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Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von BOeinNackter » Do 21. Feb 2019, 13:49

@Bummler
Was ist sexuelle Befreiung? Das mit den 68ern stimmt zumindest zeitlich. Viele Protagonisten hatten nichts mit den demonstrierenden Studenten zu tun. Oswald Kolle z.B. oder die vielen Aufklärungsbücher aus der Vorkriegszeit, so z.B. van de Velde mit "Die vollkommene Ehe", von 1926 (sein Versuch, katholische Ehen zu retten), hatten wenig mit den 68ern zu tun. Adolf Koch, der schon in den 20ern seine Ideen einer Sexualreform versuchte zu verwirklichen, wurde in den 60ern auch deshalb aus dem DFK ausgeschlossen.
Viele Menschen traf die neue Art über Sex zu denken und zu reden sehr unvorbereitet. Es war zuerst eine Befreiung der Medien, mehr Nacktheit zeigen zu können und mehr unter dem Mantel der Aufklärung und Beratung über Sex zu schreiben. Manches, was damals in normalen Zeitschriften stand, würde heute als Pornografie durchgehen.
Meine Eltern gehörten sicher zu einer sehr verwirrten Generation. Was immer wieder empfohlen wurde, das unbefangene, offene Reden, auch über persönliche Bedürfnisse und Wünsche, fand nur selten so statt. Auch mit Kindern wurde nur selten unbefangen geredet. Wer hatte schon eine so unbefangene Haltung gegenüber der eigenen Sexualität. Mit welchen Worten reden wir über unsere Sexualorgane und mit wem?
Auch der Sexualkundeunterrricht in Schulen ist weit von einem offenen Diskurs entfernt. So wird immer noch nicht die wahre Gestalt der Klitoris gezeigt und Selbstbefriedigung ist immer noch ein peinliches, kaum behandeltes Thema.
Leider mögen inzwischen zu viele Menschen unter Problemen mit Sexualität gelitten haben. Vielleicht gibt es sogar Zusammenhänge mit Mißbrauchserlebnissen, durch missglückte Versuche von sexueller Offenheit.
Heute noch gibt es Mütter, die ihren Kindern die Augen zuhalten, wenn etwas Nacktes zu sehen ist, die über Nacktwanderer klagen, weil sie nicht wüssten, wie sie es ihren Kindern erklären sollten.Es gab Demonstrationen gegen Sexualkundeunterricht und Aufklärungsbücher. Versuche, ErzieherInnen und LehrerInnen zu befähigen, sexuelle Themen fächerübergreifend ansprechen und behandeln zu können, um das offene Reden zu befördern, sind ständig in der Gefahr, von Elternprotesten niedergemacht zu werden. Eltern haben mehr Befürchtungen, dass ihre Kinder Schaden nehmen, wenn sie sich ihren Kindern nackt zeigen. All diese Menschen haben Probleme mit der Idee einer sexuellen Befreiung und sie werden nicht zu denen gehören, die nackt baden oder wandern.
In den 70ern hatten wohl einige FKK-Vereine großen Zulauf. Das war aber keine Welle der sexuellen Avantgarde aus den 68ern. Sicher träumten manche von einem freien nackten Leben. Verbreitet und heute noch gern vertreten, ist die Idee einer sittlich reinen, unerotischen Campingkultur. Nacktheit sollte frei von Sexualität und Ideologien sein. Der Spruch, dass Nacktheit das Interesse an Sexualität sogar mindere, wurde gern gebraucht. Ein reines Freizeitvergnügen sollte es sein, unpolitisch, unreligiös und unanstößig. Familiensport sollte im Vordergrund stehen. Einzelmänner und vor allem Schwule wurden ausgeschlossen und stehen heute noch unter mißtrauischer Beobachtung. Ich kenne viele ältere Paare, die darum trauern, dass ihre Kinder dieser engen Familienwelt entflohen sind. Es ist traurig. Ich glaube aber, dass auch solche mißlungenen Versuche in der Zukunft wirken werden. Vieleicht sind es erst die Urenkel, die es noch einmal angehen.
Heute kommt die Sexualität merkwürdigerweise mit der Normalisierung der Homosexualität wieder in den Blick. Heterosexuelle Menschen outen sich ganz selten zu ihrer sexuellen Orientierung. Haben wir nicht alle eine sexuelle Orientierung? ;)
Wenn ich erlebe, wie erschrocken manche FKKler reagieren, wenn ich von nacktem Yoga, Nacktwandern, nacktem Tanzen und nackten Feten erzähle, fällt es mir schwer, bei ihnen so etwas wie sexuelle Offenheit zu entdecken. Schlimmer wird es, wenn dann nur noch ratloses Kopfschütteln und Gesprächsabbruch folgen.
Das offene Reden kennzeichnet für mich die Freiheit der Sexaulität. Über alles reden können heißt, dass man nichts für unaussprechlich hält. Dazu gehört auch die Befreiung von Scham. Wenn man nach der INF-Definition Naturist sein will, sollte man sich überlegen, was man an sich selbst und Anderen akzeptieren kann, warum es da Grenzen gibt und was uns hindert, die auch noch zu schleifen.
Ein schönes Beispiel wäre die, hier auch gern immer wieder aufgegriffene, Errektion. Das Thema ist einfach zu aufregend. :D

