Hallo Tim,
Erster!
Hallo alle,
Heute
(ed.: inzwischen gestern) war ich wieder spontan im
Elbsandsteingebirge wandern. Hach war das wieder schön, und das bei dem tollen Wetter! Hatte auch wieder ne Menge netter Begegnungen, und am Ende des Tages wollte sogar jemand ein
Foto von mir machen.
Juhu,
Mitte Oktober und 23°C und den ganzen Tag Sonnenschein, wie geil. Das sagte zumindest der Wetterbericht gestern Abend für
Bad Schandau voraus. Wie ich dann aber heute früh um halb zehn dort am Bahnhof stehe, ist es bewölkt, und ein kalter Wind bläst.
Um 11 Uhr in
Beuthenfall ist es noch nicht wesentlich besser, also fahre ich eine Station weiter und trinke dort erstmal einen heißen Tee, und bewundere den Wasserfall. Das tut gut, ändert die Situation da draußen aber nur unwesentlich.
Der Lichtenhainer Wasserfall. Im Sommer wird er aufgestaut, und jede halbe Stunde zu klassischer Musik für ein paar Minuten angestellt. Im Winter plätschert er eher so vor sich hin.Nun gut, ich bin ja zum Wandern hergekommen, so oder so. An meinem Versteck ziehe ich mir erstmal meine
Notfallklamotten an, und stiefele los, aber nach 100m bergauf gehen ziehe ich mich an einem schönen Sonnenfleckchen dann
doch komplett aus, und als ich die ersten Leute treffe, verzichte ich sogar aufs Stirnband.
Die Leute sind alle wieder super nett. An der
Häntzschelstiege ist eine große Familie, die Kinder hängen gerade gesichert in der Felsquerung über mir, und ich höre die Mama:
"Ach, da ist ja ein Nacktkletterer". Ein Junge von oben:
"Was ist das?". Die Mutter wieder:
"Na der klettert ohne alles." Diese Definition kannte ich noch gar nicht.
Da das mit den Sicherungen und den Kindern länger dauert, unterhalte ich mich mit dem älteren Bruder dann noch über die verschiedenen Stiegen hier in der Gegend, wir sind uns einig, dass die
Rübezahlstiege unser Favorit ist.
Oben angekommen werde ich von einer ganzen Gruppe Leute begrüßt, ich springe rüber auf eine Felsnadel, und bewundere von dort die Aussicht:
Panorama von einer Felsnadel auf der Häntzschelstiege aus gesehen.Als ich wieder los will, merke ich, das ich, nun ja, auf die Nadel
hinunter gesprungen bin, und ich nun wieder
hoch muss, außerdem es auf der anderen Seite sehr schräg ist und der Spalt dazwischen ganz schön tief.
Nun gut. Ich gebe einem aus der Gruppe meinen Rucksack, springe ab, und lande elegant auf allen Vieren. Hui! Spiderman hätte das nicht besser hinbekommen.
Nach dieser Aufregung ist der reguläre Spalt am Ausgang der Häntzschelstiege ein Kinderspiel. Ich gehe weiter Richtung
Höllwand, wo diese netten kleinen Kletterpfade sind. Es windet sehr hier oben, und trotz Sonne wird mir nicht richtig warm. So entschließe ich, mir wieder meine Sachen anzuziehen, hilft ja nix.
3min später endet der Weg in einer Sackgasse oben auf einem Felsplateau, dem
Sandlochwächter:
Endlich mal ein Foto, dass ich auch gefahrlos an die Arbeit schicken kann Da ich eh grad nicht weiß wo es weitergeht, entscheide ich mich für Pause mit
Brotzeit. Dabei wird mir in der Sonne sofort viel zu warm, so dass ich die
lästigen Klamotten gleich wieder
ausziehe und einpacke, wo sie dann den restlichen Tag auch bleiben. Bin ja schließlich zum
Nacktwandern hergekommen.
Der Sandlochwächter:
Mal wieder ein Foto, dass ich nicht gefahrlos an die Arbeit schicken kann Nach der Brotzeit gibt es erstmal ein kleines Nickerchen:
Weckt mich bitte, wenn wir da sind...Nach Essen und Schlafen bin ich gut erholt und gestärkt, und mache mich an meine Lieblingsbeschäftigung hier in den Felsen:
Spielen! Will sagen, ich erforsche, wo man überall hinkommt, hochklettern, draufsitzen oder rüberspringen kann.
Es gibt ein paar abenteuerliche Sachen hier. Über einen Spalt kann man nur rüberspringen, wenn man drüben in Hocke landet, weil da ein Felsüberhang auf halber Höhe ist, eine andere Stelle ist so ähnlich wie die gerade an der Häntzschelstiege, nur dass es hier auf der Absprungseite schräg ist, so daß man sich erstmal nach vorne in den Abgrund fallen lassen muss, bevor man abspringt.
Und balancieren auf den Felsen kann man auch.Natürlich gibt es jede Menge Abgründe und Spitzen zu erklettern:
Und tolle AusblickeMan sollte allerdings die Ausblicke erst genießen, wenn man sicher sitzt...
... oder liegt. Fakir in 30m Höhe.Herrlich war das, aber irgendwann muss ich mal weiter. Und
verlaufe mich komplett. Der Weg wo ich lang will ist eigentlich eine Schleife, aber ich lande irgendwo in der Wildnis zwischen lauter Felstürmen. Laut GPS bin ich höchstens 20m vom Weg weg, aber ich weiß inzwischen nicht mal mehr, ob der über oder unter mir ist.
