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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Fr 2. Sep 2016, 23:13

@ Garfield
Dann erkläre mir doch mal was ich nicht verstanden haben soll.
Ja, gerne.
Frauen, die einen ständig wechselnden Sexualkontakt haben, können in der Tat den Kindeserzeuger nicht benennen. Diese Personengruppe, bzw. die Kinder aus dieser Personengruppe werden jedoch nicht als Kuckuckskinder bezeichnet.
Kuckuckskinder sind die Kinder, von denen die Mütter genau wissen, wer der Vater ist, diesen jedoch nicht preisgeben wollen. Die Gründe können einmal darin liegen, dass der Kindeserzeuger mit einem Strafverfahren rechnen muss (Inzest), in einer besonderen öffentlichen und/oder moralischen gesellschaftlichen Stellung steht (Kindeserzeuger ist kath. Priester, der Lehrer der Mutter, die selbst noch Minderjährig ist, verheiratet und in besonderer gesellschaftlicher Position).
Bei den Kuckuckskinder wissen die Mütter, wer der Kindesvater (Kindeserzeuger) ist. Jedoch haben diese Mütter nicht das Recht, darüber selbst zu entscheiden, ob sie den Namen des Kindeserzeuger bekannt geben oder nicht.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 27. Sep 2016, 14:06

Dank Regenmacher habe ich erfahren, dass jetzt auch Dänemark, einst ein Musterland der Toleranz, zurück in die 1950er Jahre schreitet. Im monopol – Magazin für Kunst und Leben erschien am 7.1.2016 unter dem Titel "Man wird angeschaut wie eine Perverse" ein Interview mit der Fotografin Mathilde Grafström – Zitat daraus:

Meiner Meinung nach ist das gegenwärtig ein großes Problem in Europa: Nacktheit ist auf einmal total provokativ! Am Strand hüllt man sich ein. Man sonnt sich nicht mehr oben ohne. Ich denke manchmal, wir sind wieder in den 50er-Jahren.

Ihre Beobachtung entspricht auch meiner, aber manche in diesem Forum werden das negieren bzw. den Fall zum Einzelfall erklären, den man nicht generalisieren darf. Und das, obwohl auch die Fotografin von einem großen Problem in Europa spricht.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Di 27. Sep 2016, 15:05

Dieses Problem ist sicher kein Einzelfall. Dass es in Dänemark sich jetzt auch so entwickelt hat, hätte ich nicht gedacht. Bei uns gibt es schließlich noch einen sehr starken Unterschied in Bezug auf die Reaktionen der Menschen zwischen den West und den Ost-Bundesländern. Das habe ich gerade wieder erlebt, wie frei und tolerant der Osten (das war in Sachsen und Thüringen) noch gegenüber der Nacktheit ist. Dänemark hätte ich eher auch so eingeschätzt, habe mich da aber wohl geirrt.

Einzelfälle sind aber noch die wenigen Beobachtungen, die Mut machen zum Optimismus, diese Tendenz könnte sich in den nächsten Jahren ganz langsam wieder umkehren. Ja, es gibt solche Einzel-Beobachtungen, die es noch vor zwei Jahren nicht gab.

Nur ein Beispiel, gesehen vor ca. 14 Tagen: Vier Jugendliche am Baggersee (Mönchwaldsee), die nach meiner Schätzung unter 25 J. waren. Die gingen nicht an die kleinen Buchten am steilen Ufer der Ostseite (schwieriger Zugang), die zurzeit das letzte Refugium der Nacktbader geworden sind, sondern waren an der leicht zugänglichen Bucht der Nordseite mit ausschließlich Textilbadern. (Ich hatte gerade dort mit dem Rad gestoppt, um mir eine Übersicht zu verschaffen, wo es gerade am See nicht zu voll ist. Von dort übersieht man das Nord- und Ost-Ufer gut.) Kaum angekommen, zog sich eine der jungen Frauen das T-Shirt aus und hatte nichts darunter. Sie ging dann mit den anderen "Oben ohne" Baden, ohne dass ein Wort darüber verloren wurde. Auch wenn es "nur" "Oben ohne" war, ist das eine Änderung meiner Beobachtungen aus den vergangenen Jahren. Klar, eine Einzelfall-Beobachtung, aber nicht mehr die Einzige in diese Richtung.

