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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mi 20. Dez 2017, 22:36

Bevor man sich über die geplante schwedische Gesetzesänderung lustig macht, sollte man mal überlegen, was eigentlich gewollt ist. Wir in Deutschland sind es leider nur gewohnt, Sexualnormen in einer negativen (verneinenden, verbietenden) Sprache zu lesen und zu befolgen. Was ist denn der Unterschied, ob ich erst um Zustimmung nachfrage oder ob ich eine Absage einkassiere? Die schwedische Version bringt und hält eine positive Stimmung zwischen den Partnern, die deutsche Lösung bringt eine Missstimmung. Denn es ist schon ein Unterschied, ob ich mich dem Partner zuwende oder abwende.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Mi 20. Dez 2017, 22:57

Eule hat geschrieben:Was ist denn der Unterschied, ob ich erst um Zustimmung nachfrage oder ob ich eine Absage einkassiere? Die schwedische Version bringt und hält eine positive Stimmung zwischen den Partnern, die deutsche Lösung bringt eine Missstimmung. Denn es ist schon ein Unterschied, ob ich mich dem Partner zuwende oder abwende.
Deinen Beitrag verstehe ich nicht.

Ich bin alt und altmodisch.
Aber "um Zustimmung nachfrage (n)" musste ich nie.
Das ging immer per ganz normaler Kommunikation.
Es gibt sehr viele Zeichen, Aussagen, Angebote die deutlich werden lassen, ob man zusammen "kommen" möchte oder - noch - nicht.

Das "Sicherstellen" des GEMEINSAMEN Wollens war für mich immer DIE Voraussetzung für jede GEMEINSAME Aktion.
Vom Essengehen bis zum Zu- oder Insbettgehen.
Vom gemeinsamen Urlaub bis zum gemeinsamen Wohnen.
Von gemeinsamen Kindern bis zum gemeinsamen Haus.

Eine - zugegeben - deutsche Lösung.

Die Missstimmung hielt sich in Grenzen.

Falls die Schweden Gleiches meinen, aber der Ansicht sind, es eventuellen Rabauken vorschreiben zu müssen, gehen sie fehl.
Banausen interessiert das nicht.

Es könnte jedoch Missbrauch fördern.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » Do 21. Dez 2017, 07:26

Eule hat geschrieben: Was ist denn der Unterschied, ob ich erst um Zustimmung nachfrage oder ob ich eine Absage einkassiere?
Zwischen "erst um Zustimmung nachfragen" und "einvernehmlicher sexueller Handlung" ist m.E. schon noch ein erheblicher Unterschied, der einem Sozialpädagogen vielleicht nicht so klar ist, wie einem Juristen, erst recht bei "ob ich eine Absage einkassiere", denn dies betrifft u.a. die zeitliche Abfolge des Geschehens.

Viele Grüße,

Fritz

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Do 21. Dez 2017, 16:59

Aria hat geschrieben:Die westliche Welt schreitet weiter voran in die selbstgewählte Unfreiheit.


Nun in dem Zusammenhang, das sexuelle Selbstbestimmung auch eine Freiheit ist, klingt der Satz ein wenig zynisch.
Freilich hat der Satz auch einen wahren Kern, nämlich den, das die westliche Welt die Freiheit, die sie von ihren Vorvätern geerbt hat, nicht dazu nützt, die liberalen Werte als einzig richtige Werte weltweit zu etablieren.

Der Grund ist klar, der Missbrauch von Freiheit ist in einem freiheitlichen System genauso typisch wie der Missbrauch von Macht in einem totalitären.

Dagegen, also gegen den Missbrauch der Freiheit, sind nun einmal Gesetze die einzigste Möglichkeit, wenn die Vernunft nicht greift.

Das ist doch klar.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 21. Dez 2017, 17:51

Bild

Stimmungsmache gegen Miniröcke in New York des Jahres 1966.
Quelle: reddit.com.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Do 21. Dez 2017, 22:06

@ Hajo
Eule hat geschrieben:
Was ist denn der Unterschied, ob ich erst um Zustimmung nachfrage oder ob ich eine Absage einkassiere? Die schwedische Version bringt und hält eine positive Stimmung zwischen den Partnern, die deutsche Lösung bringt eine Missstimmung. Denn es ist schon ein Unterschied, ob ich mich dem Partner zuwende oder abwende.
Deinen Beitrag verstehe ich nicht.

