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Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Campingliesel » Fr 2. Mär 2018, 20:20

Blood Moors hat geschrieben:
Campingliesel hat geschrieben:Daß die kath. Kirche Sex bzw Nacktheit als Sünde ansah, lag ja wohl an der falschen Interpretierung des Sündenfalls. Heute weiß man aber längst, daß das alles Unsinn war. Streng gläubige Katholiken halten zwar immer noch an diesen falschen Ansichten fest, aber auch da gibt es schon etliche, die es besser wissen.

Dieser sog. "Sündenfall", den es so wie ihn die Bibel beschreibt, ja nie gegeben haben kann, hatte ja mit Sexualität auch gar nichts zu tun. Hierbei ging es doch um die Ungehorsamkeit gegenüber Gottes Wort, nämlich seine Anweisung, nicht von dem Baum der Erkenntnis von gut und böse zu essen.

Es ist schon erstaunlich, wie sich das Wort "Sünde" als Synonym für die Sexualität entwickelt hat. Die Vergnügungszentren in den Großstädten nennt man "Sündige Meile", ein wohlproportionierter Frauenkörper ist "sündhaft schön" usw. Dabei hat - wenn man von den zehn Geboten ausgeht - die Sünde doch ein viel breiteres Spektrum und die Sexualität gehört eigentlich gar nicht dazu.

Mir ist jedenfalls kein Gebot bekannt, das lautet: "Du sollst nicht poppen, ohne die Absicht Kinder zu zeugen!"


Das ist ja auch richtig, was du schreibst. Die kath. Kirche hat diese Geschichte in dem Paradies so ausgelegt: Adam und Eva hatten durch ihren Ungehorsam bemerkt, daß sie nackt waren und sich deshalb schämten. Und diesen Satz hat sie dann so herausgestellt, daß man sich also wegen der Nacktheit schämen müßte.
Den Sündenfall nach der Bibelbeschreibung hat es sicher so nicht gegeben, sondern ist ja auch vielmehr als ein Symbolbild zu verstehen, und wie mir ein Pfarrer mal erklärt hat, in dem Sinne, daß jeder Mensch in einem bestimmten Alter sich selbst und seinen eigenen Körper erkennt. Was aber eben deshalb noch lange kein Grund sein muß, sich deswegen zu schämen. Das ist dann Erziehungssache, wie das Kind mit dieser Erkenntnis umgehen sollte.

Es gibt zwar kein Gebot, daß das sagt, aber hinter dem 6. Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" steht als Auslegung: "Wir sollen keusch und zuchtvoll leben in Worten und Werken und in der Ehe einander lieben und ehren." DAs ist natürlich eine alte Sprache, aber bedeutet, daß Sex nur in eine Ehe gehört, und "keusch und zuchtvoll" würde ich heute als "anständig" übersetzen. Als Ehe kann man heute natürlich auch eine feste Beziehung ohne Papier betrachten. Es kommt also heute darauf an, wie die Partner das selbst sehen.
Das 10. Gebot sagt da: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd", was auch wieder das Fremdgehen meint und untersagt. Oder einem anderen den Mann bzw die Frau auszuspannen. Knechte und Mägde gibts natürlich heute nicht mehr, die keine Persönlichkeits rechte hätten.
Da sollte man die heutige Sprache und Bedeutung wirklich mal mit reinbringen.

Aber ob man nun in der Ehe bzw Partnerschaft Sex mit oder ohne Fortpflanzungswunsch macht, ist heute Privatsache.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Eule » Fr 2. Mär 2018, 20:51

In der christlichen Religion gibt es im neuen Testament keinerlei Aussagen in Bezug auf die Sexualität. Die Aussagen im alten Testament sind geprägt von dem damaligen Eigentumsverständnis und daher nicht als Aussagen zur Sexualität insgesamt zu interpretieren. Dieses ist erst einmal eine grundsätzliche Aussage.

Die Aussagen zur Sexualität innerhalb der kath. Kirche und bis zur Reformation ebenfalls innerhalb der protestantischen Kirche, waren geprägt von der heidnischen und griechischen Kultur. Insoweit sich hier auf die Aussagen des Apostels Paulus bezogen wurde, waren diese Bezüge falsch. Apostel Paulus hat in seinen Aussagen die unmittelbare Wiederkunft Christi im Blick, nicht eine längere Zeitepoche. Seine "sexualfeindlichen" Aussagen sind nicht gegen die Sexualität als solches gerichtet, sondern sollen den Menschen helfen, sich nicht ablenken zu lassen und die unmittelbare Wiederkunft des Herrn erwarten und sich entsprechend darauf vorzubereiten.

