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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Blood Moors » Mi 28. Dez 2016, 20:59

Zett hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Meine Theorie: Würde das Sexuelle in normalen Filmen auch so freizügig gezeigt wie andere Tätigkeiten des Menschen, der Pornoindustrie würde der Boden entzogen: Es gäbe dafür keinen so großen Bedarf mehr, dass sich das Geschäft noch lohnen würde.
Du meinst, wenn die "normalen" Filme schon Pornos wären, bräuchte man keine weiteren Pornos mehr? Ein Logik aber auch :lol:


Ich verstehe schon, was Aria meint. In "normalen" amerikanischen Filmen - und vermehrt neuerdings auch in deutschen/europäischen Produktionen - finden Bettszenen nur noch unter der Bettdecke oder im dunkeln statt und wenn jemand nach dem Liebesspiel aus dem Bett steigt, wird gleich die ganze Bettdecke zum bedecken der Blöße mitgenommen.

Es könnte ja sein, dass auch Kinder diesen Film zu sehen bekommen. :o Die sollen sich gefälligst nur die "normalen" Tätigkeiten der Menschen ansehen: Sich prügeln bis das Blut fließt und sich gegenseitig erschießen. Da findet nämlich kaum eine Zensur statt. Das ist die amerikanisch geprägte Doppelmoral. :evil:

Gruß Hans

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Mi 28. Dez 2016, 21:37

Auf deinen Beitrag, Eule, lohnt sich eigentlich nicht einzugehen, weil du nicht antwortest, sondern auf deinen Buch verweist. Oder du antwortest, aber diese Antwort nicht begründest. Und wo du doch was Substanzielles sagst, zitierst du mich nicht richtig. Als Beispiel für dieses Vorgehen von dir, sei dieses genannt (was du zitiert hattest, ist hier fett hervorgehoben):
Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Außerdem: Auch mit „normalen“ Filmen wird viel Geld verdient. Warum? Weil Menschen gerne anderen Menschen – vulgo Schauspieler – in Fantasiewelten agieren sehen. Pornos sind auch Filme, allerdings zeigen sie auch Dinge, die die sogenannten normalen Filme aufgrund der moralisch begründeten Verbote der Gesellschaft(en) nicht zeigen dürfen. Pornos sind also nur die Reaktion auf diese Verbote, und wie das bei den Verboten so ist: Sie zeigen das sonst Verbotene exzessiv – und werden dafür kritisiert. Das ist paradox, denn die Gesellschaft kritisiert damit etwas, das sie selbst geschaffen bzw. verursacht hat.
Dieser dein Denkansatz zum Konsum der Pornographie geht leider fehl. Weiter oben habe ich schon gesagt, warum.
Nur durch die Unterschlagung meiner Begründung, ist dir hier möglich gewesen, meine Folgerungen, auf die allein du dich beziehst, zurückzuweisen.

Auch im Folgenden arbeitest du nicht sauber, weil du das Wesentliche meiner Aussage (hier fett hervorgehoben) ignorierst:
Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Meine Theorie: Würde das Sexuelle in normalen Filmen auch so freizügig gezeigt wie andere Tätigkeiten des Menschen, der Pornoindustrie würde der Boden entzogen: Es gäbe dafür keinen so großen Bedarf mehr, dass sich das Geschäft noch lohnen würde.
Überlege dir doch bitte einmal, was wird in der Pornographie gezeigt? Entspricht das Gezeigte so der Wirklichkeit? Wenn du diese Frage undogmatisch prüfst und beantwortest, dann siehst du, dass diese hier gemachte Äußerung von dir fehl geht.
Gemeint habe ich: Wenn das Sexuelle in normalen Filmen so gezeigt würde wie bisher z.B. essen, trinken oder küssen, verlöre es das Besondere. Beweis: Es gab eine Zeit als in Filmen auch das Küssen, weil damals sexuell konnotiert, nicht gezeigt, bestenfalls nur angedeutet wurde. Als diese – aus heutiger Sicht – unsinnige Beschränkung fallen gelassen wurde, gab es fortan in normalen Filmen als Reaktion keine Kuss-Orgien, sondern der Kuss wird gezeigt, wenn es dramaturgisch passt. Das würde auch mit weiteren sexuellen Aktivitäten passieren, wenn man sich dazu durchdringen könnte, sie als etwas Normales zu behandeln.