Zum Thema des gesellschaftlichen Wandels sollten wir weiter beobachten, ob diese Einzelfälle vermehrt auftreten oder nicht.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Di 27. Sep 2016, 15:40

Aria hat geschrieben:Ihre Beobachtung entspricht auch meiner, aber manche in diesem Forum werden das negieren bzw. den Fall zum Einzelfall erklären, den man nicht generalisieren darf. Und das, obwohl auch die Fotografin von einem großen Problem in Europa spricht.


Das ist die Entwicklung da ist wird wohl niemand ernsthaft bestreiten. Die Frage ist warum?
Das sogar Nacktheit in der Kunst sanktioniert wird, das konnten wir in diesem Thread
viewtopic.php?f=9&t=4945
ja auch ausgiebig besprechen.
Nur konnten wir die Ursachen nicht klären.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von regenmacher » Di 27. Sep 2016, 22:54

Es ist ein Fehler einzelne Ereignisse überzubewerten. (unterbewerten darf man sie natürlich auch nicht) Im erwähnten Beispiel aus Dänemark war es eine – ich betone – nur eine einzige Person, die einige Fotographien aus der Ausstellung entfernt haben wollte und es war immerhin der Kultusminister, der dem widersprach und geradezu demonstrativ die auf öffentlichem Platz organisiete Demo-Austellung eröffnete. Aus dem Zensurversuch (in der Tat war es ja nur ein Versuch) eine Änderung der dänischen Gesellschaft abzuleiten ist nicht gerechtfertigt.

Wenn es zulässig wäre, aus Einzelereignissen derart weitreichende Schlüsse zu ziehen, dann mache ich folgendes:

1. Vor einigen Monaten hat eine dänisch-königliche Behörde offizell festgestellt, dass die Wiesen und Wälder Dänemarks auch den Nackten zur Verfügung stehen. (Hinweis: Eine solche Erklärung gab es bisher nur für die Strände)

2. Die "Grünen" haben vor 2 Tagen in Paris einen Antrag durchgebracht, einen freien FKK-Bereich in oder wenigstens nahe Paris einzurichten, den es zuvor dort nicht gab.

3. Im Madrid hat die dortige Bürgermeisterin den "Tag ohne Badebekleidung" (eine Erfindung meiner spanischen Freunde in der FEN) ihren offiziellen Segen gegeben. Einige spanische Städte folgen der Idee und führen ab 2017 "Nacktbadestunden in Hallenbädern" ein. (Hinweis: Das gab es bisher nicht überall. FKK wurde bisher in Spanien als Sache der Touristen und weniger als Sache der eiheimischen Bevölkerung geshen)

4. In England ...

usw. usw.

Das alles sind aktuelle Einzelereignisse, die ich begrüße, aber aus denen ich unmöglich (in wahnwitziger Überhöhung) "Änderungen der Gesellschaft" ableiten kann.

Dieses Problem ist sicher kein Einzelfall.

Jeder Fall ist ein Einzelfall. Ein solcher kann natürlich auch Abbild eines [größeren] Problems sein.
.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mi 28. Sep 2016, 14:28

@Regenmacher: Danke für diesen klar stellenden Beitrag. Das erinnert mich auch selbst wieder, noch vorsichtiger mit Einzelfall-Beobachtungen umzugehen. Wir müssen alle aufpassen, bei unseren Beobachtungen erst dann eine Tendenz hinein zu interpretieren, wenn es Beobachtungen sind, die sich sehr häufig wiederholen und klar zunehmen.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mi 28. Sep 2016, 18:55

@ Regenmacher
Danke für deine Position und Information.

