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Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von ostfriesenpaar » Mi 26. Dez 2018, 21:38

Maike hat geschrieben:Ich finde gucken nicht schlimm. Ist ja auch angezogen normal.
Was blöd ist und nicht geht ist angestarrt werden
Ein knackiger Hintern ist doch immer einen Blick wert. Egal, ob nackt oder verpackt.
Zumindest meine Frau und ich sind uns da einig und schauen nicht demonstrativ beiseite. Warum auch?
Der Hintern bemerkt es ja nicht.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von NackteBohne » Mi 26. Dez 2018, 21:43

Campingliesel hat geschrieben:Wie auch immer. Jedenfalls kannte ich bis Ende der 80er nichts anderes als normal behaart wie gewachsen. Und deshalb hatte auch niemand einen Grund, da extra hinzugucken. Heute gucken viele, um festzustellen, ob oder wie jemand rasiert oder nicht ist oder wie auch immer "gestylt" sein mag. Und genau da liegt die Ursache dafür, daß man heute solche Regeln für den FKK-Strand braucht, was früher eben niemand sonderlich interessiert hat, weil es einfach selbstverständlich war, daß man bei Gesprächen einen normalen Blickkontakt herstellt.

Im Gespräch ist es selbstverständlich, dass man sich ins Gesicht sieht und nicht die Brüste der Gesprächspartnerin anstarrt oder noch tiefer gafft. Das alles aber nicht krampfhaft. Ansehen - ohne zu mustern, starren, sich daran aufzugeilen - des ganzen Körpers ist aber kein grundsätzliches Tabu.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Mi 26. Dez 2018, 22:38

@ Campingliesel
Ich glaube nicht, daß heute soviele so empfindlich reagieren, weil es ja doch sehr viele gemischte Strände und Plätze gibt und auch auf Wanderungen die meisten Nacktwanderer keine Probleme mit den Textilen haben.
Nun, es ist keine Frage des Glaubens. Du musst nur genau und unvoreingenommen hinhören können, um zu erfahren, was wirklich gemeint ist.

@ Timm
Es sei denn, es bestünde Einigkeit, dass die Höflichkeit nicht mit der Kleidung abgelegt wird. Wenn jemand meinen Schritt penetrant fixierte, ob in Badehose oder nicht, wäre das gleichermaßen irritierend.
Hier denke ich, besteht zwischen uns kein Dissens. Somit könnten wir uns von diesem Randthema abwenden und zu den wesentlichen Fragen vorstoßen.

@ Hajo
Das, was du als Konformismus bezeichnest, gehört für mich ins Feld des kulturellen Lernens und der sozialen Norm. Eine biologische Determinierung kann ich nicht erkennen. Ich halte deinen Gedankengang jedoch für eine interessante Denklösung.

@ BOeinNackter
Ich finde es wichtig, dass sich Bekleidete an Nackte gewöhnen. Konfrontation mit Information wäre hoffentlich hilfreich.
Ich verstehe gleichzeitig, dass manche nicht gern in Gegenwart von Bekleideten nackt sind. Beides bräuchte mehr Diskurs und eingehende Gespräche.
Hier bin ich voll und ganz bei dir. Den letzten Satz betrachte ich als den Zentralsatz, der von uns genutzt werden muss. Wir sollen nicht warten, bis die Gegenseite zum Gespräch bereit ist, wir müssen diese Gespräche stets anbieten, ohne dem Gegenüber unsere Meinung und Haltung aufzwingen zu wollen.

@ Campingliesel
Wenn man dann natürlich das "Hingucken" auf die Intimzone durch Intimpiercings und Rasur (diese vor allem bei den Frauen) auch noch fördert, muß man sich nicht wundern, wenn man dann solche Regeln braucht. Wobei diese dann aber wohl auch nichts mehr nützen.
War es lange Zeit bei den FKK-Vereinen äußerst suspekt, sich zu epilieren, so ist es jetzt äußerst suspekt, sich mit Intimpiercings zu versehen. Man möchte so eine Betonung der Genitalien vermeiden. Auch wenn ich den dahinter liegenden Gedankengang nachvollziehen kann, so setzen sich diese Personen doch dem Vorwurf aus, einer Moralvorstellung zu folgen, die nicht mehr zeitgemäß ist und den Gedanken der jungen Leute nicht verstehen.