Ich bin alt und altmodisch.
Aber "um Zustimmung nachfrage (n)" musste ich nie.
Das ging immer per ganz normaler Kommunikation.
Es gibt sehr viele Zeichen, Aussagen, Angebote die deutlich werden lassen, ob man zusammen "kommen" möchte oder - noch - nicht.
So wie ich die Gesetzesinitiative aus Schweden verstehe, soll vor dem Geschlechtsakt eine positive Reaktion des Sexualpartners erfolgen. Die Anfrage kann natürlich auch nonverbal erfolgen, ebenso die Zusage. Auch wenn mir der Gesetzestext nicht vorliegt, so kann ich mir nicht vorstellen, dass hier eine bestimmte Formvorgabe für die positive Antwort vorliegt. Der Unterschied zwischen der schwedischen und der deutschen Rechtslage ist der, in Schweden muss vom Sexualpartner ein positives Signal kommen, wie auch immer, der Sexualpartner muss aktiv seine Zustimmung geben. In Deutschland muss der Sexualpartner nur dann aktiv reagieren, wenn er den Sexualakt nicht durchführen möchte. Diese positive bzw. negative nonverbale Antwort habe ich ja schon mit der Aussage angedeutet, sich dem Sexualpartner zuzuwenden oder abzuwenden.

Es kommt also nicht nur auf das geschriebene oder gesprochene Wort "ja" oder "nein" an, es kann auch durch, so wie die Juristen es nennen, eine konkludente (also eindeutig schlüssige) Handlung ausgedrückt werden.

@ riedfritz
Zwischen "erst um Zustimmung nachfragen" und "einvernehmlicher sexueller Handlung" ist m.E. schon noch ein erheblicher Unterschied, ...
Dann erläutere bitte einmal diesen von dir gesehenen Unterschied. Es reicht hier nicht, jetzt zu sagen, zuerst kommt die positive Anfrage und positive Antwort und anschließend die einvernehmliche sexuelle Handlung. Solch eine Antwort wäre mir zu billig.

@ Bummler
Aria hat geschrieben:Die westliche Welt schreitet weiter voran in die selbstgewählte Unfreiheit.
Nun in dem Zusammenhang, das sexuelle Selbstbestimmung auch eine Freiheit ist, klingt der Satz ein wenig zynisch.
Freilich hat der Satz auch einen wahren Kern, nämlich den, das die westliche Welt die Freiheit, die sie von ihren Vorvätern geerbt hat, nicht dazu nützt, die liberalen Werte als einzig richtige Werte weltweit zu etablieren.

Der Grund ist klar, der Missbrauch von Freiheit ist in einem freiheitlichen System genauso typisch wie der Missbrauch von Macht in einem totalitären.

Dagegen, also gegen den Missbrauch der Freiheit, sind nun einmal Gesetze die einzigste Möglichkeit, wenn die Vernunft nicht greift.
Hier habe ich den Eindruck, dass du das Argument von Aria nicht verstanden hast. Ich verstehe Aria so, dass sie meint, wir schränken unsere Freiheit immer mehr durch den Bürger einengende Gesetze ein. Es geht Aria hier weniger um einen Machtmissbrauch oder Missbrauch der Freiheiten; es geht Aria darum, dass viele Menschen die Freiheiten, die ihnen das Gesetzt gibt, nicht zu nutzen wissen und daher, um Klarheit zu erlagen, durch Gesetze diese Freiheiten immer mehr einschränken lassen.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Sa 30. Dez 2017, 22:52

Schon in den 1930er-Jahren gab es die Verbindung Nudismus und Nightclub:

Bild
Übersetzung: Bei den Nudisten … ab 22 Uhr Spektakel … 24 sinnliche Nackte … um Mitternacht Tanz …

