Diese Hitze macht es mir im Moment so klar, warum wirklich ganz nackt sein für mich so wichtig ist, und ich frage mich umso mehr, warum hier – als vielleicht seriösestem, nicht von Pr0no-Plug-ins verseuchtem Forum- meine Form lustbetonter Nacktheit auf so ein eher negatives Echo stösst, oder warum summa sumarum wenig junge, und noch weniger weibliche Leute sich dafür interessieren.
Um es vielleicht mit einem unverfänglicheren Ansatz zu versuchen: man kann sich genauso fragen, warum wirklich so wenige Leute ( nur Kinder oder Freaks?) bei dieser Hitze abends barfuss laufen. Es ist logisch, dass man tagsüber, wenn der Boden glüht, ohne FlipFlops nicht auf die Strasse kann - aber gerade abends, wenn man nicht das erste Mal ohne Schuhe unterwegs ist, fühlt sich der Boden in der Stadt sehr schön an, unterschiedliche Temperaturen, Oberflächen, man lernt, den Fuss richtig abzurollen, um nicht mit der Ferse auf den Boden zu knallen, läuft bewusster, muss eben auf Scherben und Scheisse achten, kann auch mal durch einen Brunnen laufen. Es ist auch ein gutes Gefühl, wenn Steinchen zwar ein bisschen weh tun, aber keinen Schaden anrichten.
Wir wurden irgendwann mal ohne Socken oder Turnschuhe –oder Unterhosen- geboren. Denn genauso verstehe ich erst recht im Sommer wenig, wenn bei Yoga oder Pilates – Leute ihre Socken anbehalten. Den Fusspilz bekommt man am ehesten nicht, wenn man viel barfuss läuft.
Dass Turnschuhe nicht immer super sind, weil man nicht nachdenken muss , was man anzieht (und sie können richtig teuer sein)- zeigt, dass FlipFlops ja gerne getragen werden, auch wenn man im Frühjahr oft blöde Bemerkungen hört, wenn man zu den ersten gehört, der froh ist, keine geschlossenen Schuhe mehr zu tragen.
Dafür gibt es dann Fetischisten aller Couleur – alles Leute, denen man eingebläut hat, dass Barfusslaufen sich nicht gehört. Und für die das dann ein sexuelles Ding wird. Fussfetischisten, HighHeelfanatiker, Stiefellecker… usw. Es soll Irre geben, die etwas davon haben, wenn Frauen mit spitzen Absätzen Eidechsen etc. zertreten. Da ist für mich volle strafwürdige Perversion ausgebrochen, nicht nur beim obligaten „Kindesmissbrauch“.
Dass man bei Fkk auch oft grauenhafte Badesandalen, Adiletten und schlimmeres, Crocs!, sieht, zeigt, wie wenig die Leute „bei sich“ sind - oder die Sitte des Tüchereinwickelns in "Saunanächten", wo man doch endlich mal in einem grösseren Raum als Bad oder Schlafzimmer ganz nackt laufen darf, und es geniessen könnte, wenn einem ein attraktiver Mensch entgegen kommt…
Sehr schön, dass nackt sehr viel mehr Menschen anziehend wirken, wenn sie nicht bei der Kleiderwahl geschmacklich oder sozial verräterisch daneben gegriffen haben.
Warum über grausige Datingportale nach dem „passenden Partner“ für ein Persönlichkeitstauschgeschäft fahnden, wenn man nur im eigenen Fitnesscenter die gemischte Sauna besuchen müsste, und ein bisschen nette Konversation betreiben. Wer in diesem Rahmen sich zu benehmen weiss, und nicht nur Wackelpudding reden kann, ist ggf. einen Kaffee oder Wein wert. Es wundert mich, dass früher alle sich dort trafen – und ich heute, obwohl ich „Frauenkurse“ wie Zumba, Pilates oder Yoga oft besuche, von den jüngeren mir niemand dort begegnet ist. Und wenn, fast nur aus Ostdeutschland.
