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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Do 29. Jan 2015, 23:45

@guenni
Es sind nicht nur "einige" Populisten. Das Aufkommen der AfD, die bei Erzkonservativen auf Stimmenfang geht und es mittlerweile auf über 10% der Wählerstimmen bringt, ist schon ein Dokument dessen, dass der Ruf nach einem gesellschaftlichen Wandel, nämlich nach nichts geringerem als einer Alternative für Deutschland, immer lauter wird.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Do 29. Jan 2015, 23:46

Es ist relativ schwierig, den verschiedenen Beiträgen folgen zu können. Da werden Behauptungen aufgestellt, die so keine Entsprechung in der Realität haben. FDP und AfD stehen in keiner Beziehung zueinander. Die FDP ist eine liberale Partei, die sich vorrangig als wirtschaftsliberal sah und verstand. Es stellt sich die Frage, ob der Liberalismus in der heutigen Zeit auf der nationalen Ebene noch eine Wirkungsmöglichkeit hat oder nicht. Die AfD ist eine rechts orientierte natinalistsche Partei. Sie ist per Definition nur dann an übernationalen Fragen interessiert, wenn diese ihrer nationalen Gesinnung von Nutzen sein könnten.

Die veränderte sicherheitspolitische Lage hat nichts mit einer veränderten Gesellschaft zu tun. Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit nicht die richtigen und tragenden Lehren gezogen. Wir haben gelernt, dass der Krieg nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sein kann und darf, der Krieg keine Berechtigung für die Durchsetzung von nationalen Interessen liefert. Was wir nicht gelernt haben ist, dass der Friede gestaltet werden muss. Dass es eben nicht reicht, nicht aufeinander zu schießen. Wir müssen noch lernen, dass der Friede nur dort einkehrt, wo man auch auf eigene Rechte verzichtet, um dem Gegenüber seine Existenz zu lassen und zu ermöglichen. Viele verlangen Toleranz von Anderen, üben diese aber selbst nicht aus!

Ob nun unsere Gesellschaft sich in konservative Richtung verändert und wenn ja, in welchem Umfange, hängt nicht von der sicherheitspolitischedn Lage ab. Hier ist nur die wirtschaftliche und soziale Lage wichtig. Je angespannter die wirtschaftliche Lage sich darstellt, wird sich die "konservative" Richtung entwickeln. Wird die wirtschaftliche Lage wieder besser, geht's wieder in die andere Richtung.

Ebenso verhält es sich mit dem Begriff der Freiheit. Freiheit verlangt persönliche Entscheidung. Übernahme von Verantwortung und Bekenntnis zu seinem Standpunkt. Vielen macht dieses alles Angst, sie wünschen sich eine Entscheidungsebene, hinter der sie ihre persönliche Verantwortung abgeben können. Unsere Gesellschaft ist immer noch eine Gesellschaft der Mitläufer und noch keine der Gestalter. Wir sind immer noch bzw. immer mehr eine Gesellschaft der Oberflächlichkeit. Der erste Anschein wird schon als Beleg der Tatsache gesehen, es wird nicht weiter nach der Ursache geforscht, das Ergebnis steht ja schon fest. Das Meinen ist wichtiger geworden als das Wissen. Reflexion? Dieser Begriff scheint von einer längst verschollenen Zeit zu stammen.

Aria, eine Gesellschaft, die sich nicht verändert, ist tot. Ob unsere Gesellschaft sich so in eine "konservative" Richtung entwickelt, wie du befürchtest, kann ich noch nicht ausmachen. Einerseits geht vieles von der erreichten Freizügigkeit wieder zurück und anderseits öffnen sich neue Perspektiven der Freizügigkeit. Die offenen Nacktbadestrände werden immer kleiner, jedoch werden Nacktwanderwege neu eingerichtet. Das Potential der "Nackten" wird kleiner, real und nicht nur in der Wahrnehmung, zugleich verlagert sich der Aktivitätsraum dieser kleiner gewordenen "Nackten-Gesellschaft" auf neue Aktivitätsfelder. So eine Schrumpfung der "Nackten-Gesellschaft" muss nicht negativ und gefährlich sein. Sie kann sich zum Nährboden eines neuen, gesunden und souveränen Körperbewusstseins entwickeln und so zu einer großen positiven gesellschaftlichen Kraft werden. Darum ist es wichtig, nicht nur den einzelnen Fakt zu sehen und einzelne Fakten zu einer größeren Summe zusammen zu fassen. Wichtig ist, die Grundströmung zu erfassen und zu ergründen. Eine Gesellschaft verändere ich, in dem ich meine Position öffentlich darstelle und vorlebe und so zum Modell für andere Mitbürger werden kann. Aber bedenke, wer zum Stein des Anstosses werden will darf sich nicht darüber beschweren, dass die Anderen sich an ihm stossen.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 29. Jan 2015, 23:56

