@ Zett
Nur musst Du uns bitte mal erklären, worin der Unteschied bestehen soll zwischen dem Begriff »nackt« und »Nacktheit als solche«!?!
Wenn du den Beitrag gelesen hast, der von Bummler hier verlinkt wurde, dann hast du erfahren, dass der Begriff "nackt" einen Zustand beschreibt, bei dem etwas fehlt. Der Mensch ist nackt, weil ihm das Fell fehlt. Dieses ist die evolutionäre Beschreibung des Begriffes "nackt". Heute wird dieser Begriff genutzt, um ein Fehlen generell zu beschreiben. Ein Fehlen von Kleidung oder anderen Dingen bzw. sachlichen Gründen. "Nackt" ist auch ein Mensch, der schutzlos dasteht. Der Begriff "nackt" beschreibt somit einen negativen Zustand, nicht im Sinne von schlecht, sondern als Begriff eines Mangels.
Wenn ich den Begriff vom Fehlen der Kleidung, des unbekleideten Körpers oder der Kleiderlosigkeit hier im Forum nutze, so wird dieses von vielen Usern nicht als die richtige Bezeichnung angesehen, sondern als abgehoben oder geschraubt. Um diesen Zustand ohne Kleidung oder wie Puistola es so schön schreibt: "ohne Höschen" von der Nacktheit als einen negativen Begriff des Fehlens zu trennen und zu unterscheiden, um den Begriff "nackt" von dem Begriff der Sexualität zu trennen und zu unterscheiden, habe ich die Beschreibung "als solches" angefügt. Damit wird diese "Nacktheit" auf sich selbst zurück geführt und von jeglicher anderen Aktivität oder Richtungszuweisung getrennt. Die Nacktheit als solches beschreibt somit die Nacktheit, der lediglich die Kleidung fehlt, also eine weitergehende Zweckzuweisung damit nicht verbunden ist.
Nach meiner Auffassung wäre es besser und klarer, wenn wir nicht von einer Nacktheit reden würden, sondern von einem Unbekleidet-Sein. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ja dem Vorwurf der Nacktheit und damit der Unmoralität mit dem Begriff des Lichtkleides beantwortet. FKK'ler sind nicht nackt, nein, sie tragen eine Kleidung aus Licht, somit ein Lichtkleid. Nur dieser Begriff kann heute nicht mehr genutzt werden. Mit solch einer Begründung würden wir uns heute lächerlich machen.
Dein Versuch, von einer "Nacktheit im engeren Sinne" zu sprechen, trifft nicht genau zu. Denn mit dem Zusatz im engeren Sinne" schließt du eine Zielrichtung dieser Nacktheit nicht aus. Es geht jedoch darum, dieser unserer Nacktheit keine Zielrichtung zu geben. Es soll ja nur ein "So-Sein" sein und nicht einem bestimmten, speziellem Zwecke dienen. Besser und deutlicher wäre es in der Tat, nur von einem "Unbekleidet-Sein" zu sprechen.
@ Campingliesel
Du hast einen sehr umfangreichen und ausführlichen Beitrag geschrieben. Ist dir beim Schreiben dieses Beitrages nicht aufgefallen, dass wir und heute von dem Rassismus unserer Vorfahren deutlich abgrenzen? Wir wollen doch heute den Rassismus unserer Vorfahren nicht dadurch legitimieren, dass wir deren Fehleinschätzung und Irrtümer als natürlich so gegeben darstellen. Damals gab es schon Widerspruch zu dieser rassistischen Haltung, auch wenn dieser Widerstand nicht sehr mächtig war. Mit dieser, sagen wir einmal etwas unüberlegten, Argumentation könntest du dir den Vorwurf von Rassismus einhandeln. Ich gehe aber davon aus, dass dir dieses fremd ist, du dieses nicht beabsichtigt hast und nur unglücklich und ggf. etwas unbeholfen argumentiertest. Wir müssen heute, auch wenn wir den damaligen Menschen deswegen nicht jetzt unbedingt einen Schuldvorwurf machen wollen, schon eine rassistische Handlung bescheinigen und dürfen dieses nicht entschuldigend als ein so gottgegebenes Verhalten darstellen. Es war falsch, auch wenn damals die Einsicht hierzu nahezu unbekannt war. Weil es falsch war, bleibt es auch heute noch falsch und muss daher auch als solches bezeichnet werden.
Dein Erklärungsversuch ist, so wie du es beschreibst, im Großen und Ganzen gescheitert und erfolglos geblieben. Es ist in der Tat nicht nur dir so ergangen. Darum mache ich weder dir noch den anderen Menschen, denen es ebenso ergangen ist, auch keinen Vorwurf. Der Grund des Scheiterns ist dir und den anderen Personen, die das Gleiche erlebten, durchaus bekannt. Du schreibst und sagst diesbezüglich: "Wovor haben denn die Leute überhaupt Angst?" Und dann stellst du fest: "Eigentlich gibt es dafür keine Gründe und Erklärungen. Das ist und war meist nur so ein unsicheres Gefühl, weil man es eben nicht gewöhnt ist, nackt vor anderen zu sein." Und genau dieses ist der springende Punkt. "Richtig begründen konnte mir das damals keiner." Na ja, auch heute wirst du keine richtige Begründung dafür erhalten?
