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Erziehung zum Naturismus?

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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Arno » Sa 21. Okt 2023, 08:26

Hannes hat geschrieben:
Die Vorliebe zum Naturismus ist eine Freizieit-Variante, für die man sich bewusst entschieden hat,
nachdem man das Für und Wider abgewogen hat, da spielt die Erziehung keine ausschlaggebende Rolle.


Ja und nein. Naturismus kann auch einen Lebensstil zum Ausdruck bringen. In Wikipedia steht folgendes hierzu:
"Der Naturismus betont eine hohe Verbundenheit mit der Natur; gemeinsam nackt sein in Natur und Freizeit ist Grundprinzip der Freikörperkultur."
Insofern wird eine Erziehung zum Naturismus mehr Werte beinhalten als eine bloße "Nackterziehung" beinhalten. Die gemeinsame Nacktheit beim Naturismus ist nur eine Ausprägung der Naturverbundenheit.
Aber natürlich muss und wird nicht jeder in diesem Sinne Leben wollen, sondern das ist in der Tat eine bewusste Entscheidung, die beim Nachwuchs ab einem bestimmten Alter zu akzeptieren ist, jedenfalls nicht negativ zu beurteilen ist, egal ob sich der Nachwuchs dafür oder dagegen entscheidet.
Unabhängig davon allerdings sollte Erziehung den Sinn von Nacktscham vermitteln und verdeutlichen, dass trotz aller möglichen Schamgefühle Nacktscham in manchen Situationen sinnlos oder sogar schädlich sein kann. Ich kenne einige aus meinen Bekanntenkreis, die zB eine Untersuchung auf Hautkrebs nicht wahrnehmen, weil sie dann ja nackt sein müssen. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, an Orten, an denen Nacktheit idR. unvermeidbar ist, ist Scham ebenso kontraproduktiv. Auch das sollte Erziehung vermitteln.

 
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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Campingliesel » Sa 21. Okt 2023, 09:42

@ arno
Richtig! Deshalb hat Nacktheit zu Hause auch nichts mit FKK bzw Naturismus zu tun.

 
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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Campingliesel » Sa 21. Okt 2023, 11:00

ElisabethMühlb hat geschrieben:Erziehung dazu? Nein! Man erzieht ja auch nicht zu einem Hobby, denn das wäre Zwang! Anbieten ist der richtige Weg, damit das Kind es kennen lernt und selbst entscheiden kann, ob Nativismus im Leben auch später etwas für es ist. Wie im Sport, verschiedene Sportarten anbieten und das Kind wird dann die nehmen, welches sie toll findet und machen will. So handhabe ich es.


Was soll denn Nativismus sein? Hoffentlich nur ein Tippfehler!
Und Erziehung muß noch lange kein Zwang sein, sondern einfach Gewöhnung und gutes Vorbild.

 

Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Hannes » Sa 21. Okt 2023, 16:25

Arno hat geschrieben:...Unabhängig davon allerdings sollte Erziehung den Sinn von Nacktscham vermitteln und verdeutlichen, dass trotz aller möglichen Schamgefühle Nacktscham in manchen Situationen sinnlos oder sogar schädlich sein kann. Ich kenne einige aus meinen Bekanntenkreis, die zB eine Untersuchung auf Hautkrebs nicht wahrnehmen, weil sie dann ja nackt sein müssen. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, an Orten, an denen Nacktheit idR. unvermeidbar ist, ist Scham ebenso kontraproduktiv. Auch das sollte Erziehung vermitteln.


Hmm...das würde bedeuten, dass man zur "Nacktscham" erzogen werden kann???
Ich kenne das Wort gar nicht und ich habe mich auch noch nie in meinem Leben wegen meiner Nacktheit geschämt.
Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. In meiner Kindheit und Jugend liefen immer irgendwelche Kinder oder Erwachsene nackt rum
und keiner hat daraus ein Thema gemacht, geschweige denn ein Erziehungsziel.
Es war und ist bis heute einfach die natürlichste Sache der Welt! - Nicht immer und überall, ich weiß, aber wenn es dazu führt,
dass man sich vor dem Arzt, der Ärztin nicht nackt ausziehen mag, dann ist da richtig was schief gelaufen.

