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Strassburg

In diesem Forum werden Rechtsfragen bezüglich der FKK diskutiert. Bitte beachtet, daß dies absolut unverbindlich ist.
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Re: Strassburg

Beitrag von nordnackt » Sa 3. Jan 2015, 18:51

Bestraft wird, was nach dem gesunden Menschenverstand bestraft gehört. Das Strafmaß richtet sich nach der Schwere der Tat.


Entschuldigt bitte meinen Ton, aber: Das ist so unerträglich dämlich, dumm, unbrauchbar und offenkundig - auf die Stirn geschrieben - verfassungswidrig.

Sind unbestimmte Rechtsbegriffe schon ärgerlich, aber zwingend notwendig (sic!), ist ein solches Gesetz ebenso unnötig wie unbrauchbar. Es würde gegen die elementarsten Grundsätze verstoßen und wäre viel zu unbestimmt (im Gegensatz - der Einwand wird zwangsläufig kommen - zu den hinnehmbaren Gummiparagraphen).

"Gesunder Menschenverstand" als einziges Kriterium für alle denkbaren Vergehen und Verbrechen? Wenn es nach der Schwere der Tat angemessen ist, wird dann die Hand abgehackt? Gilt das auch, wenn sich die Rechtspopulisten durchsetzen und die öffentliche Meinung dominieren? Wer bekommt die unglaubliche Macht, dies zu entscheiden - die von Dir bzw. Euch arg gescholtenen Richter wohl nicht, weil dumpf, dumm und rechtslastig. Scherbengericht? Volksgerichtshof? Diktator?

Gute Nacht, Rechtsstaat! So, genau so und nicht anders, haben es die Nationalsozialisten praktiziert.

Ich bin wirklich erschüttert. Ich lese viel im Forum. Einerseits finde ich ansprechende Diskussionen auf hohem Niveau, die von Bildung und Weisheit zeugen. Ebenso erkenne ich Fachleute für Technik, Philosophen, Weitgereiste, Politiker und vieles mehr. Andererseits hätte ich das hier oftmals vertretene rechtliche Niveau allenfalls in der Bildzeitung oder am Stammtisch, und zwar ganz rechts in der Ecke, vermutet.

Glücklicherweise haben wir ein System, das Querulanten, die sich als Experten fühlen, außen vor lässt und die Rechtsanwendung im Wesentlichen den vernünftig, billig und gerecht Denkenden überträgt. Dass Querulanten und ganz einfach gestrickte Bürger dies nicht erkennen können, gehört zum Krankheitsbild und muss ein Rechtsstaat ertragen können. Oder, einfach ausgedrückt: Manche Teilnehmer dieses Forums haben einfach deutlich mehr Geisterfahrer, als die anderen...

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Re: Strassburg

Beitrag von nordnackt » Sa 3. Jan 2015, 18:53

Solche Bagatellen, auf die es nicht ankommt, werden nach den §§ 154, 154a StGB eingestellt.


Entschuldigung, es hätte natürlich StPO (statt: StGB) heißen müssen.

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Re: Strassburg

Beitrag von Klaus_59 » Sa 3. Jan 2015, 19:53

Aria hat geschrieben:Schon bei dem, was eines Menschen würdig oder unwürdig ist, gibt es Differenzen: Die einen sagen, das Nacktsein eines Menschen in der Öffentlichkeit verletze die Würde nicht nur des Nackten selbst, sondern auch die Würde derer, die diese Nacktheit sehen (müssen). Die anderen sagen: Das ist Unsinn, denn Nacktheit ist etwas total Natürliches, schließlich werden wir alle nackt geboren.

Du hast da eine Kleinigkeit vergessen. Eigentlich hättest du es wissen müssen, da ich es schon mehr als einmal geschrieben habe. Es gibt nämlich auch noch diejenigen, die in ihrer Würde verletzt sind, weil ihnen gesagt wird, sie seien so, wie sie von Natur aus sind, für andere Menschen nicht zumutbar, und das ist eine schwerwiegende Verletzung der Würde, will ich meinen.
Und dass man nicht öffentlich pinkelt, hat einen ganz anderen Grund. Die Pisse würde die Straße hinunterfließen und stinken.

