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Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotionismus

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Aria » Fr 4. Okt 2019, 12:26

Hans H. hat geschrieben:Es ist tatsächlich so, dass bei dem Amazonas-Volksstamm, bei dem die Frauen nur eine Hüftschnur tragen, die eintretende Scham, wenn sie diese ablegen sollen, genau dieselbe Scham ist, die sich in bekleideten Kulturen als Scham vor der Nacktheit herausgebildet hat. Es ist also sehr stark Kultur- und Kontext-bezogen, durch was diese Reaktion ausgelöst wird.
Bis hierher folge ich dir – bis auf eine kleine Anmerkung: Die Scham, die ein Mädchen aus dem Amazonas empfindet, wenn sie ohne Hüftschnur angetroffen wird, ist nicht die gleiche Scham, die wir empfinden können, wenn wir nackt angetroffen werden. Es ist also keine Nacktscham, sondern eine Scham, die man empfindet, wenn man gegen sonstige gesellschaftliche Sitten verstößt. Nur in diesem Sinn sind die beiden Fälle – fehlende Hüftschnur dort, fehlende Kleidung hier – vergleichbar.

Ich würde sogar so weit gehen, dass es nur diese eine Scham gibt: Ein Verhalten, das gegen gesellschaftlichen Sitten verstößt und/oder der augenblicklichen Situation nicht angemessen ist.

Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Die meisten FKK-ler haben Hemmungen, allein nackt in der Fußgängerzone spazieren zu gehen, aber wenn sie das zu mehreren tun, dann haben sie diese Hemmung nicht mehr. Warum? Weil ihr Tun zu mehreren zwar immer noch gegen die gesellschaftliche Sitte verstößt, aber der Situation angemessen ist.

Das ist auch das Problem bei einigen FKK-lern, die sich selbst auf einem FKK-Platz unwohl fühlen, sobald sich da angezogene Menschen aufhalten. Aus diesem Gefühl heraus verlangen sie dann kategorisch, dass sich alle an die Regeln halten und nackt sein müssen. Und weil nackt für sie vor allem bedeutet, Geschlechtsteile unbedeckt zu lassen, kommt es beim kalten Witterung zu unfreiwilligen Komik, in dem man oberherum angezogen ist, untenherum aber demonstrativ nicht, schließlich ist man auf einem FKK-Platz, nicht wahr? :D

Das zeigt auch sehr gut, dass es FKK-lern auch um die Überwindung der anerzogenen Nacktscham geht. Auch FKK-ler wissen sehr wohl, was gesellschaftlich erlaubt ist und was nicht. Und sie wissen auch um die Gefahr, die eine vollkommene Nacktheit in Hinsicht der Sexualität mit sich bringt: Die Gefahr eine Erektion hervorzurufen und sichtbar werden zu lassen. Denn ein sichtbar erigierter Penis ist eines des stärksten Tabus, das unsere Gesellschaft kennt: Ein schlaffer Penis kann abgebildet werden, ein erigierter nicht, und wenn es trotzdem geschieht, ist das automatisch Pornografie. Immer.

Deshalb meiden FKK-ler Körperkontakte untereinander. Auch verliebte Pärchen liegen nicht eng beieinander wie auf dem Textilstrand und küssen sich auch nicht. Die Freiheit, Wind und Wetter auf dem ganzen Körper spüren zu können, wird erkauft durch den Verzicht auf die Innigkeit im Umgang untereinander. Dies muss so sein, weil wir alle nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut sind – und deshalb den Gesetzen der Biologie unterworfen. Das gilt zumindest für diejenigen im biologisch aktiven Alter. Natürlich können auch sie Techniken entwickeln, um körperliche Reaktionen zu unterdrücken oder sie zumindest nicht sichtbar werden zu lassen.

Aber ist es das wert? Ich meine: Nein. Deswegen bin ich für die Enttabuisierung der Sexualität. Würde dieses Tabu fallen, wären FKK-ler tatsächlich so frei wie sie derzeit lediglich behaupten.

 
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Tim007 » Fr 4. Okt 2019, 15:04

War es ein Dokumentarfilm oder ein Foto? FKK-Zeit in einem Schwimmbad. Ein junges Pärchen ist im Becken und schmust. Der Bademeister beobachtet es, um gleich einschreite zu können, wenn sich beim jungen Mann was regt.
(Vielleicht hattest Du es sogar gepostet, Aria.)

Grotesk.

