Aria hat geschrieben:...
Außerdem: Auch mit „normalen“ Filmen wird viel Geld verdient. Warum? Weil Menschen gerne anderen Menschen – vulgo Schauspieler – in Fantasiewelten agieren sehen. Pornos sind auch Filme, allerdings zeigen sie auch Dinge, die die sogenannten normalen Filme aufgrund der moralisch begründeten Verbote der Gesellschaft(en) nicht zeigen dürfen. Pornos sind also nur die Reaktion auf diese Verbote, und wie das bei den Verboten so ist: Sie zeigen das sonst Verbotene exzessiv – und werden dafür kritisiert. Das ist paradox, denn die Gesellschaft kritisiert damit etwas, das sie selbst geschaffen bzw. verursacht hat.
Meine Theorie: Würde das Sexuelle in normalen Filmen auch so freizügig gezeigt wie andere Tätigkeiten des Menschen, der Pornoindustrie würde der Boden entzogen: Es gäbe dafür keinen so großen Bedarf mehr, dass sich das Geschäft noch lohnen würde.
Meiner Meinung nach machst Du zwei Denkfehler:
1. Du setzt "Pornografie" mit normaler Sexualität gleich. Das ist sie aber nicht, jedenfalls nicht heutzutage. Das mag für historische Darstellungen noch stimmen, aber die sexuellen Praktiken die heute dargestellt werden bilden nicht die sexuelle Wirklichkeit ab, sondern verzerren sie. Damit werden Stimuli zu Praktiken gesetzt, die von einem Großteil bzw. der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden.
Die Missionarsstellung z.B. kommt in Pornos praktisch nicht vor, obwohl sie in der Realität die am meisten praktizierte Stellung ist.
2. Du redest vom "Bedarf", also einem Begriff aus der Ökonomie. Zwar meinst Du damit einen sexuellen Zwang, aber dieser ist eben nicht primär vorhanden, sondern wird sekundär erzeugt. Also es gibt diesen "Bedarf" überhaupt nicht. Sicher gibt es den Reiz des Verbotenen. Aber das hat mit einem Bedarf überhaupt nichts zu tun.
Bummler hat geschrieben:Das "die Welt" ohne sie "ärmer" wäre trifft nur selektiv zu, weil nur wenige daran verdienen.
Wenn du meinen diesbezüglichen Satz noch einmal genauer liest, wirst du erkennen, dass ich das nicht im finanziellen Sinn gemeint habe.
Das war mir schon klar. Aber richtig ist eben auch das Produzenten von Pornografie daran verdienen. Wenn das nicht möglich gewesen wäre, dann wäre die Pornoschwemme nur eine kleine Pfütze und keine Flutwelle.
Im übrigen würde ich Dir gerne zustimmen, wenn es um Erotik ginge. Die wäre tatsächlich eine Bereicherung der Welt. Aus meiner Sicht gibt es aber keinen Grund vom erotischen ins pornografische abzugleiten. Nur weil es möglich geworden ist...?
Bummler hat geschrieben:Im übrigen ist Pornografie genauso notwendig wie feuchtes Toilettenpapier. Manche mögen es, aber notwendig ist es überhaupt nicht.
Das sie da ist, liegt nicht daran das arme Männer sie benötigten, sondern daran das unser Gesellschaftssystem alles zulässt was nicht unmittelbar zu deren Gefährdung neigt.
Das ist auch richtig so – oder möchtest du in China oder Saudi Arabien leben, wo der Staat bestimmt, was man lesen, hören und sehen darf? Diese Eingriffe in die Freiheit werden dort mit schlechten Einflüssen auf Menschen begründet, d.h. genau mit denselben Argumenten, die auch du hier darlegst.
Wenn ich eines im Sozialismus gelernt habe, dann das nicht alles schlecht ist, was es in einem totalitären Staat gibt.
Ich weiß gar nicht so richtig, wie ich das formulieren soll. Vielleicht so:
In der Aufklärung wurde ja die Vernunft bemüht, um sich vor allem aus religiösen Zwängen zu befreien. Freilich waren die Vernunftbegabten, die diese Gesellschaftstheorien aufgestellt haben, keine Mehrheit, sondern eine intellektuelle Minderheit, die sich aber der Unterstützung der Mehrheit erfreuen konnte um letztendlich die feudalen Systeme abzuschaffen und durch demokratische Systeme zu ersetzen.
So weit, so gut.
