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Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Campingliesel » Di 9. Okt 2018, 09:34

kruemel77 hat geschrieben:Ich frage mich eher, ob der Threadersteller eine solche Diskussion im Sinn hatte. Nacktheit quasi überall zu fordern und alle, die das nicht akzeptieren wollen, zu "bestrafen" ist sicher keine Position, die potentiellen FKKlern hilft oder vielleicht sogar FKKler in die Ecke einer "seltsamen Randgruppe" stellt.

Für mich stellt sich eher die Frage, wie man es erreichen kann, dass dort wo es im Sommer in Natur und Freizeit einfach Sinn macht, wieder mehr Leute ihre Scham überwinden und auf ihren "Sichtschutz" verzichten. Ich weiß nicht welche (gesellschaftliche) Entwicklung dazu führen könnte, dass die Zahl der FKKler wieder signifikant steigt. Da hilft im Moment wohl wirklich nur selbst im Freundes- und Bekanntenkreis offensiv damit umzugehen, zu berichten und den ein oder anderen vielleicht dafür zu begeistern. Dass "aus der Gesellschaft" heraus ein Momentum entsteht, das die Zahl der FKKler wieder deutlich steigen lässt, sehe ich derzeit leider nicht.


Da hast wohl völlig recht. Manchmal braucht es eben einfach ein Funke, der überspringt und plötzlich die Massen mobilisiert. Das ist auch nicht vorhersehbar oder gar planbar.
Man kann das mit all den anderen Dingen vergleichen, die plötzlich interessant werden und zur Mode werden. Da weiß man auch oft nicht, welchen Auslöser das hatte. Auch z.b. bekannte Lieder, die zum Dauerbrenner werden . Das war oft auch total unbeabsichtigt.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von HTJ » Di 9. Okt 2018, 09:36

Also Nacktheit überall und zu jeder Zeit habe ich bestimmt nicht gefortdert.
@ kruemel77
Dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Mich würde mal interessieren welche Aktivitäten durch das Schamgefühl bei dir eingeschränkt waren. Es ist ja so, das Schamgefühl muß man überwinden wollen. Die Mehrheit der Menschen will es aber nicht überwinden und haben sich ganz gut damit eingerichtet.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von skyfire » Di 9. Okt 2018, 09:55

Die Mehrheit der Menschen ist ja auch erwiesenermaßen dumm.

Vielleicht funktioniert ja folgender Ansatz:
Schamgefühl, egal woher, schränkt ein.
Wer sich also etwas Naturgegebenens "schämt", ist beschränkt.
Ansonsten hat man immer noch die Wahl.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Campingliesel » Di 9. Okt 2018, 10:24

skyfire hat geschrieben:Die Mehrheit der Menschen ist ja auch erwiesenermaßen dumm.

Vielleicht funktioniert ja folgender Ansatz:
Schamgefühl, egal woher, schränkt ein.
Wer sich also etwas Naturgegebenens "schämt", ist beschränkt.
Ansonsten hat man immer noch die Wahl.


Das hat aber absolut nichts mt Dummheit zu tun. Wer so aufgewachsen ist und nichts anderes kennenlernt, weiß es eben nicht anders. Es hat auch nichts mit Dummheit zu tun, wenn jemand Angst hat, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen. Dann fehlt es höchstens an Selbstbewußtsein. Natürlich hilft Bildung und Information oft weiter.
Aber auch Du bist sicher nicht der klügste Mensch auf der Welt, der alles weiß.
Gehe doch mal in das Quiz von Jörg Pilawa "Ich weiß alles". Mal sehen, wie weit du da kommst. Das ist nämlich sehr schwer.

Im übrigen gibt es dafür auch in Wikipedia einen Artikel, den Du Dir mal verinnerlichen solltest:

Der Ausdruck Blödheit bedeutete in seiner Sprachentwicklung unter anderem Schwäche, Schüchternheit oder Ungeschicklichkeit und wird heute oft gleichgesetzt mit Dummheit. Die Verwendung des Wortes im Hinblick auf die Charakterisierung einer Person ist heute herabmindernd und häufig beleidigend.

