@Aria: danke für diesen Link.
Der Artikel bestätigt ja im Prinzip, was ich schrieb, lediglich von der Diskussion über Gluten müssen wir uns wohl bei den Unverträglichkeiten, die nichts mit Zöliakie zu tun haben, ganz verabschieden. Es war eigentlich zu vermuten, dass es dabei um ein anderes Protein aus dem Weizen geht, aber es war eben immer das einfachste, von dem Stoff (dem Gluten) zu reden, den inzwischen vom Namen her jeder kennt. Da muss ich mich "an die eigene Nase fassen", oft mangels genaueren Wissens vom Gluten gesprochen zu haben, weil das eben irgendwie (aber nicht wirklich korrekt) für das Eiweiß im Weizen und anderen Getreiden steht. Aber der schon lange bestehende Widerspruch, nämlich dass die alten Sorten mehr Kleber-Eiweiß enthalten, hat es eigentlich nahe gelegt, dass hier andere Eiweißstoffe des Weizens eine wesentliche Rolle spielen. Übrigens, den zitierten Dr. William Davis und den noch genannten Neurologen habe ich nie in meiner Argumentation zitiert, weil die mit ihren Aussagen in der Wissenschaft allein da stehen.
In dem Artikel steht:
Die Symptome ähneln denen der Zöliakie, auch Reizdarmpatienten klagen über vergleichbare Beschwerden. Wissenschaftler der Charité in Berlin vermuten, dass bis zu 20 Prozent der Reizdarmpatienten in Wirklichkeit besonders empfindlich auf Weizen reagieren.
Dann folgt unter "Hochleistungsweizen schuld?" aus der Uniklinik Mainz die Aussage:
Das Wissenschaftlerteam um Schuppan fand heraus, dass wahrscheinlich Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) die Beschwerden verursachen. Diese Proteinbestandteile kommen in Getreide als natürliche Abwehrstoffe gegen Parasiten und Krankheiten vor. Die Abwehrstoffe sind zwar auch in alten Getreidesorten vorhanden, doch moderne Züchtungen enthalten etwa zwei- bis dreimal so viel ATIs.
Das bestätigt also, dass es Eiweißstoffe gibt, die diese Unverträglichkeiten verursachen. Leider schreibt der Artikel aber nichts über den Hafer, dessen Proteine sich deutlich vom Weizen-Gluten unterscheiden. Interessant wäre, ob jetzt diese "ATI" darin in ähnlicher Form vorkommen.
Weiter unten kommt dann noch Folgendes:
Ob ATIs die einzige Ursache für die Weizensensitivität sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Möglicherweise lösen auch sogenannte FODMAPs bei empfindlichen Personen Beschwerden aus. Die Abkürzung steht für »Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide And Polyole«. Diese nicht resorbierbaren, von Darmbakterien aber fermentierbaren Zucker und Polyalkohole kommen natürlicherweise in Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten vor.
Das ist jetzt eine Aussage, die ich auch von den Hamburger Ernährungsmedizinern bereits gehört habe. Diese Theorie würde erklären, warum es bei vielen Menschen ein recht langsamer Prozess ist, durch den sich die Darmgesundheit verschlechtert (also bei denen anders als bei direkt fühlbarer Unverträglichkeit nicht schon nach einer Mahlzeit gleich mit direkten Folgen spürbar weil sich die Darmflora erst nach und nach ändert), und warum diese nach einer Darmkur zur Erneuerung der Darmflora sich nur dann langfristig gesund halten, wenn sie die Aufnahme von Weizen deutlich reduzieren. (Auch hier wieder: keinesfalls ein Voll-Verzicht, wie bei Zöliakie, da es ganz andere Zusammenhänge sind).
Im letzten Abschnitt folgt:
Würden jedoch alle Menschen kohlenhydratreiche Fertigprodukte meiden und weniger verarbeitete Lebensmittel sowie mehr Vollkornprodukte essen, könnte sich das tatsächlich positiv auf ihre Gesundheit – und ihr Gewicht – auswirken.
Auch das entspricht ja voll meinen mehrfach im Verlauf des Threads über lange Zeit geäußerten Aussagen. Allerdings bin und bleibe ich ein scharfer Kritiker der DGE, z.B. aus diesem Grund:
Und die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) weisen in ihrer Kohlenhydratleitlinie aus dem Jahr 2011 überzeugend auf die gesundheitsförderlichen Wirkungen von Vollkornprodukten hin.
Das weiß ich bereits seit den 1970ger Jahren aus der damaligen Literatur, die mit einem Buch von Dr. Bruker begann und von weiteren Autoren/innen fortgesetzt wurde. Nur damals hat die DGE die eindeutig belegten Erkenntnisse von Dr. Bruker nicht ernst genommen! Er und alle, die ihm geglaubt haben wurden als Spinner bezeichnet. Was hatte ich nicht für Diskussionen in der Firma (Pharma-Branche)! Das war oft ätzend. Die DGE hat ca. 35 Jahre gebraucht, das zu verstehen. Wie lange wird sie z.B. noch brauchen um die Gefahren zu verstehen, die von gehärteten Fetten ausgehen, die heute schon in den USA verboten sind und in Dänemark gegen extreme Lobby-Widerstände auch auf ein sehr niedriges Maß begrenzt wurden. Die DGE braucht eben erst Hunderttausend Beweise, bis sie reagiert. Klare Erfahrungen von hunderten von Ärzten nehmen sie nicht ernst.
Zu deiner Frage, Aria:
So glaube ich z.B. nicht, dass Morbus Crohn durch Lebensmittelunverträglichkeit verursacht wird, ....
Meine Aussage beruhte allein auf der eines Ernährungsmediziners. Ob es dazu weitere Literatur gibt, weiß ich nicht. Seine Erfahrung war die, dass nach langer Zeit einer Unverträglichkeit, die zuerst lange nicht gespürt wird, aber schon über Jahre zu unregelmäßigem Stuhlgang (und nicht der gesunden Konsistenz) führt, dann irgend wann in einen mit Beschwerden gefühlten Reizdarm übergeht nach weiteren vielen Jahren sich bis hin zum Morbus Crohn weiterentwickeln kann. Nach seiner Aussage ist zuerst das Ungleichgewicht in der Ernährung der Auslöser und dann die langsame aber chronische Schädigung über viele Jahre die Hauptursache.
Der Weizen kann dabei eine Rolle spielen, wenn die Unverträglichkeit vorliegt, aber selbst dann ist er meistens nur ein Faktor unter vielen im Rahmen der nicht ausgewogenen Ernährung und damit auch dauerhaften fehlerhaften Zusammensetzung der Darmflora.