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Do 21. Feb 2019, 14:04

BOeinNackter hat geschrieben:... Über alles reden können heißt, dass man nichts für unaussprechlich hält. ...

Danke für diese wunderbare Zusammenfassung!

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von BOeinNackter » Do 21. Feb 2019, 14:51

@campingliesel
Sexuelle Befreiung ist für nicht das Auslösen einer Sexwelle. Dieser Ausdruck wurde damals auch gern verwendet und nicht wenige werden se auch so empfunden haben. Sie fühlten sich nicht befreit, sondern überrollt. Es gab Menschen, die unter sexuellen Stress gerieten. Erste Sexualreformen stammen aus viel früheren Zeiten. Um 1900 gab es in den gewachsenen Städten soviel Prostitution, geschlechtskranke Kinder, Vergewaltigungen und Kinderschwangeschaften, dass zahlreiche Reformen eingeleitet wurden. Dazu gehörte die Regelung der Prostitution, die Heraufsetzung des Ehealters und damit die Formulierung des Kindesmißbrauchs und eben die Anfänge einer Sexualforschung. Adolf Koch hat in den 20ern mit Magnus Hirschfeld zusammengearbeitet, der 1918 das erste Institut für Sexualwissenschaft in Deutschland gegründet hatte. Da dieser sich besonders um die Legalisierung der Homosexualität kümmerte, hat wohl auch Adolf Koch die Homosexualität als weniger problematisch als die Selbstbefriedigung gehalten.
Die sexualreformeischen Bemühungen wurden durch den Nationalsozialismus unterbrochen und in der Nachkriegszeit wurde die Sittenstrenge unreflektiert weiter verbreitet verteidigt, besonders von den Kirchen. Auch FKK-Publikationen wurden immer wieder angegriffen. Natürlich gab es immer auch andere Bemühungen, die setzten sich aber erst in den späten 60ern medial durch. Das war auch die Zeit, in der FKK-Hefte immer mehr Konkurrenz bekamen.

Dass es heute Swingerpartys gibt, mag eine Folge einer Befeiung sein. Ich kenne mich damitzu wenig aus, um es beurteilen zu können.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Tim007 » Do 21. Feb 2019, 14:57

Ich schließe mich dem Dankeschön Silvas an.

Mir ist vieles (damit meine ich nicht den interessanten Bericht von BO...) zu theoretisch.