Ebenso seltsam ist es, wenn in Filmen bei Intimitäten alles rausgeschnitten oder verhüllt wird, was zu den Geschlechtsorganen gehört. Als wären Menschen geschlechtslose Wesen.

Trotzdem haben gewisse Tabus auch Vorteile, und zwar nicht zuletzt auch im Hinblick auf das Lustgefühl. Nichts steigert es mehr als Tabus.

 

Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von HaJo » Fr 4. Okt 2019, 17:25

Aria hat geschrieben:...Und weil nackt für sie vor allem bedeutet, Geschlechtsteile unbedeckt zu lassen, kommt es beim kalten Witterung zu unfreiwilligen Komik, in dem man oberherum angezogen ist, untenherum aber demonstrativ nicht, schließlich ist man auf einem FKK-Platz, nicht wahr? :D
Diesen Stuss hattest du ja schon mal gepostet. Er wird aber nicht logischer durch ständige Wiederholung.
Ich kenne Menschen, die laufen z.B. sommers mit kurzer Hose rum, nehmen aber "für den Abend" eine Jacke mit.
Ich hab sogar schon mal Frauen in kurzen Röcken gesehen, die neben der Jacke noch einen Schal trugen...

Seltsame Leute.
Was die da wohl so "demonstrativ" ausdrücken möchten...?

Na, DU wirst es wissen. :?

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Aria » Fr 4. Okt 2019, 19:52

HaJo hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:...Und weil nackt für sie vor allem bedeutet, Geschlechtsteile unbedeckt zu lassen, kommt es beim kalten Witterung zu unfreiwilligen Komik, in dem man oberherum angezogen ist, untenherum aber demonstrativ nicht, schließlich ist man auf einem FKK-Platz, nicht wahr? :D
Diesen Stuss hattest du ja schon mal gepostet. Er wird aber nicht logischer durch ständige Wiederholung.
Du redest von Logik, ich von Komik, die sich aus solchen Situationen ergibt, die nicht nur meiner Beobachtungen entsprechen. Es ist also kein Stuss, sondern Realität, aber du kannst das ruhig für Unsinn halten, sprich das, was es gibt, nicht anerkennen.

 

Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von HaJo » Fr 4. Okt 2019, 20:59

Aria hat geschrieben:... aber du kannst das ruhig für Unsinn halten, sprich das, was es gibt, nicht anerkennen.
Ach so.

Steht das irgendwo?

Oder geht es mal wieder um's Recht haben bzw. behalten?

Im simpelsten Fall hast du einfach nicht begriffen, worauf ich verweisen wollte.
Dann sei dir verziehen.

 
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Eule » Fr 4. Okt 2019, 21:20

@ Hans H.
Dass du mir gegenüber den Anspruch erhebst, mehr von der Psychologie zu verstehen, kannst du deinen eigenen Beiträgen entnehmen. Blätter also deine eigenen Beiträge zurück und du wirst fündig. Da ich ja nicht den Anspruch erhebe, mehr von der Psychologie zu verstehen, ist ein Streit hierüber völlig sinnlos. Wenn ich einen Angriff auf deine Aussage gefahren habe, dann hat bei mir die Pädagogik einen größeren Stellenwert. Natürlich weiß ich, dass es keine vernünftige Pädagogik ohne Psychologie gibt.

Du kannst durchaus mit Recht mein Argumentationsstil kritisieren. Da ich nicht weiß, weil du es noch nicht gesagt hast oder mir dieses unbekannt geblieben ist, aus welcher Fachrichtung heraus du argumentierst, kann ich dir auch nicht mit der höflichen Form antworten. Ich habe dir dieses mein Unwissen aber schon geäußert und du hast mich weiter in Unkenntnis deiner Fachrichtung gelassen. Warum? Ich weiß es nicht. Meine Fachrichtung habe ich schon mehrmals, auch hier, benannt.

Du hattest kürzlich geschrieben:
Ich denke und argumentiere in rational ganz scharf abgegrenzten Dimensionen. Damit bin ich tatsächlich viel trennungsschärfer, als es in der allgemeinen Diskussion üblich ist. Und diese Trennungsschärfe mache ich deutlich.
Das ist ein hoher Anspruch, von dem hier allerdings absolut ganz und gar nichts zu erkennen ist.
Ja, ich habe es schon gemerkt, dass du meine Grenzziehungen nicht immer erkennst und daher leicht abweichend antwortest. Für diese Abweichungen habe ich noch keinen Grund gefunden, zumal mit dein fachlicher Hintergrund nicht bekannt ist und ich diesen nicht einschätzen kann. Ich habe zwar eine Vermutung, aber auf Vermutungen sollmal sich nicht verlassen. Also warte ich weiter ab. Dass ich einen hohen Anspruch an mich habe, ist mir wohl bekannt.