@ BOeinNackter
Für mich ist es ein wichtiges Ziel der Freikörperkultur, sich nicht für irgendein Teil des eigenen Körpers schämen zu müssen. Dass dieses Ziel oft nur schwer zu erreichen ist, kann nicht dazu führen, es zu revidieren.
Es ist doch wohl immer noch so, dass viele Menschen ein schwieriges Verhältnis zu ihren Geschlechts- und Ausscheidungsorganen haben, sie oft nur wenig kennen.
Auch hier bin ich voll und ganz bei dir. Als ich diese Zeilen las, kam mir folgende Aussage in den Sinn: "Die jungen Balinesen werden von klein auf dazu erzogen, die Geschlechtsorgane als etwas Schönes und Liebes zu empfinden. Sie* schreibt: "Der Penis der Knaben ist ein Gegenstand, mit der seine Mutter, das Kindermädchen und alle Menschen aus seiner Umgebung ständig spielen, an dem sie zupfen und kitzeln. Dieses leichte Prikeln wird begleitet vom wiederholten >schön, schön, schön<, ein Adjektiv, das nur beim männlichen Geschlecht verwendet wird. Die Vagina des Mädchens wird gestreichelt mit dem dazugehörenden weiblichen Adjektiv >lieb, lieb, lieb<". (Anton-Andreas Guha, Sexualität und Pornographie, S. 37, Fischer Taschenbuch Verlag, 1971) ((Sie* = Margaret Mead)) Es fällt mir nicht schwer, mir vorzustellen, was passiert, wenn jemand sich hier bei uns so verhalten würde.
Da würde es Naturisten doch eigentlich gut anstehen, für eine Kultur des Hinsehens einzutreten.
Diesen Satz würde ich anders formulieren, obgleich wir beide sicherlich das Gleiche meinen und wollen. Ich würde so formulieren: "Da würde es Naturisten doch eigentlich gut anstehen, für eine Kultur des Nichtwegschauens einzutreten." Einen bekleideten Menschen sehe ich in seiner Ganzheit an, warum nicht auch so einen unbekleideten?

Wer jetzt glaubt, ich sei für ein Hinglotzen auf den Genitalbereich, der hat mich nicht verstanden. Ich muss weder dorthin hinglotzen noch zwanghaft wegschauen.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von NackteBohne » Mi 26. Dez 2018, 22:43

Da sind wir uns offenbar alle völlig einig.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Do 27. Dez 2018, 19:50

ok- :D

Dann können wir uns ja der nächsten Frage zuwenden. Warum fühlen sich viele Nudisten bedrängt, wenn bekleidete in Ihrer Nähe sind? :roll:

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von NackteBohne » Do 27. Dez 2018, 19:59

Also, wenn sich eine Einzelne Person nicht gleich nackig machen möchte, weil sie sich offensichtlich noch nicht recht traut, finde ich das akzeptabel. Sie wird schon bald merken, wie normal die Nackedeis miteinander umgehen.
Wenn sich aber bspw. eine Gruppe übermütiger Jugendlicher textil, laut und womöglich noch mit Bierchen bewaffnet zum FKK-Strand begibt, um sich über die FKKler zu belustigen, sähe das schon anders aus

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Kantianer » Fr 28. Dez 2018, 16:52

Nackt-Kultur als solches schützt den der sich in diesem Rahmen bewegt. Mag bei der bloßen Tatsache am Wasser nicht so offen zu erkennen sein.

Wiederum die passive Legitimation zeigt offen die Grenzen, der anders denkenden auf. So geht es nach allgemeiner Auffassung nicht, nackt am Textilabschnitt herum zu laufen.

Umgekehrt sind Angezogene unter Nackten durchaus über griffig. Da es sich um keinen gewöhnlichen Umgang, den man kennt, ist man in der Regel irritiert.

Vielfach wird das als Missachtung der Anstandsregeln gesehen.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tim007 » Fr 28. Dez 2018, 16:59

Eules Frage ist berechtigt.

Ich war vor Jahren in Prerow. Dort hatte ich bei schönem Wetter eine kilometerlange Nacktwanderung am Strand gemacht. Da es sehr warm war, waren die meisten anderen auch nackt.

Als ich umkehrte, ging die Sonne schon fast unter. Die Sandburgbauer waren weg, und stattdessen war der Strand voller angezogener Leute, die vielleicht in den Ort zum Essen gehen wollten. Keine Ahnung. Es sah dann so aus, dass ich, als fast einziger nackt, gegen den textilen Menschenstrom ging.

Ich hatte mich sehr unwohl gefühlt.

Jetzt habt Ihr mich alle verdorben, und ich wäre daher nicht mehr so empfindlich. Wohl fühlte ich mich aber wahrscheinlich in so einer Situation immer noch nicht. Warum auch immer.

 

Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von guenni » Fr 28. Dez 2018, 18:57

@tim,
das kann ich nachvollziehen. man weiß nie, ob sich da jemand unberechtigt aufregt.
aber an einem strand, der tagsüber nackt besucht wird, ist natürlich auch am abend mit nackten zu rechnen.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Fr 28. Dez 2018, 19:49

Jetzt will ich den Gedankengang von Tim aufgreifen. Dieser erinnerte mich an einem Gedanken oder vielleicht Furcht aus meiner Pubertät. Dort hatte ich zwei Träume, die sich als ein Gegensatz darstellen könnten, aber trotzdem das gleiche Problemfeld beschreiben. Beim ersten Traum waren alle um mich herum nackt, nur ich war angezogen. Beim zweiten Traum war ich nackt und alle um mich herum angezogen. Beide Träume lösten ein unangenehmes Gefühl aus, nämlich nicht dazu zu gehören. Also ein Außenseiter oder Fremder zu sein. Es war also keine Frage der Moral oder der bürgerlichen Moral: "Das tut man nicht!" Es war in der Tat nur das Gefühl, nicht dazu zu gehören.

Spielt hier also das Gefühl der Unsicherheit, des ausgeschlossen-seins, eine Rolle oder stellt sich ein anderes Gefühl ein, wenn sich FKK'ler unwohl fühlen, wenn Bekleideten sich unter ihnen mischen?

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