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Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Mecki » So 9. Dez 2018, 15:43

Blood Moors hat geschrieben:
Mecki hat geschrieben:haben nicht auch FKK´ler selbst mit dazu beigetragen - zu dieser Entwicklung? FKK´ler dabei gänzlich auszuschließen, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist, wäre fahrlässig.

Habe ich irgend etwas ausgeschlossen? War nur eine allgemeine Feststellung.

Warum das so ist, darüber wurde hier schon seitenweise diskutiert und sich die Köppe eingeschlagen. Eine plausible Antwort steht bis heute aus. Einige haben sich ihre eigene Theorie zurecht gebogen und verteidigen diese vehement bis aufs Blut.


@ BloodMoors

alles gut...

Es ist ja gut, dass Feststellungen gemacht werden. Die müssen ja nicht unbedingt richtig sein, weil
es nun mal unterschiedliche Wahrnehmungen gibt.

Sich Trends ausgesetzt zu sehen, heißt ja nicht, sich den Trends anzuschließen. Nur...es kann nicht
gegen irgendetwas gewettert werden, was Frau/Mann selbst verfolgt....und da sehe ich das wie du....

Einige haben sich ihre eigene Theorie zurecht gebogen und verteidigen diese vehement bis aufs Blut!


....und damit ziemlich "allein" zu sein - das ist ja auch okay. Aber das als der Weisheit letzter Schluss
zu sehen.... ja, jedem das seine! Und ein "Alleinstellungsmerkmal" verallgemeinern zu wollen ... nee - oder?

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von seehas » So 9. Dez 2018, 16:29

Seit geraumer Zeit verfolge ich nun diese Diskussion und möchte nun ein par Bemerkungen dazu machen.Allgemein herrscht heute die Meinung daß die Leute früher Prüder und Verklemmter waren, dies trifft nur bedingt zu
da dies von verschiedenen Faktoren wie Alter, Erziehung und Religion abhing.
Man spricht z.Z. von einer neuen Welle der Prüderie. Aber auch das ist nicht zu verallgemeinern.
Waren es noch vor einigen Jahren mehr die Älteren die sich zugeknöpft zeigten, sind es heute die Jüngeren.
Zum Beispiel. Am Badestrand der Uni Konstanz war es noch vor ein paar Jahren üblich daß die Studenten dort hüllenlos badeten, heute ist dias gerade bei diesen vepönt. Der Zeitgeist spielt also eine Rolle.
Als zehnjähriger Junge verbrachte ich meine Ferien bei Verwandten auf einem abgelegenen Bauernhof. Daran daß mein gleichalteriger Cousin und ich tagelang völlig nackt dort umherli
efen hat sich damals kaum jemand gestört, und dies ist wohlgemerkt mehr als
fünfzig Jahre her. Heute würden gäbe es unter den "Pseudo-Kinderschützern" vermutlich einen Aufschrei wegen dieser "sittlichen Verwarlosung"

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Mo 10. Dez 2018, 19:45

Zu den Ausführungen von Seehas möchte ich jetzt einen völlig neuen Gedankengang äußern.

Die FKK-Bewegung ist entstanden aus der Bewegung "Zurück zu Natur". Unter dem Begriff "Zurück zur Natur" wurde verstanden, dass wir uns dem natürlichen Lebenswandel zuwenden sollten und uns von der Fehlentwicklung unseres kulturellen Prozesses lösen sollten. Besonders deutlich trat diese kulturelle Fehlentwicklung zum Anfang der Industriealisierung auf, die die Menschen, zumindest einen großen Teil hiervon, in eine körperfeindliche und ungesunde Lebensweise zwängten.

Zum allgemei9nen Begriffsverständnis. Der Mensch ist ein nacktes Wesen, weil es in der Evolution sein Fell verloren hat. Dieser Fellverlust brachte dem langsamen Menschen insofern einen Vorteil, dass dieser bei der Jagd über die gesamte Hautfläche schwitzen konnte und so seinen Körper vor Überhitzung schützte. Da das zu jagende Wild schneller war, als der Mensch, wurde dieser Geschwindigkeitsnachteil des Menschen durch das Schwitzen ausgeglichen, der Mensch also eine höhere Ausdauer hatte und so dem Wild nachstellen konnte. Während der menschliche Körper sich nicht überhitzte, vermochte das Wild seine Körpertemperatur nicht im gleichen Maaße zu regulieren und senken und konnte, weil es nun eine längere Erholungs- und Abkühlungsphase benötigte, vom Menschen eingeholt und erlegt werden.

In den Niederlanden gibt es eine FKK-Gruppe, die diese Nacktheit des Menschen dahin gehend interpretiert, dass sie sich vollständig rasieren (epilieren), also auch das Restfell des Menschen in der Gestalt von der Achsel- und der Schambehaarung entfernen. Ich halte dieses für eine extreme Auslegung des Begriffes der Nacktheit, weil diese Interpretation der Nacktheit über das natürlich gewachsene Restfell des Menschen hinaus geht. Wer es so will, soll es so machen, aber es ist nicht die Standartinterpretation des Begriffs der Nacktheit.