Ich bin ein schwacher Mann. Wenn mir eine hübsche Frau begegnet, registriere ich das auch, nicht nur am FKK-Strand, sondern auch in der Textil-Badeanstalt oder in der Fußgängerzone. Oftmals ist eine hübsche Frau im Bikini sogar noch attraktiver als völlig nackt, was mich (ich spreche nur für mich) schlussfolgern lässt, dass das Freilegen der Sexualorgane nicht entscheidend ist. Die Phantasie spielt eine große Rolle.

Mit der Kleidung lege ich nicht den Umstand ab, dass ich ein sexuelles Wesen bin. Ich empfinde es jedoch als Selbstverständlichkeit, mich nackt genauso zu verhalten wie in Kleidung. Denn seien wir mal ehrlich: Männer können Frauen gegenüber schon sehr unangenehm und bedrängend sein.

Am Textil-Strand würde ich auch nicht mit einer stattlichen Erektion herumlaufen. Warum sollte ich das dann am FKK-Strand tun und, weil ja alles so "normal" ist, gleichzeitig an mir herumspielen? Dass Frauen das erst recht als unangenehm und bedrängend empfinden und ihre Vorbehalte gegenüber FKK wachsen, sollte doch eigentlich auf der Hand liegen.

Das schließt natürlich nicht Arias Forderungskatalog aus, dass an anderer Stelle der Hysterie entgegengewirkt wierden sollte, etwa bezogen auf die grassierende Pixelitis. Leider gibt es nur ein Problem: Auf uns hört keiner. Was bleibt, ist die "Vorbildfunktion": Nackt zu sein ist toll.

 

Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von hajo » Do 21. Feb 2019, 15:13

Zunächst einmal, herzlichen Dank für die Ausführungen, BOeinNackter!
BOeinNackter hat geschrieben:Dass es heute Swingerpartys gibt, mag eine Folge einer Befeiung sein. Ich kenne mich damitzu wenig aus, um es beurteilen zu können.
Ich kenne mich damit überhaupt nicht aus, lasse aber Mitmenschen die Möglichkeiten, die sie - ohne einander zu zwingen und zu schaden - zusammen (er)leben möchten.

Tim007 hat geschrieben:Oftmals ist eine hübsche Frau im Bikini sogar noch attraktiver als völlig nackt, was mich (ich spreche nur für mich) schlussfolgern lässt, dass das Freilegen der Sexualorgane nicht entscheidend ist. Die Phantasie spielt eine große Rolle.
(Auch ;) ) an dieser Stelle unterscheiden wir uns.
Als Realist und eher naturwissenschaftlich orientiert brauche die Wirklichkeit. Also das, was auf mich wirkt. Naja, und bei mir wirkt das - besser DIE - Nackte deutlich mehr als die Bekleidete. Wie schon früher mal geschrieben: An "Reizwäsche" reizt mich nur, sie zu entfernen oder entfernt zu sehen.

Jedoch käme ich NIE auf die Idee, irgendwelche Anstalten zu machen, dergleichen zu forcieren. Jeder Mensch muss so leben dürfen, wie er es möchte. Das schließt angemessene Verhaltensweisen meines Erachtens nach (deutsch: IMHO) ein.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von BOeinNackter » Do 21. Feb 2019, 17:38

Das mit den empfindlichen Frauen finde ich schwierig.
Da muss man bei Veranstaltungen auf das Geschlechterverhältnis achten oder gleich nur Frauen zulassen, was mir als einladendem Mann nicht so leicht fällt. Es gibt viele Kurse nur für Frauen.
Ich tanze fast immer bekleidet mit ganz vielen Frauen. Es sind immer einige dabei, die nie mit einem Mann tanzen möchten. Da gäbe es also irgendwann Probleme mit zu vielen Männern.
Frauen gehen viel kritischer mit ihrem eigenen Körper um. Sie scheuen sich deshalb, sich nackt zu zeigen. Sie sind einfach nicht so häufig und gern nackt wie Männer.
Manchmal haben sie auch die Befürchtung, dass es sich nicht gehöre, als Frau nackt zu sein. Sie fürchten, als unanständig gesehen zu werden.
Auch Frauen neigen der Meinung zu, das eine unanständige Frau Übergriffe provoziert.