HTJ hat geschrieben:
-warum haben Naturvölker nackt gelebt, obwohl es doch einen Nackt-Scham geben sollte,
-warum empfindet man die Nacktheit beim FKK als große Freiheit
Du setzt voraus, dass eine angeborene Empfindung allein durch die eine Sache, die sie bezeichnet, hier der Nacktheit, zu jeder Zeit und an jedem Ort gleich bestehen müsste.
Wenn die Nacktscham ein angeborenes Verhalten wäre, dann wäre diese deine Aussage zutreffend. Wenn dem jedoch ein Lernverhalten zugrunde liegt, nicht hat mehr. Der Mensch hat im Laufe seiner Entwicklung unterschiedliche Zivilisationsprozesse entwickelt und durchlaufen. Somit laufen die Menschen mit unterschiedlichen Zivilisationserfahrungen herum, die sich auch in der sog. Nacktscham nachweisen lassen. Ich vermeide bewusst den Begriff des Zivilisationsgrades, weil wir mit dieser Bezeichnung unseren als den höchsten Grad bezeichnen, obgleich wir langsam begriffen haben sollten, dass unsere Zivilisation, so wie sich diese jetzt darstellt, zum Untergang des Menschen führt. Wenn wir nicht unverzüglich eine Korrektur in unserem techn. Zivilisationsempfinden vornehmen, werden wir mit einer hervorragenden Technik im wahrsten Sinne des Wortes untergehen.

Dass die Nacktheit und die Nachtscham nicht unbedingt und zwingend etwas mit der Sexualität zu tun hat, sollte uns allen hier bekannt sein. Wir sollten uns hier angewöhnen, nicht mehr mit dieser unzutreffenden, wenn auch uns oftmals von außen angetragenen, Meinung zu argumentieren. Bei solchen Gesprächen dient die Sexualität, weil ein Tabuthema, immer als Argumentationsfaden, auch wenn etwas völlig anderes gemeint ist. Lasst uns doch solche Pseudoargumente aufbrechen, In dem wir das angesprochene Thema artikulieren und auf dieses zurück verweisen. Dieses hier von mir ist kein Aufruf gegen die Sexualität; es ist ein Aufruf, die unnötige Fixierung auf die Sexualität aufzugeben.

Der Begriff "Nackt-Scham" ist ja schließlich kein wissenschaftlicher Begriff, weil es das viel zu eng fassen würde.
Es ist in der Tat ein bürgerlich moralischer Begriff, der eigentlich auch nicht aus dem Gebiet der Morallehre stammt. Wenn man es möchte, könnte man diesen Begriff der Soziologie zuordnen, jedoch nicht im wissenschaftlichen Sinne.

Es ist tatsächlich so, dass bei dem Amazonas-Volksstamm, bei dem die Frauen nur eine Hüftschnur tragen, die eintretende Scham, wenn sie diese ablegen sollen, genau dieselbe Scham ist, die sich in bekleideten Kulturen als Scham vor der Nacktheit herausgebildet hat. Es ist also sehr stark Kultur- und Kontext-bezogen, durch was diese Reaktion ausgelöst wird.
Hiert stimme ich dir voll und ganz zu.
Und dennoch ist es nicht nur gelernt, dass Scham ausgelöst wird, weil man etwas tut, was in der Gesellschaft nicht der Norm entspricht - das wäre die typische Form der Scham wie bei Kindern, die erwischt wurden etwas Verbotenes getan zu haben, sondern diese Gefühls- und Verhaltensmuster beziehen sich immer auf die Körperlichkeit und lösen Reaktionen der Körpersprache aus, die in der Entwicklung schon lange vor der Kleidung und ebenso in der Kulturphase mit Kleidung sehr wichtig für das Zusammenleben in der Gruppe waren.
Hier widerspreche ich dir und zeige gleichzeitig auf, wo ich eine scharfe Trennungslinie ziehe. Also, der Grund, weswegen ich mich schämen soll oder muss, ist einzig durch ein Lernen mir beigebracht worden. Das Lernverhalten, die Lerntheorie beschreibt also nur den Grund, weswegen ich mich schämen soll. Ende :!: Wenn aus meinem erlebten Wissen der Reitz gesetzt wird, mich schämen zu müssen, dann erfolgt die körperliche Reaktion (erröten, gesenkter Blick, gesenkte Stimme, etc.). Diese körperlichen Reaktionen werden auch als Körpersprache bezeichnet und diese sind über alle Kulturen und Zeiten stets gleich, also angeboren. Es ist auch völlig unerheblich, ob ein Kind, ein Jugendlicher oder Erwachsener sich schämt, die körperlichen Reaktionen sind die gleichen. Wie können jedoch lernen, diese körperlichen Reaktionen bis zu einem gewissen Grad zu beeinflussen, also zu unterdrücken. Selbst dieses erlernte unterdrücken der Schamreaktionen ändert nichts daran, dass diese Schamreaktionen angeboren sind. Ich gehe davon aus, dass der Mensch die Fähigkeit zur Scham seit dem Zeitpunkt erlangt hat, als er sein Bewusstsein über den eigenen Willen erlangte.