Klar ist aber auch, dass das nicht geschehen wird, wenn es viele Menschen weiter die Ansichten sein werden, dass sexuelle Aktivitäten nicht in die Öffentlichkeit gehören. Du und Bummler, ihr seid wie diejenigen, die einst das Küssen in der Öffentlichkeit als unanständig betrachtet und dafür gesorgt haben, dass dies auch in Filmen unterblieb.

PS:
Blood Moors hat geschrieben:Ich verstehe schon, was Aria meint. In "normalen" amerikanischen Filmen - und vermehrt neuerdings auch in deutschen/europäischen Produktionen - finden Bettszenen nur noch unter der Bettdecke oder im dunkeln statt und wenn jemand nach dem Liebesspiel aus dem Bett steigt, wird gleich die ganze Bettdecke zum bedecken der Blöße mitgenommen.
Danke, Blood Moors, das ist exakt meine Meinung. Man kann also verstehen, was ich sagen wollte. Wenn man verstehen will.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mi 28. Dez 2016, 21:48

Eule hat geschrieben:Es erscheint mir sehr fragwürdig, wie Google feststellen will, dass der Zugriff auf Seiten mit Porno-Bildern und Videos von Menschen bestimmter Religionen vorgenommen wird. Diese Aussage widerspricht sehr deutlich meiner persönlichen Erfahrung, dass in Sexshops von mir nur deutsche Kunden angetroffen wurden.

Zum letzten Satz: in Sexshops könnte man gesehen werden, beim Zugriff auf Internetinhalte kann man sich allein im privaten Zimmer aufhalten. Schon deshalb ist die eine Erfahrung nicht auf die andere übertragbar.

Zur Google Zugriffs-Zählung: Mit dem Programm Google-Analytics wird jeder einzelne Zugriff einem sehr kleinen Gebiet zugeordnet. Google-Analytics nutzen auch sehr viele Webseiten-Anbieter in Deutschland, nur dass hier gewisse Datenschutz-Hürden beachtet werden müssen (ab Mai 2018 in ganz Europa). Hier nutzen viele daher das Konkurrenzprogramm Piwik, mit dem der Anbieter auch seine Auswertung erhält, aber Google keine Daten bekommt (und auch sonst niemand).

Die Auswertung erfolgt mit Datenbank-technischen Methoden. Wiederholte Zugriffe auf Webseiten über denselben PC können eindeutig festgestellt und differenziert berechnet werden. Im Falle des Zugriffs aus einer Stadt der Größe wie Frankfurt, ist die Zuordnung zu dieser Stadt eindeutig, nur bei sehr kleinen Orten auf dem Land werden stellenweise jeweils mehrere Dörfer zusammen erfasst. Die Zuordnung ist einwandfrei und sicher, und wenn die Zahl der Zugriffe entsprechend hoch liegt, dass es keinesfalls nur Gäste im Land sein können, dann darf auch eine Schlussfolgerung gezogen werden, die nicht etwa den Status einer Theorie hat.