Leider gibt es heutzutage den Trend (ein anderes passendes Wort fällt mir nicht ein), das diese Vernunftbegabten nicht mehr gehört werden oder keine Mehrheiten finden. Sie werden einfach durch Mehrheiten überstimmt, die nicht rational gebildet werden, sondern emotional. Die Beispiele hattest Du selbst mal aufgeführt (Pegida, Brexit, Trump...)
Es werden also, jedenfalls ist das meine Beobachtung, mehrheitlich Entscheidungen gegen die Vernunft getroffen, auf der Basis der politischen Freiheiten. Das mag ja nicht grundsätzlich verkehrt sein, aber manchmal ist es eben im Einzelfall verkehrt. Und hier kann im Zweifel nur ein totalitäres System gegensteuern, weil es in einem demokratischen System für ein Gegensteuern keine Mehrheiten oder keine verfassungsmäßigen Grundlagen gibt.
Eingriffe in die Freiheiten von Menschen sollten immer rational begründbar sein. So ist natürlich der Eingriff in die Freiheiten Pädophiler so ein unstrittiger Punkt, der in freiheitlichen Systemen und ebenso in totalitären Systemen erfolgt, eben weil rational ein Zusammenhang zwischen solcherlei Veranlagung und Missbrauch klar ist.
Das Missbrauch oder Schädigung aber auch in "normalen" Pornos passiert, ist zwar in beiderlei politischen Systemen Konsens, nur das eben in freiheitlichen Systemen trotzdem kein Verbot durchgesetzt wird, weil in der Abwägung von "Freiheiten" ein Verbot die Rechte von Produzenten beschneiden würde. Mit dem rechtsstaatlichen Argument, es kann ja kein Missbrauch nachgewiesen werden...
Das ist für mich vernunftmäßig nicht nachvollziehbar.
Bummler hat geschrieben:Pornografie ist also keine sexuelle Notwendigkeit, sondern Folge der liberalen Wirtschaftspolitik.
Nein, Pornografie – jedenfalls das, was wir darunter verstehen – hat es schon immer gegeben. Und zwar in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Formen. Warum? Weil die Reglementierung des Sexuallebens sich hervorragend zur Machtausübung eignet.
Die Reglementierung des Sexuallebens? Pornografie hat mit dem realen Sexualleben nicht viel zu tun.
Und die "Machtausübung" scheint mir in Pornos von Männern gegenüber Frauen zu passieren.
Übrigens: In der Ferienwohnung Honeckers fand man eine Menge
Pornos. Es ist typisch für Mächtige, dass sie sich nicht an die Gesetze halten, die sie selbst (für das gemeine Volk) erlassen haben. So verhält es sich auch im
Vatikan: Öffentlich werden dort Pornos verurteilt und im Geheimen konsumiert. Das aber wahrscheinlich nur, um informiert zu sein, schließlich kann man nicht verurteilen, was man nicht kennt.
![Überglücklich :D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
Ja, na und? Nach der Wende (Guenni hat das oben erwähnt) gab es lange Schlangen an den Beate-Uhse-Läden, weil die Ossis dachten da geht es um die sexuelle Befreiung. Die Schlangen waren schnell wieder weg, weil offensichtlich wurde, dass insbesondere die Pornos mit sexueller Befreiung nichts zu tun haben, sondern auf die sexuelle Unterdrückung und Ausbeutung der Frau zielen. Die Läden waren dann auch nicht mehr lange auf.
Bummler hat geschrieben:Rechtsstaatlich irreal dabei ist eigentlich, dass man im Internet ohne jegliche Zensur oder Beschränkung Pornografie konsumieren kann.
Das ist nicht wahr: Alle Firmen, die Pornografie anbieten und ihren Sitz in Deutschland haben, unterliegen den deutschen Gesetzen, die sie auch einhalten. Aber das deutsche Recht reicht eben nicht nach Frankreich, und das französische nicht nach Deutschland, was ich gut finde – du nicht?
Mir würde es schon reichen, wenn das deutsche Recht in Deutschland
gelten würde. Aber selbst das ist offensichtlich ein Problem, nicht nur hinsichtlich der Verfügbarkeit von Pornos. Die alltäglichen Gesetzesüberschreitungen haben ein Maß angenommen, das ich nicht mehr bereit bin zu akzeptieren.
Es muss sich was ändern. Und es wird sich was ändern. Ob das, was kommt dann alle gut finden bezweifele ich.
Aber so geht es nicht weiter, das sollte allen klar sein.