Aria hat geschrieben:Du sagst es: Simple Nacktheit in der Öffentlichkeit ist eine Kleinigkeit, deswegen wird sie nicht als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit behandelt - wäre dem anders, unsere Gerichte hätten viel zu tun.

Ich habe bewusst keinen Unterschied gemacht, um nicht unnötig kompliziert argumentieren zu müssen. Letztlich ist eine Geldbuße ja auch eine Art Strafe, wenn auch nicht juristisch gesehen.
Und dass Nacktheit als Ordnungswidrigkeit BEHANDELT wird, hast du sehr treffend gesagt. Sie IST nämlich keine, wird aber als solche BEHANDELT. Das ist es, wogegen ich mich wehre.
Hast du dir eigentlich schon mal in die Straßenverkehrsordnung angesehen? Da ist jeder Furz abgehandelt, und was da nicht drin steht, wird auch nicht gebüßt. So zum Beispiel das immer wieder diskutierte Barfußfahren. Steht nicht drin, ist nicht verboten, kostet auch kein Geld. So kann und muss das auch beim OWiG gehen.

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Re: Strassburg

Beitrag von Klaus_59 » Sa 3. Jan 2015, 19:54

@Nordnackt
Du hast nicht bemerkt, dass das Ironie war.

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Re: Strassburg

Beitrag von kristofnrw » Sa 3. Jan 2015, 21:13

Klaus_59 hat geschrieben: Es gibt nämlich auch noch diejenigen, die in ihrer Würde verletzt sind, weil ihnen gesagt wird, sie seien so, wie sie von Natur aus sind, für andere Menschen nicht zumutbar, und das ist eine schwerwiegende Verletzung der Würde, will ich meinen.
Ich stelle mir gerade eine Welt vor, in der alle nach Belieben nackt herumliefen. Wunderbar befreiend! Bald würde Nacktheit banal und niemand mehr empfände den Anblick anderer, ob "schön oder "hässlich", als unzumutbar. Eine pubertierende Nichte von mir empfindet schon den Anblick übergewichtiger Menschen am Textilstrand als visuelle Belästigung. In einer Welt voller Nackter wäre das aufgrund des Gewöhnungsfaktors sicherlich gar kein Thema. Ich frage mich aber, ob es auch dann noch Situationen gäbe, in denen Kleidung vorgeschrieben sein sollte.

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Re: Strassburg

Beitrag von Puistola » Sa 3. Jan 2015, 22:18

kristofnrw hat geschrieben: Ich frage mich aber, ob es auch dann noch Situationen gäbe,
in denen Kleidung vorgeschrieben sein sollte.

Nein, aber es ist eine Frage von Anstand und Takt, an einer Beerdigung auf
einen weissen Smoking zu verzichten, ebenso auf die Nacktheit - es sei,
im Testament stehe was dazu.
Das Gesetz hat im Vereich der Sitten und des Anstandes nichts zu suchen.
Wer sich nach diesen bürgerlichen 'Tugenden' richtet, hat es bestimmt einfacher,
als wer rumläuft wie ein Punk oder eben wie Steve Gough.
Dazu braucht es kein Gesetz. Man beobachte sein eigenes Verhalten, und schon
wird klar, wie stark jeder in dieses 'man' eingebunden ist - Das muss reichen,
wenn es nicht schon viel zu viel ist.

Puistola

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Re: Strassburg

Beitrag von Zett » Sa 3. Jan 2015, 22:43

Also zu meiner Beerdigung lade ich schon mal alle zum Nackterscheinen ein! Eine tolle Idee! Termin steht aber leider oder zum Glück - noch nicht fest.

@kristofnrw
Ich wollte Dich fragen, was so richtig unter "billig" ("der billig denkende Bürger") zu verstehen ist. Jetzt les ich bei Wikipedia: Billigkeit: "gerechte oder angemessene Anwendung". Also ist der "billig denkende Bürger" der »gerecht und ["oder" klingt hier blöd] angemessen denkende Bürger"? = z.B. das Sittengesetz?

Ansonsten kann ich Dir weitgehend zustimmen und auch Aria - die einiges übernommen hat, was ich hier im Forum schon gesagt habe.