"Zurück zur Natur" bedeutet also, sich in den natürlichen Zustand zurück zu versetzen. Wie soll man dieses jetzt in der Öffentlichkeit vertreten: Verlangen wir jetzt also die Rückkehr zur Nacktheit? Lösen wir damit nicht eine moralische Diskussion aus, die uns mehr Widerstände bringt, als dass diese hilfreich ist? Oder fordern wir: "Alle Menschen dürfen Kleidung tragen, müssen es aber nicht!" Lenken wir mit dieser Forderung nicht die Aufmerksamkeit auf die Kleidung und der Frage, ob diese zu tragen immer notwendig und erforderlich ist? Wie seht ihr dieses?

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Seelöwe » Mo 10. Dez 2018, 20:22

@Eule,
schöner Gedankengang!
Unsere derzeitigen Lebensbedingungen sind weniger natur-entfremdet als vor 100 Jahren, und auch die Kleidung ist vom Stil her tendentiell bequemer / weniger einschränkend geworden.
Was sich aber immer weiter von der Natur entfernt hat, ist die anderen Sinneswahrnehmung: Lärm, Dauer-Musik-Berieselung, Duft- und Aromastoffe, und nicht zulezt der visuelle Dauerstress durch die „modenen Medien“. Das ist neben der überflüssigen Kleidung (Sinneswahrnehmung „Fühlen“) doch etwas, auf das man sich konzentrieren und was wir verbessern könnten. Ansätze wir Barfuss-Pfade, bewusstes Atmen, „“Waldbaden“. „Entschleunigung“ sind ja schon da und passen meiner Meinung nach gut ins Weltverständnis der FKK. Sollten wir darauf nicht aufbauen?
Grüße vom Seelöwen

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tursiops » Mo 10. Dez 2018, 20:24

Ob sie erforderlich ist möchte ich nicht behaupten, aber der nackte Mensch hat naturgemäss nun einmal keine Taschen. Auch wer als naturmensch auf die Jagd geht braucht irgendwelche Teile die am Körper befestigt werden wollen. Schon aus diesem Grunde ist Kleidung praktisch. Ob sie etwas bedecken muss sei dahingestellt aber Taschen die am Körper rumbammeln sind eher hinderlich.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Campingliesel » Mo 10. Dez 2018, 22:13

Ich glaube kaum, daß es gelingt, die Menschheit zurück zur Nacktheit zu bringen, wo es wärmemäßig möglich wäre.
Zurück zur Natur bedeutet nicht, den Menschen zurück in seine Urform der Steinzeit zu setzen, weil das einfach nicht mehr möglich ist. Zurück zur Natur sollte heute bedeuten, daß man sich mehr bewußt macht, was Natur ist, wie sie funktioniert, sie zu erhalten, wo sie noch vorhanden ist, nicht noch mehr zu zerstören, sondern ihr die Möglichkeit geben, sich wieder zu erholen. Und Natur ist nicht nur dazu da, um sie für unsere Zwecke zu benutzen. Viele wissen gar nicht mehr, was Natur überhaupt ist und wie da alles seinen Platz und seine Funktion hat. Natur ist nicht einfach, was schön grün aussieht wie in einem Bilderbuch und nicht nur dazu da, um darin herumzulatschen oder noch schlimmer: z.B.:überall mit Mountainbikes herumzukurven ohne Rücksicht auf Pflanzen und Tiere.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Mo 10. Dez 2018, 23:10

Ich will mich schon jetzt einschalten, damit die diskussion nicht in die falschen Bahnen kommt.

@ Tursiops
Die Erläuterung des Begriffs der Nacktheit kommt aus der Wissenschaft, so wie diese dort genutzt und verstanden wird. Es geht jetzt hier nicht darum, zu beurteilen, ob es praktischer ist, bei der Jagd Kleidung zu tragen oder nicht.

@ Seelöwe
Ob die Kleidung heute bequemer ist, als vor 100 Jahren, spielt jetzt keine Rolle. Bei unserer Diskussion geht es um die Frage, was der natürliche Zustand des Menschen ist und wie wir für mehr Toleranz, also weniger Scham, der Nacktheit gegenüber werben und argumentieren können.