Ich komme gerade aus der Sauna, dort war ein Mann zu Gast, der schon ein langes Leben hinter sich hat.
Er ist auch gehbehindert und durch seine Osteoperose-Erkrankung ist seine Haltung krumm und schief.
Großen Apetit scheint er auch nicht mehr zu haben, denn er war sehr mager von Gestalt. Alles in Allem eher ein Häufchen Elend,
als eine attraktive Erscheinung. Trotzdem geht dieser alte Mann frohen Mutes nackt in die Sauna!
Das hat mir und vielen anderen Besuchern enormen Respekt abverlangt und ich ziehe vor solchen Menschen meinen Hut!

Warum erzähle ich das?
Na ja, Schamgefühle kann sich dieser Mann nicht leisten, wenn er weiterhin am Leben teilnehmen möchte.
Und da stellt sich mir dann die Frage, ist Scham eine Charaktereigenschaft, die die einen haben und die anderen nicht?
Wird sie quasi mit der Muttermilch eingesogen? Oder ist sie bei einigen anerzogen, und man muss sich später mit Mühe davon befreien?
Und macht es Sinn, einem Menschen mit einem ausgepägten Schamgefühl zum Naturismus zu überreden, bzw. zu erziehen...?

Ich bin da eher auf Trixis Seite, die sagt, das muss von einem selber kommen und sollte nicht von außen "anerzogen", oder
beeinflusst werden. Wobei mich die vielen Nackten in meiner Kindheit sehr wahrscheinlich ein Stück weit auch beeinflusst haben...
Aber ob ich es dann auch so mache, es übernehme, ist irgendwann meine freie ganz persönliche Entscheidung.

 
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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Arko » Sa 21. Okt 2023, 16:32

Ich bin ja auch erst mit etwa Mitte/Ende 30 FKKler geworden und musste ein bisschen zu meinem Glück gezwungen werden. Ich hatte es nicht auf dem Schirm und auch kein deutlich ausgeprägtes Interesse. Dieses wurde erst durch meine Schwägerin und meinen Bruder geweckt, die ihr Interesse an und Begeisterung für FKK einfach vorgelebt und mich quasi an die Hand genommen haben.

Ich hätte trotzdem dankend ablehnen und mir eine neue Badehose kaufen können. Habe ich aber nicht. Ich glaube in der Tat, dass es sehr oft eines Impulses von außen bedarf, am besten von einem Freund oder Familienmitglied, um FKK zumindest mal auszuprobieren.
Ob das dann fruchtet, liegt daran, ob grundsätzlich ein Interesse an FKK in jemandem schlummert.

 
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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Konrad R. » Sa 21. Okt 2023, 17:05

Arko hat geschrieben: Ich glaube in der Tat, dass es sehr oft eines Impulses von außen bedarf, am besten von einem Freund oder Familienmitglied, um FKK zumindest mal auszuprobieren.

Das hat auch bei uns funktioniert. Anfang der 90er hatten wir nach Umzug bei großer Sommerhitze Besuch von zwei 500km entfernen befreundeten Paaren mit kleineren Kindern. Die Autos hatten keine Klimanalage.
Nach der Ankunft sagen sie, dass eine Badeabkühlung jetzt das richtige wäre. Ich antwortete, dass es in der Nähe Badeseen gibt und bekam zur Antwort, dass sie keine Badebekleidung dabei hätten. "Kein Problem", sagt ich, dort ist so gut wie nur Nacktbaden". Große Verwunderung, grübel, grübel, aber der Wunsch nach kühlem Naß war nach einigem Abwägen doch noch sehr groß....
Die Kinder zierten sich am meisten, behielten zunächst die Schlüpper an, was sich nach einer halben Stunde aber auch erledigt hat. Im Zuge der Abreise sind sie dann noch einmal alleine an den See und haben es genossen.

 

Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Hannes » Sa 21. Okt 2023, 19:17

Arko hat geschrieben:... Ich glaube in der Tat, dass es sehr oft eines Impulses von außen bedarf, am besten von einem Freund oder Familienmitglied, um FKK zumindest mal auszuprobieren...


Dann bist du zum FKK nicht "erzogen" worden, dafür warst du schon zu weit fortgeschritten.
Aber freundlich und sanft "gezogen".
Tja, manche muss man zu ihrem Glück eben ein bisschen ziehen! ;)
Das gilt sicher auch für Kinder...