Was es mit dem oben genannten uralten Verhaltensmuster auf sich hat, dass man bei vielen Säugetieren findet und bei Primaten mit einigen vergleichbaren Verhaltensreaktionen, die auch bei Menschen gelegentlich zu beobachten sind, darauf gehe ich jetzt bewusst nicht weiter ein, weil ich mir diese Diskussion ersparen will. Da kämen dann hunderte von Details zu denen Eule wieder schreiben würde, ich würde das nicht richtig sehen. (obwohl es nicht meine Sicht ist, denn ich habe nicht in dem Gebiet geforscht.
Eule würde nachfragen, ob man bei diesen Tieren ein dem Menschen ähnliches Ich-Bewusstsein zuschreiben würde, weil dieses die Grundlage unserer menschlichen Scham ist.

Jedenfalls, wenn bestimmte Auslöser nicht vorhanden sind, dann gibt es auch nicht dieses Schamgefühl.
Das sehe ich genau so.
Da es etwas mit dem Zusammenleben in der Gesellschaft zu tun hat, was an anderer Stelle hier schon mal angedeutet wurde, ist klar, dass bei einem friedlichen Zusammenleben bei der FKK der Auslöser nicht vorhanden ist und damit die Nacktheit allein nicht zu dem Schamgefühl führen kann. Interessanterweise kann es aber bereits dann ausgelöst werden, wenn man jemanden mit dem sogenannten "Scannerblick" ansieht.
Beim sog. "Scannerblick" wird die Ebene der normalen Körpersprache und -interesses verlassen und der so angeschaute weiß dann nicht, warum er so sonderbar oder besonders angesehen wird.
Umgekehrt kann aber auch das Gegenteil ausgelöst werden, nämlich dass es jemand (kann w sein oder auch m) durchaus genießt, so angesehen zu werden.
Ich empfinde es nicht als normal, wenn einer von mir her stolziert und meinen Blick auf sich ziehen will. Da versucht jemand, Gewalt auf mich auszuüben und so ein Verhalten muss ich nicht bewerten, aber ich muss es auch nicht als akzeptabel empfinden.

 
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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Eule » Fr 4. Okt 2019, 22:01

@ Aria
Die Scham, die ein Mädchen aus dem Amazonas empfindet, wenn sie ohne Hüftschnur angetroffen wird, ist nicht die gleiche Scham, die wir empfinden können, wenn wir nackt angetroffen werden.
Wie kommst du zu einer solchen Einschätzung? Ich halte diese für nicht zutreffend. Hier muss ich dich fragen, was verstehst du unter Nacktscham?

Ich würde sogar so weit gehen, dass es nur diese eine Scham gibt: Ein Verhalten, das gegen gesellschaftlichen Sitten verstößt ...
Ja, das wäre eine allgemeine Definition der Scham, vom Grunde her gesehen.
... und/oder der augenblicklichen Situation nicht angemessen ist.
Dieses jedoch nicht mehr, weil die Angemessenheit eines Verhaltens nicht zwingend schambesetzt ist.

Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Die meisten FKK-ler haben Hemmungen, allein nackt in der Fußgängerzone spazieren zu gehen, aber wenn sie das zu mehreren tun, dann haben sie diese Hemmung nicht mehr. Warum? Weil ihr Tun zu mehreren zwar immer noch gegen die gesellschaftliche Sitte verstößt, aber der Situation angemessen ist.
Vorsicht :!: Wenn einer klaut, dann ist dieses schambesetzt, wenn mehrere gemeinsam klauen kann dieses der Situation (aus der Sicht der Diebe) durchaus angemessen sein, aber es ist trotzdem schambesetzt, weil der Diebstahl an sich ein Verstoß gegen die gesellschaftliche Norm ist. Ob einer oder mehrere Personen unbekleidet durch die Fußgängerzone gehen, ist dieses die gleiche Provokation. Nur die Frage des Abfangen der Gegenreaktionen ist in einer Gruppe einfacher und leichter, als wenn man alleine dort ist. Es kommt jedoch auf den Grund an, warum ich oder wir unbekleidet durch die Fußgängerzone gehen. Und nur der Grund kann den Ausschlag geben, ob dieses Verhalten schambesetzt sein muss oder nicht.

Das ist auch das Problem bei einigen FKK-lern, die sich selbst auf einem FKK-Platz unwohl fühlen, sobald sich da angezogene Menschen aufhalten.
Dieses ist eine Frage des körperlichen Selbstbewusstseins, des eigenen Körperbildes und der Frage, in welchem Umfange ich das gelernte Schamempfinden bzw. Schambewusstsein im Bezug auf meine Kleiderlosigkeit überwunden habe oder nicht.
Und weil nackt für sie vor allem bedeutet, Geschlechtsteile unbedeckt zu lassen, kommt es beim kalten Witterung zu unfreiwilligen Komik, in dem man obenherum angezogen ist, untenherum aber demonstrativ nicht, schließlich ist man auf einem FKK-Platz, nicht wahr? :D
Mir ist es nicht bekannt geworden, dass man selbst bei kalter Witterung "unten herum" unbekleidet sein muss. Ich kenne also diese unfreiwillige Komik nicht.

Auch FKK-ler wissen sehr wohl, was gesellschaftlich erlaubt ist und was nicht.
FKK'ler sind ganz normale Bürger unserer Gesellschaft und keine Anarchisten, Revolutzer oder sonst etwas.
Und sie wissen auch um die Gefahr, die eine vollkommene Nacktheit in Hinsicht der Sexualität mit sich bringt: Die Gefahr eine Erektion hervorzurufen und sichtbar werden zu lassen.
Ist es dir wirklich nicht möglich, dich von der Übersexualisierung der Nacktheit zu lösen? Das ist hier eine fixe Idee von dir, die mit der Realität nichts zu tun hat. Die Nacktheit als solches hat ebensoviele mit der Sexualität zu tun, wie das Kleidung tragen.

Deshalb meiden FKK-ler Körperkontakte untereinander.
Das ist die Meinung derjenigen, die mit FKK nichts am Hut haben oder FKK diskreditieren wollen.
Auch verliebte Pärchen liegen nicht eng beieinander wie auf dem Textilstrand und küssen sich auch nicht.
Diese deine Beobachtung kann ich so nicht bestätigen.
Die Freiheit, Wind und Wetter auf dem ganzen Körper spüren zu können, wird erkauft durch den Verzicht auf die Innigkeit im Umgang untereinander.
Ich halte dieses für eine Irrmeinung.
Dies muss so sein, weil wir alle nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut sind – und deshalb den Gesetzen der Biologie unterworfen.
Glaubst du wirklich, die Frage, ob du Kleidung trägst oder nicht, wäre eine Frage, die die Biologie interessiert?
Natürlich können auch sie Techniken entwickeln, um körperliche Reaktionen zu unterdrücken oder sie zumindest nicht sichtbar werden zu lassen.
Das ist ein Notausgangsargument, um ein Gegenargument nicht annehmen zu müssen.

Deswegen bin ich für die Enttabuisierung der Sexualität.
Hier müsstest du schon genau sagen, was du hier enttabuisieren möchtest. Es wäre in der Tat utopisch, die Sexualität in seiner Gänze enttabuisieren zu wollen.