Tim007 hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:
guenni hat geschrieben:- pegida ist keine bundesweite (massen-)veranstaltung,
Stimmt, aber die repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung besagt, dass in der ganzen Republik die Ressentiments gegenüber Islam steigen – inzwischen liegen sie bei über 60%.
Nicht jeder, der das Auftreten des Islam kritisiert, muss zugleich PEGIDA-Anhänger sein. s. Flüchtlingsfrage.
Es geht darum, dass weder Pegida-Anhänger noch die Befragten unterscheiden zwischen Islamismus und Islam.


Tim007 hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:
guenni hat geschrieben:- die afd nimmt (wenn man von der euro-ablehnung mal absieht) nur die bereiche auf, die einmal in der cdu zu hause waren,
Irrtum: AfD ist nur die abgespeckte FDP (ohne des Eintretens für die Bürgerrechte), deswegen korreliert der AfD-Aufstieg mit dem FDP-Abstieg
Sorry, doch absoluter Unsinn.
Die FDP war niemals Europa-kritisch eingestellt.
Ah, Du meinst CDU war europakritisch, und diejenigen die vorher die CDU wegen deren Euroskepsis gewählt haben, jetzt AfD wählen? Dazu kann ich, wie zuvor schon zu guenni, nur sagen: Du irrst.

Die Korrelation der AfD-Erfolge mit gleichzeitigem FDP-Niedergang kann nicht übersehen werden. AfD sprich die typische FDP-Klientel an: Mittelstand, gut verdienende Angestellte und Vermögende, die über die zu hohen Steuern und zu niedrige Guthabenzinsen klagen und die alle meinen, Deutschland würde besser ohne EU fahren. AfD geht es nur ums Geld, während es der FDP ums Geld und um Bürgerrechte ging – siehe den erfolgreichen Widerstand der letzten FDP-Justizministerin gegen die Vorratsdatenspeicherung, etc.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Fr 30. Jan 2015, 00:07

Seltsam, Deine FDP-/AfD-Analyse.
Und falsch.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Fr 30. Jan 2015, 13:52

Was die AfD mit dem Schrumpfen der FDP zu tun hat, sieht man doch schon daran, dass viele Liberale zur AfD übergelaufen sind. Siehe Henkel. Ganz grob:

FDP = Wirtschaftliberalismus + proeuropäsiche Bürgerrechte
AfD = Wirtschaftsliberalismus + Nationalkonservatismus

In welche Richtung es geht, dürfte klar sein.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Fr 30. Jan 2015, 15:10

Dann wollen wir mal korrekt sein:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... age-yougov

Wie in Griechenland: Links und rechts zusammen.

Was belegt: mit Schlagworten wie "rechts", "links", "konservativ", .... kommt man nicht weiter.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Fr 30. Jan 2015, 16:34

Das sehe ich auch so, Tim. Auch "Linke" können mittlerweile "konservativ" sein. Aber ein "Linkskonservativer" will vielleicht andere Dinge "konservieren" bzw. bewahren (etwa den Sozialstaat oder bei den Grünen die Umwelt) als ein Rechtskonservativer (etwa das traditionelle Familienbild), aber auch da gibt es Mischungen.

Gerade deshalb geht es aber darum, vorerst einzelne Veränderungen zu dokumentieren, ohne sie jedesmal mit Etiketten zu versehen oder daraus allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen.