Wir alle wissen, dass es uns und den Mitbürgern in der Regel schwer fällt, unsere Gefühle zu äußern oder zu begründen. Weiter haben wir es in der Regel nicht gelernt, von uns weg zu gehen und uns auf die Gefühlslage unseres Gegenübers einzustellen. Auf unserer Seite fehlt oft das Verständnis für das Besondere unseres Nacktseins als solches. Subjektiv ist dieses für uns normal, also keine Besonderheit. Subjektiv verletzen wir keine Moral. Ob ich nun meinen Körper mit Kleidung verhülle oder nicht, ist für uns keine moralische Frage. Es ist unsere gelebten Praxis und stellt keine Verletzung der Moral dar. Uns ist ein derartiger Gedankengang so fremd, dass viele diesen nicht als eine Möglichkeit erkennen können und darum nicht auf einen solchen Gedankengang eingehen. Und wer von Kindsbeinen an FKK gemacht hat, der kann dieses mangels eigener Erfahrung und mangels eigener Erinnerung nicht nachvollziehen. Die Erfolgslosigkeit dieser Bemühungen ist nicht deswegen entstanden, weil einer der beiden Gesprächspartner dumm oder uneinsichtig ist. Dieses entsteht, weil beide Gesprächspartner aneinander vorbei reden.
Hoffentlich wird es jetzt deutlich, warum ich so viel Zeit und Mühe darauf verwandt habe, die Geschichte der bürgerlichen Moral zu besprechen. Denn wenn ich diese bürgerliche Moralbeschichte kenne und beachte, dann sollte es mir möglich sein, die Ängste und die Furcht vor der Verletzung eines Tabus meines Gegenübers zu verstehen. Verstehen heißt nun nicht, diese Ängste oder die Furcht vor einer Tabuverletzung zu teilen und zu übernehmen. Nein, ich muss dieses nur wahrnehmen und ernstnehmen. Mein Gegenüber hat durchaus das Recht, diese Empfindungen haben zu dürfen. Mein Gegenüber, der diese Ängste und Furcht hat, ist deswegen nicht dumm, beschränkt oder hirnrissig. Er ist nur in einer bestimmten moralischen Erziehungshaltung gefangen und wir wollen ihm hier eine Hilfestellung geben, sich aus dieser selbst zu befreien. Ich kann, ich darf hier als Modell dienen, ich muss es aber nicht. Mein Gegenüber muss die Wahl, die Freiheit behalten, sich selbst entscheiden zu können und zu dürfen. Denn unsere "Normalität" ist nicht seine. Unsere "Normalität" muss auch nicht seine werden. Auch dann, wenn wir es uns so wünschen und dieses als eine Befreiung für ihn/sie verstehen.
Wenn wir dieses jetzt wissen, dieses so akzeptieren, ja, wie erkläre ich jetzt meinem Gegenüber, warum er meinen Wunsch nach einer Nacktheit tolerieren soll und kann?
Aber es hat sich halt mittlerweile genug herumgeprochen, daß sich Spanner, auch mit Smartphones herumtreiben, ...
Hiermit hast du völlig zu recht ein weiteres Problem angesprochen, welches die Ängste und Sorgen unseres Gegenübers noch verschärfen. Es ist ein für mich nicht nachzuvollziehender Meinung, dass man, wenn man unbekleidet ist, den anderen Menschen schutzlos ausgeliefert sei. Weiter wird einem unbekleidet abgelichteten Menschen gerne unterstellt, unmoralisch zu sein. Man kann in ein Gerede kommen, welches für sehr viele Menschen nicht nur unangenehm ist, sondern sogar existenzgefährdend sein kann. Hier bestünde also unsere Aufgabe, diesen Menschen so viel Selbstvertrauen zu vermitteln, so dass sie einer solchen Situation angemessen und souverän entgegen treten können. Und wir müssen uns also fragen, wie wir dieses unserem Gegenüber vermitteln können. Um diesen Ängsten wirkungsvoll entgegen treten zu können, war es wichtig, uns mit der Geschichte der bürgerlichen Moral auseinander zu setzen. Man kann nämlich nur dann einer Angst, einer Furcht wirkungsvoll entgegen treten, wenn man sich deren Ursache und Bedeutung bewusst ist.
Nun der Hinweis, das Argument, eine solche Angst, eine solche Furcht nicht zu haben oder zu benötigen, hilft unserem Gegenüber nicht, diese zu überwinden. Wir müssen ein Konzept entwickeln, diese Angst und diese Furcht ernst zu nehmen und dann einen Weg finden, wie diese überwunden werden kann. Auch hierzu müssen wir uns Gedanken machen und austauschen, wie diese Hilfestellung von uns geleistet werden kann.
@ Zett
Nacktheit steht immer im Zusammenhang mit anderen Dingen, vor allem im Zusammenhang mit realem oder fiktivem Sex.
Um dieses Missverständnis auszuräumen rede ich entweder von einem Unbekleidet-Sein oder hilfsweise von einer Nacktheit als solches.
@ Hajo
Im Gegensatz zum ICD-10: F65.2 Exhibitionismus vertrete ich die Ansicht, das die sexuelle Erregung beim Exhibitionisten in der Regel nicht zu einer Masturbation führt, da der sexuelle Reitz im Erschrecken des Gegenübers liegt. Da der neue ICD-Schlüssel jetzt bald erscheinen soll, müssen wir jetzt abwarten, wie dieser Passus dann beschrieben werden wird. Für das Strafrecht ist eine Masturbation des Exhibitionisten nicht erforderlich. Es genügt alleine das sich so zeigen. Im Übrigen stimme ich mit dir überein.
Wir müssen und sollen beachten, dass der ICD-Schlüssel ein Diagnoseschlüssel ist, der nur zur Abrechnung der ärztlichen Leistungen der Krankenkassen gegenüber genutzt wird. In der Wissenschaft kann es zu abweichenden Definitionen kommen.