Lucilla hat geschrieben:Ich denke auch, dass es da vor allem um das Geltungsbedürfnis des Kletterers geht. Das sei ihm gegönnt. Wäre er Vater (oder eine sie Mutter) müsste ich ihm Verantwortungslosigkeit vorwerfen.
Du solltet dir vielleicht mal die gesprochenen Texte vollständig anhören bzw. zumindest die ungefähren englischen Übersetzungen lesen, die eingeblendet sind. Damit wird schon klar, dass es nichts mit Geltungsbedürfnis zu tun hat.
Was das ungesicherte Klettern ansonsten betrifft: diese Wände haben ungefähr den alpinen Schwierigkeitsgrad 3. Es ist zwar stellenweise senkrecht (aber ohne Überhänge), aber überall sind sehr gute "Griffe und Tritte". Jeder, der gut geübt ist, höhere Schwierigkeitsgrade gesichert zu klettern, sieht kein Risiko darin, hier auf die Sicherung zu verzichten. Dass der junge Mann im Video bestens trainiert ist und sehr sicher klettert, erkennt man sofort. Wenigstens die Hälfte derer, die auf Autobahnen schneller als 160 fahren gehen dabei ein größeres Risiko ein, weil sie überhaupt nicht über die notwendige Vorausschau-Fähigkeit verfügen. Die fahren wesentlich gefährlicher, als dieser Kletterer klettert und die gefährden noch andere.
Und wenn da Reinhold Messner zitiert wird, dann lest doch mal in seinen Büchern nach, wo er bereits als Schüler ungesichert herumgeklettert ist. Allein der Wettkampf mit seinem Bruder die Friedhofsmauer hinauf war bei der Höhe nicht weniger gefährlich (ich weiß nicht mehr genau wie hoch, aber mehr als 10 m nach den Bildern - das reicht auch beim Sturz). Die waren auch nicht gesichert und die Tritte und Griffe solcher Mauern sind deutlich kleiner, oft gerade mal eine nur 1 cm tiefe Kante. Hängt euch mal mit den Fingerspitzen an so eine nur 1 cm tiefe Kante und macht dann am besten noch so daran hängend 50 Klimmzüge, was in der Jugend zum Standard-Training von Reinhold Messner gehört hatte. Bei dem wofür er hier zitiert wurde, hatte er aber ganz andere Berge und Schwierigkeitsgrade und bestimmte heutige Modewellen gemeint.
Das statistische Risiko ist auch beim Base-jumping deutlich höher, als beim Free-climbing. In Lauterbrunnen sind schon manche fast in den Friedhof hinein abgestürzt - ein Mal direkt während einer Beerdigung ganz nahe zu den Trauergästen.
Aber noch einmal zurück zum Nackt-Klettern. Ich hatte mir mal an einer scharfen Granitkante im Wettersteingebirge nackt einen ziemlichen "Schlenzer" am Unterschenkel zugezogen (das war 1989). Danach hatte ich mir auf der nächsten Stufe mit sicherem Stand nicht nur Pflaster darauf geklebt, sondern auch die Kletterhose wieder angezogen. Scharfkantige Steinkanten schneiden verdammt schnell in die Haut. Diese Gefahr dürfte bei dem Gestein in dem Video geringer gewesen sein.