@ Campingliesel
Jetzt befürchte ich, dass du aus Wortgleichheiten einen gemeinsamen Bezug zur Sache herstellst. Der Sozialismus ist ein politischer und philosophischer Begriff. Die Soziologie ist die Bezeichnung für die Gesellschaftswissenschaft.
Wenn Wikipedia Texte außerhalb des kostenlosen Zugriffs abgespeichert hat und du glaubst, dass dieser Text hier für uns wichtig ist, dann solltest du diesen Text kurz zusammen fassen und hier darstellen. Aber eine Weiterführung der Diskussion in diesem Punkt halte ich in diesem Thread für nicht sinnierend, da das Thema hier anders lautet.
@ Hans H.
"Der Unterschied zwischen unseren Positionen besteht darin, dass du die FKK-Bewegung fest mit dem völkischen Denken verbindest und ich die völkische Bewegung als eine Untergruppe in der FKK-Bewegung sehe."
Ich sehe es eigentlich wie du.
Dann haben wir beide eine gemeinsame Basis.
Sicher waren viele der Pioniere, die immer wieder erwähnt werden einem völkischen Denken verhaftet. Das die FKK-Geschichte so geschrieben wird, wie es zu oft geschieht, könnte daher rühren, dass man sich noch heute genau diesen beschriebenen Leuten verbunden fühlt.
Ob dieses jetzt viele oder einige waren, ja dieses vermag ich jetzt nicht hat zu quantifizieren. Jedoch war dieses eine Untergruppe innerhalb der FKK-Bewegung. Das völkische Denken war damals weit verbreitet, wenn es auch im 20. Jahrhundert bereits überholt und widerlegt war. Die NS-Ideologie hat dieses wieder hervorgeholt, um ihre Philosophie besser verkaufen und ihr Handlungswillen besser verdecken zu können. Es gibt auch heute noch mitten unter uns eine nicht kleine Anzahl von Menschen, die diesem völkischen Denken zumindest noch nachhinken.
Tatsächlich könnte man die Jahrhundertwende als Zeit des Beginns nehmen. Viele der Menschen, die sich zu dieser Zeit mit Nacktheit beschäftigt haben und es auch mal selbst probieren wollten, haben sicher nicht für Fidus geschwärmt oder die Bücher von Ungewitter. Es gab eine Beschäftigung mit Nacktheit, in Malerei, Bildhauerei, Tanz, den Licht-Luftbädern, die Hinwendung zum einfachen Leben in der Natur, wie bei den Wandervögeln und den nackten Bewegungsschulen der Lebensreformer.
Dieses Argument halte ich für tragend.
Zur Rechtfertigung führte man die Nacktheit in der Antike, besonders die der kampfstarken Spartaner, die Nacktheit der naturnahen Wilden und den wunderbaren Effekt der Reinheit von verbotener sexueller Erregung an.
Diese Haltung ist der wilhelminische Moral geschuldet. Dieses kannst du auch in der Fotographie deutlich sehen. Der angeblich Blick auf das klassische Kulturgut, die völkerkundliche "Photo-Berichterstattung" waren in der Tat Ausreden, um dieses alle "vermarkten" zu können.
Wie so oft, wenn Menschen aus einem üblichen Rahmen ausbrechen, wurde versucht, es durch besondere Sittenstrenge und Reinheit wieder einzurahmen. Viele dieser Entwicklungen reichen weiter in die Vergangenheit hinein.
Dieser Wunsch, die Angst, diese Sorge und die "Reinheit", wobei immer ein sexueller Ausschluss gemein ist, wirkt heute immer noch. Insbesondere in der augenblicklich hysterischen Situation. Dieses ist jedoch ein völlig falscher und unzutreffender Blickwinkel. Wer glaubt, der Mensch sei nur dann rein, wenn dieser ohne Sexualität lebe, hat das Leben nicht verstanden. Der Mensch ist ein sexuelles Wesen, von Anbeginn seines Lebens bis zu seinem Tode. Nur der Mensch ist als sexuelles Wesen nicht dazu getrieben, jegliche Handlung unter dem Aspekt der Sexualität zu sehen und einzuordnen. Die Sexualität des Menschen ist eine große Kraft, jedoch nicht die Einzige und nicht die alles beherrschende.
Völkisches Gedankengut, Fremdenhass, Sexismus, männliches Dominazstreben, dieses alle ist ein Zeichen von großer Schwäche, Angst und Furcht. Nur wer sich schwach fühlt und empfindet muss Stärke demonstrieren.