Somit ist die Aussage von Campingliesel nicht zutreffend und der Argumentationsstrang von Aria oftmals zu einseitig. Sie lässt es ausser Betracht, dass die frühen Aussagen der Kirche zur Sexualität von Mönchen für Mönche geschrieben wurde, also nicht für den normalen Gläubigen gedacht waren. Ja, Aria, es trifft auch zu, dass diese Aussagen im Mittelalter für die allgemeine Chrtistenheit für verbindlich erklärt wurden. Dieses Ändert jedoch nichts daran, dass diese Übertragung der Mönchsregeln auf alle Gläubigen der Kirche schon damals innerhalb der lehrenden Kirche höchst umstritten war und es heute noch ist. Ja, Aria, est trifft auch zu, dass die lehrende kath. Kirche ihre Position immer noch nicht verändert hat. Dieses liegt daran, dass der damalige Kardinal aus Krakau und spätetere Papst Johanns-Paul II. mit drei weiteren Kardinälen das Mehrheitspapier der Kardinale zur Empfängnisverhütung hintertrieb und Papst Paul VI. seine Enzyklika "Humanae vitae" verwarf und den Entwurf dieser 4 Kardinäle (Minderheitspapier) 1968 veröffentlichte.

@ Blood Moors
Es ist schon erstaunlich, wie sich das Wort "Sünde" als Synonym für die Sexualität entwickelt hat.
Hier ist dir ein Denkfehler unterlaufen. Das Wort "Sünde" steht nicht als Synonym für die Sexualität. Die Sexualität wurde bis auf eine einzige Ausnahme zur Sünde erklärt. Zur Sünde (wie schon gesagt, für Mönche, die sich zur sexuellen Abstinenz verpflichtet hatten) wurde es deswegen, weil nach der grichischen Scholastik die Sexualität zur animalischen Kraft gerechtnet wurde, die im Widerstreit zur geistigen Kraft des Menschen stehe und stände. In der heidinisch griechischen Philosophie war diese Scholastik auch an die Priester und Personen gerichtet, die kultische Handlungen vollzogen.

@ Campingliesel
Du hast es schon richtig gesagt, dass es in den 10 Geboten kein Gebot gibt, welches sich mit der Sexualität als solches auseinander setzt. Die beiden hierfür herangezogenen Gebote betreffen Fragen des Schutz des Eigentums. Diese jetzt als Gebote für die Sexualität zu nutzen, ist zwar Verkündungspraxis der lehrenden Kirche, ist ebenso falsch, als ob ich diese Gebote jetzt nutzen würde, um Anstandsregeln für das gemeinsame Mahl hiermit zu begründen.

Und Religionen, in denen die Genitalverstümmelung noch gemacht wird, haben ja wohl mit chriustlichen Kirchen nichts zu tun.
Es gibt keine Religion, bei der eine Genitalverstümmelung zur religiösen Praxis oder Lehre gehört. Die Ursprünge der Genitalverstümmelung liegen so weit in der Vorzeit, dass heute nicht mehr festgestellt werden kann, wann dieses eingeführt wurde und unter welcher Begründung.

@ Aria
Die koptischen Christen, deren Kirche so alt ist wie die katholische, beschneiden ihre Mädchen genauso wie Ägypter anderen Glaubens.
Das ist für mich eine neue Information. Wo kann ich dieses nachlesen? :roll:
Zum Thema der Genitalverstümmelung verweise ich im Übrigen auf meine obige Aussage an Campingliesel.

 

Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von guenni » Fr 2. Mär 2018, 21:30

Campingliesel hat geschrieben:....die Jugendlichen zogen sich mehr und mehr an als aus und dann aus der FKK ganz zurück. Und zwar nicht, weil ihnen die FKK zu prüde war, sondern weil sie zu sehr sexualitsiert wurde. Als Kinder hatten sie "gelernt" bzw unbewußt mitbekommen, daß Sex bei der FKK nicht vorkommt und nun sahen sie als Jugendliche in Sex-Videos scheinbar das Gegenteil, was die Jugendlichen dann völlig verwirrt hatte. Zumindest konnten sie dann nicht mehr unterscheiden, ob das nun FKK war, was sie z.b. am Meer sahen oder schon eigentlich zu Sex gehört, wenn da Leute meinten, sich sexuell präsentieren zu müssen.


haben sie denn im übergang von der kindheit zur jugend kein fkk gemacht? wieso brachten sie das "unverfängliche" nacktsein an den ihnen doch nach wie vor bekannten stränden, badeseen etc. in verbindung mit dem, was sex-videos zeigen? sorry, diese argumentation ist mir zu platt.