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Hans H. » Fr 4. Okt 2019, 22:50

Eule hat geschrieben:@ Hans H.
Dass du mir gegenüber den Anspruch erhebst, mehr von der Psychologie zu verstehen, kannst du deinen eigenen Beiträgen entnehmen. Blätter also deine eigenen Beiträge zurück und du wirst fündig.
Dann nenne mir doch mal eine Stelle, wo ich das geschrieben haben soll. Mir ist so eine nicht bekannt, also halte ich das für eine haltlose und leere Behauptung.
Eule hat geschrieben:Du kannst durchaus mit Recht mein Argumentationsstil kritisieren. Da ich nicht weiß, weil du es noch nicht gesagt hast oder mir dieses unbekannt geblieben ist, aus welcher Fachrichtung heraus du argumentierst, kann ich dir auch nicht mit der höflichen Form antworten. Ich habe dir dieses mein Unwissen aber schon geäußert und du hast mich weiter in Unkenntnis deiner Fachrichtung gelassen. Warum?
Völliger Unsinn! Darüber hatte ich in diesem und anderen Threads genügend geschrieben. Hättest Du auch alles gelesen, worauf Du geantwortet hast, dann wüsstest Du darüber mehr, als irgend ein User hier über Deinen Background wissen kann.
Eule hat geschrieben:Ja, ich habe es schon gemerkt, dass du meine Grenzziehungen nicht immer erkennst und daher leicht abweichend antwortest.
So nennst Du es nun also, wenn Du meine Aussagen immer wieder völlig verdreht oder ganz verfälscht wiedergibst, um sie dann zu kritisieren.
Eule hat geschrieben: ... Wenn die Nacktscham ein angeborenes Verhalten wäre, dann wäre diese deine Aussage zutreffend. Wenn dem jedoch ein Lernverhalten zugrunde liegt, nicht hat mehr. ...
Diese Aussage im Zusammenhang mit dem von Dir davor zitierten Text und dem weitern Absatz zeigt nur, dass Du von der biologischen Sicht der Evolution von angeborenen und gelernten Empfindungen und Verhaltensweisen nichts verstehst. Dein recht eigenwilliges Verständnis von der Evolution hat man ja auch zuvor in anderen Beiträgen bereits sehen können. Das würde mich bei einem Nicht-Biologen nicht weiter stören, weil manche tiefer greifende Zusammenhänge nicht so ohne weiteres für Laien auf diesem Gebiet erkennbar sind, wenn aber einer ständig behauptet, allein alles richtig zu wissen, dann fühle ich mich durchaus zur Kritik in diesem Punkt berechtigt.

Du argumentierst hier ganz oberflächlich mit der Entwicklung unterschiedlicher Zivilisationsprozesse ohne dabei zu berücksichtigen, welche Empfindungen und Verhaltensweisen es gibt, die davon und von jeglicher unterschiedlichen Erziehung komplett unberührt und unbeeinflusst geblieben sind. Das kann man auch nicht mit einfachen Beobachtungen feststellen, sondern nur mit sehr umfangreichen Vergleichen unter Ausschaltung aller möglichen Faktoren, die einen direkten äußeren Einfluss, also u.a. zivilisationsbedingte Faktoren, haben könnten. Aber Du nimmst hier einfachste oberflächliche Beobachtungen, um damit die Aussagen der Verhaltensforschung zu widerlegen. Zu so einem unwissenschaftlichen Vorgehen habe ich eben meine eigene Meinung, die ich jetzt nicht weiter wiederhole.

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von Hans H. » Sa 5. Okt 2019, 00:14

Aria hat geschrieben:Die Scham, die ein Mädchen aus dem Amazonas empfindet, wenn sie ohne Hüftschnur angetroffen wird, ist nicht die gleiche Scham, die wir empfinden können, wenn wir nackt angetroffen werden. Es ist also keine Nacktscham, sondern eine Scham, die man empfindet, wenn man gegen sonstige gesellschaftliche Sitten verstößt. Nur in diesem Sinn sind die beiden Fälle – fehlende Hüftschnur dort, fehlende Kleidung hier – vergleichbar.

Ich würde sogar so weit gehen, dass es nur diese eine Scham gibt: Ein Verhalten, das gegen gesellschaftlichen Sitten verstößt und/oder der augenblicklichen Situation nicht angemessen ist.
Das ist jetzt hier die einzige Stelle der weiteren zwischenzeitlichen Beiträge, auf die ich hier jetzt noch eingehen will. Zuerst zum unteren Satz: Genau so hatte ich zu früherem Zeitpunkt auch argumentiert, u.a. als ich mit einem Fachmann über die Aussagen von I. E.-Eibesfeldt diskutiert hatte. Man kann das nun nicht alles wiedergeben, aber ich will einen Versuch wagen, ein paar Schwerpunkte zusammenzufassen.