Wener Karl Bückmann, Mitglied des Wandervogels völkischer Bund e.V., frühes Mitglied der NSDAP und Abgeordneter im Anhaltischen Landtag in Dessau, Gründer eines alternativen FKK-Geländes in Dessau gegen das alte, auf dem sich zu viele Linke tummelten und nach 1933 Reichsführer des Kampfringes für völkische Freikörperkultur, der später zum Bund für Leibeszucht wurde. Dieser Verband übernahm fast alle FKK-Gelände in Deutschland, erwartete eifrige Beteiligung am Wettkampfsport und war Teil des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen, einer Parteigliederung, der alle Sportorganisationen unterstellt wurden.
Wenn ohne Begründung auf der DFK-Seite geschrieben wird, Herr Bückmann habe die Grundgedanken der Freikörperkultur sichern wollen, frage ich mich, welche Grundgedanken die Autoren meinen.
Ich denke, dass der DFK nicht unbedingt ein geschicktes Händchen zeigte, kann man schon in dem Konflikt mit Adolf Koch sehen. Ich weiß, ich habe es etwas niedlich ausgedrückt. Aber für eine grundsätzliche und fundamentale Kritik fehlen mir doch viele Informationen. Aber ob dieses reicht, dem DFK eine gewisse Rechtslastigkeit zu bescheinigen, weiß ich nicht. Es ist für mich auch heute noch erschreckend festzustellen, dass der Konservatismus immer noch mit einem rechtslastigem Gewand daherkommt. Alte Werte bewahren bedeutet für mich nicht, rechtslastige Werte zu bewahren. Die Werte, die ich bewahren will, diese Werte müssen heute und morgen noch einen Sinn hergeben. Und da gibt es viele Werte und Einstellungen, die durchaus erhaltenswert und erstrebenswert sind. So die Frage der Toleranz, der Solidarität und des Friedens. Wobei der Friedensbegriff nicht unbedingt konfliktfrei ist. Die Achtung des Nächsten und der der Natur. Und damit sind wir wieder im Thema dieses Threads angekommen. Der freie Körper ist eben nicht nur der von seiner Kleidung befreite Körper. Der freie Körper ist der von der Zivilisation befreite Körper, soweit diese Normen der Zivilisation dem natürlichen Ablauf widersprechen oder entgegen stehen. Der freie Körper ist nicht der von der Moral befreite Körper. Es ist der von der falschen Moral, der verlogenen Moral befreite Körper. Der freie Körper ist auch nicht der von seiner Sexualität befreite Körper. Er ist nur dann frei, wenn dieser Körper verantwortlich mit seiner Sexualität umgeht. Eine ungebundene Sexualität ist ebenso schädlich wie ein zufest gebundene oder abgewürgte Sexualität. Es ist also auch hier ein eigenverantwortliches Abwägen, was richtig und was falsch ist.
Wenn du hier mit mir einig gehst, dann befinden wir uns auf der ursprünglichen Definition von FKK. Wir müssen nicht alles Ausprägungen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts vorhanden waren, gutheißen und nachmachen. Wir müssen nur die Philosophie der FKK-Bewegung in unsere heutige Zeit übertragen und leben. Für das praktische Leben ist es gleichgültig, weil gleichwertig, ob sich einer dem Nudismus, dem Naturismus oder der FKK zurechnet. Wichtig wird dieses nur bei der Unterscheidung dieser drei Begriffe, um die heute so übliche Undifferenziertheit und alles Gleich-Machen nicht zu übernehmen und genau zu wissen, was jetzt konkret gemeint ist.
Das Schwergewicht beim FKK-Begriff sehe ich nicht im freien Körper, sondern im Kulturbegriff. Wie dieser Kulturbegriff jetzt verstanden und umgesetzt wird, darüber kann vortrefflich gestritten werden. Aber es muss sich wirklich um eine kulturelle Leistung handeln, wobei natürlich hier nicht der bildungsbürgerliche Kulturbegriff gemeint ist, sondern der allgemeine.
Auch die Idee, nur Familien aufzunehmen und als eine große Gemeinschaft, quasi Familie, in Eintracht zu wachsen und es an die Nachkommen weiterzugeben, passt für mich gut zu jener und der folgenden Zeit.
Dieses halte ich gerade heute für einen sehr wichtigen Aspekt, zumal der Familienbegriff heute in der Realität auseinander zu fallen scheint.
Leider sehe ich aber auch, dass Gepflogenheiten in Vereinen sich sehr stabil halten. Interessenten, die sich dort nicht wohl fühlen, ringen nicht lange um Veränderungen sondern sind bald wieder weg. Schade!
Hier kann ich dir nur voll und ganz zustimmen. Es scheint so, dass viele Vereinsmitglieder und/oder Vorstände die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben und das Bild erhalten wollen, wie sie es aus ihrer Kindheit in Erinnerung haben. Und so gehen diese Vereine halt unter. Wie sagte Gorbatschow so richtig: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!"