riedfritz hat geschrieben:Campingliesel hat geschrieben:aber es gibt doch hin und wieder welche, die das verstanden haben, und die FKK so leben möchten, wie sie es wohl von den Eltern gehört und gelernt haben.
Auch wenn es Definitionen geben sollte, was "reine FKK" und was "Pornografie" ist, ist dies jeweils eine Beschreibung durch Worte, die, auch evtl. sogar von Gerichten in Urteilen niedergelegt, immer Interpretationsspielraum lassen, weil die Grenzen trotzdem fließend bleiben.
Die "Eltern" oder frühere Generationen hierfür anzuführen, ist einfach lächerlich weil sich die Ansichten zwischenzeitlich völlig geändert haben. Zu Beginn der "reinen FKK", war das Zeigen eines unbedeckten weiblichen Knies schon unsittlich und am Rande der Pornografie! Auf welchen Zeitpunkt willst du den Beginn der "reinen FKK" festlegen?
Viele Grüße,
Fritz
Wieso ist es lächerlich, die Ansichten von Eltern und früheren Generationen anzuführen? Diese damaligen Ansichten haben jedenfalls ab den 50er Jahren zu einem Boom der FKK geführt, die genau bis zu den 90er Jahren anhielt. Es wurde hier ja schon oft genug darüber diskutiert, warum sich das danach völlig geändert hat. Man kann das nicht einfach auf irgendeinen Zeitgeist schieben, der von selbst kam. Von selbst kommt nämlich nichts. Alles hat einen Auslöser, auch wenn er zunächst noch so unscheinbar ist. Und wenn man nicht wahrhaben will, daß das schleichend mit den Sex-Videos geschah, die in den Videotheken, die schon während der 80er wie Pilze aus dem Boden schossen, für jeden Volljährigen zu haben waren, kam, dann schiebt man es auf irgendeinen Zeitgeist, wofür man aber keine plausiblere Erklärung findet.
Auf die FKK wirkte sich das erst langsam während der 90er aus. Das Internet verstärkte das dann noch und ersetzte die Videos.
Daß ganz am Anfang der FKK jede Nacktheit, sogar auch bis zu Deinem erwähnten unbedeckten Knie verpönt war, war einfach der damaligen Biedermeier-Prüderie anzulasten. Damals fand Sex nur im Verborgenen, im privaten Schlafzimmer oder in Bordellen statt, und darüber sprach man höchstens unter vorgehaltener Hand oder gar nicht. Und ansonsten gab es keine sichtbare Nacktheit. Nicht mal innerhalb der Familie. Aber das blieb ja sogar unter den Textilen oft bis heute so. Trotz aller entstandenen Freizügigkeiten.
Spätestens nach dem Krieg war diese Biedermeier-Prüderie verschwunden und es kam eine völlig neue Zeit. Die Vereine vermehrten sich stark und in der DDR brauchte man das erst gar nicht. Aber der wichtigste Grundsatz, daß FKK keinen Bezug zur Sexualität hatte, blieb erhalten. Dadurch konnte man frei und ungezwungen nackt sein, zumindest auf den dafür zugelassenen Plätzen. Frei und ungezwungen hieß aber eben nicht, daß man auch offen für Sexuelles war, sondern daß man keine Probleme und Angst wegen Belästigungen zu haben brauchte und daß es auch keine Probleme wegen körperlichen "Unschönheiten" oder der Pubertät gab.
Wenn jemand die FKK für sich entdeckte, auch wenn er noch so prüde erzogen worden war, dann konnte er sich selbst davon überzeugen und jede Scheu vor der Nacktheit ablegen - ohne Angst. Das war wohl bei den meisten Leuten so, die in den 50ern und 60ern als junge Erwachsene mit der FKK anfingen und von den Eltern ganz bestimmt kaum eine FKK-Erziehung genossen haben. Außer den wenigen, die schon in den ersten Vereinen dabei waren.