 

Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von nacktKULTUR.org » Fr 2. Mär 2018, 21:50

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Die koptischen Christen, deren Kirche so alt ist wie die katholische, beschneiden ihre Mädchen genauso wie Ägypter anderen Glaubens.
Das ist für mich eine neue Information. Wo kann ich dieses nachlesen?
Man kann sich auch absichtlich dumm stellen. Guxtu hier. Oder extra für dich: Klick.

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von BOeinNackter » Sa 3. Mär 2018, 00:58

Tim007 hat geschrieben:Es ist zu lusttig.

"Seid fruchtbar und mehret Euch" - so lustfeindlich hört sich das nicht an.
Und dass Katholliken vornehmlich ihre Masturbationserlebnisse beichten, ist ein offenbar stimulierender Irrglaube (falls ich den Leuten glauben darf, die zur Beichte gehen).

Nett auch Arias Hinweis auf die Erziehung. Wenn das alles so zuträfe, brauchte man sich über die Zukunft der Freikörperkultur (und ich schlage vor, dass wir uns wieder diesem Thema zuwenden) keine Sorgen zu machen. Die Eltern, die in den freizügigen 80er Jahren gelebt haben, werden die Nacktheit erfolgreich vorgelebt und damit gefestigt haben (von DDR-Eltern ganz zu schweigen).

Mal sehen, welche (wissenschaftlich verbrämten) Weisheiten als Nächstes kommen.


Die katholische Kirche sah Sex mit Lust und Zeugung als hinnehmbar und alles andere als Sünde an. Das galt von Augustinus bis in die 60er. Die evangelische Kirche hat sich davon kaum distanziert. Offen vertreten wird noch immer die Ablehnung der Empfängnisverhütung und der Homosexualität. Sexualität von Kindern, Alten und zölibatären Pfarrern wird nicht bejubelt aber weitgehend ignoriert.
Diese Sicht wird den meisten Kindern, auch in den ach so freien Jahrzehnten, weitergegeben worden sein. Die freien Geister waren immer in der Minderheit. Um 68 waren Heino und Heintje groß im Geschäft und in meinem Alter gab es Fedddy Quinn-Fans. Lange Haare waren für mich und meine Generation nur gegen Widerstand durchsetzbar. Rockmusik und R+B waren eine Vorliebe von Minderheiten. Es wurde viel über die Nackten auf Sylt und Revoluzzer in Berlin geschrieben, weil sie so anders waren als alle anderen. Ich habe später ein paar Exemplare erlebt und war fasziniert bis entäuscht. Die Sache mit der RAF hat vieles diskreditiert. Sylt konnte ich mir erst viel später leisten.
Heute haben wir junge Eltern, die überall Kindesmissbrauch wittern und ihre Kinder nie nackt lassen, ihnen sogar die Augen zuhalten, wenn wer nackt ist. Bei Sex denken immer noch viele an Geschlechtsverkehr und Potenzprobleme. Ohne Phallus klappt es mit der Zeugung nicht. Die Tradition lebt weiter.
Ich habe seit 50 Jahren versucht, allen möglichen Leuten zu erklären, was sie für einen Quatsch gelernt haben. Ich habe zahllosen Erzählungen über damit verbundene Leiden angehört. Bei niemandem gab es einen einen fröhlich begrüßten Aha-Effekt. Solche Einschärfungen sind nicht leicht glattzubügeln. Stattdessen werden heute schon in früher Jugend psychiatrische Diagnosen verpasst, wenn wer ein wenig aus der Reihe ausbricht. Die Diagnostizierten sind dann auch noch dankbar, weil sie sich endlich an irgend etwas halten können.
Nacktwanderer machen mir heute wieder Hoffnung. Immer noch muss man reisen, wenn man mal mitwandern will. Es ist aber nicht mehr so teuer wie Sylt oder ein Verein. Es wäre schön, an allen Orten Nacktwandergruppen zu haben. Gerade unter meinen Mittänzerinnen kenne ich einige, die die Verlogenheit dieser freien Gesellschaft durchschuen und sich der Anpassung verweigern.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Blood Moors » Sa 3. Mär 2018, 01:55

