weisheit, dass es in der Freiheit keine Krisen und Armut gibt?


Viele Grüsse,

Fritz

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Campingliesel » So 25. Jan 2015, 20:15

an Aria: Ich weiß nicht, wo Du eigentlich lebst. Aber 2002 gab es Internet schon lange, sogar das vorhergehende forum ist damals entstanden. Als ich 2003 meinen ersten PC hatte, war der mit windows 98 bestückt. Und es gab auch schon windows 95. Und vermutlich noch ältere Systeme. Und die handys waren gut genug, um fotos zu machen, auch wenn sie unerwünscht und heimlich gemacht wurden. Auch wenn noch nicht mit der Qualität wie heute mit den Smart-Phones.

Und es kann sicher sein, daß das, was ich beobachtet habe, schon ein paar Jahre vorher so war. Ich habe ja auch gar nichts anderes gesagt.

Gruß Campingliesel

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von guenni » So 25. Jan 2015, 21:36

@bummler,

unbeachtet deiner meinung über eine liberale wirtschaftsordnung: es geht auch um eine liberale gesellschaftsordnung für die einmal namen wie karl-hermann flach, ralf darendorf u.a. standen und die die fdp in zeiten der sozialliberalen koalition vertrat und in reformen umsetzte.

die verengung der fdp auf die wirtschaftliche seite, zuletzt nur noch in steuersenkungsforderungen erkennbar, war ihr untergang.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 26. Jan 2015, 00:40

Campingliesel hat geschrieben:Ich weiß nicht, wo Du eigentlich lebst. Aber 2002 gab es Internet schon lange, sogar das vorhergehende forum ist damals entstanden. Als ich 2003 meinen ersten PC hatte, war der mit windows 98 bestückt. Und es gab auch schon windows 95.
Windows 95 war der erste Microsoftrechner für die breite Masse, der von Haus aus zwar technisch Internetfähig war, aber noch keinen eigenen Browser hatte. Man musste diesen Browser extra installieren, was fast nur Fachleute konnten. Auch das mit Moden war alles andere als unkompliziert. Erst ab 2001 gab es in Deutschland standardisierte schnelle DSL-Anschlüsse, davor nur in Großstädten Feldversuche der Telekom.


Campingliesel hat geschrieben:Und die handys waren gut genug, um fotos zu machen, auch wenn sie unerwünscht und heimlich gemacht wurden.
Das stimmt nicht - wir sprechen hier über das Jahr 2002, ja? Dazu ein Zitat aus Wikipedia:
1999 erschien für den japanischen Markt das weltweit erste Mobiltelefon mit integrierter Digitalkamera, das Toshiba Camesse mit dem Betriebssystem GEOS-SC. Das Camesse wurde in Japan schnell zum Kultgerät und hatte mehrere Nachfolger. Im japanischen Internet existieren mehrere Dienste, auf die private Camesse-Fotos geladen und veröffentlicht werden können. Beim Camesse konnten die Fotos direkt im Mobiltelefon mit einer Grafiksoftware bearbeitet werden. Seit 2002 werden immer mehr Mobiltelefone mit integrierter Kamera ausgestattet. Bei diesen Fotomobiltelefonen befinden sich die Bildaufnahmegeräte meist auf der Rückseite des Mobiltelefons.
Damit ist bewiesen, dass Handyfotos nicht der Grund für das geänderte Verhalten der Menschen auf FKK-Stränden sein können.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mo 26. Jan 2015, 00:56

Bitte in diesem Thread nicht über die Liberalisierung der Wirtschaft diskutieren, denn die hat nichts mit der Liberalität im weltanschaulichen Sinn zu tun (tolerant, freisinnig, vorurteilsfrei sein bzw. denken), denn diese allein steht hier zur Debatte. Danke.

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