Bummler hat geschrieben:Wenn z.B. die Tarifbindung in Deutschland in den letzten 20 Jahren ständig abgenommen hat und nun nur noch bei ca. 52 % liegt, dann ist das so ein Fakt, der eben unser System schleichend unterwandert.
Das ist richtig. Und warum werden Arbeitnehmer nicht mehr Mitglied in einer Gewerkschaft? Weil das freie Unternehmertum als Einzel AG auf den ersten Blick mehr Einkommen verspricht. Vergessen wird dabei, dass sie damit den Kräften des Marktes unterworfen werden, die im Wesentlichen in einer Vertragsfreiheit bestehen, die aber für einzelne in bestimmten Branchen gar nicht besteht, denn da heißt es einfach, unterschreibe den Vertrag oder lasse es – es gibt genug andere, die diese Konditionen akzeptieren. Und dann reicht das Einkommen gerade noch zum Leben, aber nicht für die Krankenkasse, Berufsunfähigkeits- und Rentenversicherung.
Auch so entsteht Altersarmut, die aber nicht sich selbst angekreidet wird, sondern dem Staat. Und so gehen alte Leute auf die Straße und jubeln der AfD zu, die die Gewerkschaften abschaffen will und dem freien Unternehmertum das Wort reden. Dabei waren es gerade die Gewerkschaften und die SPD, die den wilhelminischen Staat einst zwangen, Rentenversicherung einzuführen. Dazu hatte die Erkenntnis geführt, dass die meisten Menschen nicht fähig sind, selbst fürs Alter vorzusorgen.
Diese Geschichte scheint sich zu wiederholen.
PS: Es gibt natürlich auch andere Gründe, warum die Tarifbindung abnimmt. Jüngstes Beispiel ist Caritas –
Zitat:
Ende Februar stimmte die Arbeitsrechtliche Kommission des katholischen Sozialverbands gegen einen Antrag, mit dem die Gewerkschaft Verdi und ein Arbeitgeberverband einen bundesweiten Tarifvertrag für die Altenpflege durchsetzen wollten. Das hätte dazu geführt - wenn auch die evangelische Diakonie zugestimmt hätte und der Vertrag nicht noch durch Klagen zu Fall gebracht worden wäre - dass die Mindestlöhne deutlich angestiegen wären. Davon hätten vor allem die privat angestellten Pflegekräfte profitiert. Sie werden schlecht bezahlt, vor allem auf dem Land, wo die Konkurrenz unter den Arbeitgebern kleiner ist.Die Caritas hat ca. 700.000 Beschäftigte und ist damit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Und wenn ein solch großer Arbeitgeber einen Tarifvertrag aus fadenscheinigen Gründen ablehnt, wirkt sich das auf die gesamte Pflegebranche aus. Damit werden gerade jene getroffen, die am meisten Hilfe benötigen.
Wieder einmal beweist sich: Wo christlich draufsteht, ist nicht immer Christliches drin.