@ Aria
Gratulation, du hast einen sehr guten Beitrag geschrieben. Nur kann ich noch keinen Widerspruch zu meiner Aussage erkennen.
Das einzig Beständige ist der stetige Wechsel, hat ein kluger Mensch gesagt. Und dieser Wechsel verläuft relativ langsam.
Ja, es ist unerträglich mit welcher Verve du und Eule den Einfluss des Christentums auf dem Gebiet der Sexualität – und damit auch der Nacktheit – gering zu reden versucht.
Wir reden nichts gering. Ich zumindest stelle deiner Bedeutung des kirchenamtlichen kath. Einflusses auf die Sexualität der Bürger ihren Misserfolg in diesem Bemühen gegenüber. Die Vertreter der kath. Amtskirche können sich noch so dringend für ein bestimmtes sexuelles Verhalten der Bevölkerung einsetzen, ihr Erfolg ist hier mit nicht mehr als sehr gering zu bewerten und nachzuweisen.
Es wird zwar gern gesagt, die heutige europäische Kultur stehe auf dem Boden, den die freizügigen Griechen bereitet hatten, aber viel größeren Einfluss hatte das Christentum, das die Körperfeindlichkeit von Judentum übernahm und in die ganze Welt transportierte.
Unsere europäische Kultur steht auf der Grundlage der klassischen griechischen Kultur, wobei gewisse Auswüchse durch die christlich/jüdische Lehre ausgeschlossen sein sollen. Wir sollten hierbei bedenken, dass der Islam uns das historische Wissen über die griechische Kultur vermittelte und somit die Aufklärung in Europa ermöglichte. Die Aufklärung ist der entscheidende Einschnitt in unsere Kultur und wir müssen bei der Betrachtung unserer Kulturentwicklung das Wissen berücksichtigen, welches zu welchem Zeitpunkt vorhanden war. Irrtümer können natürlich erst dann ausgeräumt werden, wenn diese als solche erkannt wurden.
Wiederholt habe ich gesagt, dass ich deine Kritik mittrage, sofern du das Wissen der jeweiligen Zeit berücksichtigst. Du wirfst der kath. Amtskirche das Fehlen eines Wissens vor, welches sie zu dieser Zeit nicht gehabt hat und nicht hat haben können. Greife lieber die kath. Kirche in den Punkten heute an, in der die Traditionalisten, so wie der alte Ratzinger heute, das Tradierte über das rationale und empirische Wissen stellen und so eine Fehlmeinung vertreten.
Was jetzt unsittlich ist, ist kein Kriterium der Theologie. In der Theologie gibt es kein Kriterium, was unsittlich ist oder nicht. Natürlich habe ich auch in meiner Kindheit den Quatsch gehört, dass eine heilige, die als Kind verstarb, im Segen der Unwissenheit über die Sexualität verstorben sei. Ich fand diese Botschaft damals schon als falsch. Der Bezug der kath. Morallehre ist die Sexualität und nicht die Nacktheit als solches.
Kath. Priester sind auch Menschen und Bürger ihrer Zeit. Es gibt somit auch sehr konservative Menschen unter ihnen und solche, die die bürgerliche Moral quasi theologisch verkünden oder verkünden wollen. Und wer die Nacktheit als solches mit der Sexualität verbindet, für dem die Sexualität ein zügelloses Verhalten ist, der kann so keine theologische Position vertreten. So ein Mensch kann nicht ernst genommen werden und ja, ich kenne solche Menschen, auch in der kath. Kirche. Nur repräsentieren diese weder die kath. Kirche noch ihre theologische Lehre. Dass die offizielle kath. Sexualmorallehre auf einer falschen Grundlage steht und daher dringend überprüft und neu gefasst werden muss, ist nicht nur mir bekannt. Aber hiervon ist die Nacktheit als solches nicht betroffen. FKK und die Nacktheit als solches stellt keine Sünde dar und nur als solches könnte es ein Thema der Theologie werden.
Jedem, der meint, man könne aus religiösen Motiven heraus nicht zur FKK gehen oder dem Nudismus angehören, kann ich nur sagen, dass diese moralischen Bedenken theologisch nicht begründet sind und auch nicht so begründet werden können. Sowie kann ich nur sagen, dass die Ablehnung der Nacktheit als solches eine bürgerliche Vorstellung ist und nur aus dieser heraus begründet und bewertet werden muss.