Das alles sind Gegebenheiten, die man akzeptieren kann. Man kann sie aber auch berechtigt in Frage stellen. Das als Mann anzusprechen ist immer etwas gewagt. Frauen könnten auch mal selbst auf den Gedanken kommen, es in Frage zu stellen. Wäre das nicht ein Schritt zu mehr Selbstbewußtsein? Wäre es nicht ein Schritt zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung? Finden sie es nicht auch falsch, sich für sich selbst zu schämen? Ich weiß, wie diffizil solche Auseinandersetzungen sind. Ich möchte sie nur nicht als unabänderbar gelten lassen.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Do 21. Feb 2019, 21:45

@ Blood Moors + Seelöwe
In den Augen von Campingliesel sind wir alle geistig nicht in der Lage, ihrer
Argumentation zu folgen. Aber eines wissen wir sicher, in ihren Augen hast sie stets recht.

@ Aria
Die Trobriander sind die einzigen, von denen ich weiß, dass sie Gruppensex in der Öffentlichkeit praktizierten.
Ich fand folgenden Text unter dem Stichwort Trobiander:
Bei dieser Suche stieß Reich seinerzeit auf die ethnologischen Forschungen von Bronislaw Malinowski über eine auf den Trobriand-Inseln lebende Gesellschaft, in der noch in den zwanziger Jahren Kinder und Jugendliche ihre Sexualität voller Lust und Lebensfreude und ohne Schuldgefühle ausleben konn-ten. Die Sexualität der Erwachsenen war allerdings sehr deut-lichen Einschränkungen einer monogamen Ehe unterworfen.
Und später:
Die Trobriander-Gesellschaft interpretierte er entsprechend als eine Gesellschaft im Übergang, in der noch deutliche Elemente einer Sexualbejahung (in bezug auf die kindliche und jugendliche Sexualität), aber auch schon An-sätze einer Sexualeinschränkung (bei den Erwachsenen und wegen bestimmter materieller Interessen auch bei den Kindern des Häuptlings) vorhanden waren.
(http://www.berndsenf.de/pdf/WDLTrobriander.pdf) Musst du jetzt auf ein isoliertes Inselvölkchen aus der Südsee ausweichen, um deiner These Gewicht zu verleihen? Stimmen diese deine Angaben noch auf die heutige Situation dieses Inselvolkes? Warum bleibst du nicht in unserem Kulturkreis und in der Situation, wie sich diese heute darstellt.

Weiter muss ich dir sagen, dass gesellschaftliche Konventionen nicht mit Tabus gleichzusetzen sind. Auch enthalten unsere gesellschaftlichen Konventionen keine Tabus. Seit der Aufklärung sind in unserem Kulturkreis die Tabus bzw. deren Reste vollständig verschwunden.

Seit mehr als 100 Jahren bemühen sich FKK-ler, Nacktheit zu enttabuisieren – mit geringem oder gar keinem Erfolg.

Warum?

Weil die Nacktheit an sich nicht tabuisiert ist: Es sind allein die Geschlechtsteile, die sichtbar zu machen einen Tabubruch darstellt. Gewissermaßen gehören die Geschlechtsteile nicht zur Nacktheit, sondern zur Sexualität. Deswegen geht der Weg zur Akzeptanz der Nacktheit nur über die Abschaffung oder zumindest einer Minderung der sexuellen Tabus. Alles andere ist nur herumdoktern an Symptomen.
Mir ist es nicht bekannt, dass die FKK-Bewegung die Nacktheit enttabuisieren wollte. Sie stellt die Nacktheit an sich nur als einen natürlichen Zustand dar.