Aus Sicht der Verhaltensforschung ist der Ursprung der Schamgefühle, wie schon geschrieben, das Unterwürfigkeitsgefühl, das bei Primaten mit sehr gut mit uns vergleichbaren Reaktionen, aber auch bei einigen anderen Säugetieren gut zu beobachten ist (Eule wird widersprechen, aber dies ist Stand der Wissenschaft in der Verhaltensforschung). Bei Primaten beobachtet man viele Situationen der Zurechtweisungen durch Ranghöhere oder auch Verscheuchen, wenn einer unerwünscht zu nahe kommt. Aus dieser Sicht ist erst einmal plausibel, dass es eine Empfindung ist die eintritt, wenn man gegen gesellschaftliche Sitten verstößt bzw. in der Familie das Kind gegen Verbote.

Bei Primaten tritt genau dasselbe Verhalten mit genau derselben Mimik ein, 1) bei einem weiblichen Tier, wenn sich ein Männchen zu sehr nähert und das Weibchen signalisieren will, dass es nicht paarungsbereit ist, 2) bei einem männlichen Tier, wenn es sich einem Weibchen nähert und daraufhin ein ranghöherer mit dem als "Sexualpräsentation" bezeichneten Verhalten klar macht, dass er der stärkere ist. Da dieses Verhalten des stärkeren oft auch eine Erektion zur Folge hat, kommt es vor, dass dieser prompt nach Rückzug des anderen versucht, sich an das Weibchen "heranzumachen" (mal vorsichtig ausgedrückt.), mal mit und mal ohne Erfolg. Wenn es nicht zu dem Rückzug des Anderen mit dem o.g. deutlichen Körpersignal kommt, ist ein Streit bzw. Kampf unvermeidlich. Hier wird übrigens für die männliche Seite auch der Gegenpol zum Schamverhalten deutlich. Deshalb empfinden Männer, die sich selbst einigermaßen dominant empfinden, nach Ende der Pubertät nichts von dieser Körperscham. Die kennen dann, wenn überhaupt, nur die gesellschaftlich geprägte oder anerzogene Scham.

Hier hat sich nun also die spezielle Form des Schamverhaltens herausgebildet, im Fall 1) Zeigen, nicht paarungsbereit zu sein, 2) Einem Kampf mit einem wahrscheinlich stärkeren Rivalen aus dem Weg zu gehen. Das wird nun mit klar erkennbaren Körpersignalen in allen menschlichen Kulturen wiedergefunden. Das Mädchen vom Amazonas zeigt mit der Hüftschnur, dass es nicht paarungsbereit ist. Diese Bedeutung der Hüftschnur ist dort überlieferte Kultur. Bei anderen unbekleideten Völkern in Indonesien ist hat sich als entsprechendes Signal herausgebildet, sich so weit zur Seite zu drehen, wenn eine Frau mit einem Mann in geringem Abstand spricht, dass dieser die Vorderseite der Frau nicht sieht.

Bei dem Mädchen am Amazonas konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass die Scham, die eintritt, wenn es die Schnur ablegen soll, nichts damit zu tun hat, dass gegen gesellschaftliche Sitten verstoßen würde. Da ich nicht dabei war und mich nicht an alles erinnere, was mir in der damaligen Diskussion erklärt wurde, kann ich die genauen Rahmenbedingungen nicht darlegen, aber es war jedenfalls klar, dass in diesen Verhaltens-Tests niemand anwesend war, der sich den Mädchen körperlich genähert hätte und diese wussten das genau. Auch war klar, dass es keine Folgen innerhalb der Dorfgesellschaft haben könnte, weil man einen geeigneten Rahmen gewählt hat, das auszuschließen. Aber solange ein fremder Mann (der Verhaltensforscher, ggf. noch ein Kameramann) zugegen war, trat diese Scham unvermeidbar auf. Gelernt war hier nur, dass in dieser Gesellschaft das Signalisieren, nicht paarungsbereit zu sein, über diese Hüftschnur festgelegt war, und für dieses Signal gibt es in vielen Gesellschaftsformen verschiedene Varianten. Aber auf keinen Fall gelernt oder anerzogen war, dass es ein Verbot gäbe, diese abzulegen.