Pierers Universal-Lexikon von 1857 unterscheidet bei dem Begriff zwischen "der Schwäche des Verstandes, welche eine Unklarheit u. Verworrenheit der Vorstellungen veranlasst" und einer Blödheit "die aus Mangel an Selbstvertrauen entsprungene Furchtsamkeit im geselligen Umgange, Ängstlichkeit durch sein Benehmen gegen den Tact od. die seine Sitte zu verstoßen".[1] In Kirchner/Michaëlis Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe wird Blödigkeit als "die aus Urteilsschwäche und Mangel an Selbstvertrauen entspringende Schüchternheit im Verkehr mit anderen" beschrieben.[2] Knaurs Wörterbuch über Bedeutung, Herkunft etc. von 1985 unterscheidet zwischen Blödheit einmal als Schwachsinn, dann als Dummheit und schließlich als eine Beschaffenheit. Letzteres findet Anwendung beispielsweise in der Bemerkung, dass ein Text an Blödheit nicht zu übertreffen sei.[3]

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von kruemel77 » Di 9. Okt 2018, 10:50

@ HTJ
Im Prinzip z.B. fast alles was beinhaltet, dass man sich umziehen muss, ohne dass man "abgeschirmt" ist. Das war der Schwimmunterricht in der Schule, Klassenfahrten etc. Übernachtungen bei Freunden habe ich gemieden, weil ich nicht wusste, wo und wie ich mich da umziehen kann. Sauna wäre undenkbar gewesen. Selbst in Unterwäsche beim Arzt oder bei Physiotherapie etc. kam ich mir "nackt" vor, hatte ich ein großes Schamgefühl. Weil sich im Freibad Freunde einfach unterm Handtuch umzogen, was bei mir große Nervosität verursachte, und es mir aber auch peinlich war dafür in eine Umkleidekabine zu gehen, habe ich das lieber gleich gemieden und blieb daheim usw.
Das zog sich wie so ein roter Faden durch mein Leben. Ich hatte mich auch "eingerichtet", aber eben dadurch auch stark eingeschränkt gefühlt. Es begann mich mehr und mehr zu ärgern, dass ich so "anders" war. Das konnte doch nicht sein, dass das scheinbar für die meisten alles kein Problem war, für mich aber schon. Und dabei ging es ja gar nicht mal darum irgendwelche Aktivitäten nackt auszuführen oder nackt vor dem anderen Geschlecht zu sein.

Irgendwann war eben der Punkt erreicht, wo der Leidensdruck und die Perspektive, dass das immer so weiter geht, quälender war, als eben die Angst vor dem Versuch diese Scham doch endlich zu überwinden. Ich fing dann auch an mir auszumalen, wie es später mit eigener Familie wäre. Meine Kinder sollten auf keinen Fall auch so verklemmt aufwachsen. Oder sie schaffen es von sich aus trotzdem ein gesundes Verhältnis zum Thema Nacktheit zu entwickeln und mein Selbstbewusstsein sinkt dadurch noch weiter.
Dass ich bei der Ausgangslage dann mal bei Freude an FKK landen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. :lol:
Komischerweise war der Unterschied zwischen "ich bin nur kurz unter der Dusche nackt vor anderen" oder dauerhaft im Schwimmbad oder so für mich dann gar kein so großer. Dass mich auch Frauen nackt sahen, spielte irgendwie gar keine große Rolle, es waren halt alle nackt... Für viele scheint das ja einen größeren Unterschied zu machen.
Letzten Endes war mein Verhalten früher völlig irrational, aber ich konnte es scheinbar lange nicht ändern.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von HTJ » Di 9. Okt 2018, 13:02

@ kruemel77
Das Problem ist, daß du noch eine Generation bist, in der deine Einstellung vielleicht unnormal und die Einstellung der anderen normal war. Heute ist das ja anders. Von den jungen Leuten geht kaum einer in die "Nackt"-Sauna, im Bad wird sich in einer Kabine umgezogen und beim Arzt... Naja dort geht es noch, aber es ist unangenehm. Mein großer Sohn hat mir erzählt, daß sich bei ihm zur Klassenfahrt alle ein Handtuch darüber gelegt haben beim Schlafanzug anziehen. Und geduscht wurde da schon gar nicht. Die junge Generation ist eben die, die sich in ihren Schamgefühl gut eingerichtet hat.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von HTJ » Di 9. Okt 2018, 13:10

skyfire hat geschrieben:Die Mehrheit der Menschen ist ja auch erwiesenermaßen dumm.
.

Schamgefühl ist erstmal weder schlau noch dumm. Das wäre das selbe als wenn jemand, der nur Hard-Rock-Musik mag, sagt, Leute, die klassische Musik mögen sind dumm.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von skyfire » Di 9. Okt 2018, 13:15

Das ist völlig von der Erziehung abhängig.
Ziehtochter von mir, zu dem Zeitpunkt 12 oder 13, am See völlig selbstverständlich raus aus den Klamotten und ab ins Wasser...
Ein anderes Mädchen etwa gleichen Alters hat dann den (nach dem Schwimmen nassen) Bikini ausgezogen und festgestellt wie praktisch das war. Die Mutter hat sich danach quasi bedankt... so ist das, wenn Kindern eben kein unsinniges Schamgefühl beigebracht wird, sondern ein gesundes Selbst- und Körperbewusstsein. Übrigens sind entsprechend selbstbewusste Kinder auch erwiesenermaßen weit weniger anfällig für "Übergriffe" irgendwecher Gestörter, weil sie sich einerseits wehren und wissen was jemand nicht darf, und andererseits auf diese "Gestörten" nicht als "Opfer" wirken.
okay, ist jetzt 12-13 Jahre her, aber "na und"? Ist ein Mädel aus den 90ern, und damit auch schon eine "Generation weiter".

