@ hajo
Etwas nehme ich zur Kenntnis, dass du meine Ausführungen sehr gern lieber als Angriff und Aggression denn als MEINung interpretierst.
Sorry hajo, ich schildere es halt so, wie ich es empfunden habe. Es liegt mir fern, dir hier böse Absicht oder Unkenntnis vorzuwerfen. Auch wenn ich persönlich diese Ansicht nicht teile, es war schon sehr gut, dass du die Frage des freien Willens aufgeworfen hier eingebracht hast. Ich kenne die Problematik des freien Willens und den Streit über diesen Begriff. Er wird nicht nur in der Medizin heiß debattiert, sondern ebenso in der Psychologie, Pädagogik und Theologie. Auch für die Juristen ist dieses eine besondere Frage.
Da du, so sehe ich es, immer wieder biologische Prozesse und Abläufe mit Willensentscheidungen zusammen erwähnst, gewinne ich den Eindruck, dass du diese beiden unterschiedlichen Sachverhalte nicht trennst. Und ich weise nur darauf hin, dass diese beiden unterschiedlichen Sachverhalte nicht in einen Topf geworfen werden dürfen, auch wenn es hier Überschneidungen und viele Schnittstellen gibt.
Wenn du also die Berichte aus einer bestimmten wissenschaftlichen Richtung hier einbringst, die den freien Willen also solches infrage stellt, so ist Bummlers Reaktion mit der Bezeichnung einer Zwangshaltung zwar nicht ganz richtig, aber in der Tendenz schon zutreffend. Und deine Art und Weise, wie du darauf antwortest, ja das empfand ich als einen Angriff auf Bummlers Aussage.
Gerade die bürgerliche Moral mit ihren ungeschriebenen Normen ist ein hervorragendes Beispiel für die Frage, ob es wirklich einen freien Willen gibt oder nicht. Dieses ist aber kein hirnorganisches Problem. Es ist, meiner Meinung nach, ein klassisches Lernproblem, welches jedoch nur indirekt nachweisbar sein wird. Der Lernprozess ist sehr viel komplexer, als dieser oft dargestellt wird.
Ich liege und bin wohl auch jedenfalls und jedesmal falsch.
Nein, falsch nicht unbedingt, nur oft nach meiner Ansicht daneben. Meine Praktikanten und Freunde haben von mir den Satz gelernt: "Alles, was nicht falsch ist, muss deswegen nicht richtig sein!" Zwischen Falsch und Richtig liegt ein großer Raum, der von noch nicht falsch bis noch nicht richtig reicht.
Schließlich weißt du, was sachlich richtig ist und was nicht.
Wenn ich dieser Meinung wäre, dann würde ich hier nicht mit diskutieren.
ICH habe Bummlers Beitrag so verstanden, als wolle er damit ausdrücken, ich hätte unterstellt (was nicht stimmt, denn der Hinweis auf die Hirnforschung ist ein Hinweis auf neue Forschungs- und Denkansätze), man täte zwanghaft, was das Gehirn vorgäbe.
Ja, so habe ich Bummler auch verstanden. Nur war sein Denkansatz mit dem Begriff der Zwangshandlung unzutreffend. Unter einer Zwangshandlung wird etwas anderes verstanden und diesen anderen Sachverhalt meinte aber Bummler nicht. Die Frage, wie das menschliche Denken und der Wille funktioniert, ist eine sehr schwierige Frage. Wenn man es auf die Begriffe von Freud zurück führt, ohne mal zu beachten, ob diese Ableitung so richtig im Sinne von Freud ist, so stehen hier zwei Handlungsebenen im Streit. Einmal das "Es", welches nicht unbedingt der willentlichen Kontrolle unterliegt und das "Ich", welches den eigenen Willen ausdrückt. Dieses "Es" ist natürlich nicht mit einer Zwangshandlung vergleichbar. Da hast du vollkommen Recht. Und Bummler spielte aus das "Es" an und hat sich hier also nur nicht richtig ausgedrückt.
Dieses "Es" steht jedoch auch nicht in Verbindung mit den biologischen Prozessen. Und ich hatte nun den Eindruck, dass du hier eine Verbindung gesehen und dargestellt hast. Wenn ich dich hier falsch verstanden habe, dann entschuldige dieses bitte.
Das was ich, hier spreche ich nur von mir, bewusst und/oder durch mICH als versteh- und beeinflussbar empfinde, ist ohne mein Gehirn (das gesamte Gehirn!) nicht DENKbar.
Das ist eine sehr materialistische Aussage. Dein "Ich" wird nicht nur von deinem Gehirn bestimmt und beherbergt. Da spielt auch das Sonnengeflecht, ein Nervengeflecht im Bauchraum (daher kommt der Begriff des Bauchgefühls), eine Rolle. Der Wert und die Bedeutung eines Computers wird auch nicht nur von seiner hardware bestimmt, obgleich ein Computer ohne hardware auch nicht funktioniert.
Ich mache dennoch vieles, was mir zwar bewusst ist, jedoch weniger meinem "Willen" unterliegt. Beispiel: Gänsehaut.
Hier ist für mich jetzt ein großes Problem. Der erste Satz ist richtig. Ja, diese Aussage stimmt voll und ganz zu. Aber das Beispiel ist falsch. Denn die Gänsehaut ist keine Frage des Willens, es ist eine biologische Reaktion. Du kannst von mir aus die Meinung vertreten, dass du dein "Ich" aus der Existenz deines Gehirns ableitest, einer Aussage, der ich nicht zustimmen kann, aber die Gänsehaut kommt aus einer anderen Ecke der Steuerung. Der Zweifel an dem freien Willen bezieht sich nicht auf die Existenz biologischer Reaktionen, sondern darauf, dass gewisse Entscheidungen im Gehirn getroffen werden, bevor mir diese bewusst werden. Und hier stellt sich die Frage, sind nicht alle Entscheidungen, auch die des freien Willens, nicht das Ergebnis von "vorbewussten" Entscheidungen. Wie gesagt, vorbewusst deswegen, weil diese Entscheidung im Gehirn ohne Beteiligung meines Bewusstseins getroffen wurde. Wenn also Entscheidungen im Gehirn im Vorbewusstsein getroffen werden, dann stellt sich die Frage, wer oder was beeinflusst diese vorbewusste Entscheidung? Das ist die Fragestellung beim Zweifel am freien Willen.
Auf unsere Fragestellung bezogen wäre es die Frage: "Warum gehe ich gerne nackt?" Diese Frage wird kaum ehrlich zu beantworten sein, ohne nicht auf andere Gefühle oder Sachargumente auszuweichen. Weil diese Frage kaum beantwortet werden kann, so wird die Frage aufgeworfen, dass dieses mein gerne nackt gehen nicht meinem freien Willen entspräche. Würde es dieses, so könnte ich eine umfassende und erschöpfende Antwort geben. Das Argument: "Ich gehe gerne nackt, weil ich mich dann wohl fühle." wird als eine vorbewusste Antwort und Entscheidung angesehen. Denn dieses Gefühl des sich wohl Fühlens ist keine bewusste Entscheidung. Wer oder was steuert dieses Wohlgefühl? Ich weiß es nicht und ich kann darauf auch keine Antwort geben. Ich kann nur dieses Gefühl als solches wahrnehmen und akzeptieren. Und wenn ich es akzeptiere, dann entwickelt dieses Wohlgefühl seine volle Stärke und Wirkungskraft.