riedfritz hat geschrieben:Es begannen die „Roaring Twenties“, die Menschen feierten, es gab ein Babyboom. In der Literatur merkte man, wie Themen wie Gesundheit oder der Körper in den Vordergrund rückten.
Im Gegensatz zu deinem Text ist angegeben, daß dieser Satz aus der SZ zitiert ist. Und ein "Boom" hat nichts mit der Relation zur Gesamtbevölkerung zu tun, sondern nur mit einem "Vorher / Nachher"-Vergleich !
So ist das. Außerdem bezog sich das Wort Boom auf die vielen Geburten, nicht auf die FKK, wie es Campingliesel fälschlicherweise deutete.
Sie zitierte aus der Wikipedia zwar die entsprechenden Stellen, zog aber daraus falsche Schlüsse. Dabei sind folgenden 3 Sätze entscheidend, wenn man die 1920er mit den 1960-1970er Jahren im Bezug zur FKK vergleicht –
Zitat aus Wikipedia:
Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in Deutschland als Zeit der Weimarer Republik assoziiert, war durch eine zunehmende Liberalisierung gekennzeichnet. Mit dem Untergang des Kaiserreiches kam es zu einer Auflockerung bürgerlicher Normen und Moralität. Die sogenannten goldenen Zwanziger Jahre zeichneten sich durch Hedonismus und soziale Unkonventionalität aus. Die zunehmende gesellschaftliche Liberalisierung, die Auflockerung der bürgerlichen Normen und der Moral, Hedonismus und soziale Unkonventionalität waren Kennzeichen der beiden Perioden, in denen die FKK florierte. Das im Gegensatz zu den jeweiligen Zeiten davor und danach.
Ein weiteres
Zitat aus Wikipedia:
Die Anhänger der FKK-Bewegung gehörten jedoch verschiedenen ideologischen Richtungen an, auch wenn die bekanntesten Publizisten völkisch-national waren. Gefördert wurde die Nacktkultur durch die Wandervogel-Bewegung, die damit sportliche Aktivitäten verband. Der Gymnastiklehrer Adolf Koch gehörte politisch dem Lager des Sozialismus an und verfolgte sozialreformerische Ziele innerhalb der Arbeiterschaft. Er bemühte sich auch um Sexualaufklärung, körperliche Kräftigung und medizinische Beratung. Koch gründete so genannte „Körperschulen“, die in den 1920er Jahren deutlich mehr Anhänger hatten als die bürgerlichen FKK-Gruppen. Ich möchte aus diesem Zitat einen Satz hervorheben: „Er [Koch] bemühte sich auch um Sexualaufklärung“. Die Sexualaufklärung war auch ein Kennzeichen der 1970er Jahre, als die SPD regierte und z.B. das Sexualkunde-Atlas drucken ließ, was wütende Proteste seitens der
Konservativen brachte, die 30 Jahren zuvor auch schon Kochs Körperschulen und die FKK-Bewegung attackierten –
Zitat aus "Der Körper fordert seine Rechte: Nudismus in der Arbeiterbewegung, 1919-1935" von John Alexander Williams:
Bis in die Mitte der zwanziger Jahre zeigte die öffentliche anti-FKK Rhetorik eher starke Emotionen als eine kohärente religiöse oder politische Weltanschauung. Der Nationalismus spielte dabei eine relative große Rolle. Als zum Beispiel der geplante Treff einer kleinen FKK-Gruppe 1925 nahe einer bayerischen Kleinstadt bekannt wurde, schrieb die Lokalzeitung: “Wir möchten hier öffentlich ganz energisch warnen, unsere Hütten und Berge weiterhin zu versauen. Unser Volk empfindet nämlich diese öffentliche Nacktkultur als eine öffentliche Schweinerei.” In den späteren 1920er Jahren wurden die Angriffe aber häufiger und ideologisch deutlicher.
(…)
Katholische Moralbünde wie “Das Weiße Kreuz” sowie die ultrakonservative deutschnationale (DNVP) Parteipresse denunzierten die Nudisten besonders eifrig. Typisch für die katholische Einstellung war der Aufsatz von Schulrat König aus dem Jahr 1927 in der Zeitschrift Weißes Kreuz. König erklärte, Gott habe den Menschen und sogar den höheren Tieren das Schamgefühl gegeben; deshalb versteckten sie ihre Geschlechtsteile genauso wie die “tiefstehenden Naturvölker”. Also sei jeder Versuch, das Schamgefühl aufzuheben, gottlos und widernatürlich. König fuhr fort mit einigen Erwägungen über die sexuelle Entsittlichung von pubertären Jungen sowie erwachsenen Frauen. Wenn Jungen und Männer zusammen nackt badeten, liefen sie Gefahr, in den Abgrund der Homosexualität gezogen zu werden. “Besteht nicht die Gefahr, daß der oder jener Gleichgeschlechtliche die Nacktkultur ausnützt, um seinen Lüsten zu fröhnen, um seine Beute auszuwählen und zu gewinnen?” In gleichem Maße seien auch Frauen von der unbeherrschten männlichen Heterosexualität und von der Frauenbewegung bedroht. Männliche Nudisten verführten Frauen, in dem sie sich als Befreier ausgäben; und die “anarchistische Frauenbewegung” sei schon dabei, die natürlichen Grenzen zwischen den Geschlechtern auszuradieren. Die Behauptung, dass Nacktgymnastik helfe, die Geschlechter aneinander zu gewöhnen und dadurch die sexuelle Begierde zu bändigen, sei auch eine Lüge - denn dieser “stärkste Trieb der Menschheit” würde immer siegen. Falls “die Nacktkultur” es schaffte, viele Menschen zu beeinflussen und dadurch der Körperkult Überhand nehme, “[d]ann ist das Ende da.
Dieser apokalyptische Ton war für die Angriffe typisch, besonders wenn nationalistische Ängste vor moralischer und physischer Entartung im Spiel waren. Zum Beispiel nannte ein Aufsatz in der führenden katholischen Jugendpflegezeitschrift den Nudismus die Grundlage einer rein säkularen Kultur, deren Gott die Natur und “das Natürliche” sei. Das historische Vorbild der FKK-Bewegung sei die griechische Antike; doch die Konsequenzen dieses Ideals seien in der Vergangenheit schon immer für Nationen fatal gewesen: “Die unnatürliche Unzucht hat den Namen ‘das griechische Laster’ bekommen. Die vollständig entarteten Griechen wurden leichter Hand von den Römern überwältigt; als die Römer diese gepriesene griechische Kultur annahmen, siechte langsam ihre Kraft dahin und sie fielen den Germanen zum Opfer. Sollen jetzt die Germanen den gleichen Weg gehen?”Auf jeden Fall möcht ich dir, riedfritz, für die Unterstützung danken. Das hat zwar - wie immer! - kein Umdenken bei Campingliesel gebracht, aber ein Versuch war es Wert. Im Übrigen wird auch das von mir Gesagte und Zitierte in dieser Hinsicht nichts bringen, trotzdem war es für mich schön, wieder einmal in meinen digitalen FKK-Unterlagen zu wühlen.