@ Blood Moors
Ersetze mal den Freiheitsbegriff bei der Nacktheit mit dem Begriff der Natürlichkeit. Die Nacktheit an sich stellt in der Tat keinen Freiheitsbegriff dar, wenn dieser hier auch oft verwendet wird, sondern den Begriff der Natürlichkeit im Sinne von "Zurück zur Natur".

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Do 21. Feb 2019, 21:47

@ Campingliesel
Entschuldigung? Nöö, , wozu auch.
Genau das ist dein Problem.

Seelöwe hat geschrieben:
Campingliesel hat geschrieben:
Meine Meinung ist klar genug und auch ganz normal ausgedrückt.
Mal eine Frage in die Runde: Wer ist noch dieser Meinung?
Wenn die Mehrheit das auch so sieht, melde ich mich morgen gleich zum Kommunikationstraining an der VHS an!
Grüße vom Seelöwen

Die Antwort ist ganz einfach: Das denken alle so, die hier nicht schreiben, daß sie mich irgendwie nicht verstehen bzw die mit ihren Antworten zeigen, daß sie das nicht können oder wollen. Und das ist bekanntermaßen ein kleines Häufchen von Leuten, die das offenbar nicht können.

Und ich glaube nicht, daß die VHS das schafft, das diesen paar Leuten noch beizubringen. Die Mehrheit kann das offenbar auch ohne VHS.
Wenn die Leser dich nicht verstehen, dann müssen nicht die Leser zu dumm sein, um dich zu verstehen. Dann hast du dich eben nicht klar und deutlich ausgedrückt. Ein klein wenig Selbstkritik täte dir gut.


@ gunni
Bummler hat geschrieben:Komisch nur, dass mit der sexuellen Befreiung die Akzeptanz der Nacktheit ab und nicht zugenommen hat.
mit den 68ern begann doch die sog. sexuelle revolution (befördert durch die pille) und gleichzeitig die fkk-boomzeit.
Diese Meinung wurde hier schon häufiger geäußert. Ich halte diese für falsch. Die sexuelle Revolution brachte keinen Boom zur FKK-Bewegung. Es war eine Modeerscheinung im Sinn des Nudismusses.

@ Campingliesel
Außerdem war der Hauptzweck der 68er Revolution nicht sexuelle Freiheit, sondern es ging um viele soziale Bewegungen der Neuen Linken, gegen Kriege und für neue Bürgerrechte und noch vieles andere.
Es ging auch um die sexuelle Freiheit.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Do 21. Feb 2019, 21:53

Tim007 hat geschrieben:Mit der Kleidung lege ich nicht den Umstand ab, dass ich ein sexuelles Wesen bin. Ich empfinde es jedoch als Selbstverständlichkeit, mich nackt genauso zu verhalten wie in Kleidung.
[…]
Am Textil-Strand würde ich auch nicht mit einer stattlichen Erektion herumlaufen.
Das will ja keiner, aber wenn es dennoch passiert, können Männer das auf dem Textilstrand besser kaschieren mit ihren weiten Shorts mit innenanliegenden engen Hosen, während FKK-ler schnell an etwas anderes denken und/oder sich auf den Bauch drehen müssen. In dieser Hinsicht haben Badehosen eindeutig Vorteile – zumindest in Zeiten wie diesen.


BOeinNackter hat geschrieben:Frauen gehen viel kritischer mit ihrem eigenen Körper um.
Dem war es wahrscheinlich noch nie anders.

BOeinNackter hat geschrieben:Manchmal haben sie auch die Befürchtung, dass es sich nicht gehöre, als Frau nackt zu sein. Sie fürchten, als unanständig gesehen zu werden.
Dem war in den 1920er Jahren und Ende der 1960er bis Ende der 1970er nicht so, wohl aber davor, dazwischen und danach. Dies war/ist weltweit zu beobachten, deswegen muss es dafür global wirksame Gründe geben.