Eule hat geschrieben:@ Blood Moors
Es ist schon erstaunlich, wie sich das Wort "Sünde" als Synonym für die Sexualität entwickelt hat.
Hier ist dir ein Denkfehler unterlaufen. Das Wort "Sünde" steht nicht als Synonym für die Sexualität. Die Sexualität wurde bis auf eine einzige Ausnahme zur Sünde erklärt. Zur Sünde (wie schon gesagt, für Mönche, die sich zur sexuellen Abstinenz verpflichtet hatten) wurde es deswegen, weil nach der grichischen Scholastik die Sexualität zur animalischen Kraft gerechtnet wurde, die im Widerstreit zur geistigen Kraft des Menschen stehe und stände. In der heidinisch griechischen Philosophie war diese Scholastik auch an die Priester und Personen gerichtet, die kultische Handlungen vollzogen.

Also Denkfehler unterlaufen mir äußerst selten, es sei denn ich bin besoffen.

Das mit den Mönchsklostern und der griechischen Philosophie tut hier auch nichts zur Sache. Mit dem Synonym = Sünde meinte ich die derzeit umgangssprachliche Praxis. Mal wieder ausgehend von den 10 Geboten: Wer bezeichnet heute z. B. Diebstahl, fluchen, lügen und dergl. als Sünde? Allenfalls noch den Ehebruch. Aber fast alle sexuellen Aktivitäten, die sich außerhalb einer bestimmten Norm abspielen, werden als Sünde bezeichnet.

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von BOeinNackter » Sa 3. Mär 2018, 09:21

Das stimmt. Es gab ja mal die Sendung, "Liebe Sünde" und letztens hörte ich noch die Werbung für eine geheime Sexbeichte. Hier hat Sex zusätzlich den Reiz des Verbotenen. Der Sprachgebrauch ist bei uns so gängig, dass wir es kaum wahrnehmen.
Es gab ja auch die schmutzigen Witze und es fällt fast allen Menschen immmer noch schwer, offen über Sexualität zu sprechen.

Ein Beispiel:
Letztens habe ich in einem Gespräch über die verschwindende Nacktheit in unserem Verein die schwierige Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperbild angesprochen. Als Antwort kam, das sei kein Thema der FKK. Ich konnte das nicht verstehen und es war nur duerch Andeutungen zu erkennen, dass dies zu nah an Sexualität war. Es viel meinen Gesprächspartnern schwer, wenigstens das das deutlich zu sagen.
Gut, es ging um das Problem, dass man fürchte, bei nackter Bewegung zuviel von sich zu zeigen, also wenn man sich nach einem Ball beuge oder die Beine spreize.
Dieses FKK-Totschlagargument finde ich schrecklich.

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Aria » Sa 3. Mär 2018, 18:40

Wolf2018 hat geschrieben:By the way, ich berichtete aus den späten 50iger Jahren, da war das bei den Katholischen so, wenn sie eine strenge Erziehung genossen.
Eben. In der Kleinstadt, in der ich aufwuchs und zur Schule und Kirche ging, war es noch in den 1970er Jahren üblich Kinder bei der Beichte auszufragen, ob sie sich unsittlich berührt haben.


Campingliesel hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Wer, wie offenbar du, die Bezüge zur Geschichte ablehnt und nur das Heute bzw. das Selbsterlebte als relevant ansieht, der ist vergleichbar einem Kind, der auch nur die Gegenwart kennt, sprich im Hier und Heute lebt, weil er anderes nicht kennt bzw. für Begriffe wie gestern oder morgen noch keine Vorstellung hat.
Im Gegensatz zu Dir lebe ich nicht nur im Heute, sondern habe auch das Gestern, was ich erlebt habe, nicht vergessen und kenne mehr als nur die Gegenwart.
Danke für die Bestätigung meiner Vermutung in Bezug auf das Selbsterlebte.


BOeinNackter hat geschrieben:Der Sprachgebrauch ist bei uns so gängig, dass wir es kaum wahrnehmen.
Es gab ja auch die schmutzigen Witze und es fällt fast allen Menschen immmer noch schwer, offen über Sexualität zu sprechen.
Der Sprachgebrauch verrät es: Schmutzigen Witze sind die, in denen von Sexualität die Rede ist.