Vergleichbare Beispiele aus anderen Kulturen gab es noch viele und in allen Fällen war gemeinsam, dass diese "Körperscham" in jungen Jahren nicht existierte, dann kurz vor der Pubertät begann einzutreten (was "kurz" bedeutet, kann ich nicht mehr genau sagen, aber ob ein oder zwei Jahre, wäre wohl egal), über die Pubertät und einige Zeit danach am stärksten auftrat um dann je nach kulturellen Rahmenbedingungen mehr oder weniger wieder abzuflachen. Eine über die Erziehung geprägte Nackt-Scham tritt dagegen schon früher auf, meistens schon ab 4 oder 5 Jahren und ist in manchen Kulturen erheblich stärker ausgeprägt, als die angeborene Komponente.

Gibt es nicht auch viele Beispiele von "FKK-Familien", in denen es niemals ein Nackt-Verbot gab und in denen die Kinder bis zum 6. Lebensjahr im Sommer im Garten textilfrei herumgelaufen sind (oder quer durch´s Dorf, was bei uns zu etwas Unverständnis der Nachbarn geführt hatte), und in denen sich plötzlich kurz vor der Pubertät eine Körperscham entwickelt? Und diese zeigt sich ja nicht nur dadurch, dass die Jugendlichen dieses Alters oft nicht mehr an den FKK-Strand mitkommen wollen, sondern auch dadurch, dass plötzlich zum Duschen das Badezimmer abgeschlossen wird! Da gibt es auf keinen Fall eine gesellschaftliche Norm, gegenüber der man etwas falsch macht, wenn man es nicht abschließt. Also woher kommt dieses Verhalten?

An der Stelle eine Unterbrechung für heute. Das ist jetzt noch ziemlich unvollständig. Aber ich möchte eigentlich noch nicht auf Antworten eingehen, solange ich das jetzt nicht fortgesetzt habe. Es fehlt z.B. noch die Betrachtung der männlichen Seite bei diesen Verhaltensweisen, und das ist noch komplizierter.

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Re: Unterschied Nacktheit/FKK und Voyeurismus/Exhibitiotioni

Beitrag von ostfriesenpaar » Sa 5. Okt 2019, 07:34

Aria hat geschrieben:Das ist auch das Problem bei einigen FKK-lern, die sich selbst auf einem FKK-Platz unwohl fühlen, sobald sich da angezogene Menschen aufhalten. Aus diesem Gefühl heraus verlangen sie dann kategorisch, dass sich alle an die Regeln halten und nackt sein müssen.
Nein, wir "verlangen" es hauptsächlich, weil die Gefahr wächst, dass FKK Plätze oder Strände in textile umgewandelt werden, sobald die ersten Bekleideten toleriert werden.
Beispiele dafür gibt es genug.
Aria hat geschrieben:Und weil nackt für sie vor allem bedeutet, Geschlechtsteile unbedeckt zu lassen, kommt es beim kalten Witterung zu unfreiwilligen Komik, in dem man oberherum angezogen ist, untenherum aber demonstrativ nicht, schließlich ist man auf einem FKK-Platz, nicht wahr?
Das ist jetzt völliger Unsinn eines Theoretikers. Kleidung ist ein Schutz gegen Kälte, Regen oder Sonne.
Ein T Shirt oder ein Pullover reichen völlig aus. Also, warum sollte man sich zusätzlich eine Hose anziehen, wenn es nicht notwendig ist?
Zu Beginn unserer Zeit als Naturisten empfanden wir diesen Anblick auch ein wenig merkwürdig und haben uns darüber amüsiert.
Aber das ist über 35 Jahre her und inzwischen haben wir schon lange gemerkt, dass es sinnvoll ist sich wetterbedingt so zu bekleiden.
Aria hat geschrieben:Deshalb meiden FKK-ler Körperkontakte untereinander. Auch verliebte Pärchen liegen nicht eng beieinander wie auf dem Textilstrand und küssen sich auch nicht. Die Freiheit, Wind und Wetter auf dem ganzen Körper spüren zu können, wird erkauft durch den Verzicht auf die Innigkeit im Umgang untereinander.
Bei dir mag es so (gewesen) sein.
Bei uns war es nicht so.
Wir lagen nackt und eng beieinander, egal ob am Textilstrand oder am FKK Strand.
Wenn sich etwas regte, dann blieb ich halt eine Weile auf dem Bauch liegen.
Davon abgesehen konnte eine normale Badehose aus früheren Zeiten auch keine Erektion verdecken.

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