Ich probier mal hier hochzulaufen... Oder doch lieber runter?Wenn man eh schon nicht weiß wo es hingeht, sind Stellen wie diese hier, die den eh schon kaum vorhandenen Weg versperren besonders toll:
Fangorn ForestKurz darauf treffe ich wieder auf den deutlich erkennbaren Hauptpfad, keine Ahnung an welcher Stelle ich den verloren habe, beim nächsten Mal laufe ich die Schleife andersherum.
Gerade mal 15Uhr, also noch Zeit zum
Oberen Terrassenweg zu gehen. Wieder eine
lustige Begegnung. Mir kommen 2 Frauen entgegen, die eine meint zur anderen:
"Wos erschrickst du di denn do, des is doch jetzt modern, das Nacktwandern!" und beide grinsen mich an. Was ich eigentlich nur mit
"Ganz genau" bestätigen kann.
Der normale Wanderpfad ist zwar schon romantisch genug, aber ich mag es etwas aufregender, und mache wieder Umwege durch diese Kletterpfade hoch und runter. Das ist echt anstrengend, und ich bin gut aufgeheizt, trotz Schatten. Habe ich vor ner Stunde noch gefroren, in der Sonne?
An den ganz schwierigen Stellen sind dann auch Hilfsmittel angebracht:
Der Boden ist schiefer als er da aussieht, und glitschig. Ohne die Kette ginge da gar nix.Auf der anderen Seite gab's dann tatsächlich ein Treppenhaus:
Wer baut sowas mitten in die Wildnis, an einen Pfad wo fast niemand hinkommt?Schließlich komme ich am bekannten
Oberen Terassenweg an:
Deja vu!Auch hier gibt es einige Hindernisse zu überwinden:
Wahrscheinlich hätte ich auch außen dran vorbei gehen können, aber das macht ja kein Spaß!Und auch diesem Baum konnte ich nicht widerstehen:
Höher hinauf ging nicht, war leider unglaublich glitschig.Klettern kann man hier auch:
Alleine, ohne Sicherung und Kletterschuhe aber lieber nicht höher als 1,50m Zum Schluss kommt noch ne coole Stelle, die auf den ersten Blick wie eine Sackgasse aussieht. Man erkennt es auf dem Bild leider überhaupt nicht, aber rechts geht es senkrecht runter, der Weg ist höchstens 50cm breit, und biegt im 90° Winkel nach links ab. Man sieht gar nicht, dass es hinter der Ecke überhaupt weitergeht, wenn man nicht direkt davor steht:
Gut festhalten! Zum Glück sind links Griffe in der Wand.Das ist das letzte Foto heute, denn als ich das Handy wiederhole ist der Akku leer. Na toll. Ich habe so wage Vorstellung wie spät es ist, und ich glaube auch, dass ich die richtige Abzweigung zurück zur Häntzschelstiege finden sollte. Hoffe ich. Muss ja die Tram unten im Tal erreichen, sonst fährt mein Zug ohne mich.
Also keine Umwege und Rumgealbere mehr, ich gehe auf direktem Weg zurück zur Häntzschelstiege, die ich, obwohl man das nicht darf, hinunterzuklettern gedenke.
Dort habe ich dann die
lustigste Begegnung des Tages. Oben auf dem Felsen sitzt ein Typ, der sich gar nicht mehr einkriegt vor Begeisterung.
"Das ist ja toll, das ich sowas mal
sehe, ich dachte das gibt's gar nicht wirklich, ich hatte mal ein Bericht darüber gesehen, aber dachte das ist ein Scherz..."Ich setze mich dazu und erzähle, dass ich oft nackt wandern oder auch joggen gehe, dass ich neulich auch mit ner ganzen Nacktwandergruppe unterwegs war, und nein, es hat auch noch nie jemand die Polizei geholt, etc... Er ist begeistert und meint, er findet ja sowieso alles toll, was irgendwie ungewöhnlich ist, warum soll man immer der Norm entsprechen, und überhaupt und so, und
"Darf ich ein Foto machen, sonst glaubt mir meine Frau zuhause nicht, was sie heute auf der Wanderung verpasst hat?" Da kann ich natürlich schlecht Nein sagen, ich möchte die gute Frau ja nicht enttäuschen.
Aus der Häntzschelstiege sind Stimmen und Sicherungsgeklimper zu hören, also springe ich nochmal auf meine Felsnadel, und genieße ein letztes Mal die Aussicht. Nach mehreren Minuten geruht jedoch immer noch niemand aus der Stiege aufzutauchen. Was machen die Leute da immer so lange? Zu hören ist auch nix mehr.
Ich spidere also wieder zurück, und klettere hinunter. Die entgegenkommenden Leute verpasse ich ganz exakt, die stecken gerade in dem Quertunnel fest, der zu meiner Lieblingsaussichtsstelle führt.
Unten an der Stiege treffe ich dann noch eine Familie, die auch wieder total nett sind. Und ganz unten im Tal springe ich wieder in den Fluss, der richtig richtig kalt ist, hach ist das herrlich!
Danach anziehen, und es kommt die Tram. Wie ich dann in Bad Schandau in langer Hose und Pullover rübergehe zur Fähre, kommt es mir völlig absurd vor, dass ich halbe Stunde vorher noch komplett nackt draußen herumgelaufen bin. Ist doch tierisch kalt.
Schön war's. Morgen soll es auch nochmal wchön werden, aber das ist eine andere Geschichte, und soll ein andermal erzählt werden.
Marc