Bei der Auswertung ging es um Vergleiche von Zugriffszahlen im mehrstelligen Millionenbereich, also statistisch knallhart aussagefähig.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Do 29. Dez 2016, 03:04

@ Aria
Mit meiner verkürzten Zitierung deiner Aussage wurde das Wesentliche nicht weggedrückt oder verändert. Ich habe dich schon so verstanden, wie du es gemeint hast. Es besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied, ob ich einen normalen Sexualakt in einem Film zeige, der schon vor 50 Jahren gezeigt wurde, oder ob ich dieses mit pornographischen Mitteln darstelle. Die Darstellung der Erzählung in einem Buch und in einem Film unterscheiden sich wesentlich. Nicht alles, was du in einem Text niederlegen kannst, kann so sinnvoll in einem Film übernommen werden. Anderseits ist es nicht immer interessant, eine bildliche Darstellung aus einem Film ebenso in einem Text zu hinterlegen. Es sind eben zwei völlig unterschiedliche Darstellungsarten mit einer eigenen Darstellungssprache. Die Dramaturgie eines Thearterstückes kannst du auch nicht 1:1 ins reale Leben übertragen. Also über diese Besonderheiten sollten wir uns hier nicht unterhalten müssen, weil dieses als allgemein bekannt vorausgesetzt werden kann.

Deine Beschwerde, ich würde immer mit einem Hinweis auf meine Bücher ausweichen, kann ich verstehen, jedoch nicht nachvollziehen. Was glaubst du, wird Horst mir sagen, wenn ich jetzt seitenlang aus meinem Buch zitieren würde? In meinen Büchern findest du die Antworten sehr ausführlich und umfassend ausgeführt. Deswegen muss ich hier nicht unnötig Platz verschwenden. Diese meine Bücher sind preislich so niedrig angesiedelt, dass du da nahezu nur die Druckkosten bezahlen musst. Für mich fällt da nur ein unbedeutender Betrag an, der meine Kosten nicht zu decken vermag. Mein Hinweis auf meine Bücher ist also keinesweg ein Versuch, Einkommen für mich zu generieren.

@ Hans H.
Wenn Google eine Statistik veröffentlicht, dann ist diese alleine wissenschaftlich nicht aussagekräftig, weil dieser Statistik eine Vergleichsgruppe fehlt und nicht gesichert ist, dass der Bevölkerungsquerschnitt wirklich abgebildet wurde. Diese Statistik von Google wird von mir nicht grundsätzlich als gefälscht oder manipuliert angesehen, sie entspricht nur nicht den Anforderungen, die an eine wissenschaftlich verwertbare Statistik gestellt werden. Ich bezweifle ja nicht, dass die Klicks richtig gezählt oder zugeordnet wurden. Nur aus dieser Anzahl von Klicks alleine ist eine einigermaßen vernünftige Interpretation nicht möglich. Man müsste diese Googlestatistik einer wissenschaftlich korrekt erhobenen Statistik gegenüber stellen und könnte dann sehen, ob und wenn ja, in welchem Umfange, die Googlestatistik von der allgemeinen wissenschaftlichen Statistik abweicht. Wobei kleinere Abweichungen durchaus normals sind und daher dann keine Rolle spielen würden.
Weiter gebe ich dir zu bedenken, dass Google nicht feststellen kann, ob ich als Eigentümer des Rechners, an meinem Rechner sitze oder ob dieses ein Anderer ist. Google notiert diesen Klick als einen von meinem Rechner ausgelöstes Signal und ordnet diesen dann mir zu.
Du kannst mir jetzt vorhalten, dass diese Klicks ja den entsprechen den Ländern zugeordnet seien und daher nicht nur induviduell betrachtet werden können und sollen. Ja, dieses stimmt. Aber hast du die gesellschaftliche Situation dieses Landes berücksichtigt, sowie das Alter der Personen, die dieses Signal ausgelöst haben? Spielt hier wirklich signifikant die Religion eine Rolle oder das Alter der Person, die dieses Signal ausgelöst hat? Gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen dem Verhalten eines moslemischen Menschen oder eines Menschen hier bei uns, die das gleiche Alter haben? Und hier liegt der springende Punkt meiner Kritik. Ich unterstelle Google, dass Google nicht in der Lage ist, eine derartige Differenzierung vorzunehmen und dass Google dieses auch nicht sonderlich interessiert. Muss es ja auch nicht. Hier siehst du, warum ich an der Aussagefähigkeit einer solchen Statistik zweifle. Dabei ist es wirklich unerheblich, ob Google oder ein Anderer diese so erhebt. Solche Stastistiken sind grundsätzlich nicht in der Lage, derartige Rückschlüsse zuzulassen. Und solche Statistiken sollten auch nicht diesen Anspruch erheben.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Free2015 » Do 29. Dez 2016, 06:37

