nordnackt hat geschrieben:Jeder ist selbst gefordert, sich so zu benehmen, dass es aus Sicht eines vernünftig denkenden durchschnittlichen Bürgers nicht zu Fehldeutungen kommt.
Jetzt wird es psychologisch! Das ist natürlich gar nicht so einfach, deshalb ist der Austausch darüber wichtig.
Also wie soll man sich benehmen:
1. Was von vornherein glasklar ist, die Hand aus dem Schritt. Das ist m.E. ein absolutes Tabu bei solchen Begegnungen.
Ich könnte mir vorstellen, dass es zweckmäßig ist, die Hände sogar anderweitig zu beschäftigen, z.B. am Wanderstock oder am Rucksack.
2. Die Körpersprache. Ein aufrechter, selbstbewusster Gang, dynamisch aber nicht hektisch soll dem Gegenüber ein Gefühl des Selbstverständnisses vermitteln. Im Stand sollte eine Trinkflasche (Mineralwasser oder isotonisches Getränk) in der Hand oder am Mund ein gesundheitsbewusstes Verhalten dokumentieren. Ich halte dieses Detail für wichtig.
Auch so nebensächliche Sachen, wie Bauch einziehen und Brust raus sind in der Psychologie zum Gegenüber prägend und meinungsbildend.
3. Der Blick und der Gesichtsausdruck. Der Blick sollte offen aber nicht aufdringlich sein. Dem textilen Wanderer sollte man in die Augen schauen, aber nicht länger als 3 Sekunden, dann den Blick in die Weite wenden. Dabei muss man natürlich entspannt und freundlich gucken. Ein verbissener oder dämlich seniler Gesichtsausdruck ist zu vermeiden. Das kann man zuhause vor dem Spiegel üben.
4. Der Gruß. Da ist viel Gefühl gefragt. Wenn der Textile weg guckt und das Weite sucht, dann will er keinen Kontakt und dann sollte man auch nicht grüßen. Falls er aber den Blick erwidert und eher erstaunt oder belustigt schaut, sollte man die Chance flugs nutzen und zuerst grüßen. Auch das kann man üben, damit man nicht stammelt oder sich verspricht. Regionale Grußformeln sind vorher zu erkunden und zu verwenden.
5. Das Gespräch. Hier gibt es zwei Varianten:
5.1 Das freundliche Gespräch mit Leuten die dem Gedanken der Nacktwanderei positiv gegenüber stehen. Auch hier sollte man ein paar Floskeln wegen dem Warum und Weshalb parat haben. Aber man kann auch völlig belanglose Sachen kommunizieren, z.B. ob es Empfehlungen für den weiteren Weg gibt oder wo Pausen möglich sind. Das normalisiert die Situation. Auf jeden Fall ist der Abstand zum Gesprächspartner etwas größer als normal zu wählen. Sind sonst ca. 60 cm Abstand üblich sollte man mindestens 1,20 m wählen, denke ich.
5.2 Der Streit, falls fanatische Textile sich zu Anfeindungen hinreißen lassen. Falls diese Anfeindungen aus einer gewissen Distanz heraus erfolgen, dann sollte man sich möglichst nicht äußern und die Distanz zur Deeskalation vergrößern, also ohne Kommentar weiter gehen. Falls man aber direkt angesprochen oder angeschrien wird, so sind auch hier ein paar Standardsätze entschlossen und möglichst unaufgeregt zu erwidern. Am besten solche mit Freiheit, da kann man kaum kontern. Die Tonlage ist möglichst tief zu wählen, dass signalisiert Männlichkeit und warnt unterschwellig vor einem körperlichen Angriff.
6. Der Kontakt mit der Polizei. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass Bürger die Polizei rufen und diese dann auch kommt, weil sie gerade nichts anderes zu tun haben, dann muss man natürlich genauso auftreten wie oben schon beschrieben, aber zusätzlich (leider) auch noch machen was die Beamten anweisen. Da wird man wohl nicht drumrum kommen.
Der Nacktwanderknigge hat nun keinen Anspruch auf Vollständig- oder Richtigkeit. Da möchte ich doch höflich um Ergänzungen und Klarstellungen bitten, damit wir in der nächsten Saison frohen Mutes unseren einmal eingeschlagenen Weg weiter fortsetzen können.