Persönliche Kommentare und Deutungen bzgl. der Folgen sind in einem Forum natürlich willkommen, da jeder von uns seine eigenen Prioritäten und Perspektiven hat. Aber man sollte sich hüten, "das Ganze" voreilig zu "synthetisieren", als ob die Gesellschaft in eine einzige Richtung ginge. Die verschiedenen Kräfte, die zu Veränderungen führen können, wenn sie politischen oder gesellschaftlichen Einfluss bekommen, sind zahlreich und widersprüchlich. Ihre Durchsetzung ist schließlich auch - aber nicht nur - eine Frage der politischen Macht.

Es wäre ABER intellektuell ziemlich resignierend, wenn nicht fahrlässig, die einzelnen Veränderungen - angesichts dieser Widersprüchlichkeiten - erst gar nicht dokumentieren zu wollen!!

Erst später, wenn genügend Belege, die in die eine und in die andere Richtung weisen, zusammengetragen worden sind, wird vielleicht deutlich, wohin die Gesellschaft insgesamt steuert. Vielleicht meint der eine oder andere, es seien bereits genügend Belege vorhanden. Bei Dissens steht es jedem frei, Gegenbelege zu liefern. Aber unredlich wäre es, eine Diskussion über neue gesellschaftliche Kräfte abzubremsen, weil man etwa insgeheim hofft, dass einige ihrer Positionen sich unbesehen durchsetzen.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von guenni » Fr 30. Jan 2015, 16:46

kristofnrw hat geschrieben:Was die AfD mit dem Schrumpfen der FDP zu tun hat, sieht man doch schon daran, dass viele Liberale zur AfD übergelaufen sind. Siehe Henkel.


ist das eine analyse oder vermutung?

hier die wählerwanderung bei der europawahl 2014:

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 71022.html

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Fr 30. Jan 2015, 17:19

In dem genannten Spiegel-Artikel geht es um die Europawahl. Bei der Bundestagswahl 2013 fiel die Wählerwanderung wie folgt aus: "Die AfD kommt nach dem vorläufigen Endergebnis auf 4,7 Prozent der Stimmen. Die meisten holte sie bei ehemaligen FDP-Wählern (430.000)." (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 23873.html)

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Fr 30. Jan 2015, 17:52

Tim007 hat geschrieben:Seltsam, Deine FDP-/AfD-Analyse.
Und falsch.
Falsch? Du bestätigst meine Analyse doch einen halben Tag später:
Tim007 hat geschrieben:Dann wollen wir mal korrekt sein:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... age-yougov
Daraus ein Zitat:
Viele AfD-Anhänger wählten früher Linke und FDP

Die Anti-Euro-Partei ist für die Union weniger gefährlich als für andere Parteien. Viele AfD-Anhänger wählten früher Linke und FDP

Die Anti-Euro-Partei ist für die Union weniger gefährlich als für andere Parteien.

Damit hat sich das Argument von guenni und Dir
die afd nimmt (wenn man von der euro-ablehnung mal absieht) nur die bereiche auf, die einmal in der cdu zu hause waren
wohl erledigt. :mrgreen:


kristofnrw hat geschrieben:Auch "Linke" können mittlerweile "konservativ" sein. Aber ein "Linkskonservativer" will vielleicht andere Dinge "konservieren" bzw. bewahren (etwa den Sozialstaat oder bei den Grünen die Umwelt) als ein Rechtskonservativer (etwa das traditionelle Familienbild), aber auch da gibt es Mischungen.
Sehe ich auch so.


kristofnrw hat geschrieben:Es wäre ABER intellektuell ziemlich resignierend, wenn nicht fahrlässig, die einzelnen Veränderungen - angesichts dieser Widersprüchlichkeiten - erst gar nicht dokumentieren zu wollen!!
Sehe ich genauso.


kristofnrw hat geschrieben:Bei Dissens steht es jedem frei, Gegenbelege zu liefern. Aber unredlich wäre es, eine Diskussion über neue gesellschaftliche Kräfte abzubremsen, weil man etwa insgeheim hofft, dass einige ihrer Positionen sich unbesehen durchsetzen.
Dieser Aussage stimme ich auch zu. Was guenni, Tim und vielleicht noch jemand hier versuchen, nämlich bereits das Dokumentieren der Anzeichen eines gesellschaftlichen Wandels ad absurdum zu führen, ist genau das: Unredlich.

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