Blood Moors hat geschrieben:Es ist schon erstaunlich, wie sich das Wort "Sünde" als Synonym für die Sexualität entwickelt hat. Die Vergnügungszentren in den Großstädten nennt man "Sündige Meile", ein wohlproportionierter Frauenkörper ist "sündhaft schön" usw.
Könnte es sein, dass jemand uns die Gleichung Sex=Schmutz jahrhundertelang gepredigt hat?


Campingliesel hat geschrieben:Die kath. Kirche hat diese Geschichte in dem Paradies so ausgelegt: Adam und Eva hatten durch ihren Ungehorsam bemerkt, daß sie nackt waren und sich deshalb schämten. Und diesen Satz hat sie dann so herausgestellt, daß man sich also wegen der Nacktheit schämen müßte.
Da musste nichts herausgestellt werden: Es steht so in der Bibel. Weil die Kirche das Märchen von Adam und Eva als Tatsache ansah und bis weit nach Darwin daran festhielt, konnte sie das mit der Nacktheit und Scham nicht verschweigen.

Man sollte festhalten: Im Garten Eden lebten die beiden nackt, offenbar ohne dass sie dessen schämten. Erst nachdem sie vom Baum der Erkenntnis aßen, erkannten sie, dass sie nackt waren, worauf sie sich Kleidung aus Feigenblättern anfertigten. Später macht Gott ihnen Röcke aus Fellen und zog sie ihnen auch persönlich an. Daraus schloss man richtigerweise, dass Gott nicht will, dass Adam und Eva und ihre Nachkommen nackt herumlaufen – das ist das biblische Verbot der Nacktheit, an das Juden, Christen und vielleicht auch Moslems glauben sollten und sehr viele immer noch glauben.


Campingliesel hat geschrieben:Es gibt zwar kein Gebot, daß das sagt, aber hinter dem 6. Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" steht als Auslegung: "Wir sollen keusch und zuchtvoll leben in Worten und Werken und in der Ehe einander lieben und ehren." DAs ist natürlich eine alte Sprache, aber bedeutet, daß Sex nur in eine Ehe gehört, und "keusch und zuchtvoll" würde ich heute als "anständig" übersetzen. Als Ehe kann man heute natürlich auch eine feste Beziehung ohne Papier betrachten. Es kommt also heute darauf an, wie die Partner das selbst sehen.
Das 10. Gebot sagt da: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd", was auch wieder das Fremdgehen meint und untersagt.
Völlig richtig.


Eule hat geschrieben:In der christlichen Religion gibt es im neuen Testament keinerlei Aussagen in Bezug auf die Sexualität.
Du irrst: Jesus ging noch weiter als das alte Testament – Zitat:

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen“ (Mt 5,27–28).

Darauf hat die katholische Kirche die passende Antwort geliefert – in der Ohrenbeichte wurde gefragt: Hast du gesündigt, mein/e Sohn/Tochter, in Gedanken, Worten und Taten?


Eule hat geschrieben:Die Aussagen im alten Testament sind geprägt von dem damaligen Eigentumsverständnis und daher nicht als Aussagen zur Sexualität insgesamt zu interpretieren. Dieses ist erst einmal eine grundsätzliche Aussage.
Die aber falsch ist – siehe Jesus Worte, die ich zitiert habe.


Eule hat geschrieben:Die Aussagen zur Sexualität innerhalb der kath. Kirche und bis zur Reformation ebenfalls innerhalb der protestantischen Kirche, waren geprägt von der heidnischen und griechischen Kultur.
Was soll diese Aussage? Vor der Reformation gab es keine protestantische Kirche.


Eule hat geschrieben:Somit ist die Aussage von Campingliesel nicht zutreffend und der Argumentationsstrang von Aria oftmals zu einseitig. Sie lässt es ausser Betracht, dass die frühen Aussagen der Kirche zur Sexualität von Mönchen für Mönche geschrieben wurde, also nicht für den normalen Gläubigen gedacht waren.
Es spielt keine Rolle, für wen die Aussagen der Kirche zur Sexualität gedacht waren, wichtig ist allein, dass sie der ganzen Christenheit beigebracht wurden, was auch du im Folgenden zugibst:
Eule hat geschrieben:Ja, Aria, es trifft auch zu, dass diese Aussagen im Mittelalter für die allgemeine Chrtistenheit für verbindlich erklärt wurden. Dieses Ändert jedoch nichts daran, dass diese Übertragung der Mönchsregeln auf alle Gläubigen der Kirche schon damals innerhalb der lehrenden Kirche höchst umstritten war und es heute noch ist. Ja, Aria, est trifft auch zu, dass die lehrende kath. Kirche ihre Position immer noch nicht verändert hat.
So ist es, ja. Zum Glück schwindet der Einfluss der katholischen Kirche, aber die der Evangelikaler – eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, deren Aussagen zur Sexualität in ihrer Rigorosität die der katholischen Kirche noch übertreten – wächst leider weltweit. Das ist möglich, weil es in der Welt offenbar wieder eine Sehnsucht nach mehr Kontrolle und festen Regeln gibt – siehe „meinen“ Thread über gesellschaftlichen Wandel.


