Hey, danke euch beiden! Und allen anderen Mitlesern!
Juhu,
Draußen ist es grau und nass und windig und kalt. Nicht so schlimm, denn ich sitze seit Wochen drinnen an den Computer gefesselt, wegen Muskelfaserriss im Unterschenkel.
Guter Zeitpunkt also, sich an schönere Zeiten zu erinnern.
Do. 8. Sep.
Der Wetterbericht gestern hat androht, dass es sogar noch wärmer werden soll als letzte Woche. Wahnsinn, der wärmste September an den ich mich erinnern kann. Und da im
Büro schon die ganze Woche arktischer Polarwind durch die Räume fegt, reicht es mir. Ich muss hier weg, raus in die Natur und in die Wärme... Also stehe ich Do. früh um 7 am Bahnhof und warte auf den Zug.
Dieser Tag soll ziemlich krass werden. Mein übliches Hotel hatte nämlich so kurzfristig nichts mehr frei, also lande ich in einer Pension bei zwar super netten Besitzern, aber doch deutlich weiter weg als gewohnt.
Egal, so habe ich Gelegenheit, den mir unbekannten Teil des
Flößersteiges mal kennenzulernen. Der startet in
Bad Schandau und schlängelt sich ewig weit entlang der
Kirnitzsch durch's Tal. Die Pension ist schon außerhalb des Ortes, also kann ich gleich nackt loslaufen. Einmal wechselt er dann die Straßenseite, aber dafür ziehe ich mir nicht extra nochmal was an.
Nach 7km bin ich schließlich in
Beuthenfall und es kann endlich los gehen. Als ich mich an den bekannten Aufstieg mache, raschelt es neben mir, und ich sehe dass ich nicht der einzige Nackte heute bin.
Nacktfrosch im ElbsandsteingebirgeWenn er sich nicht bewegt, ist er quasi nicht zu sehen. Zum Glück ist er weg gesprungen, fast wäre ich drauf getreten...
Mein Plan ist, die
Häntzschelstiege dieses Mal komplett zu gehen, den unteren Teil musste ich letzte Woche ja auslassen.
Heute ist hier eine größere, aber zum Glück weit verstreute Gruppe mit Walkie-Talkies. Sowas habe ich seit ich ein Junge war nicht mehr gesehen, wusste gar nicht dass es das noch gibt. Und als ich mich gerade an den Aufstieg mache (der Einstieg ist am schwersten, wenn man den geschafft hat, hat man bis auf eventuelle Höhenangst alles gemeistert), höre ich über mir aus den Felsen ein solches Gerät krächzen: "Martin, hinter dir kommt ein Nackter die Felsen hochgeklettert."
Martin treffe ich an der Felsquerung ein Stück höher, und obwohl er den Einstieg geschafft hat, hat er offensichtlich gerade andere Sorgen als den Bekleidungsgrad anderer Wanderer.
Kurz vor der
Affensteinpromenade geht es links zu einer Felsplattform, von der man eine wunderbare Aussicht hat.
Endlose Wälder... Endlose Weiten... Herrlich Um hier hinzukommen muss man einen kleinen Spalt überqueren (eigtl. nur ein beherzter Schritt), als ich wieder los will kommen da gerade drei junge Leute entgegen, ich lasse die beiden Mädels vorbei, aber ihr Begleiter schaut sich den Spalt etwas zweifelnd an, und meint schließlich zu mir, ich solle schon mal vorbeigehen, er müsse sich erst noch "sammeln". Das Ding ist gerade mal 30cm breit, und mir ehrlich gesagt auf dem Hinweg nicht mal wirklich aufgefallen, aber es ist halt verdammt tief....
20min später sitze ich wieder auf meinem Lieblingsfelsvorsprung (siehe
Tag 1 Bild 6) inmitten der oberen Häntzschelstiege, und da ich nun schon einige Zeit unterwegs bin, genieße ich erstmal ein ausgiebiges Frühstück und den Ausblick.
