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Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tim007 » Mi 12. Dez 2018, 20:32

Eule hat geschrieben:Wichtig ist nur, dass wir in unserer von der Natur so abgewendeten Kultur den Bezug zur Natur und der Natürlichkeit wieder herstellen und wissen, was natürlich ist und was einem zivilisatorieschen Prozess geschuldet ist. Muss ich mich denn wegen etwas schämen, was der Natürlichkeit des Menschen entspricht? !


Besser kann man es nicht sagen.

Eine ähnliche Motivation ist auch für Rousseau kennzeichnend.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Campingliesel » Mi 12. Dez 2018, 20:51

Eule hat geschrieben:Es ist nur wichtig zu wissen, dass der Begriff der Nacktheit mit dem Verlust des Felles verbunden ist und nicht mit dem Tragen oder Nichtragen von Kleidung. Weiter sollten wir wissen, dass das Tragen der Kleidung die Folge unseres zivilisatorischen Prozesses ist, es also keine natürliche Begründung hierzu gibt.



Kleidung hat ja nicht nur den Zweck, die Nacktheit zu verdecken. Und es ist doch völlig egal, ob man ein Fell hatte, oder später sich Kleidung als Ersatz anfertigte, um nicht nackt zu sein, weil beides als Schutz diente. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte die Kleidung keinen anderen Zweck. Und bis dahin hatte die Kleidung für den Menschen einen natürlichen Zweck. Erst als religiöse , politische und soziale Zwecke der Kleidung dazukamen, und auch der Begriff der Scham, der ja vor allem durch die Bibel aufkam, änderte sich das. Das Tragen der Kleidung ist also nicht die direkte Folge unseres zivilisatorischen Prozesses, sondern gab es schon vorher. Und zwar in den KLimazonen, die das erforderlich machten.

Es reicht also nicht, nur bis in die Anfänge der Zivilisation zurückzuschauen, sondern schon in die Zeit vorher. Der Verlust des Felles ist ja nicht gleichzeitig der Anfang der Zivilisation.

Daß das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, sieht man besonders bei den indigenen Völkern, die zwar auch längst kein Fell mehr haben, aber trotzdem weit entfernt von unserer Zivilisation lebten, zumindest, bis diese auch dort angekommen war.

Die australischen Ureinwohner lebten z.b. so unbeeinflußt von irgendwelchen Zivilisationen, daß sie nie einen Staat bildeten, keine Regierung brauchten, keine Herrscher brauchten, und somit auch nie irgendwelche äußeren Zeichen brauchten, um sich als Häuptlinge oder Herrscher zu kennzeichnen. Und ihr Weltbild enthielt auch keinen Grund für eine Scham der Nacktheit wegen. Und das gilt auch für alle anderen, die total abgeschirmt und unentdeckt lebten - bis eben die "Weißen" anrückten.

Warum das in den kälteren Zonen der nördlichen Halbkugel anders war, zeigte ja die Geschichte. Man war also da gezwungen, sich zu kleiden und so entwickelte sich mit der Zeit bzw neben Religion und Politik auch noch die anderern Zwecke, auch die Mode und die standesgemäße Kleidung.

Auch wir unterscheiden noch zwischen standesgemäßer Kleidung, wenn auch nicht mehr so kraß wie früher. Heute liegt es meist an der Gesellschaft, am Geldbeutel und an den beruflichen Ebenen.

Aber die Nacktheit im Sinne der FKK, die im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung relativ wenige Leute ausleben wollen, die bewußt auf Kleidung verzichten, hat mit der ursprünglichen Nacktheit nichts zu tun. Und auch nicht mit der Nacktheit der indigenen Völker.
Hier handelt es sich nur um ein Umdenken, daß man sich doch eigentlich nicht für seinen Körper schämen muß und das schaffen längst nicht alle Leute. Und wenn, dann nicht immer und überall. Warum und woher das auch immer kommen mag.
Für die indigenen Völker stellte sich eine solche Frage nie, weil sie nie anders lebten. Aber auch sie haben bestimmte Dinge, wegen denen sie sich schämen, wenn sie fehlen oder eben nicht ihren Sitten entsprechen.

 

Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von hajo » Mi 12. Dez 2018, 20:57

Eule hat geschrieben:@ hajo
Kleidung und Hausbau sind zwei unterschiedliche Ansätze.

Mag sein.

Nur...
...davon schrieb ich nicht.

Wenn Kleidung dem Schutz dienen soll, dann beschreiben meine Beispiele exakt das.