Man muss in der Tat beide Seiten sehen und nicht vorschnell Schlüsse ziehen. Auch ist es nicht hilfreich, immer die Kirche für mehr Prüderie verantwortlich zu machen. Aber so simpel wir häufig gedacht und argumentiert.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 29. Sep 2016, 17:42

regenmacher hat geschrieben:Im erwähnten Beispiel aus Dänemark war es eine – ich betone – nur eine einzige Person, die einige Fotographien aus der Ausstellung entfernt haben wollte …
Eine einzige Person? Ich dachte, es war die Kopenhagener Polizei, die einschritt – jedenfalls hast du das geschrieben.

regenmacher hat geschrieben:Aus dem Zensurversuch (in der Tat war es ja nur ein Versuch) eine Änderung der dänischen Gesellschaft abzuleiten ist nicht gerechtfertigt.
Aus diesem einen Fall sicher nicht, aber die dänische Gesellschaft driftet schon seit einigen Jahren nach rechts – Stichwort: Rechtspopulismus –, so ist dieser Fall nur ein weiteres Steinchen in diesem Bild.

Im Übrigen: Wenn, wie jetzt in Dänemark und Frankreich, neue Bereiche für FKK-ler geschaffen werden, bedeutet das nicht immer Fortschritt – da kann es auch um Ab- und Ausgrenzung gehen. Ähnliches geschah auch in Deutschland und der DDR während der (konservativen) 50er Jahre, wohin wir, wie ich meine, wieder gehen.

regenmacher hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Dieses Problem ist sicher kein Einzelfall.
Jeder Fall ist ein Einzelfall. Ein solcher kann natürlich auch Abbild eines [größeren] Problems sein.
Ja, diesen Fall sehe ich in einem bestimmten Licht, deswegen habe ich ihn aufgegriffen. In diesem Thread versuche ich Belege zu sammeln für die These, die westliche Gesellschaft befinde sich auf dem Weg von einer eher permissiven zu einer eher autoritativ kontrollierenden Gesellschaft.

Falls du nicht dieser Meinung bist oder sogar das Gegenteil siehst, kannst ja Gegenbelege sammeln und hier oder ihn einem eigenen Thread veröffentlichen, damit man das diskutieren kann.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Do 29. Sep 2016, 18:59

Aria hat geschrieben:...die westliche Gesellschaft befinde sich auf dem Weg von einer eher permissiven zu einer eher autoritativ kontrollierenden Gesellschaft.
... und kontrollierten.
Ich bin da bei dir, meine ich doch, diese seit Jahrzehnten zu beobachten (irgendwo hab ich mal über die Regelungs"wut" geschrieben).
Mir scheint, Menschen streben nach weitgehender Freiheit und damit nach einer permissiven Gesellschaftsform, wenn sie vorher in einer eben nicht autoritativen, sondern autoritären Gesellschaft aufwachsen mussten.
Das war meiner Meinung nach sicherlich eines der Kennzeichen der '68er Aufmüpfigen, während ihre Eltern zwischen dem Erzogenen und Erlebten schwankten und sich häufig dem Erzogenen wieder zuwandten.
Doch diese Leute sind längst im Wesentlichen aus dem System raus.
Ihre Nachkommen (er)leben eine wohl nie dagewesenen Vielfalt an Möglichkeiten.
"Freiheit"...
Das verwirrt.
Prompt kommt bei manchen der "Wunsch" nach "Ordnung". Die ist unter anderem auch durch Disziplinierung (Uniform), Struktur (Aufmärsche, Demos...) und Macht (Blockaden bis Brandsätzen) repräsentiert und umsetzbar.
Einschränkung der Freiheit hat immer etwas mit Unsicherheit zu tun.
Immer.
Durch Schranken versucht man zunächst sich selbst zu schützen...

Ich weiß auch, dass Pessimismus nicht der Antrieb sein sollte (Apfelbäumchen...), aber Realismus kann ja mal angebracht sein.

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Fr 30. Sep 2016, 01:04

@ hajo
Einschränkung der Freiheit hat immer etwas mit Unsicherheit zu tun.
Immer.
Hier bin ich voll und ganz bei dir.

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