Ein anderes Plakat, ebenfalls aus den 1930er-Jahren, für eine Nudistenbar:

Bild

Das gab es also schon vor 80 Jahren, und die Mär von zweifelhaften Establishments, die erst neuerdings den guten Namen des Nudismus bzw. der FKK missbrauchen und deswegen die FKK-Bewegung in den "sexuellen Schmutz" ziehen, was angeblich zu rückläufigen Zahlen der FKK-Anhänger in den letzten Jahren und Jahrzehnten geführt hätte, ist deswegen nur das: Eine Mär.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Campingliesel » Sa 30. Dez 2017, 23:55

@Aria: Ich glaube, daß du dich da total irrst. Auch wenn es das damals gegeben hat, so hat die eine Seite dieser Etablishments kaum die andere der FKK gestört. In diese Klubs ging nur ein ganz bestimmter Teil der Gesellschaft, und das waren meistens eher reiche Leute und die "oberen 10000", Geschäftsleute usw. Aber die waren viel zu eitel, um in einen FKK-Verein zu gehen oder an der Nord - oder Ostsee an einem evtl existierenden FKK-Strand aufzutauchen. Soweit ich weiß, gab es auf Sylt in den 30er Jahren den 1. und einzigen FKK-Strand zumindest an der Nordsee.
FKK-Vereine wurden nicht von diesen Leuten gegründet, sondern von eher armen Leuten, die endlich rauswollten aus ihrer Fabrik und ihren beengten ärmlichen Behausungen. Und das waren damals noch sehr wenige Leute prozentual von der gesamten Bevölkerung. Und die gingen ganz gewiß nie in solche Klubs. Und der große Rest der Bevölkerung kannte weder das eine noch das andere Vergnügen.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Campingliesel » So 31. Dez 2017, 00:08

bei Wikipedia "Freikörperkultur" unter dem Punkt: „Nacktkultur“ und Lebensreform-Bewegung bis zum Ersten Weltkrieg gibt es auch eine Liste der FKK-Pioniere, und wenn man die Berufe der Leute anschaut, waren das alles Leute, die nicht unbedingt zu den Reichen gehörten, sondern Maler, Aussteiger, Naturheiler, Schriftsteller, Arzt, Weltreisende u.ä., die eben auch eine starke Naturverbundenheit hatten. Und die gingen ganz sicher nicht in solche Klubs.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » So 31. Dez 2017, 13:18

Campingliesel hat geschrieben:… und wenn man die Berufe der Leute anschaut, waren das alles Leute, die nicht unbedingt zu den Reichen gehörten, sondern Maler, Aussteiger, Naturheiler, Schriftsteller, Arzt, Weltreisende u.ä., die eben auch eine starke Naturverbundenheit hatten. Und die gingen ganz sicher nicht in solche Klubs.
Du missverstehst die Sache völlig, denn nicht die sog. einfachen Leute haben FKK zur gesellschaftlichen Akzeptanz verholfen, sondern die sogenannte Intelligenzija, zu der vor allem „Maler, Aussteiger, Naturheiler, Schriftsteller, Arzt, Weltreisende“ gehörten, die natürlich das nötige Kleingeld gehabt haben – oder meinst du, ein Fabrikarbeiter hätte sich eine Weltreise leisten können?

Wer hat denn die FKK-Zeitschriften herausgegeben und für sie fotografiert und geschrieben, wenn nicht genau die oben genannten. Sie waren es auch, die den Begriff Freikörperkultur anstelle von Nacktkultur prägten, weil das darin enthaltene Wort „nackt“ damals wie heute einen negativen Beigeschmack hatte und hat. Sie selbst sprachen auch nicht mehr von Nacktheit, sondern vom Lichtkleid. In den 1920er Jahren benannten sich alle Vereine und Vereinigungen um, tilgten das Wort „nackt“ aus ihren Namen und auch ihrem sonstigen Vokabular. Die Gegner allerdings sprachen noch in den 1930er Jahren trotzdem von Nacktkultur – um sie bereits sprachlich zu desavouieren.

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