Blick von meinem Frühstücksplatz senkrecht nach untenNormalerweise bin ich recht schwindelfrei, und es macht mir überhaupt nix aus, an solchen Stellen zu sitzen, aber wie ich neulich schon schrieb, nach 20min bemerke ich überrascht, dass es doch sehr nervenaufreibend ist, mich gleichzeitig auf das Frühstück und auf das Da Sitzen zu konzentrieren, und setze mich etwas weg.
Der Weg dort unten ist übrigens die
Affensteinpromenade, und dort sieht man auch das Modell des Elbsandsteingebirges, an dem ich letztes Mal schon vorbeikam (und das natürlich nicht von mir gebaut wurde...
)
Fast so schön wie das OriginalAber weiter geht's, ich habe noch eine Menge vor, gerade mal 9km und damit erst ein Drittel der heutigen Strecke. Der übliche Weg Richtung
Wilde Hölle, die ich aber rechts liegen lasse, und erkunde stattdessen den
Höllweg, passiere den
Höllenturm, immer weiter geht es runter, beim
Vandelen biege ich ab und will entlang der
Höllwand wieder hoch. Diese verpasse ich allerdings komplett, und lande irgendwann komplett in der Wildnis, wo ich mich nur noch den Abhang runter ins
Sandloch retten kann.
So gelange ich wieder zur
Domstiege von letzter Woche. Nun gut, nicht schlimm. Ich beschließe, über
Schrammsteinweg und
Zurückestieg die
Rotkehlchenstiege hinunterzusteigen, um mir diesmal den
Unteren Terrassenweg anzusehen. Ob der wohl mit dem
Oberen mithalten kann, der mir letzten Freitag so gut gefallen hat?!?
Was soll ich sagen, der Weg dahin war ja schon toll, aber der Untere steht dem Oberen in keiner Weise nach, es ist auch wieder ganz grandios, und es geht kilometerlang so weiter...
Dieses Mal habe ich noch Zeit, und biege an der
Heiligen Stiege nicht schon ab zurück nach Hause, sondern gehe das ganze Stück weiter bis zur
Rübezahlstiege. Die war so spektakulär letzte Woche, die muss ich unbedingt nochmal machen, wo ich gerade in der Nähe bin.
Es ist interessant, ich komme dieses Mal zwar aus einer anderen Richtung, aber Hey, ich war da schon mal, und ich habe die GPS Koordinaten und eine ziemlich gute Topo Map. Trotzdem stolpere ich dort durch die Gegend und finde das Ding einfach nicht. Irgendwie ist ständig eine Felswand im Weg. Gerade als ich aufgeben will, bemerke ich aus den Augenwinkeln ein in den Fels gehauenes
R, und beim genauer Hinsehen auch noch ein paar Klammern im Fels weiter oben. Das gibt's doch nicht, ich stand die ganze Zeit direkt davor und sehe die Stiege vor lauter Felswand nicht.
Hochklettern macht genauso viel Spaß wie letztes Mal. Oben mache ich noch den Umweg über diese coolen schwarzen Kletterpfade vom letzten Mal. Dann geht es den üblichen Rückweg über
Reitsteig,
Wilde Hölle und
Nassem Grund, also quasi auf direktem Weg, zurück zur Pension, da ich inzwischen bei 20km bin, und ja noch den ganzen langen Fussmarsch über den
Flössersteig vor mir habe. Außerdem haben die an der Pension einen festen Zeitplan für das Abendessen.
Den Rückweg auf dem Flössersteig gehe ich wie in Trance, und so komme ich nach insgesamt 28km dann völlig verschwitzt und geschafft wieder an der Pension an. Leider keine Sauna, aber eine heisskalte Dusche ist auch toll. Als Vegetarier bekomme ich ein spezielles Abendessen, nämlich Szegediner Gulasch ohne Gulasch. Lecker nach so einem anstrengenden Tag. Danach ab ins Bett und ich schlafe wie ein Murmeltier.
Schön war's. Wer es geschafft hat, das alles zu lesen ohne einzuschlafen, hat sich den Schlaf aber jetzt redlich verdient. Gute Nacht!
Marc