Ich habe versucht, diesen Gründen auf die Spur zu kommen, doch ich will mich jetzt nicht wiederholen – wer will kann meine Position in den entsprechenden Threads nachlesen: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels – im alten Forum und Dokumente des gesellschaftlichen Wandels sowie Dokumente des gesellschaftlichen Wandels II in diesem Forum.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Do 21. Feb 2019, 21:57

@ BOeinNackter
Bei der sog. "sexuellen Revolution" ging es tatsächlich um die Befreiung der Sexualität. Seit dieser wird offener darüber geredet. Gewisse oder viele bürgerliche und kirchliche Zwänge wurden abgelegt. Natürlich haben es gewisse Leute mit der Befreiung übertrieben und sind über das Ziel hinaus geschossen. Aber man kann heute über die Sexualität offen reden, man kann alle sexuelle Begegnungsarten offen und gefahrlos ansprechen. Keiner wird mehr wegen der männlichen Homosexualität als krank definiert und "behandelt". Nur hat diese Befreiung sich noch nicht als sehr stabil erwiesen. Das Ende der Fahnenstange ist hier noch nicht erreicht. Wir müssen jedoch eines sehen, die sog. "sexuelle Revolution" hat mit der Nacktheit an sich nichts am Hut und darum kann man beides nicht miteinander fest verbinden.
Vielleicht gibt es sogar Zusammenhänge mit Mißbrauchserlebnissen, durch missglückte Versuche von sexueller Offenheit.
Eine Meinung, die von vielen Laien so und ähnlich geäußert werden. Fachlich stimmt dieses nicht. Hier liegt auch der Irrtum, der Aria in ihrer Erziehung beigebracht wurde. Die Sichtbarmachung der Sexualorgane hat keinen Einfluss auf die Sexualität des Menschen, noch nicht einmal auf die des Triebtäters.
Verbreitet und heute noch gern vertreten, ist die Idee einer sittlich reinen, unerotischen Campingkultur.
Hier unterliegst du einem Irrtum. Es geht nicht um die Idee einer sittlich reinen, unerotischen Campingkultur. Es geht um eine der Natürlichkeit gewidmeten Kultur. Das erotische oder sexuelle Element liegt nicht im Focus dieser Menschen.
Der Spruch, dass Nacktheit das Interesse an Sexualität sogar mindere, wurde gern gebraucht.
Diesen dummen Spruch habe ich in geänderter Form schon in meinem Studium bei einem Praktikum in der Psychiatrie gehört. Dort hatten die Pfleger sich geweigert, auf der Frauenstation eingesetzt zu werden, weil sie beim Anblick der nackten Frauen impotent würden. Diese Dummköpfe haben sich nicht überlegt, dass ein derartiges Argument ja auch bei den Frauen gelten müsste, wenn diese auf der Männerstation arbeiten würden.
Ein reines Freizeitvergnügen sollte es sein, unpolitisch, unreligiös und unanstößig.
Sollte es sein oder war es dieses?
Heute kommt die Sexualität merkwürdigerweise mit der Normalisierung der Homosexualität wieder in den Blick. Heterosexuelle Menschen outen sich ganz selten zu ihrer sexuellen Orientierung. Haben wir nicht alle eine sexuelle Orientierung?
Dir scheint die Problemlage nicht bekannt zu sein, die damals vorlag.
Wenn ich erlebe, wie erschrocken manche FKKler reagieren, wenn ich von nacktem Yoga, Nacktwandern, nacktem Tanzen und nackten Feten erzähle, fällt es mir schwer, bei ihnen so etwas wie sexuelle Offenheit zu entdecken. Schlimmer wird es, wenn dann nur noch ratloses Kopfschütteln und Gesprächsabbruch folgen.
Aria wird dir hier sicherlich zustimmen und davon reden, wie prüde die FKK'ler im Grunde genommen doch sind. Diese deine Beobachtung ist durchaus zutreffen, wie die der Aria auch, aber hast du mal noch dem Grund des Erschreckens gefragt?
Das offene Reden kennzeichnet für mich die Freiheit der Sexaulität. Über alles reden können heißt, dass man nichts für unaussprechlich hält.
Hier stimme ich dir zu.
Dazu gehört auch die Befreiung von Scham.
Scham kannst du nicht befreien. Du kannst nur Gegenstände, Ansichten, Meinungen und dergleichen als nicht schambewehrt bezeichnen, also aus dem erlernten Schaminhalten entfernen.
Wenn man nach der INF-Definition Naturist sein will, sollte man sich überlegen, was man an sich selbst und Anderen akzeptieren kann, warum es da Grenzen gibt und was uns hindert, die auch noch zu schleifen.
Ich wüsste jetzt nicht, welche Grenzen die INF-Definition, die mir der vom DFK gleichlautend ist, beinhaltet, die man schleifen könnte!
Ein schönes Beispiel wäre die, hier auch gern immer wieder aufgegriffene, Errektion. Das Thema ist einfach zu aufregend.
Dieses ist im Grunde genommen kein Thema, solange dem nicht ein sexueller Hintergrund anhaftet.