Wenn Kleidung zudem entweder selbst erstellt oder andererseits übernommen werden kann, dann beschreiben meine Beispiele exakt dies.


Weißt du, Recht haben oder haben wollen sind auch zwei unterschiedliche Ansätze.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Campingliesel » Mi 12. Dez 2018, 21:07

Tim007 hat geschrieben:
Eule hat geschrieben:Wichtig ist nur, dass wir in unserer von der Natur so abgewendeten Kultur den Bezug zur Natur und der Natürlichkeit wieder herstellen und wissen, was natürlich ist und was einem zivilisatorieschen Prozess geschuldet ist. Muss ich mich denn wegen etwas schämen, was der Natürlichkeit des Menschen entspricht? !


Besser kann man es nicht sagen.

Eine ähnliche Motivation ist auch für Rousseau kennzeichnend.


Es fragt sich nur, wie das in der Praxis aussehen soll. Willst Du also doch wieder zurück in die (sprichwörtliche) Steinzeit? Alle Zivilisation abschaffen? Einen Bezug zur Natur herzustellen kann sicher nicht darin bestehen, daß alle Leute nun nackt durch die Natur laufen sollen. Das würde der Natur sicher nicht gefallen. Und um die Natur zu schützen und sie wieder erwachen zu lassen, wo sie zerstört wurde, oder um die Müllberge zu beseitigen oder erst gar nicht noch weiter wachsen zu lassen, muß man nicht nackt sein.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Eule » Mi 12. Dez 2018, 22:39

@ Campingliesel
Du hast uns jetzt wieder mit zwei Beiträgen beglückt, die eine Meinung von dir ausdrücken, denen jedoch der Bezug zur Argumentationslinie fehlt. Ich nehme diese als deine Meinung hin und nun lass es bitte damit genug sein.

@ Hajo
Wenn Kleidung dem Schutz dienen soll, dann beschreiben meine Beispiele exakt das.
Dass du dein Beispiel so verstanden hast, habe ich mir gedacht und darum den Hinweis gebracht, dass der Schutz durch ein Haus nicht gleichzusetzen ist mit dem Schutz durch das Ersatzfell, die Kleidung. Ich halte deine Meinung darum für einen Irrtum.

In beiden Fällen geht es um Schutz. Aber der Schutzgedanke ist jeweils ein völlig anderer. Eine Schnecke, die ihr Schneckenhaus mit sich führt, hat eine Haut, die gleichzeitig das Fell ist. Das Schneckenhaus ist daher kein Teil des Felles, sondern nur die Höhle, in der es sich bei Gefahr zurück zieht. Eine Schnecke ohne Schneckenhaus wird zwar Nacktschnecke genannt, aber diese Bezeichnung ist in der Tat irreführend.

Der Schutzgedanke bei der Kleidung, dem Fell, ist der Schutz vor den Unbilden der Natur, Nässe, Kälte, etc., der Schutzgedanke vom Haus ist der Schutzraum, in dem ich mich bei Gefahr zurück ziehe. Es sind hier also zwei unterschiedliche Schutzinteressen, die jetzt nicht vermengt werden sollen und dürfen. So habe ich meinen Hinweis gemeint und ich hoffe, dass du diesen auch jetzt auch so verstehst.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tim007 » Mi 12. Dez 2018, 23:18

Campingliesel hat geschrieben:Es fragt sich nur, wie das in der Praxis aussehen soll. Willst Du also doch wieder zurück in die (sprichwörtliche) Steinzeit?


Nein, natürlich nicht. Eule schrieb allerdings auch nur, dass ein Bezug hergestellt werden solle.
Das ist was anderes.

Nacktheit hat für mich aber auch nichts mit der Steinzeit zu tun.
Eher was mit Authentizität.

Der Rest ist simpel:
Wer darf bestimmen, wie ich mich zu kleiden habe?

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tim007 » Mi 12. Dez 2018, 23:19

@ HTJ

Auf der einen Seite zeigt sich diese Frau nackt vor allen Leuten im TV. Aber FKK kommt nicht in Frage. Das kann wirklich nur an einer Gruppendynamik liegen, denn für die junge Generation ist eben FKK vollkommen out.


Sie hat lediglich gesagt, dass sie sich im Bikini wohler fühle.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Campingliesel » Mi 12. Dez 2018, 23:45

@ Tim007: Ich weiß aber trotzdem nicht, wie Eule sich diesen Bezug vorstellt.