Und natürlich würde ich mich über noch weniger Ablehnung gegenüber öffentlicher Nacktheit freuen, aber mit Gewalt lässt sich das nicht erzwingen. Ich habe mir über die Jahre eine phantastische Freiheit erarbeitet und kann heute nicht weit von der Stadt eine so große Strecke nackt joggen, dass ich sagen kann: Es lohnt sich, auf andere Rücksicht zu nehmen, wenn man Toleranz von anderen möchte - auch - oder gerade -, wenn man keine völlige Rechtsicherheit dabei hat.

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Re: Strassburg

Beitrag von kristofnrw » So 4. Jan 2015, 01:11

Zett hat geschrieben:@kristofnrw Ich wollte Dich fragen, was so richtig unter "billig" ("der billig denkende Bürger") zu verstehen ist.
Du verwechselst mich mit nordnackt, der diesen Begriff verwendet hat.

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Re: Strassburg

Beitrag von Zett » So 4. Jan 2015, 11:12

Nein, der Begriff ist mir - ich glaube mehrfach - bei Kommentaren großer Rechtskommentierer (Buchform) über den Weg gelaufen, sollte also ein in Juristenkreisen gängiger Begriff sein. Daher schon bewusst die Frage an Dich gestellt, auch wenn Du den Begriff vielleicht selber nicht verwendet hast. Abert ich denke, so wie ich mir es mittels Wikipedia zusammengestückelt habe, kommt es schon ungefähr hin.

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Re: Strassburg

Beitrag von kristofnrw » So 4. Jan 2015, 13:20

"billig" bedeutet hier "zu billigen". Es ist ein veralteter Begriff in Sinne von "sittenkonform", "rechtschaffen", "ehrbar". "Billig denkende Bürger" sind demnach Menschen, die sich auf das - wie schon von Aria ausgeführt - nirgends wissenschaftlich oder juristisch definierte Sittengesetz berufen, es sind auch so genannte "Gutmenschen", die sich in der Gesellschaft, so wie sie jeweils ist, gut aufgehoben fühlen, deren Status quo sie verteidigen und für die gilt: "das Leben ist schön". Es ist das Gegenteil von "unorthodox / kritisch Denkenden" bzw. "Andersdenkenden", wie Rosa Luxemburg sie bezeichnete, und die auf Missstände hinweisen und sie beheben möchten, um das Leiden jender zu mindern, deren Dasein oder Leben mit dem "Sittengesetz" - gewollt oder ungewollt - nicht konform ist.

In einer Demokratie lässt sich das ungeschriebene Sittengesetz nicht - wie in früheren Zeiten - von oben herab verordnen, sondern verändert sich mit den Sitten und Bräuchen in der Gesellschaft. Es kann also Fortschritte im Sinne von mehr Freizügigkeit geben und auch Rückschritte. Dass Richter diesen Entwicklungen Rechnung tragen, ist dem Postulat der Demokratie geschuldet, dass allein das Volk - und nicht eine ethische oder moralische Instanz oder gar nur eine Person an der Spitze - der Souerän ist. Allerdings werden ja im Grundgesetz - etwa in Ewigkeitsklauseln - Prinzipien festgelegt, die auch durch eine einfache Mehrheitsentscheidung nicht aufgehoben werden können. Somit wird garanrtiert, dass der Staat funktionsfähig bleibt und zudem dass etwa auch Minderheiten und sogar jedes Individuum in den Genuss von Grundrechten kommen.

Klaus beruft sich etwa auf dieses Grundrecht - auch wenn es der Mehrheit nicht passen mag. Richter müssen in dem Fall abwägen, ob das von Klaus eingeforderte Grundrecht über dem Sittengesetz der billig denkenden Mainstreambürger steht oder umgekehrt. Bisher ist das offenbar nicht der Fall, da Nacktheit als Ordnungswidrigkeit geahndet wird. Das zeigt im Grunde, dass das "billige Denken" sehr konservativ und rückständig ist, teilweise (zumindest auch begrifflich) noch irgendwo im 19. Jahrhundert verharrt, als die Demokratie noch in den Kinderschuhen steckte. Selbst die Sprache verändert sich schneller als das sittliche Empfinden, denn heute hat sich die Bedeutung des Begriffs "billig" ja schon in sein Gegenteil verkehrt und wird abwertend benutzt im Sinne von "minderwertig, schlicht, platt, primitiv"..., während viele Menschen unter "billig" weiterhin ausschließlich etwas Positives verstehen im Sinne von "preisgünstig, fast geschenkt".

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