Blood Moors hat geschrieben:Ich verstehe schon, was Aria meint. In "normalen" amerikanischen Filmen - und vermehrt neuerdings auch in deutschen/europäischen Produktionen - finden Bettszenen nur noch unter der Bettdecke oder im dunkeln statt und wenn jemand nach dem Liebesspiel aus dem Bett steigt, wird gleich die ganze Bettdecke zum bedecken der Blöße mitgenommen.

Diesen grotesk prüden Hollywood-Blödsinn gibt es schon seit Jahrzehnten, auch bei uns, nicht erst neuerdings. Übrigens auch beim Baden: da hockt die Dame in der Badewanne, natürlich mit Bergen von Schaum bedeckt, da klingelt es (bzw. er, der unvermeidliche Herr Murphy). Dame greift sich Handtuch, wickelt sich noch im Sitzen ein, damit ihr ja niemand was weggucken kann, und geht so triefend zum Telefon. Weltklasse. Nur getoppt wenn anstatt der (dann dünnen) Bettdecke gleich das Bettlaken abgezogen wird.

Ich kann ja noch verstehen das man dies als maximal mögliche Pikanterie einst so drehte aufgrund der Zensur.
Aber seit den 1970er ist es nur idiotisch bzw. eine bewusste Maßnahme um die Kino-Altersgrenze oder die Sendezeit optimieren zu können. Sollen die doch die Darstellerin angezogen beim Butterbrotschmieren (vegan natürlich) zeigen wenn der McGuffin-Anruf kommt, oder beim Reinigen ihrer Schusswaffen, oder was auch immer. Oder konsequenterweise die Person eben nackt zeigen wenn es in Alltagssituationen beim Baden, Duschen, Sex, Pornogucken oder einfach-so-Nackt-sein hochdramatisch klingeln soll.

Derartige vorgelebte Prüderie färbt auf den Alltag ab. Viele Leute äffen das nach, bewusst oder unbewusst.

Ich fände es ja mal lustig wenn sowas bewusst konterkariert wird. Etwa ins Handtuch eingewickelt sein wenn es plötzlich klingelt, und dann sichtlich peinlich berührt das Textil entfernen und nackt ans Telefon oder an die Türe gehen. In manchen US-Komödien sind ja Europäer, am besten eine Austauschschülerin aus Schweden, gerne spontan und ganz selbstverständlich nackig.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Do 29. Dez 2016, 12:03

Aria hat geschrieben:...
Außerdem: Auch mit „normalen“ Filmen wird viel Geld verdient. Warum? Weil Menschen gerne anderen Menschen – vulgo Schauspieler – in Fantasiewelten agieren sehen. Pornos sind auch Filme, allerdings zeigen sie auch Dinge, die die sogenannten normalen Filme aufgrund der moralisch begründeten Verbote der Gesellschaft(en) nicht zeigen dürfen. Pornos sind also nur die Reaktion auf diese Verbote, und wie das bei den Verboten so ist: Sie zeigen das sonst Verbotene exzessiv – und werden dafür kritisiert. Das ist paradox, denn die Gesellschaft kritisiert damit etwas, das sie selbst geschaffen bzw. verursacht hat.

Meine Theorie: Würde das Sexuelle in normalen Filmen auch so freizügig gezeigt wie andere Tätigkeiten des Menschen, der Pornoindustrie würde der Boden entzogen: Es gäbe dafür keinen so großen Bedarf mehr, dass sich das Geschäft noch lohnen würde.