Ich meinte ja auch nicht, daß Nacktheit was mit der STeinzeit zu tun haben soll. Jedenfalls nicht die Nacktheit, wie wir das heute sehen.

Ich bin z.B. der Meinung, daß gerade Camping und FKK sich vorzüglich miteinander verbinden lassen, weil man beim Camping einen viel stärkeren Bezug zur Natur hat. Ein Campingplatz braucht zwar vielleicht viel Platz, aber der ist relativ wenig bebaut. Und wenn alle Urlauber fort sind, mal abgesehen von ein paar Dauercampern, ist der Platz leer, hat nur grüne Wiese, Büsche und Bäume, und einen wenig bebauten Strand. Da kann sich die Natur dann auch wieder gut erholen. Das ist was ganz anderes, als wenn ein Hotelklotz neben dem anderen hinter dem Strand steht und von einer schönen Stadtkulisse schon kaum noch was zu sehen ist.
Oder wenn man z.b. den Keutschacher See anschaut. Auf dem Campingplatz hat sich seit den 50er Jahren wenig verändert. Und am Seeufer steht immer noch der Holzsteg und nichts ist unnatürlich und häßlich verbaut. Die Österreicher verstehen es auch, passend zur Landschaft zu bauen und nichts zu verschandeln, besonders in solchen ländlichen Gegenden. Da fühlt man sich wirklich wie in reiner Natur

https://www.ecamping.at/karnten/klagenf ... schach-see

Wie ziehst Du Dich denn an, wenn du zu einer bestimmten Veranstaltung gehst? Ich weiß ja nicht, welche Interessen du hast und welche Veranstaltungen wie Konzerte oder Tanz oder Theater oder was auch immer Du besuchst. Natürlich ist da die Spanne zwischen sehr elegant und "normal" gut angezogen sehr groß. Besonders natürlich bei den Frauen. Aber da würdest du vermutlich auch nicht mit Schlabber-Bermudashorts oder Hawaii-Hemd und barfuß hingehen. Bei sommerlichen Open-Air-Konzerten ist das sicher wieder was anderes. Oder bei einem Sommerfest am See, was es hier oft gibt. Das kommt halt immer auf den "Rahmen" an.

 
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Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von Tim007 » Mi 12. Dez 2018, 23:57

Ich stimme Dir durchweg zu, auch hinsichtlich des Campings, des Keutschacher Sees (den ich liebe) und der situationsabhängigen Bekleidung.

Mir geht es zum einen darum, dass der Körper als Gottesgeschenk (sorry, Aria) nicht verwerflich ist. Zum anderen geht es keinen Menschen etwas an, wie sich ein anderer kleidet, s.o. Ausnahme: Wer das Hausrecht hat, bestimmt den Drescode.

 

Re: Nacktheit- Schamgefühl- Gruppendynamik

Beitrag von hajo » Do 13. Dez 2018, 02:45

Eule hat geschrieben:@ Hajo
Wenn Kleidung dem Schutz dienen soll, dann beschreiben meine Beispiele exakt das.
Dass du dein Beispiel so verstanden hast, habe ich mir gedacht und darum den Hinweis gebracht, dass der Schutz durch ein Haus nicht gleichzusetzen ist mit dem Schutz durch das Ersatzfell, die Kleidung. Ich halte deine Meinung darum für einen Irrtum.

In beiden Fällen geht es um Schutz. Aber der Schutzgedanke ist jeweils ein völlig anderer. Eine Schnecke, die ihr Schneckenhaus mit sich führt, hat eine Haut, die gleichzeitig das Fell ist. Das Schneckenhaus ist daher kein Teil des Felles, sondern nur die Höhle, in der es sich bei Gefahr zurück zieht.

Bist du jetzt stur oder rechthaberisch?
Ich habe nie von einem HAUS geschrieben.
Ich habe NICHT von BESTANDTEILEN des Lebewesens geschrieben...
Das Schneckenhaus ist TEIL der Schnecke. Dafür kann sie nichts. (Genau so wenig wie die Schildkröte für ihren "Panzer".)
Das Fell des Gorillas ist TEIL desselben. Er kann sich nicht ausziehen.

Die Köcherfliegenlarve ist a priori OHNE Hülle. Wird so geboren.
Wie der Mensch.
Der Einsiedlerkrebs muss ebenfalls seinen Schutz mehrfach suchen. Beim Wachsen wechseln.

DAS ist das Pedant zur Kleidung.

Aber - du wirst weiterhin widersprechen. Denn um Diskussion geht es dir wohl kaum.

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