Macht das Smartphone FKK kaputt?

[Eule]

Es ist ein Zusammenbspiel von mehreren Faktoren, die hier eine Rolle spielen.

Ich sehe auch die leichte und unbedenkliche Möglichkeit, mit Handey, Smartphone und dergleichen Fotos zu machen, als eine der Gründe hiefür. Natürlich gab es früher auch Kamereas. Aber das Entwickeln der Filme war eine etwas umständliche, nicht billig und eine zeitraubende Aktion.
Ebenfalls sehe ich einen Grund in der schnellen, überall möglichen Einstellung der Bilder ins Internet. Ist einmal ein Bild dort drin, dann ist es kaum von dort wieder zu entfernen.
Weiter ist hier der mangelnde Respekt vor den Mitmenschen zu nennen. Es kommt bei den fraglichen Bildern ja nicht darauf an, ein Mädel oder einen Burschen unbekleidet zu zeigen. Man will ja bestimmte Positionen erreichen, um sich anschließend über diesen Menschen lustig zu machen.

Diese drei Faktoren zusammen und der Umstand, dass ein unbekleideter Körper immer noch ein Tabuthema ist, spielen hier zusammen. Früher war auch alles möglich, aber eben nicht so schnell, nicht so leicht und nicht so umfassend.

[tommy08]

Danke für eure Antworten bisher.

Ich kann mich noch an die 80er/90er Jahre erinnern: Da kam es schon mal vor, dass einige nackte Strandgäste zu einem Besucher mit Fotoapparat gingen und ihm den Film herauszogen und damit unbrauchbar machten, obwohl er vielleicht nur einen allgemeinen Blick über den Strand knipsen wollte. Bei der Menge der Leute mit Handy ist das heute gar nicht mehr möglich, außerdem: Wie ist man sicher, ihm die Bilder gelöscht zu haben? Zudem sieht man nicht mehr was genau jemand mit dem Smartphone macht - schaut und tippt er nur drauf oder fotografiert er heimlich? Insofern kann ich besonders junge Frauen und Mädchen verstehen wenn sie sich nicht ausziehen.

Und zu Saunathermen: Richtig, dass dort mehr junge Leute nackt sind. Bei dem Personal ist es auch kaum möglich, andere Leute heimlich zu fotografieren. Gut so.

[Hans H.]

Natürlich gab es früher auch Kamereas. Aber das Entwickeln der Filme war eine etwas umständliche, nicht billig und eine zeitraubende Aktion.

Vergiss nicht die kleinen scheckkartengroßen Casios, natürlich längst digital, aber noch kurz vor den Smartphones und kurz vor dem Boom der sozialen Netzwerke auf dem Markt. Damit wurde auch schon wild drauf los herumfotografiert und oft aus der hohlen Hand, das Miniobjektiv zwischen zwei Fingern, so dass es kaum jemand bemerkt hat. Nur solange davon nichts im Netz erschien oder man es noch nicht bemerkte, weil es noch nicht so viele Teilnehmer in sozialen Medien gab, hat das niemanden aufgeregt. Ich habe es aber an einem FKK-Strand gesehen, dass damals mit so einer Minikamera hinter der Hand versteckt herumgeknipst wurde - auch in meine Richtung, hat mich damals aber nicht interessiert, was da einer für seine Privatsammlung für Fotos macht. Es gab schon "StudiNet" und "Wer-kennt-wen", aber die waren ja nur einen winzigen Bruchteil so verbreitet wie heute facebook.

[guenni]

und was bringt das wühlen in der vergangenheit für das (eingangs-)thema dieses threads?

[Hans H.]

Es bringt die Antwort, ob ganz speziell das Smartphone die Ursache ist, oder ob es auch genauso gekommen wäre, wenn kein Handy eine Fotofunktion hätte. Dazu muss man schon ein wenig die Vergangenheit und die Entwicklung betrachten. Die nur wenige Jahre auf dem Markt verbreiteten Minikameras wären ja nicht so schnell wieder praktisch ganz vom Markt verschwunden. Sie wurden ja von den Smartphones komplett verdrängt.

Wie geschrieben, die schnelle und versteckte Aufnahmemöglichkeit hätte es daher auch ohne Fotofunktion in Handys gegeben,
- aber beim Zurückblättern sehe ich noch ein entscheidendes Argument, das ich selbst nicht bedacht hatte (weil die Möglichkeit selbst nie genutzt):

guenni: Du hattest es selbst in deinem Beitrag am Vormittag geschrieben und kurz danach Garfield auch: Die Möglichkeit, das Foto sofort und unterwegs schon hochzuladen in soziale Netze ist mit-entscheidend. Mit Minikameras hätte man ja erst zum Rechner gehen müssen - dann ist in der heute so schnell-lebigen Welt schon vieles nicht mehr aktuell. Das ist ein Argument, das natürlich dafür spricht, dass die Smartphones gleichermaßen gemeinsam mit den sozialen Netzen die Ursache sind. Da ist ja wohl sicher auch die Entwicklung für diese Funktionalität in gegenseitiger Abstimmung gelaufen.