Meiner Meinung nach machst Du zwei Denkfehler:

1. Du setzt "Pornografie" mit normaler Sexualität gleich. Das ist sie aber nicht, jedenfalls nicht heutzutage. Das mag für historische Darstellungen noch stimmen, aber die sexuellen Praktiken die heute dargestellt werden bilden nicht die sexuelle Wirklichkeit ab, sondern verzerren sie. Damit werden Stimuli zu Praktiken gesetzt, die von einem Großteil bzw. der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden.
Die Missionarsstellung z.B. kommt in Pornos praktisch nicht vor, obwohl sie in der Realität die am meisten praktizierte Stellung ist.

2. Du redest vom "Bedarf", also einem Begriff aus der Ökonomie. Zwar meinst Du damit einen sexuellen Zwang, aber dieser ist eben nicht primär vorhanden, sondern wird sekundär erzeugt. Also es gibt diesen "Bedarf" überhaupt nicht. Sicher gibt es den Reiz des Verbotenen. Aber das hat mit einem Bedarf überhaupt nichts zu tun.


Bummler hat geschrieben:Das "die Welt" ohne sie "ärmer" wäre trifft nur selektiv zu, weil nur wenige daran verdienen.
Wenn du meinen diesbezüglichen Satz noch einmal genauer liest, wirst du erkennen, dass ich das nicht im finanziellen Sinn gemeint habe.



Das war mir schon klar. Aber richtig ist eben auch das Produzenten von Pornografie daran verdienen. Wenn das nicht möglich gewesen wäre, dann wäre die Pornoschwemme nur eine kleine Pfütze und keine Flutwelle.
Im übrigen würde ich Dir gerne zustimmen, wenn es um Erotik ginge. Die wäre tatsächlich eine Bereicherung der Welt. Aus meiner Sicht gibt es aber keinen Grund vom erotischen ins pornografische abzugleiten. Nur weil es möglich geworden ist...?


Bummler hat geschrieben:Im übrigen ist Pornografie genauso notwendig wie feuchtes Toilettenpapier. Manche mögen es, aber notwendig ist es überhaupt nicht.
Das sie da ist, liegt nicht daran das arme Männer sie benötigten, sondern daran das unser Gesellschaftssystem alles zulässt was nicht unmittelbar zu deren Gefährdung neigt.


Das ist auch richtig so – oder möchtest du in China oder Saudi Arabien leben, wo der Staat bestimmt, was man lesen, hören und sehen darf? Diese Eingriffe in die Freiheit werden dort mit schlechten Einflüssen auf Menschen begründet, d.h. genau mit denselben Argumenten, die auch du hier darlegst.



Wenn ich eines im Sozialismus gelernt habe, dann das nicht alles schlecht ist, was es in einem totalitären Staat gibt.
Ich weiß gar nicht so richtig, wie ich das formulieren soll. Vielleicht so:
In der Aufklärung wurde ja die Vernunft bemüht, um sich vor allem aus religiösen Zwängen zu befreien. Freilich waren die Vernunftbegabten, die diese Gesellschaftstheorien aufgestellt haben, keine Mehrheit, sondern eine intellektuelle Minderheit, die sich aber der Unterstützung der Mehrheit erfreuen konnte um letztendlich die feudalen Systeme abzuschaffen und durch demokratische Systeme zu ersetzen.

So weit, so gut.

Leider gibt es heutzutage den Trend (ein anderes passendes Wort fällt mir nicht ein), das diese Vernunftbegabten nicht mehr gehört werden oder keine Mehrheiten finden. Sie werden einfach durch Mehrheiten überstimmt, die nicht rational gebildet werden, sondern emotional. Die Beispiele hattest Du selbst mal aufgeführt (Pegida, Brexit, Trump...)

