Scham, Anständigkeit, Tugend

[hajo]

Zum Thema...

Ich erinnere mich an ein Interview des WDR (Mittagsmagazin) etwa um 1969/70 mit dem (kürzlich gestorbenen) Ethologen Irenäus Eibl-Eibesfeldt. Damals wollte er nach Südamerika zu den Yanomami.
Später las ich in einem seiner Bücher darüber. Es ging u.a. auch um genau dieses hier angerissene Thema.
Die Gruppe, die er aufsuchte, lebte weitgehend nackt.
Die Männer hatten den Penis an einer dünnen Schnur hochgebunden, die Frauen trugen lediglich eine dünne Schnur um den Bauch (im Buch abgebildet).
Da er seinerzeit Artefakte sammelte, um sie in seine wissenschaftliche Sammlung einzureihen, bat er eine junge Frau um diese dünne Schnur.
Er schreibt über seine Verwunderung, dass sie sich weigerte und wand, wie es eben auch europäische Menschen tun, wenn sie "verlegen" sind. Erst nach längerer Zeit und weiteren Bitten verschwand sie, kam dann mit dieser Schnur in der Hand, aber einer anderen um den Bauch zurück...

Eibl-Eibesfeldt hat ja dann viele Jahre lang alle möglichen Menschengruppen aufgesucht, die unter unterschiedlichen Bedingungen, Kulturen und Religionen leb(t)en, und deren Verhaltensweisen mit "versteckter Kamera" gefilmt.
Die Analyse dieser Aufnahmen später an der Uni zeigte deutliche Gemeinsamkeiten im Verhalten der Menschen.

Alles nur erlernt?

[hajo]

Soweit ich weiß, führt Nacktheit nicht zur Erblindung.

Im Gegenteil:

Die meisten Menschen gucken extra hin...

[MaJu_BLN]

Scham ist eine angeborene Basisemotion.
Was jedoch zu Scham führt bzw. Diese auslöst, hat mit erlernten kulturellen Normen und Regeln zu tun.

[Werner76]

... mein Gewisen ist eher christlich, - nicht "kirchlich" - geprägt - es gibt keinen Grund nicht nackt zu sein, es sei denn jemand wird dadurch geschädigt oder sehr stark in seinen Gefühlen verletzt. Letzerem kann man aber leicht aus dem Wege gehen. Ich habe auch schon mit anderen Christen darüber diskutiert. Ein mir gut bekannter ev. Pastor ist auch Nudist und hat deswegen, so wie ich, keine Gewissensbisse. Ich kann mir aber auch gut vorstellen dass viele andere aus anerzogenen (?) Gewissensgründen FKK strikt ablehnen.
Wieder nur meine ganz persönliche Einschätzung ohne Anspruch auf absolute Wahrheit.
MfG
Nudi

Meine Eltern (und Familie) sind auch christlich und sonntags zur Kirche gegangen, aber evangelisch und nicht weltfremd...
ich kann dein text gut nachempfinden.
So kenne ich auch Leute die gläubig sinn und auch nackt baden!
In meinen Fall hätte ich so einige Gelegenheiten gehabt als heranwachsender nackig zu sein, ich hatte meine bedenken,
und meine Mutter hat das nicht hinterfragt. So sehe ich es bei mir als anerzogen an , oder als: Meine Mutter hat sich das halt leicht gemacht!"
Wenn ich am Strand mit meiner Partnerin , Tochter und Enkelin(5) sehen sollte das die Tochter der Enkelin den 4ten Badeanzug anzieht weil die anderen 3 versandet sind, werde ich sie fragen was das für ein quatsch ist, warum sie nicht einfach ohne Sandburgen baut...
Und die Tochter wird evtl. ein licht auf gehen und die Gewohnheit selber mal hinterfragen!!??

[Mecki]

@ Werner76

kann es sein, dass du dein Denken auf FKK/Nacktheit bezogen, auf Andere zu übertragen gedenkst?
Andere "KÖNNTEN doch auch" so denken, so handeln, wie du es tust....sie tun es aber nicht, weil es
DEREN "Denke und Handeln" ist, sein soll, sein muss, und es halt keine Rückschlüsse gibt, um deinen
Vorstellungen von FKK/Nacktheit nachzukommen.

Anderes Beispiel - ein Vater ist begeisterter Fußballer. Er spielt in der Region in einem oberklassigen
Verein. Der Sohn...der "könnte doch auch" (die Fußballstiefel schnüren). Der hat aber keinen Bock
dazu...der will partout nicht. Klar blutet dem Vater das Herz, dass der Sohn "nicht auch" Fußball spielt.

Vielleicht geht bei sehr vielen Menschen tatsächlich "Scham, Anständigkeit, Tugend" mit FKK/Nacktheit
einher. Das kann keinem vorgeworfen werden, wenn dem so ist....auch nicht eigenen Kindern/Jugendlichen,
die es ja "von Hause" aus kennen, erlebt haben, aber eben später nicht mehr wollen.