Blood Moors hat geschrieben:Mit dem Synonym = Sünde meinte ich die derzeit umgangssprachliche Praxis. Mal wieder ausgehend von den 10 Geboten: Wer bezeichnet heute z. B. Diebstahl, fluchen, lügen und dergl. als Sünde? Allenfalls noch den Ehebruch. Aber fast alle sexuellen Aktivitäten, die sich außerhalb einer bestimmten Norm abspielen, werden als Sünde bezeichnet.
Eben – von nichts kommt nichts.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Campingliesel » Sa 3. Mär 2018, 19:40

So ist es, ja. Zum Glück schwindet der Einfluss der katholischen Kirche, aber die der Evangelikaler – eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, deren Aussagen zur Sexualität in ihrer Rigorosität die der katholischen Kirche noch übertreten – wächst leider weltweit. Das ist möglich, weil es in der Welt offenbar wieder eine Sehnsucht nach mehr Kontrolle und festen Regeln gibt – siehe „meinen“ Thread über gesellschaftlichen Wandel.


Die Evangelen haben und hatten aber nie was gegen die FKK. Also muß es bei dieser Theologie um etwas anderes gehen. Eine Sehnsucht nach mehr Kontrolle und festen Regeln? Kommt drauf an, welche das sind.

Das ist genau wie in der Erziehung. Zuerst gab es die streng autoritäre Erziehung, die keine eigene Meinung und keine eigene Kreativität zuließ, sondern nur aus blindem Gehorsam bestand. DAnn schlug das in die antiautoritäre Erziehung um, die am liebsten überhaupt keine Regeln und Grenzen mehr wollte. Aber da das auch nicht gut war, weil es im Leben eben ohne Regeln und Grenzen nicht geht, entwickelte sich der goldene MIttelweg, nämlich sehr wohl Regeln und Grenzen, aber nicht mit Gewalt und Gehorsam durchgesetzt, sondern mit gegenseitigem Verständnis. Und sinnvolle Regeln und Grenzen brauchen die Menschen als Gesellschaftstier, weil sonst alles aus dem Ruder läuft. Auch in Tierrudeln gibt es diese Regeln und Grenzen, sonst könnte das Rudel nicht überleben.

Und ich wüßte nicht, wo im Protestantismus etwas gegen die Sexualität grundsätzlich ausgesagt wird. Wenn, dann ist höchstens die zügellose und wahllose Sexualität wie in Pornos oder Sexclubs etc gemeint, also auch das Rotlichtmilieu

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Campingliesel » Sa 3. Mär 2018, 19:44

Campingliesel hat geschrieben:

Aria hat geschrieben:
Wer, wie offenbar du, die Bezüge zur Geschichte ablehnt und nur das Heute bzw. das Selbsterlebte als relevant ansieht, der ist vergleichbar einem Kind, der auch nur die Gegenwart kennt, sprich im Hier und Heute lebt, weil er anderes nicht kennt bzw. für Begriffe wie gestern oder morgen noch keine Vorstellung hat.

Im Gegensatz zu Dir lebe ich nicht nur im Heute, sondern habe auch das Gestern, was ich erlebt habe, nicht vergessen und kenne mehr als nur die Gegenwart.

Danke für die Bestätigung meiner Vermutung in Bezug auf das Selbsterlebte.


Ja und? Was ist gegen meine selbsterlebten Erfahrungen zu sagen? Das ist doch kein Beweis, daß daran etwas falsch war? Nur weil DU das vielleicht nicht so erleben durftest?
vielleicht bist du ja das Kind, weil du anderes nicht kennst als das, was man dir früher beigebracht hat und was wohl auch deiner Meinung nach falsch war. Nur wie es richtig gewesen wäre, weißt du ja trotzdem nicht.

Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, daß man mir in der Kindheit irgendwas Falsches beigebracht hat und ich lebe heute immer noch im Prinzip so. Und hatte noch nie Probleme damit.

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