Es werden also, jedenfalls ist das meine Beobachtung, mehrheitlich Entscheidungen gegen die Vernunft getroffen, auf der Basis der politischen Freiheiten. Das mag ja nicht grundsätzlich verkehrt sein, aber manchmal ist es eben im Einzelfall verkehrt. Und hier kann im Zweifel nur ein totalitäres System gegensteuern, weil es in einem demokratischen System für ein Gegensteuern keine Mehrheiten oder keine verfassungsmäßigen Grundlagen gibt.

Eingriffe in die Freiheiten von Menschen sollten immer rational begründbar sein. So ist natürlich der Eingriff in die Freiheiten Pädophiler so ein unstrittiger Punkt, der in freiheitlichen Systemen und ebenso in totalitären Systemen erfolgt, eben weil rational ein Zusammenhang zwischen solcherlei Veranlagung und Missbrauch klar ist.
Das Missbrauch oder Schädigung aber auch in "normalen" Pornos passiert, ist zwar in beiderlei politischen Systemen Konsens, nur das eben in freiheitlichen Systemen trotzdem kein Verbot durchgesetzt wird, weil in der Abwägung von "Freiheiten" ein Verbot die Rechte von Produzenten beschneiden würde. Mit dem rechtsstaatlichen Argument, es kann ja kein Missbrauch nachgewiesen werden...

Das ist für mich vernunftmäßig nicht nachvollziehbar.


Bummler hat geschrieben:Pornografie ist also keine sexuelle Notwendigkeit, sondern Folge der liberalen Wirtschaftspolitik.
Nein, Pornografie – jedenfalls das, was wir darunter verstehen – hat es schon immer gegeben. Und zwar in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Formen. Warum? Weil die Reglementierung des Sexuallebens sich hervorragend zur Machtausübung eignet.



Die Reglementierung des Sexuallebens? Pornografie hat mit dem realen Sexualleben nicht viel zu tun.
Und die "Machtausübung" scheint mir in Pornos von Männern gegenüber Frauen zu passieren.


Übrigens: In der Ferienwohnung Honeckers fand man eine Menge Pornos. Es ist typisch für Mächtige, dass sie sich nicht an die Gesetze halten, die sie selbst (für das gemeine Volk) erlassen haben. So verhält es sich auch im Vatikan: Öffentlich werden dort Pornos verurteilt und im Geheimen konsumiert. Das aber wahrscheinlich nur, um informiert zu sein, schließlich kann man nicht verurteilen, was man nicht kennt. :D



Ja, na und? Nach der Wende (Guenni hat das oben erwähnt) gab es lange Schlangen an den Beate-Uhse-Läden, weil die Ossis dachten da geht es um die sexuelle Befreiung. Die Schlangen waren schnell wieder weg, weil offensichtlich wurde, dass insbesondere die Pornos mit sexueller Befreiung nichts zu tun haben, sondern auf die sexuelle Unterdrückung und Ausbeutung der Frau zielen. Die Läden waren dann auch nicht mehr lange auf.


Bummler hat geschrieben:Rechtsstaatlich irreal dabei ist eigentlich, dass man im Internet ohne jegliche Zensur oder Beschränkung Pornografie konsumieren kann.
Das ist nicht wahr: Alle Firmen, die Pornografie anbieten und ihren Sitz in Deutschland haben, unterliegen den deutschen Gesetzen, die sie auch einhalten. Aber das deutsche Recht reicht eben nicht nach Frankreich, und das französische nicht nach Deutschland, was ich gut finde – du nicht?


Mir würde es schon reichen, wenn das deutsche Recht in Deutschland gelten würde. Aber selbst das ist offensichtlich ein Problem, nicht nur hinsichtlich der Verfügbarkeit von Pornos. Die alltäglichen Gesetzesüberschreitungen haben ein Maß angenommen, das ich nicht mehr bereit bin zu akzeptieren.