@ BOeinNackter
Die sog. "sexuelle Revolution" hat in ihrem Gefolge diese sog. Sexwelle ausgelöst, jedoch ist in der Tat die Frage der sexuellen Befreiung viel älter. Nur das, was die meisten heute unter dem Begriff der "sexuellen Revolution" verstehen, war eine reine offensichtliche Erscheinung, die mit dem Spruch gekennzeichnet wurde: "Früher zählte der Bürger seine Aktien, heute seine Orgasmen!"
Es gab Menschen, die unter sexuellen Stress gerieten.
Und solche, die die reichlich bebilderten Bücher von Oswald Kolle als Kochbuch verstanden. Eine sexuelle Stellung wurde ausprobiert, wie diese im Buch bildhaft dargestellt und im Text beschrieben wurde. Für mich ein unreifes handeln.

@ hajo
Als Realist und eher naturwissenschaftlich orientiert brauche die Wirklichkeit. Also das, was auf mich wirkt. Naja, und bei mir wirkt das - besser DIE - Nackte deutlich mehr als die Bekleidete.
Dieses dein Empfinden durchaus in Ehren gehalten muss ich jedoch sagen, dass auch ein Realist und naturwissenschaftlich orientierter Mensch nicht nur über seine Augen reagieren muss. Es trifft durchaus zu, dass der größte Teil der Sexualität sich im Kopf abspielt. Und hier spielen durchaus unterschiedliche Reizquellen eine Rolle.

@ BOeiNackter
Das mit den empfindlichen Frauen finde ich schwierig.
Ich habe auch sehr empfindliche Männer in der Sauna erlebt, die sich empörten, als eine junge Frau es wagte, nackt in die Saune zu kommen, wo doch nur Männersaune angezeigt war.
Frauen gehen viel kritischer mit ihrem eigenen Körper um. Sie scheuen sich deshalb, sich nackt zu zeigen. Sie sind einfach nicht so häufig und gern nackt wie Männer.
Dieses trifft heute, nach meinen Beobachtungen, nicht mehr zu.
Auch Frauen neigen der Meinung zu, das eine unanständige Frau Übergriffe provoziert.
Wenn du das Wort "unanständige" streichst, dann liegt dem leider eine sehr große und leidvolle Erfahrung zugrunde.
Finden sie es nicht auch falsch, sich für sich selbst zu schämen?
Ein gefährlicher und missverständlicher Satz. Im Unterschied zum Fremdschämen, also ein Schämen für das Handeln oder die Ansicht eines dritten, bin ich nur für mein eigenes Verhalten, meine eigene Meinung und dergleichen Verantwortlich. In diesem Sinne wird oft die Scham mit der Verantwortung verwechselt.

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