ostfriesenpaar hat geschrieben:Folgendes hat Spahn gerade eben von sich gegeben:
Panik- und Stimmungsmache pur.
"11.43 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht angesichts der hohen Corona-Todes- und Infektionszahlen keine Möglichkeit, den aktuellen Lockdown zu beenden. „1129 Familien werden diesen Jahreswechsel in Trauer erleben“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin mit Blick auf die aktuell gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit Corona.
„Diese Zahlen belegen, wie brutal dieses Virus immer noch zuschlägt.“ Von einer Normalität sei man noch sehr weit entfernt. „
Das ist keine Panikmachen, denn diese Zahl ist noch zu niedrig angesetzt, denn es werden nicht nur die trauern, die während der Feiertage und am Wochenende gestorben sind, sondern auch die, die in letzten Tagen und Wochen gestorben sind.
ostfriesenpaar hat geschrieben:In unserem direkten Bekanntenkreis gibt es auch einige Betroffene eines positiven PCR Tests. Na und?
Wer einen Toten in der Familie zu beklagen hat, sagt nicht „Na und?“
Aus der Süddeutschen vom 29. Dezember 2020 (leider hinter Bezahlschranke):
Corona in Sachsen: Der Tod ist nicht genug – Zitat:
Es ist gerade mal zwei Monate her, dass durch die Gassen Zittaus eine Handvoll dunkel Gewandeter gelaufen ist, mit einem Karren und einem Sarg darauf. "Uns wurden 25 000 Tote versprochen", sagte einer der Kuttenträger, immer wieder. Das ist auf einem Youtube-Video zu sehen, untermalt mit düsteren Klängen. "Wo sind die Toten? Wo habt ihr sie versteckt?" Sie haben protestiert, weil Covid-19 ja so schlimm gar nicht sein könne. Das war Mitte Oktober.
Jetzt sind die Toten da. Dutzende. So viele Särge, dass man sie in einer Lagerhalle für den Hochwasserschutz auslagern musste, weil sie im Krematorium der Stadt nicht mehr hinterherkommen. Im Standesamt haben sie an Weihnachten Sonderschichten eingelegt. Nur um Todesfälle zu beurkunden. Es ist kurz nach zwölf am zweiten Weihnachtsfeiertag, als ein Leichenwagen auf den Rathausplatz einbiegt. Der städtische Bestattungsdienst bringt wieder Unterlagen von Toten vorbei.
Oberbürgermeister Thomas Zenker sagt, er habe genug gehabt von denen, die behaupten, so gefährlich sei Corona doch nicht. Dann schaut mal, habe er sich gedacht, und schickte am Dienstag vergangener Woche einfach mal eine Mitteilung mit den Zahlen raus. Tote im Oktober, November, Dezember. Vergangenes Jahr: 45, 52, 45. Dieses Jahr: 73, 110, 115, die nach dem 22. Dezember beurkundeten Fälle sind noch gar nicht eingerechnet.
(…)
Es ist kurz nach zehn, draußen am Fahrbahnrand stehen auf den 45 Kilometern zwischen Zittau und Bautzen immer wieder Gruppen von Menschen mit Glühweintassen in den Händen und Atemwolken statt Masken vor Mündern und Nasen. Sie treffen sich hier jeden Sonntagvormittag, exakt eine Stunde lang, seit Mai. "Stiller Protest", so nennen sie das, gegen die Corona-Einschränkungen und überhaupt so vieles. Die Farben des Kaiserreichs sind oft zu sehen, auf Fahnen, Jacken, Autos.
In Eibau, einer lang gezogenen Ortschaft, weht vor einem Fachwerkbauernhaus die Wirmer-Flagge, schwarz-goldenes Kreuz auf rotem Grund. Ein Symbol der Widerstandskämpfer des 20. Juli, Ende der Neunziger von Neonazis umgedeutet und heute gern geschwenkt von Pegidaleuten und "Reichsbürgern". Auf den Stufen zum Hauseingang steht eine Laterne in Schwarz-Weiß-Rot, am Gartenzaun hängt ein Plakat: "Schnauze voll, Maske ab!"
Vier Männer und eine Frau mittleren Alters stehen vor der Tür, trotz der Kälte und des Winds, der um sie herum die Bäume biegt. Sie seien Nachbarn, sagen sie. Ihre Namen wollen sie nicht verraten. Warum sie hier stehen? "Weil ich von der Nützlichkeit einer Maske nicht überzeugt bin im ländlichen Raum", sagt einer. Dann geht eine Tirade los, von allen fünf: Die "Impferei" bringe nichts, das müsse "doch selbst das dümmste Schlafschaf begreifen". PCR-Tests seien unzuverlässig. Dass viele Menschen an Corona sterben, sei nicht erwiesen. Und: Deutschland verwandle sich in eine Diktatur.
Die Menschen hier an der B 96 scheinen das ernst zu meinen. Aber was ist mit den Nachrichten aus Zittau, den Schwerkranken und den Toten? "Hören wir alles", sagt die Frau. Dann redet sie gleich wieder davon, dass Impfen nichts bringe, dass die Statistiken nicht aussagekräftig seien. Nachbarn grüßen im Vorbeigehen, immer mal wieder hupt ein Autofahrer und winkt.
(…)
Hat es mit den Wahlerfolgen der AfD in der Gegend zu tun? Schließlich tummeln sich Vertreter und Anhänger der Partei bei den Protesten der selbsternannten "Querdenker". Bundesparteichef Tino Chrupalla unterhält in Zittau ein kleines Bürgerbüro, wenn dort nicht gerade virusbedingt die braunen Rollläden heruntergelassen sind. Im Bundestagswahlkampf 2017 schlug er hier im Wahlkreis Görlitz den heutigen Ministerpräsidenten von Sachsen, Michael Kretschmer von der CDU.
(…)
Andere vermuten, die Nähe zu Polen und Tschechien, wo die Zahlen zeitweise um ein Vielfaches höher waren, sei ein Grund. Auch das, sagt Zenker, reine Spekulation. Und selbst wenn: Wer wisse, ob es Polen und Tschechen gewesen seien oder nicht doch Deutsche, die auf der anderen Seite einen gehoben haben, als das hier nicht ging?