Es muss sich was ändern. Und es wird sich was ändern. Ob das, was kommt dann alle gut finden bezweifele ich.
Aber so geht es nicht weiter, das sollte allen klar sein.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von guenni » Do 29. Dez 2016, 13:00

Bummler hat geschrieben:Ja, na und? Nach der Wende (Guenni hat das oben erwähnt) gab es lange Schlangen an den Beate-Uhse-Läden, weil die Ossis dachten da geht es um die sexuelle Befreiung. Die Schlangen waren schnell wieder weg, weil offensichtlich wurde, dass insbesondere die Pornos mit sexueller Befreiung nichts zu tun haben, sondern auf die sexuelle Unterdrückung und Ausbeutung der Frau zielen. Die Läden waren dann auch nicht mehr lange auf.


eine kleine richtigstellung:

es wurden anschließend immer mehr läden :D
die kleineren haben inzwischen dicht gemacht, wohl i.w. aufgrund der internetkonkurrenz.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » Do 29. Dez 2016, 13:49

Bummler hat geschrieben:Das mag ja nicht grundsätzlich verkehrt sein, aber manchmal ist es eben im Einzelfall verkehrt. Und hier kann im Zweifel nur ein totalitäres System gegensteuern, weil es in einem demokratischen System für ein Gegensteuern keine Mehrheiten oder keine verfassungsmäßigen Grundlagen gibt.

Jetzt schießt Du aber den Vogel ab, wenn Du hinsichtlich richtiger und falscher Entscheidungen Demokratie und Totalitarismus gegenüberstellst! Noch nie hat jemand behauptet, daß in einem demokratischen Staat keine Fehlentscheidungen getroffen werden.
Wer weiß denn, ob z.B. die Entscheidung der Briten für einen Brexit richtig oder falsch war, und ob sie von einem totalitären System nicht ebenso gefallen wäre?
Einem totalitären Staat ist es aber egal, ob evtl. eine Mehrheit richtig entscheiden würde. Dann sperrt man Oppositionelle eben ohne Haftgrund und Gerichtsverhandlung ein.

Viele Grüße,

Fritz

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Fr 30. Dez 2016, 03:29

@ Bummler
2. Du redest vom "Bedarf", also einem Begriff aus der Ökonomie. Zwar meinst Du damit einen sexuellen Zwang, aber dieser ist eben nicht primär vorhanden, sondern wird sekundär erzeugt. Also es gibt diesen "Bedarf" überhaupt nicht. Sicher gibt es den Reiz des Verbotenen. Aber das hat mit einem Bedarf überhaupt nichts zu tun.
Wenn Aria von einem Bedarf nach Pornographie spricht, so ist dieses völlig korrekt. Es gibt diesen Bedarf nach Pornographie, welcher nicht aus wirtschaftlichen Gründen erzeugt wurde. Auch würde ich mit dem Begriff des sexuellen Zwangs vorsichtig sein. Nicht jeder Bedarf nach pornographischen Produkten entstammt einem sexuellen Zwang. Mir ist es in der Tat lieber, jemand reagiert seinen sexuellen Druck unter Zuhilfenahme von pornographischen Produkten in einer Masturbation ab, als dass dieser einen sexuellen Übergriff begeht. In einem solchen Fall, der nicht nur theoretisch ist, besteht nicht nur ein pornographischer Bedarf, sondern eine Notwendigkeit. Man muss das Problem der Pornographie in der Tat ohne Berücksichtigung der eigenen Haltung und Einstellung betrachten und diskutieren.

