Arno hat geschrieben:Hannes hat geschrieben:@ Arno
Danke für deinen ausfühlichen Kommentar Arno.
Vieles von dem, was du anmerkst, teile ich auch, aber wann ist man denn deiner Meinung nach
in einer unpassenden Situation nackt?!
Niemand würde doch nackt einkaufen gehen, oder als Gast einer Grillparty nackt erscheinen - ich jedenfalls nicht.
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Du bist doch beim Einkaufen nicht nackt, eben weil es unpassend ist. Sachlich ist Dir klar, dass Nackteinkaufen gegen die gesellschaftlichen Regeln verstößt. Aber allein die „Angst“ vor der Beschämung, wenn Du nackt einkaufen würdest, also Deine Nacktscham, sorgt dafür, dass Du eine Mindestbekleidung trägst, selbst wenn Dir sachlich unklar ist, warum manN eigentlich nicht nackt einkaufen geht - Nacktheit ist ja die natürlichste Sache der Welt…und doch bist Du angezogen und das wurde Dir anerzogen (als Baby hast Du Dich jedenfalls nicht geschämt, nackt das Licht der Welt zu erblicken
Wir leben eben nunmal in einer Kultur, wo man normalerweise nicht nackt ist wie bei den indigenen Völkern. Wir kommen zwar alle nackt auf die Welt, weil das nicht anders geht, aber wir leben eben nicht nackt, weil das das Klima schon nicht zuläßt. Als der Mensch aus Afrika auswanderte und z..B. in Europa ankam, mußte er sich zwangsläufig wärmende Felle überhängen und dann im Laufe der Zeit auch andere Kleidung machen. Scham spielte damals sicher noch keine Rolle. Aber selbst in Afrika gibt es Völker, die nicht nackt leben, sondern sich sogar schöne Kleider machen, wie die Massai z.B. Einige haben auch gelernt, aus Fasern Kleidung zu machen. Inwieweit Scham da eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Andere wieder bemalen sich einfach nur. Im Laufe der Zeit kamen eben noch die Religionen und verschiedene Weltanschauungen dazu, wo die Nacktheit immer einen unterschiedlichen Stellenwert hat, aber eben nicht unbedingt ein Grund ist, sich zu schämen. Es entwickelten sich eben die unterschiedlichsten Sitten und Gebräuche, auch was die Fortpflanzungsrituale , Familienstrukturen usw angeht.
Aber das, was wir eben FKK nennen, hat mit all dem nichts zu tun. Und sie ist eben in einer Zeit entstanden, wo die Gesellschaft sehr prüde war, und das meist aus religiösen Gründen. Verhältnismäßig wenig Leute haben es geschafft, diese Prüderie zu überwinden. Einige haben auch gelernt, die Nacktheit mit religiösen Einstellungen zu verbinden. Also nicht mehr das Sündhafte darin sehen, wie es vor allem die Katholiken oft tun, sondern etwas Natürliches, weshalb man sich eigentlich nicht schämen müßte. Nicht ohne Grund waren die ersten FKKler aus evangelischen Kreisen. Trotzdem können sich immer noch ca 90 % der Leute nicht dazu überwinden, FKK zu machen. Auch evangelische oder sogar konfessionslose Leute nicht. Da wir in unserem Klima eben nicht völlig auf Kleidung verzichten können, bleibt das sicher auch so, daß FKK nur in der Freizeit gemacht wird und da eben auch hauptsächlich im Sommer. Aber selbst da, wo es immer warm ist, sind noch lange nicht alle Leute zur FKK bereit. Es gibt eben für viele Menschen genug Gründe, in der Öffentlichkeit lieber nicht nackt zu sein. Und da das eben kurioserweise heute eher die jungen Leute betrifft, die so prüde sind, liegt es meistens eben an sexuellen Gründen. Also eben die Sexualisierung.
Früher waren es immer die jungen Leute, die die FKK vorangebracht haben und alte prüde Gedanken beiseite schoben. Heute sind sie selbst die, die so prüde sind, weil es eben ein Zuviel an Sexualität gibt, vor allem die negative Seite davon.