Von den Typen, die in der fast-Männersauna sitzen, und dem was sie reden, her kann ich die Flucht manchmal verstehen – aber dass ein paar nette Frauen über 30 sich auf einen netten Youngster stürzen könnten und ihm seine Machoallüren austreiben, könnte ich mir gut vorstellen.
Und einige der wild tätowiert, gepierct und geschoren aussehenden Jungs sind sogar richtig freundlich, wenn man freundlich ihnen gegenüber ist. Empathiefähigkeit hängt nicht zwingend mit dem Aussehen zusammen, allerdings ist für manche merkwürdige Körperverzierung ein odentlicher Kellenschlag Doofheit unerlässlich. Mir hat mal jemand von einem erzählt, der als Arschgeweih den Spruch „Big Willie Style“ spazieren trug. Kann man nur hoffen, dass die Damen- oder Herrenwelt nicht enttäuscht war, wenn er sich umdrehte.
Viele, viele Frauen könnten sich Diäten und chirurgische Foltern ersparen, wenn sie wüssten, dass sie nackt wirklich hübsch sind, weil man nicht auf ein oder ein anderes Fettpölsterchen starrt , oder die eine oder andere Gesichtsfalte – sondern auf die Gesamtwirkung.
Und so wie Nasen- und Ohrhaare zwar auch natürlich sind, sieht ein gepflegt rasierter Intimbereich viel schöner aus als der zottelige Urwald mancher Menschen, bei denen es wirkt wie das Dickicht vor einer vor Jahrhunderten eingestürzten Goldmine.
Ich will hier nicht gegen alte Leute hetzen, sondern nur dazu aufrufen, sich seines Körpers bewusst zu werden – und dann kann man weit über das mediale Verfallsdatum attraktiv und begehrenswert bleiben. Das gilt erst recht für Männer!
Vielleicht lehnen mittlerweile deshalb viele Frauen Fkk ab, weil sie sich als „mangelhaft“ blossgestellt fühlen – aber eigentlich hat sich nix Grundlegendes geändert seit den 70ern, als BHs und Bikini-Oberteile allgemein als eher überflüssig gefühlt wurden.
Und der besagte „Geilgreis“ starrt halt aus seiner von einer verkorksten Lebensführung verwüsteten Körperruine wie der Haifisch auf die Rinderkeule, wenn ein junges Mädchen vorbeiläuft.
Andere Menschen sind keine konsumierbaren Gegenstände. Dass diese Auffassung –ähnlich wie Fkk- seltener ist, als wir uns wünschen würden – liegt vielleicht auch an den eher –ausserhalb des deutschsprachigen Raums- prekären wirtschaftlichen und politischen Zuständen.
Als die politische Illusion „Sozialismus“ noch von dieser Welt war, war die Situation eindeutig stabiler. Die radikale Kommerzialisierung des globalen Kapitalismus und der Lobbykratie haben die Menschen deutlich von einander und sich selbst fremd gemacht.
Das Grinsen eines Musikverkäufers eines Kaufhauses als ich stylisch, aber barfuss mir eine bestellte CD abholte, war ein Indiz, dass nicht alles hoffnungslos ist, so wie ich mich an etliche gute Bekanntschaften oder Freundschaften erinnere, die nackt in der Sauna ihren Ausgang nahmen.
Splitternackt wie ich die meiste Zeit dieser Hitze verbracht habe, wann immer es ging, habe ich dieses Posting geschrieben, und für mich ist eben die Essenz von Fkk, seinen Körper von den Zehen bis zu den Haarspitzen zu geniessen, und sich aller seiner Gefühle bewusst zu sein, so wie es Lust macht, den Unterschied zwischen dem kalten Marmor vor einer Kühltheke, dem rauhen Asphalt, Kopfsteinpflaster oder warmen gusseisernen Gullideckeln zu empfinden.
Genauso vielfältig differenziert könnte man auch mit seiner Körpermitte umgehen.
Ein Zombie bleibt ein Zombie, ob er zu beigen Shorts graue Socken in braunen Gesundheitssandalen trägt, oder nichts ausser Turnschuhen.