FKK in der DDR

[Tim007]

Freue mich.

[nudewalker]

Nochmal was zu FKK - nicht nur in der DDR: Ist ja ein gesamtdeutsches Erbe.
ZDF-History (aber ein andere Sendung) "Diem nackte Wahrheit - 100 Jahre FKK":
https://www.youtube.com/watch?v=3kC8qAk3B24
DDR kommt natürlich auch vor: SED wollte nacktbaden verbieten, musste einen Rückzieher machen.

[Aria]

Ja, die ZDF-History bringt es in nur 30 Minuten die FKK-History auf den Punkt.

Sagt u.a., dass die 1920er Jahre die Blütezeit der Freikörperkultur waren, zeigt auch die Vielzahl der damaligen Zeitschriften – beides bestreitet Campingliesel ja –, und bemerkt fast nebenbei, dass es in den 1950er Jahren Proteste gegen den Film „Die Sünderin“ gab, in dem Hildegard Knef genau 3 Sekunden nackt zu sehen war. Und das zu einer Zeit als in der DDR die Intelligenzija gegen das Verbot der FKK stritt und letztlich gewann.

Das kam nicht von ungefähr, denn in der Bundesrepublik regierte zur gleichen Zeit Adenauer, der schnell dafür sorgte, die wieder aufgelegten FKK-Zeitschriften unter die Ladentische zu verbannen, denn auch die Nacktheit konnte es auch nur in den Vereinen geben, schön hinter Thuja-Hecken versteckt.

Dann kamen die 1960er bis 1970er, in denen Gesetze entrümpelt wurden, so dass man nicht nur wieder öffentlich nackt sein durfte, sondern auch die FKK-Zeitschriften durften, wie zuvor schon in den 1920er Jahren, wieder am Kiosk für sich werben.

Aber alles hat ein Ende, deswegen darf uns nicht wundern, dass ab 1990 wieder die Prüderie einzog in die nun gesamtdeutsche Republik: Die FKK-Strände wurden in Hundestrände umgewandelt oder gleich nur noch für Textile reserviert. Dass konsequenterweise auch die FKK-Zeitschriften verschwinden mussten, haben sie in der Dokumentation vergessen zu erwähnen, aber immerhin sprechen sie von der seltsamen neuen Prüderie, in der vieles sich nicht mehr ziemt, aber so TV-Sendungen wie „Adam sucht Eva“ ein paar Jahre anstandslos über die Bühne gehen konnten.

Allerdings ist das jetzt auch vorbei; das Ganze hat sich nicht mehr rentiert, weil die Werbekunden nicht mehr in der als schmuddelig empfundenen Sendung werben wollten – die neue Prüderie ist anscheinend noch nicht an ihrem Ende angelangt. Bin gespannt, was da noch kommt.

[Horst]

Guter Beitrag.

Gruß
Horst

[Eule]

Ja, es ist wirklich bedauerlich, dass die westdeutsche Prüderie im Osten Fuß gefasst hat. Aber die Frage, warum diese Freiheit so schnell verloren ging und gehen konnte ist jedoch noch nicht befriedigend beantwortet worden. Ggf. brauchen wir hierzu einen größeren zeitlichen Abstand, um dieses richtig erfassen zu können.

[HTJ]

Arias Beitrag mag zwar gut und richtig sein, hat aber überhaupt nichts mit dem Ursprungsthema zu tun. Es wurde ja gefragt, ob FKK ein "Privileg" war.
Daß die SED am Anfang FKK abgelehnt hat, hatte ja nicht unbedingt politische Gründe. FKK galt eben wie überall auf der Welt als "unsittlich". Und daß es später nach dem Motto "Brot und Spiele" geduldet wurde, ist auch unstrittig. Aber die Leidenschaft, FKK zu machen, kam ja vom Volk und war kein Zwang. Genau wie die heutige Prüderie ja vom Volk kommt und nicht von oben verordnet ist.
Warum das so ist muss eben auch mal hinterfragt werden.

[Tim007]

Aber die Leidenschaft, FKK zu machen, kam ja vom Volk und war kein Zwang. Genau wie die heutige Prüderie ja vom Volk kommt und nicht von oben verordnet ist.
Warum das so ist muss eben auch mal hinterfragt werden.

Vielen Dank, HTJ.
Die Gründe würden mich auch interessieren.

[ynda]

Hab grad mal so drüber nach gedacht, in meinem Bekanntenkreis ist auch en ehem. DDRler. Wir hatten
uns einige male über FKK in seiner alten Heimat unterhalten und ich hab natürlich auch gefragt ob seine
Frau und er es heut noch machen.
Nein, war die Antwort. Und er wisse eigentlich selber nicht warum nicht mehr. Hat sich einfach so ergeben.
Kann es sein, daß da vollkommen unbewusste "Gedanken" eine Rolle spielen? Sich vielleicht als vermeintlich
"armer Ossi" vor dem vermeintlich "reichen Wessi", der oftmals auch ziemlich arrogant den "Neu-Bundesbürgern"
gegenüber auftrat, nicht "entblößen" zu wollen?
Ist nur so ein Gedanke.
Hab ja oft genug beobachtet wie sich teilweise die Menschen gegenüber denen aus "Neufünfland" verhalten/haben.

[Trixi]

Es ist nicht nur so. Mit Deinem Gedanken liegst Du richtig.

[Eule]

Darin kam wie schon so oft die These zur Sprache, dass FKK ein Privileg gewesen sei, welches die SED-Regierung geduldet hätte. Sie hätte damit der Bevölkerung ein gewisses Gefühl der Selbstbestimmung und Freiheit geben wollen.

Mir ist diese Begründung nicht in den verschiedensten Beiträgen über die FKK in der DDR begegnet. Nach meinem Kenntnisstand war es so, dass sich einige sehr bekannte und für das Regime wichtige Personen für die FKK ausgesprochen hatten und dieses auch praktizierten, als die FKK vom Regime verboten wurde. Das Regime kam nun die die Position, entweder ihr Verbot mit aller Gewalt durchzusetzen und diese für sie so wichtige Personen öffentlich anzuklagen oder ihr Verbot aufzuheben. Sie haben sich für das Letztere entschieden. Dieses würde ich nicht als ein Privileg bezeichnen.

Ein Begriff, den ich wiederholt hörte, war der Begriff der "kleinen Freiheit". Diese "kleine Freiheit" wurde so verstanden, dass man mit der FKK sich aus der überregulierten Gesellschaft des DDR-Alltages befreite. Wenn man nach dem politischen Grund gefragt wurde, so wurde auf die hiermit ausgedrückte Gleichheit aller unbekleideten Menschen verwiesen. Ein für das Regime nicht zu widerlegendes Argument.

Der Beitrag von ynda gibt eine sehr gute Erläuterung für das Verschwinden der FKK in den neuen Bundesländern. Ich finde des sehr beachtlich, dass er keinen Grund hierfür angibt. Es hat sich halt so ergeben. Für mich bedeutet dieses, dass wir noch etwas mehr Abstand benötigen, um hier eine Ursachenforschung unbelastet von den Begriffen "Ossi" und "Wessi" durchführen zu können.