Diese Dynamiken - die gibt es halt nicht mehr in dem Maße. Ob das gut ist oder nicht, lasse ich mal hingestellt sein. Und was FKK in der ehem. DDR angeht - da sagen/schreiben selbst ehem. DDR-Bürger,
dass "wir ja nichts anderes (sprich: Auswahl)" hatten, um uns zu betätigen. Wer in diese Begebenheiten reingeboren wurde, damit aufgewachsen ist, sieht das halt anders....und das ist GUT so, diese Gedanken
immer wieder auszusprechen. Und ganz sicher....es gab einiges, was diesbezüglich GUT war, "nichts an
Auswahl" zu haben. Heute ist das anders...heute gibt es überall "riesige Auswahl"....zu wessen Leidwesen?
Ist es überhaupt für irgendjemand "Leidwesen"?

[riedfritz]

@Mecki: das hast du richtig vermutet, im Thread "Nackt auf Terasse.... schreibt Werner

Genau das ist es denke ich das es keinen stört wenn man aus einen nachvollziehbaren Grund nackig ist !
Wenn man natürlich nur wahrlos nackig durch den Garten läuft und die Nachbarn den Eindruck haben das man sich
präsentieren will dann haben die natürlich was dagegen!
Man muss das ja einfach mal aus der Sicht des Nachbarn betrachten, wenn ich meinen Nachbarn/Nachbarin nackig sehe
dann denke ich als erstes . "Oh Gott, was sind das denn für Exhibitionisten!? Das ist ja eklig!"

Ich weiß zwar nicht wie man "wahrlos" (vielleicht verwahrlost? ) durch den Garten läuft oder was "nachvollziebar" sein könnte, aber bei solchen Vorurteilen gegenüber den Nachbarn, sollte man es in vorauseilendem Gehorsam besser bleiben lassen.

Viele Grüße,

Fritz

[guenni]

Ist es überhaupt für irgendjemand "Leidwesen"?

das scheint mir die wesentliche frage hier. fkk hin und her, für viele ist das heute ganz einfach nicht wichtig, auch wenn es mal anders war. "modererscheinung" oder "zeitgeist" reichen einigen als erklärung aber nicht.
aber, ebenso wie in anderen dingen, verhaltensweisen etc.:
auch die nackten dürfen ein maß an tolereranz erwarten, auch und gerade im privaten umfeld, z.b. garten. das ist immerhin geltende rechtsprechung, sonst wären sie die leidwesenden.

[riedfritz]

fkk hin und her, für viele ist das heute ganz einfach nicht wichtig, auch wenn es mal anders war. "modererscheinung" oder "zeitgeist" reichen einigen als erklärung aber nicht.

Der Rückgang der FKK korrespondiert aber verdächtig mit dem Rechtsruck in unserer Gesellschaft! Intoleranz und nicht mit dem/den Betroffenen reden, sondern nach dem Staat rufen.
Den von der AfD vorgeschlagenen Kandidaten fürs Bundesverfassungsgericht kenne ich nicht, jemandem, der sich dafür hergibt, traue ich nicht.

Viele Grüße,

Fritz

[Werner76]

@Mecki: das hast du richtig vermutet, im Thread "Nackt auf Terasse.... schreibt Werner

Genau das ist es denke ich das es keinen stört wenn man aus einen nachvollziehbaren Grund nackig ist !
Wenn man natürlich nur wahrlos nackig durch den Garten läuft und die Nachbarn den Eindruck haben das man sich
präsentieren will dann haben die natürlich was dagegen!
Man muss das ja einfach mal aus der Sicht des Nachbarn betrachten, wenn ich meinen Nachbarn/Nachbarin nackig sehe
dann denke ich als erstes . "Oh Gott, was sind das denn für Exhibitionisten!? Das ist ja eklig!"

Ich weiß zwar nicht wie man "wahrlos" (vielleicht verwahrlost? ) durch den Garten läuft oder was "nachvollziebar" sein könnte, aber bei solchen Vorurteilen gegenüber den Nachbarn, sollte man es in vorauseilendem Gehorsam besser bleiben lassen.

Viele Grüße,

Fritz

merkst du eigentlich was du schreibst oder hast du eigentlich richtig gelesen was ich geschrieben habe?

du hast geschrieben:
"Meinst du wirklich, daß du so interessant bist, daß du die Konzentration anderer Leute längere Zeit störst? Spätestens nach 5 Min (hochgerechnet) bist auch du uninteressant!"

Und darauf habe ich dir mit dem Text oben zugestimmt das es wahrscheinlich garkeine stören wird !!!!!!

Merkst Selber ????

[riedfritz]

merkst du eigentlich was du schreibst oder hast du eigentlich richtig gelesen was ich geschrieben habe?

Ist bei deinen Sätzen ohne Punkt und Komma auch sehr schwierig. Beispiel:

Genau das ist es denke ich das es keinen stört wenn man aus einen nachvollziehbaren Grund nackig ist !

Viele Grüße,

Fritz