Wäller hat geschrieben:Dass man mit dem Zeitgeist gehen müsse, ist von daher nur so eine Dumpfbackenforderung von Menschen, die bereits selber mit dem Strom schwimmen und weil die sich das selbst nicht eingestehen wollen, verlangen die halt von allen anderen, das gefälligst auch zu tun.
Das ist wohl wahr. Vor allem derzeit in der Politik.
Campingliesel hat geschrieben:Komischerweise sind es immer die Omas und Uromas, die viel zu sagen haben. Opas anscheinend nicht so sehr.
Nun dafür gibt es viele Gründe über die ich mich hier aber nicht auslassen möchte. Der Wichtigste Grund ist aber, dass man als Opa seine Ruhe haben will und nicht unbedingt recht haben muss.
Wäller hat geschrieben:
Dass Jüngere mit den neuesten Normen evtl. etwas besser umgehen können, dass kann ich mit meiner Erfahrung locker ausgleichen.
Oha, da würde ich aber vorsichtig sein. Ausgleichen würde ICH gar nichts, höchstens ergänzen. Sage ich als Prüfstatiker mit 39 Jahren Berufserfahrung (ohne Lehre und Studium).
Ich bekomme aber häufiger auch Berechnungen auf den Tisch von Kollegen die so auf die 70 zugehen und bei denen ich dann nur sagen kann, diese Berechnungen sind so falsch bzw. das zugrundeliegende Wissen so veraltet, dass die Kollegen besser endgültig in den Ruhestand gehen sollten.
Ich weiß jetzt nicht in welcher Branche du diese Berechnungen prüfst, aber in der Statik ist es so, dass die Erdanziehung immer noch dieselbe ist. Also egal nach welcher Norm man rechnet, ob nach der EN, der DIN oder gar nach der TGL, das Ergebnis kann immer brauchbar sein. Da ist sicher auch die Erfahrung wichtig und wenn die Bauwerke, die man vor 35 Jahren nach der TGL gerechnet hat immer noch stehen, dann kann die alte Norm ja auch nicht ganz verkehrt gewesen sein.
Ich persönlich hoffe nur, dass ich rechtzeitig den Absprung schaffe, bevor genau das Jüngere über mich sagen.
Der "Absprung" steht mir auch bevor, aber nicht aus Angst vor dem fehlenden Respekt der Jüngeren, sondern weil die nun einsetzenden Technologien von mir nicht mehr mitgetragen werden. Konkret ist das bei uns das sogenannte BIM.
https://de.wikipedia.org/wiki/Building_ ... n_Modeling
Da gehe ich nicht mehr mit. Vor allem die Übergabe der Architekturdaten an die räumliche FEM-Struktur des Tragwerksplaners ist kaum noch kontrollierbar, die Systeme sind überfrachtet mit Informationen, die man nicht benötigt und die mitunter den Blick auf das Detail versperren, wo nachgewiesenermaßen der Teufel liegt.
Also das ist nur was für die Jüngeren, da mag der Zeitgeist weiter ziehen und hoffentlich einen Fortschritt bringen. Da gehe ich aufs Altenteil.
Freilich, solange ich noch mit meinen bewährten Technologien arbeiten darf, tue ich das. Das Können macht ja auch Spaß und es gibt, um mal auf die Älteren zurück zu kommen, auch Kollegen, die noch mit weit über 70 hervorragende Arbeit abliefern. Gerade wenn es um die Sanierung bestehender Strukturen geht, wo weder eine Computerdatenbank noch eine Zeichnung uns verrät, wie es im Bauwerk aussieht.
Aus meiner Sicht ist ein Zeitgeist auch nicht etwas Gutes oder Schlechtes. Er IST eben, wie das Wetter. Das kann man beklagen oder sich darüber freuen. Ich freue mich jedenfalls immer, wenn der Geist aus meiner Zeit ab und zu wieder da ist, sei es bei der FKK, an der ich mich trotz weiter gezogenem Zeitgeist immer noch erfreuen kann oder z.B. an alten Schlagern, die neuerdings in meinem Autoradio trällern, dank DAB.
https://www.schlagerradio.de/hoer-auf-d ... z-schlager
So kann mit einer neuen Technologie der Geist einer alten Zeit weiter bestehen.
Schön