@ alle
Die Frage der Sexualität ist ein sehr komplexes Thema. Da spielen Faktoren mit hinein, die von den Laien meistens nicht gesehen und daher natürlich auch nicht bedacht werden. Ich werde hier immer wieder angegriffen, weil es von vielen nicht verstanden wird, wenn ich ein Problem grundsätzlich angehe und frage, welche Aufgabe denn hier vorliege. Es wird dann sehr schnell über Grenzbereiche gestritten, aber die Aufgabe, die Funktion und das Wesen des Problems wird nicht berücksichtigt. Schlimm wird es, wenn persönliche Wertungen in diese Gespräche eingebracht werden. Denn mit diesen persönlichen Bewertungen wird die Sicht auf die Problemlage eingeengt und eingetrübt. Und wenn es um Pornographie geht, dann wird es noch schlimmer.

Der Vorwurf von Zett war schon berechtigt, als er mir in dem Thread "Der Unterschied von Nacktheit und Sexualität" vorwarf, ich hätte lange Zeit das Thema der Pornographie unterdrückt. Es war einmal verfrüht angesprochen worden und dann ging der Streit nur über die Extreme los. Und hier, so fürchte ich, wiederholt sich dieser Vorgang.

Bummler, dir sei gesagt, es gibt einen Bedarf nach pornographischen Produkten.
Aria sei gesagt, ihre Machtdebatte bezüglich der Unterdrückung der Sexualität ist nicht grundsätzlich falsch, aber so wie sie es darstellt, ist es nicht richtig.
Die christliche Morallehre und die sozialistische Morallehre unterscheiden sich nur in Kleinigkeiten, wobei die sozialistische Morallehre sehr stark von den wirtschaftlichen Erfordernissen abhängig war.
Und liebe Leute, es kotzt mich an, wie ihr darauf reagiert, wenn Bummler sagt, in der DDR war nicht alles schlecht. Diese Aussage von Bummler teile ich, auch wenn ich kein Sozialist war und bin und ebenso nicht in der DDR gelebt habe. Natürlich weiß ich, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Aber dieses gibt Keinem Berechtigung dazu, alles aus der DDR schlecht zu machen. Mensch Kinder, denkt und argumentiert doch nicht so simpel und stupide.

Wir sind hier in der Bundesrepublik Deutschland. Wir wollen uns über die gesellschaftliche Veränderung hier in Deutschland unterhalten. Bleibt doch bei dem, was sich hier in Deutschland entwickelt.

Mir macht eine Entwicklung Sorgen. Jetzt werden in Köln hochauflösende Kameras installiert, um Straftaten besser und schneller aufklären zu können. Gleichzeitig wird gesagt, dass durch das Fehlen einer derartigen Kameraüberwachung in Berlin diese schreckliche Straftat schwer aufgeklärt werden kann. Wir laufen in einen Überwachungsstaat hinein, der einerseits gefordert und anderseits abgelehnt wird. Ja, was wollen wir denn wirklich? Wo wollen wir Grenzen setzen? Das ist das große sicherheitspolitische Problem, welches nicht gründlich durchdacht, erörtert und ausdiskutiert wird. Liebe Leute, hier brennt jetzt der Laden.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von riedfritz » Fr 30. Dez 2016, 12:09

Eule hat geschrieben:Es muss sich was ändern. Und es wird sich was ändern. Ob das, was kommt dann alle gut finden bezweifele ich.
Aber so geht es nicht weiter, das sollte allen klar sein.
Dieser Satz ist so schwammig, ohne jede konkrete Aussage.
Es ändert sich schon was!
Die Radikalen und Angstschürer (Pegida, AfD) werden die Liberaleren und die Parteien, die um ihre Mehrheiten zittern, dazu treiben, die Überwachung zu erhöhen. Bis zu welchem Maße ist noch nicht klar, das wird von den nächsten Wahlergebnissen abhängen. Die Diskussion ist doch schon im Gange.
Wie Bummler ein totalitäres System wegen der schnelleren Entscheidungsmöglichkeiten und evtl. zumindest teilweises Ausserkraftsetzen der Verfassung zu fordern, hat nichts mehr mit "in der DDR war auch nicht alles schlecht" sondern mit der Errichtung eines Willkürstaates zu tun.

Viele Grüße,

Fritz

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