Eule hat geschrieben:Leider konnte ich aus dem zitierten Artikel nicht entnehmen, wer der Referent war.
Nicht? Steht doch auf der letzten Seite unter: © Doris Strahm 2002: Religion und Lust,
http://www.doris-strahm.ch Eule hat geschrieben:Ich bin mir voll bewusst, dass das Thema der Erbsünde oft mit dem Beispiel der Sexualität verkünpft wird, um es besser und verständlicher darzustellen. Zum Zeitpunkt des Setzens der Erbsünde gab es noch keine Sexualität (philosophisch gesehen). Augustinus kannte den vollen Umfang der Sexualität noch nicht, insbesondere die weibliche Sexualität war ihm fremd. Nicht weil er ein Mönch war. Nein, weil diese zu seinen Lebzeiten unbekannt und unerklärlich war.
Augustinus kannte den vollen Umfang der Sexualität noch nicht? Eine ziemlich gewagte Aussage bei seinem Vorleben – Zitat aus
Wikipedia:
In seinen späteren Texten berichtet er von jugendlichen Ausschweifungen in dieser Zeit. Er ging früh eine uneheliche Verbindung ein mit einer Frau unbekannten Namens aus Karthago (Jostein Gaarder nennt sie in seinem Buch „Vita brevis“ mit fiktiven Briefen an Augustinus „Floria Aemilia“), die 15 Jahre lang dauern sollte. Diese Lebensgefährtin gebar 372 einen gemeinsamen Sohn, der den Namen Adeodatus („Der von Gott Gegebene“) erhielt.
[…]
Auf Drängen seiner Mutter, die für ihn eine standesgemäße Verlobung mit einem christlichen Mädchen aus wohlhabender Familie arrangiert hatte, trennte er sich im selben Jahr (385) von seiner Lebensgefährtin, die nach Nordafrika zurückkehrte. Der gemeinsame Sohn blieb bei Augustinus. Bis zur Heiratsfähigkeit der Verlobten lebte Augustinus zwei Jahre lang mit einer anderen Frau zusammen.
[…]
Im selben Jahr (386) geriet Augustinus in eine intellektuelle, psychische und körperliche Krise, worauf er seinen Beruf aufgab (Conf. VIII 2,2–4). Die Wende brachte am 15. August 386 eine meist als Bekehrungserlebnis bezeichnete religiöse Erfahrung. Infolgedessen beschloss er, auf Ehe, Geschlechtsverkehr und Beruf zu verzichten und ein kontemplatives Leben zu führen.Für das Bekehrungserlebnis war essentiell diese Stelle aus dem Paulus Brief (Röm 13,13–14) - Zitat:
„Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste“.Was folgte ist bekannt: Mit seinen u.a. gegen alles Sexuelle gerichteten Schriften beeinflusste er für mehr als 1000 Jahre „die Lehre fast aller westlichen Kirchen, ob katholisch oder evangelisch.“
Wenn man sich nun fragt, woher diese Verdammung des Sexuellen (und der Nacktheit!) kommt, dann muss man zuerst an die christlichen Kirchen denken, die bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts als
die moralischen Autoritäten galten (bis zum II. Weltkrieg bekannten sich 95% der Deutschen zum Christentum). Wenn du, Eule, mit deiner vielbenutzten Formulierung „kulturhistorischer Hintergrund“ das meinst, dann sind wir einer Meinung.