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von BOeinNackter » Di 9. Okt 2018, 13:33

Hier stehen ja mal einige schöne Beiträge. Eigene Erlebnisse mit der Scham anderer und der eigenen, Ideen, wie man sie überwindet und wie an mit seinem Umfeld redet. Das ist interessant und gibt Anregungen zu eigenen Ideen.
Wenn es jetzt darum geht, die Fremdschämer oder gar Schamverletzten zu schonen, klingt das schon irgendwie liberal und menschenfreundlich, bewirkt aber in Konsequenz, das es die Nackten sind, die sich doch lieber was anziehen. So wird der Raum für Nacktheit immer enger.
Ist das nicht auch eine Art Scham? Ich habe den Begriff Schamverletzung benutzt, der ja bei Exhibitionismus gern verwendet wird. Klar, wer will schon mit denen in einen Topf gesteckt werden, obwohl es über Exhibitionismus als Vorwurf vieles zu klären gäbe.

Auch Naturisten haben Schamgrenzen.
Ich kenne einige FKKler, für die Nacktwandern, Nackttanz, Nacktsport oder Nacktyoga total unanständig sind. Nackt ist man wo es hingehört, im Liegestuhl oder im Wasser.
Auch die Diskussion um Naturismus und Nudismus hat für mich etwas mit Scham zu tun. Ist es nicht auch eine Folge von Scham, wenn man nicht Nudist genannt werden möchte, einer der gern nackt ist? Als Naturliebhaber zu gelten, wirkt da doch viel hübscher.
Auch sog. FKK-Knigges sind aus der Scham geboren, wenn sie empfehlen, sich gegenseitig nur ins Gesicht zu schauen, nicht zu starren, nicht zu offen seine Nacktheit zu zeigen, z.B. breitbeinig. Nackt sein und nicht gesehen werden wollen, manche finden das nur lustig.
Auch die Abgrenzung der Nacktheit von der Sexualität hat zum Teil mit Scham zu tun, wenn wir Sexualität immer noch tabuisieren. Dabei geht es doch bei unserer Nacktheit im Wesentlichen um die Befreiung von Teilen unseres Körpers von Kleidung, die mit Sexualität verbunden werden. Da hilft es nicht, die Sexualität auszuschließen um nicht weiter darüber zu reden. Wir sind nicht mehr auf dem Stand der 1920er bis 1960er Jahre. Reden über Sexualität, auch mit Partnern, ist aber immer noch ein Scham-Problem.

@Kruemel77 hat sehr schön geschildert, wie befreiend es sein kann, eine Schamschwelle zu überwinden. Auch ich sehe mich immer noch mit solchen Schwellen konfrontiert. Jede Überwindung ist ein kleiner Triumpf.
Die Scham sei wichtig, weil sie es uns schwer macht, Gesetze und allgemeine Gepflogenheiten zu übertreten. Es gibt aber nun einmal Gepflogenheiten, denen man keine flächendeckende und ewige Gültigkeit wünscht.

Dabei ist es wohl fast das Wichtigste, die Scham zu überwinden, über unsere solche Gepflogenheiten und unsere absichtlichen Übertretungen ins Gespräch zu kommen.

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von BOeinNackter » Di 9. Okt 2018, 15:14

Ich finde es richtig, nicht immer nur Rücksicht zu üben, gegenüber jenen, die nicht wissen, wo sie hingucken sollen, wenn jemand nackt vor ihnen steht. Das zu oft zu vermeiden nimmt uns immer mehr Raum.
Gleichzeitig möchte ich tolerant sein gegenüber jenen, die sich nach dem Nacktbaden oder der Sauna was anziehen oder gar angezogen an einer Nacktwanderung teilnehmen. Die angezogenen Männer in FKK-Bereichen werden auch vielleicht zu Unrecht als Spanner bezeichnet.
Ich kenne einige Frauen, die weiterhin mit mir tanzen, obwohl sie wissen, dass ich gern nackt tanze, es aber für sich ablehnen.
Ich möchte davon ausgehen, dass sie alle sich immerhin bis zu diesem Punkt auf den Weg gemacht haben. Sie zeigen mehr Toleranz als manch andere, sind vielleicht neugierig und ich möchte sie einladen, den Weg weiter zu gehen. Eine Haltung, die ihnen Dummheit bescheinigt, wird sie nur selten dazu bewegen, es zu versuchen.

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