[ostfriesenpaar]

h: Die Möglichkeit, das Foto sofort und unterwegs schon hochzuladen in soziale Netze ist mit-entscheidend.

Ich kann mir den Ablauf nur nicht so ganz vorstellen.

Du meinst also, mehrere Jugendliche liegen mit ihren Smartphones nackt am Strand. Nebenbei macht einer unauffällig ein Nacktfoto von seinem Gegenüber und lädt es dann unmittelbar bei Facebook hoch?

Für mich irgendwie unrealistisch.
Wenn schon jemand heimlich fotografiert, dann wahrscheinlich für seinen eigenen "Wi...svorlagenvorrat" oder seine Trophäensammlung, oder was weiß ich.

So schätze ich jedenfalls völlig vorurteilsbehaftet diejenigen ein, die ich an FKK Stränden, wie Hooksiel, immer wieder beim auffällig unauffälligen Filmen und Fotografieren beobachtet habe.

[Aria]

Du meinst also, mehrere Jugendliche liegen mit ihren Smartphones nackt am Strand. Nebenbei macht einer unauffällig ein Nacktfoto von seinem Gegenüber und lädt es dann unmittelbar bei Facebook hoch?

Für mich irgendwie unrealistisch.

Das halte ich auch für unrealistisch. Und damit ist auch die Mobbing-Drohkulisse, die angeblich die Jugendliche davon abhält, sich auf einem FKK-Strand auszuziehen, ad acta zu legen, denn diese Art von Mobbing wird mit freiwillig aufgenommenen Nacktfotos betrieben, sehr oft sogar mit Selfies.

Mit anderen Worten: Die Annahme, dass Smartphone FKK kaputt macht, ist nur ein Vorwand, das geschwundene Interesse an FKK anders zu erklären als mit dem Niederschmetternden: Vollkommene Nacktheit ist inzwischen igitt - zumindest bei der Jugend, d.h. bei den unter 35-jährigen.

[Klaus_59]

Mobbing aufgrund ungefragt veröffentlichter Bilder mag es ja geben, doch sind daran weder die Bilder noch das Internet schuld. Es sind die Menschen, die mobben, nicht die Kameras. Gäbe es keine Kameras, würde trotzdem gemobbt. Begibt man sich an einen Strand, weiß man nie, wer da zufällig vorbei kommt. Ohne Fotos wird halt einfach erzählt, was man da gesehen hat, und da kann herrlich übertrieben werden. Fotos sind da ehrlicher.

[Ocean]

Ich glaube schon das die Smartphones heute einen anderen Umgang mit der Fotografie ermöglichen.
Wenn früher jemand einen Foto Apparat dabei hatte, war klar wofür dieses Gerät ist.
Fummelt der Besitzer da dran rum, macht er vermutlich Fotos.
Aber bei einem Smartphone ? In Schwimmbädern hat doch jeder zweite so ein Teil in der Hand, woher will man wissen ob die Leute grade chatten, Filmen oder ein Buch lesen ?
Inzwischen haben die Dinger sogar zeimlich hohe Auflösungen und teilweise auch optischen Zoom, da kann man Porträts übers Schwimmbecken hinweg machen, ohne das der Fotografierte auch nur eine Ahnung davon hat, das er grade aufgenommen wurde.
Das kann keiner mehr kontrollieren. Aber setz dich mal mit ner Spiegelreflex ins Schwimmbad, da kriegste gleich Hausverbot, obwohl die Bilder kaum besser sind, nur auffälliger zu machen.
Das sieht man doch auch auf Bildersammelseiten sogenannter FKK Bilder. Die Hälfte der Bilder da ist mit Sicherheit ohne Wissen der dargestellten Personen gemacht worden, das gab es in den 80ern so noch nicht, weil es kaum möglich gewesen wäre solche Bilder zu machen ohne aufzufallen.
Sind die Bilder dann erstmal auf der Speicherkarte, gibt es halt viele die damit angeben wollen und sie deshalb ins Netz stellen. Man fühlt sich eben sicher vor Verfolgung.

[Calcit]

Es gibt noch eine moderne Variante zum Verletzen des optischen Datenschutzes beim FKK, und zwar Drohnen. Aufregung wurde kürzlich ausgelöst am wohl meistbesuchten und offiziellen FKK-Strand von UK, Studland Beach in Dorset, als eine Drohne in ziemlichem Tiefflug den Strand auf und ab flog:
http://www.dailymail.co.uk/news/article ... ached.html

Gefunden habe ich den Link hier:
http://naturistactiongroup.org/2015/08/ ... t-forever/

In dem lesenswerten Beitrag des zweiten Links bedauert der Autor Reg Barlow, daß die gegenwärtige Photohysterie geradezu geschichtsverfälschend wirkt, wenn später niemand mehr mangels optischer Belege sich so recht vorstellen kann, daß es mal eine Zeit gab, in der Nacktheit möglich war. Das Photothema solle man gelassener angehen.