 
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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Arko » Sa 21. Okt 2023, 19:24

Ist so ein bisschen wie mit dem Probieren verschiedener Nahrungsmittel.
Kinder sind oft krüsch, wie wir im Norden sagen, also sehr wählerisch.
Pommes, Pizza und Schnitzel sind natürlich erstmal spannender als Blumenkohl, Spinat oder Forelle. Von Käse ganz zu schweigen. Klar kann man es so machen, dass die Kinder nix Neues probieren müssen. Aber dann entgehen den Kindern später möglicherweise sehr viele fantastische Essenserfahrungen, wenn sie früher immer bei ihrer Extrawurst bleiben durften.

In diesem Sinne kann sanfter Zwang letztendlich ein Segen sein, für den der “Gezogene“ sogar dankbar ist.

 

Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Hannes » Sa 21. Okt 2023, 19:30

Arko hat geschrieben:Ist so ein bisschen wie mit dem Probieren verschiedener Nahrungsmittel.
Kinder sind oft krüsch, wie wir im Norden sagen, also sehr wählerisch.
Pommes, Pizza und Schnitzel sind natürlich erstmal spannender als Blumenkohl, Spinat oder Forelle. Von Käse ganz zu schweigen. Klar kann man es so machen, dass die Kinder nix Neues probieren müssen. Aber dann entgehen den Kindern später möglicherweise sehr viele fantastische Essenserfahrungen, wenn sie früher immer bei ihrer Extrawurst bleiben durften.

In diesem Sinne kann sanfter Zwang letztendlich ein Segen sein, für den der “Gezogene“ sogar dankbar ist.


Ganz genau, und darin sehe ich den Sinn in einer Art Erziehung; den Kindern möglichst viele verschiedene Möglichkeiten zu offerieren
und nebenbei dabei unterstützen, dass sie sich zu neugierigen und kritischen Menschen entwickeln können mit Blick auf eine ganz eigene
persönliche Entfaltung.

 
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Re: Erziehung zum Naturismus?

Beitrag von Arno » Sa 21. Okt 2023, 19:35

Hannes hat geschrieben:Hmm...das würde bedeuten, dass man zur "Nacktscham" erzogen werden kann???
Ich kenne das Wort gar nicht und ich habe mich auch noch nie in meinem Leben wegen meiner Nacktheit geschämt.
Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. In meiner Kindheit und Jugend liefen immer irgendwelche Kinder oder Erwachsene nackt rum
und keiner hat daraus ein Thema gemacht, geschweige denn ein Erziehungsziel.
Es war und ist bis heute einfach die natürlichste Sache der Welt! - Nicht immer und überall, ich weiß, aber wenn es dazu führt,
dass man sich vor dem Arzt, der Ärztin nicht nackt ausziehen mag, dann ist da richtig was schief gelaufen.

Ich komme gerade aus der Sauna, dort war ein Mann zu Gast, der schon ein langes Leben hinter sich hat.
Er ist auch gehbehindert und durch seine Osteoperose-Erkrankung ist seine Haltung krumm und schief.
Großen Apetit scheint er auch nicht mehr zu haben, denn er war sehr mager von Gestalt. Alles in Allem eher ein Häufchen Elend,
als eine attraktive Erscheinung. Trotzdem geht dieser alte Mann frohen Mutes nackt in die Sauna!
Das hat mir und vielen anderen Besuchern enormen Respekt abverlangt und ich ziehe vor solchen Menschen meinen Hut!

Warum erzähle ich das?
Na ja, Schamgefühle kann sich dieser Mann nicht leisten, wenn er weiterhin am Leben teilnehmen möchte.
Und da stellt sich mir dann die Frage, ist Scham eine Charaktereigenschaft, die die einen haben und die anderen nicht?
Wird sie quasi mit der Muttermilch eingesogen? Oder ist sie bei einigen anerzogen, und man muss sich später mit Mühe davon befreien?
Und macht es Sinn, einem Menschen mit einem ausgepägten Schamgefühl zum Naturismus zu überreden, bzw. zu erziehen...?

Ich bin da eher auf Trixis Seite, die sagt, das muss von einem selber kommen und sollte nicht von außen "anerzogen", oder
beeinflusst werden. Wobei mich die vielen Nackten in meiner Kindheit sehr wahrscheinlich ein Stück weit auch beeinflusst haben...
Aber ob ich es dann auch so mache, es übernehme, ist irgendwann meine freie ganz persönliche Entscheidung.


