Wie guenni bereits sagte wurde diese Frage immer mal wieder im Forum behandelt. Eine glasklare Antwort auf deine Frage gibt es nicht. Meine Erklärung:
FKK war Anfang des vorigen Jahrhunderts eine Lebensreform-Bewegung mit teils hohen ideologischen Ansprüchen hinsichtlich einer gesunden und naturnahen Lebensführung. Die Bezeichnung „Kultur“ in dem Kürzel FKK war seinerzeit Programm. Insbesondere in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg wurden vielerorts FKK-Vereine gegründet, in denen FKK nach den Maximen von Karl Wilhelm Diefenbach, Adolf Koch, Richard Ungewitter u.a. Vorreitern der FKK-Bewegung „gelebt“ wurde.
Die Gründungsmitglieder dieser „alten Garde“ der FKK-Vereine sind zu einem großen Teil längst verstorben oder nur noch selten auf den Vereinsgeländen anzutreffen. Es sind mittlerweile die zweite und dritte Generation, die in den Vereinen das Sagen haben. Dabei ist im Laufe der Zeit die eigentliche Sache der FKK, die „Kultur“ zunehmend in den Hintergrund geraten. Für die meisten der jungen Mitglieder in diesen Vereinen oder denjenigen, die sich an einem Tag der offenen Tür mal auf ein solches Vereins-Freizeitgelände wagen ist der Verein heute nichts weiter als eine Möglichkeit, auf einem mehr oder weniger schönem Freizeitgelände sich nackt bewegen, Sport zu treiben und evtl. relativ preisgünstig einen Wohnwagen abstellen zu können um mit der Familie in der freien Natur die Sommerwochenenden zu verbringen. Der gesundheitliche Aspekt der FKK ist in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren in den Hintergrund gerückt. FKK ist heute nichts weiter als das Sonnen und Baden ohne Bikini und Badehose. Es gibt da zwar noch diejenigen, für die FKK mehr als nur eine Form der Freizeitgestaltung ist und sich nur wenn es unbedingt sein muss etwas anziehen. Aber das sind die Ausnahmen.
So gesehen hat das dritte „K“ im Kürzel FKK heute keine Bewandtnis mehr.
Soviel zur Vereins-FKK. Die Freizeit-FKK oder besser schlicht das Nacktbaden (ohne dem Kultur-Gedöns) wurde nach meinen Beobachtungen während der 1968-Bewegung ins Leben gerufen. Das Nacktsein war plötzlich „in“. Ich erinnere an die Kommune 1 in Berlin, „Freie Liebe“, Rainer Langhans und Oswalt Kolle, um nur einige Schlagwörter bzw. Namen dieser Protestbewegung zu nennen. Damals überrannten die Nackten förmlich die heimischen Badesee, Flussufer und Strände der Nord- und Ostsee. Die Ordnungsbehörden waren da oft ziemlich hilflos.
Nachdem sich die Nackten nach und nach an den heimischen Badegewässern etablierten, wurde es in den FKK-Vereinen stiller. Der Nachwuchs blieb aus oder kündigte seine Mitgliedschaft nach ein oder zwei Jahren. Das ist die Situation in den Vereinen heute. Während die Mitglieder der Vereine früher eine eingeschworene Gemeinschaft Gleichgesinnter über Jahrzehnte darstellte bestehen deren Mitglieder heute mehr aus Konsumenten, die ganz schnell das Weite suchen, wenn ihnen zu wenig geboten wird oder sie Arbeitsdienste auf dem Freizeitgelände leisten sollen.
Fazit: FKK ist heute nichts weiter als eine angenehme Sache die Spaß macht. Eine Art Hobby also. Und bestimmte Freizeitbeschäftigungen und Hobbys geraten irgendwann mal aus der Mode. So ist das auch mit dem Nacktbaden. Aus Protest muss sich heute niemand mehr nackt an den Strand begeben. Seine Meinung bzw. Unmut über die Politik wird heute in Internetforen und Blogs kundgetan.
Hinzu kommt natürlich die Tatsache, dass Nacktsein in der Öffentlichkeit von der breiten Mehrheit der Bevölkerung zunehmend verpönt wird und FKKler immer mehr dem Rotlichtmilieu und dem Dunstkreis der Swingerszene zugeordnet werden. Von daher wird sich zunehmend verhüllt. Wer als Mann heute noch eine Badehose in Slipform trägt, die die „Männlichkeit“ mehr offenbart als verhüllt muss wohl bald mit einem Rausschmiss aus dem Städtischen Schwimmbad rechnen. Und nackt saunieren scheint wohl auch bald passé, zumindest gemeinsam mit dem anderen Geschlecht.
Damit dürfte wohl die Frage von nacktistsexy beantwortet sein. Von mir jedenfalls. Aber jetzt wird es hier wohl erst richtig (wieder) losgehen.