@ Campingliesel
Ich glaube kaum, daß es gelingt, die Menschheit zurück zur Nacktheit zu bringen, wo es wärmemäßig möglich wäre.
Hier vermisse ich deine Begründung, warum du diesen so glaubst, wie du es hier ausdrückst. Jede Veränderung braucht den erstzen Schritt und eine entsprechend schlüssige und stringende Erklärung.
Zurück zur Natur bedeutet nicht, den Menschen zurück in seine Urform der Steinzeit zu setzen, ...
Dieses wird auch von keinem ernst zu nehmenden Menschen gefordert. Der evolutionäre Vorteil der Nacktheit des Menschen ist heute durch die moderne Technik nicht mehr so erfoderlich. Aber die evolutionären Prozesse verlaufen so langsam, dass die Frage, ob der Mensch sein Fell wieder zurück bekommen soll oder er die Fellreste ebenfalls verliert, noch nicht beantwortet wurde und eine Entwicklung in gleich welcher Richtung zurzeit nicht erkennbar ist.

@ alle
Habt ihr erkannt, wie meine These, meine Fragestellung
"Alle Menschen dürfen Kleidung tragen, müssen es aber nicht!"
aufgebaut ist? Welchen rhetorischen Trick nutze ich hier?

Wenn ich sage: "Ich möchte mich auch nackt in der Öffentlichkeit bewegen dürfen!" ist die Grundlage, also die Basis dieser Argumentation, das Tragen von Kleidung. Anstelle der Basis der Argumentation kann ich auch sagen, es ist normal Kleidung zu tragen. Wenn ich jetzt also den Wunsch äußere, mich ohne Kleidung in der Öffentlichkeit bewegen zu wollen, dann möchte ich eine Abweichung von der Normalerwartung und der gesellschaftlichen Grundhaltung erreichen. Kleidung tragen ist normal, das unbekleidet-Sein, also nackt-Sein, ist demnach nicht normal. Diese gewünschte Abweichung aus der Normalität wird dann einer moralischen Bewertung unterzogen und im Regelfall negativ bewertet. Mit der Argumentation in dieser Richtung baue ich also einen Widerstand auf und aktiviere ein Schamgefühl. Die Abweichung von der so unbewusst argumentierten Norm löst somit ein Schamgefühl aus, um diese Abweisung verhindern zu können.

Bei meiner Aussage: "Alle Menschen dürfen Kleidung tragen, müssen es aber nicht!" wird die Nacktheit als solche nicht angesprochen. Der Fokus liegt darauf, dass ich Kleidung tragen darf, aber nicht muss. Die Nacktheit ist hier also die Basis der Betrachtung und wird so unausgesprochen als moralisch unbedenklich bezeichnet. Das Tragen der Kleidung und seine Sinnhaftigkeit wird hier infrage gestellt. Die Natürlichkeit, also das Nichttragen von Kleidung wird einer Widernatürlichkeit mit dem Tragen der Kleidung entgegen gestellt. Natürlich und somit normal wird so die Nacktheit. Und moralisch verwerflich kann nicht das sein, was natürlich ist.

Findet ihr diese Argumentation zu abgehoben? Wenn ja, wie kann diese anders formuliert werden?

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Mo 10. Dez 2018, 23:17

Zu meiner These: "Alle Menschen dürfen Kleidung tragen, müssen es aber nicht!" will ich einen weiteren Gedankengang äußern. Es geht hier um den Freiheitsbegriff. Denn wenn ich die Freiheit habe, Kleidung tragen zu dürfen, dann habe ich unausgesprochen auch die Freiheit, keine Kleidung tragen zu dürfen. Diese These richtet sich somit gegen den Zwang, Kleidung tragen zu müssen. Tritt dieser Gedankengang auch hier hervor oder muss er anders ausgedrückt werden?

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Bummler » Di 11. Dez 2018, 08:47

Naja, keine Ahnung. Aber ich würde sagen, seit der Mensch nackt ist muss er Kleidung tragen, damit er überlebt.
Insofern ist Kleidung natürlich und Nacktheit eine Besonderheit, die nur in einem gewissen Rahmen möglich ist.
Die Argumentation, dass Nacktheit natürlich ist geht fehl, weil der Mensch erst durch Kleidung die Natur nutzen konnte.
Etwas anderes ist die moralische Einordnung der Nacktheit. Also das schamauslösende Moment infolge der Nacktheit.

Eule hat geschrieben:Zu meiner These: "Alle Menschen dürfen Kleidung tragen, müssen es aber nicht!" ...


Die Antwort der allermeisten Textilen: "Mich stört die Kleidung nicht."

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tim007 » Di 11. Dez 2018, 09:11

Mich auch nicht, jedenfalls in unseren Breitengraden.
Sie kann auch Sicherheit geben und das Rollenspiel eines jeden Menschen unterstützen.

Manchmal kann sie gleichwohl stören. Ausnahmen bestätigen auch insoweit die Regel.
Etwa beim Liebesspiel, bei großer Hitze oder beim Schwimmen.

Nacktheit kann zudem ein nicht zu unterschätzender Luxus sein. Und wer wollte ohne Luxus leben?
Wenn ich mir nach getaner Arbeit meine speckige Jeans anziehe oder mich ganz ausziehe, bringe ich eine Stimmung zum Ausdruck:
"Hier bin ich Mensch. Hier darf ich's sein."

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