Einleitend muss ich gestehen, dass ich zwischen Nacktscham und Körperscham nicht ausreichend unterschieden habe. Weiter unten hole ich das nach…
Freilich überrascht es mich, dass Du das Wort Nacktscham gar nicht kennst. Also, Nacktscham ist ein Gefühl der Verlegenheit, Peinlichkeit oder eben in der höchsten Intensität ein Gefühl der Scham, wenn manN bei unpassenden Gelegenheiten nackt ist.
Bei Scham als intensivstes Gefühl (vgl. Sprichwörter „Vor Scham in den Boden versinken wollen“, „vor Scham unsichtbar sein wollen“) stellen sich auch körperliche Folgen ein: der rote Kopf, Herzklopfen, erhöhter Puls, allgemein fomuliert: Stressreaktionen.
Gem. Wikipedia gilt die Fähigkeit, Scham zu empfinden, als angeboren. Im zwischenmenschlichen Kontakt kommt es zu einer Ausdifferenzierung. Die Anlässe für ein Schamgefühl variieren zwischen sozialisations- und kulturbedingten sowie entsprechend der individuellen Veranlagung und der aktuellen Befindlichkeit.
Selbstverständlich hat auch jede Gesellschaft Regeln, deren Einhaltung von den Mitgliedern erwartet wird. Dazu gehört eine angemessene Bekleidung im öffentlichen Raum, je nach Setting bzw. Ort und Situation. Anders herum: das Fehlen von Bekleidung ist nur in wenigen Situationen allgemein akzeptiert, nämlich zB am FKK-Strand. An einem „normalen“ Strand haben zumindest vorpubertäre Kinder Freiheiten, die ab der Pubertät idR. nicht mehr zugestanden werden.
Kindern werden diese Regeln vermittelt, sie werden erzogen. Und sie werden beschämt, wenn sie diese Regeln nicht einhalten. Insofern ist Nacktscham nicht die Scham, dass manN sich wegen seines (nicht zwingend nackten) Körpers schämt, weil manN mit irgendeinem Körperteil deutlich vom Durchschnitt abweicht, sondern die Scham, die Bekleidungsregeln nicht eingehalten zu haben.
Sinn der Scham ist letztlich Eigenschutz vor gesellschaftlich unerwünschtem Verhalten, hier: Bekleidungsregeln nicht einzuhalten. Umgekehrt ist die Beschämung als aktiver Akt eine intensive Bloßstellung des „Delinquenten“, die idR. mit einer Kränkung bzw. Schmach einhergeht.
Und wie es in der Erziehung so ist, kann vieles schiefgehen. Die Vermittlung „übertriebener“ Nacktscham ist wenig hilfreich. An einem Ort, an dem alle nackt sind oder in Situationen, in denen Nacktheit nicht vermeidbar ist, IST dem lieben Nachwuchs zu erklären, dass Nacktscham unsinnig, ggf, kontraproduktiv ist. Ich habe da immer noch einen Beitrag im Kopf, in dem es heißt, dass eine 7jährige Enkelin nicht in die zweite Klasse möchte, weil dann Schwimmunterricht auf dem Lehrplan steht und sie dann von allen nackt gesehen werden kann…Da frage ich mich, was da schiefgegangen ist. Welches Problem hat das Mädchen?!
Noch einmal: eine andere Hausnummer ist die Körperscham, die sich aber nicht zwingend auf den Genitalbereich beschränkt.
Um dies auf Dein Beispiel mit dem alten Mann zu übertragen: Nacktscham ist in einer Sauna Unsinn. Das er frei von Körperscham ist, trotz seines Aussehens als „Häufchen Elend“, finde ich toll.
Bliebe die Frage, ob man den Nachwuchs zum Naturismus erziehen soll(te)…Nun, das Ziel, mit der Natur möglichst im Einklang zu leben (was immer das dann im Einzelfall auch ist), Du hast es selbst beantwortet: Nacktheit ist die natürlichste Sache der Welt. Dies als Ziel zu vermitteln finde ich sinnvoll. Dazu gehört dann auch die Vermittlung, sich wegen seines Körpers nicht schämen zu brauchen…das sind zugegebenermaßen hehre Ziele.

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